Review: DIE VORSEHUNG - Serienmorde, übersinnlich Begabte und überforderte Ermittler


Fakten:
Die Vorsehung (Solace)
US. 2015. Regie: Afonso Poyart. Buch: Sean Bailey, Ted Griffin. Mit: Anthony Hopkins, Jeffrey Dean Morgan, Abbie Cornish, Colin Farrell, Marley Shelton, Janine Turner u.a. Länge: 102 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Das FBI jagt einen Serienkiller, der stets nach dem gleichen Schema mordet. Unterstützung holt sich FBI-Agent Joe Merriweather schließlich bei John Clancy. Der ist übersinnlich begabt und hat die Fähigkeit, in die Vergangenheit und Zukunft von Menschen zu blicken. Der Fall wird allerdings bald verzwickter als anfangs gedacht, denn der gesuchte Serienkiller verfügt über genau die gleichen Fähigkeiten, welche womöglich noch stärker ausgeprägt sind als bei Clancy.






Meinung:
Der brasilianische Regisseur Afonso Poyart war im Filmgeschäft bislang eher ein unbeschriebenes Blatt. Sein Debüt "2 Coelhos", ein ausgeflippter Actionfilm mit komplett unbekanntem Cast, hatten die wenigsten auf dem Schirm und so überrascht sein zweiter Film dann durchaus. Für "Die Vorsehung" konnte Poyart mit Anthony Hopkins, Colin Farrell, Jeffrey Dean Morgan und Abbie Cornish einige durchaus namhafte Darsteller gewinnen.


Colin Farrell an einem nicht so gut gelaunten Tag
Das Drehbuch von Sean Bailey und Ted Griffin, welches viele Jahre unverfilmt blieb, wurde nun von Poyart inszeniert. Die Geschichte, in der das FBI einen Serienkiller jagt, der nach dem immer gleichen Schema mordet und anscheinend einen höheren Zweck in seinen skrupellosen Taten sieht, klingt nicht nur allzu bekannt, sondern wird bedauerlicherweise kaum um nennenswerte Faktoren bereichert, um sich von dutzendfach gesehenen Vertretern aus dem Thriller-Genre abzuheben. Das Potential hierfür ist durchaus gegeben, denn der Krimi-Plot wird durch zwei übersinnlich begabte Menschen erweitert, welche eine Art mediale Fähigkeit besitzen, durch die sie Hintergründe von Menschen aus der Vergangenheit sofort erkennen können, aber auch Ereignisse aus der Zukunft voraussehen. Das pikante dabei: Einer von beiden, gespielt von Anthony Hopkins, steht den Ermittlern des FBI als Berater zur Seite, der andere, verkörpert durch Colin Farrell, ist der gesuchte Serienkiller. Eine überaus interessante Konstellation also, mit genügend Gelegenheiten, um die Haupthandlung mit überraschenden, verspielten Impulsen zu versehen, doch "Die Vorsehung" zerfällt nach dem ersten Drittel inhaltlich in unausgegorene und zähe, nicht sauber erdachte Einzelteile.


Hände hoch oder Opi macht Dampf
Über weite Strecken folgt die Dramaturgie der üblichen Struktur eines Krimi-Thrillers, bei dem Tatorte besichtigt, Zeugen befragt, Spuren rekonstruiert sowie eifrig Rückschlüsse gezogen werden. Das eigentliche Duell, überhaupt die allererste Begegnung zwischen Medium und Medium findet viel zu spät statt und allgemein ist der Umgang mit den Figuren mitunter haarsträubend. Da werden zentrale Hauptfiguren, denen zunächst immerhin ansatzweise Charakterzeichnung zugestanden wird, irgendwann auf einmal komplett unter den Teppich gekehrt und lieblos mit konstruiert wirkenden Wendungen abgespeist. Es ist nicht so, dass man den Schauspielern nicht gerne zusieht, doch es wirkt oftmals, als würden sie machtlos gegen ein Drehbuch anspielen, das sie zu häufig unterfordert. Auch bei der Regie wechseln sich Licht und Schatten unentwegt ab. Die Szenen, in denen die Fähigkeiten der medial Begabten einsetzen, werden von Poyart in clipartig montierten Passagen inszeniert, die dem Werk zusammen mit dem düsteren Grundton und einigen brutalen Einlagen merklich Atmosphäre verleihen. In anderen Szenen wirkt der Film aber geradezu stümperhaft. Da wird planlos umhergeschwenkt, andauernd gibt es kurze Zooms, die keinen Sinn ergeben und wird in ruhigen Szenen auf schnelle Fahrten Wert gelegt, in denen es unangebracht ist.


Am Ende überwiegt der negative Eindruck einfach zu sehr, als dass hier wenigstens passable Genre-Unterhaltung für zwischendurch herausgekommen ist. "Die Vorsehung" hat gute Darsteller, eine interessante Ausgangslage und einige überaus atmosphärische Momente. All das wird aber durch ein schludriges Drehbuch und eine immer wieder planlose, amateurhafte Inszenierung zunichte gemacht, was zu einem unterdurchschnittlichen Thriller von der Stange führt, der höchstens für einen extrem langweiligen, verregneten Sonntagnachmittag taugt.


4,5 von 10 überraschende Begegnungen in der Bar


von Pat

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