Review: THE RIOT CLUB - Die hässliche Fratze der jungen Elite



Fakten:
The Riot Club
GB, 2014. Regie: Lone Scherfig. Buch: Laura Wade (auch Vorlage). Mit: Sam Claflin, Max Irons, Natalie Dormer, Douglas Booth, Ben Schnetzer, Freddie Fox, Sam Reid, Matthew Beard, Olly Alexander, Jessica Brown Findlay, Tony Way, Tom Hollander u.a. Länge: 102 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 5.3.2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Oxford University: Als neue Mitglieder des berüchtigten „Riot Club” sind die Studienanfänger Miles und Alistair angelangt bei den Smarten, Privilegierten und Wohlhabenden. Aus über 20.000 Studenten wurden sie ausgewählt, um die Mächtigen von morgen zu werden. Doch der elitäre Studentenbund kann Karrieren nicht nur ermöglichen, er kann sie auch zerstören. Beim traditionellen Dinner in einem abgelegenen Pub entladen sich Rivalität, Missgunst und übersteigerter Ehrgeiz, und die Situation eskaliert. Die Neuankömmlinge müssen erfahren, wie hoch der Preis der Zugehörigkeit wirklich ist…






Meinung:
„Menschen wie wir machen keine Fehler!“

Zumindest keine, die sich nicht mit Geld, Macht und Einfluss aus der Welt schaffen ließen. Nicht für die Menschen am unteren Ende der gesellschaftlichen Nahrungskette, die bleiben auf dem angerichteten Scherbenhaufen sitzen, doch Mitglieder des Riot Club tangiert so was nicht mal peripher. Sie stehen über allem, werden ihren Weg gehen und lassen sich dabei nicht von „kleinen Zwischenfällen“ aufhalten. Das regeln die da oben schon, schließlich gehört man nicht umsonst zu diesem elitären Kreis.


Hier dinieren nur die Besten, Mahlzeit.
Die dänische Regisseurin Lone Scherfig konnte sich mit „An Education“ und „Zwei an einem Tag“ bereits international beweisen, mit „The Riot Club“ nimmt sie sich der Verfilmung des Bühnenstücks „Posh“ an, dessen Autorin Laura Wade ihr eigenes Skript auch für die große Leinwand adaptiert. Ausgangsort der Geschichte ist die weltberühmte, englische Universität Oxford, schon ein Synonym für die Crème de la Crème der Gesellschaft, ein akademische Hochburg, aus deren Schoß die wichtigsten Persönlichkeiten des Landes hervorgehen. Hier werden Bestleistungen verlangt, Bildung und Ehrgeiz auch höchstem Niveau gefördert, die angehenden Absolventen auf ihren zukünftigen Stand an der Spitze der Bevölkerung getrimmt. Dementsprechend hoch trägt man dort im Schnitt allerdings auch die Nase, nur das Ego liegt noch über dem Kontostand. Jeder meint, zur absoluten Elite zu gehören, doch selbst unter den 20.000 Studenten gibt es noch eine kleine, ausgesuchte Verbindung. Die selbsternannte Top-Ten, den Riot Club. Dieses Jahr gilt es zwei vakante Plätze in dem erlauchten Zirkel zu besetzen, mit zwei Frischlingen, die diesem Privileg würdig erscheinen. Bei einem wilden Exzess sollen sie sich ihre Sporen verdienen, Konkurrenzkampf inklusive, was in einer Katastrophe endet.


Miles findet seine neuen Freunde plötzlich gar nicht mehr so nett.
„The Riot Club“ wirkt bis zu dem Punkt, als das große Fressen den Hauptanteil der Handlung einnimmt, wie ein weiterers und nicht gerade besonders interessantes Uni-Filmchen, dessen großkotzige Figuren schnell alle Antipathien auf ihrer Seite haben. Lediglich die beiden Neuen, Alistair (Sam Claflin), der verbissen versucht, aus dem übergroßen Schatten seines Bruders herauszutreten, und Miles (Max Irons, Sohn von Oscarpreisträger Jeremy Irons), ein offenbar umgänglicher und bodenständiger junger Mann, sind einem als Zuschauer noch nicht gänzlich scheißegal. Wobei der ganz klar als echter Sympathieträger etablierte Miles einem mit zunehmender Dauer auch nicht gerade ans Herz wächst, dafür ist seine Rolle erstens zu wenig interessant, da viel zu eindimensional gehalten und außerdem von dem kleinen Irons mit relativ wenig Charisma verkörpert. Ein eher blasser Auftritt, wo hingegen Claflin sowohl mit seinem Spiel als auch mit seiner sich zumindest leicht entwickelnden, nicht sofort zu einhundert Prozent definierbaren Figur die deutlich bessere Figur abgibt und durchaus darstellerische Qualitäten offenbart, die ihn vielleicht mal über den Status des hübschen Teenieschwarms befördern könnten. Neben ihm lassen auch einige andere der Jungdarsteller, wie z.B. der schon in „Pride“ aufgefallene Ben Schnetzer, zumindest darstellerisches Potenzial erkenne, auch wenn ihre Rollen nicht mehr als Schablonen sind.


Ob arm oder reich: Betrunkene und Kinder sagen immer die Wahrheit.
Was eine ganze Weile nicht mehr als hohles Phrasendreschen und ein Zuschaustellen dekadenter, überheblicher Schnösel zu sein scheint, die mit dem goldenen Löffel im Arsch geboren wurden und sich einen Dreck um echte Probleme scheren, da sie sie wohl nie am eigenen Leib erleben werden, entwickelt sich der Film mit dem steigenden Pegel beim wilden Gelage in einem kleinen Pub zu einer plötzlich durchaus mitreißenden, mitunter sogar garstigen Satire, bei der die jungen Snobs zusehends den letzten Rest von „Anstand“ oder zumindest Zurückhaltung fallen lassen und vollends ihre hässlichen Fratzen demaskieren. Respekt, Demut oder gar Bodenhaftung besaßen sie eh nie, doch nun verliert das Ganze jegliche Kontrolle und der Zuschauer stellt angewidert fest, dass dieses ganze Gehabe, die menschenverachtenden Überheblichkeit und das Fehlen jeglicher Moral gar nicht mal eine wirkliche Überspitzung darstellt. Was nun geschieht, ist natürlich ein Worst-Case-Szenario, dessen kritische Töne wenig subtil mit dem Holzhammer bzw. dem Cricketschläger vorgetragen werden, wenig die Hintergründe und Ursachen beleuchtet, eher plakativ einen Ist-Zustand darlegt, dies allerdings mit einem bald schauderhaften Wahrheitsgehalt, der seine Wirkung somit nicht verfehlt. Besonders, wie das verheerende Resultat ihrer Sause im Nachhinein behandelt wird und welche Schlüsse dies auf die Klassengesellschaft eines zivilisierten Landes wirft, ist keinesfalls realitätsfremd und als Statement für sich erschreckend genug.


„The Riot Club“ ist kein großartiger Film, bietet genügend Verbesserungspotenzial und schöpft seine Möglichkeiten keinesfalls aus, keine Frage, allein Max Irons ist nah an einer totalen Fehlbesetzung. Schwarz/Weiß-Malerei wird ausgiebig betrieben, trotzdem mag er insgesamt irgendwie funktionieren, denn gerade diese Schwarz/Weiße-Sichtweise ist es traurigerweise, die oftmals auch die Welt dominiert, die oberen Zehntausend eines Landes stellt und damit trifft „The Riot Club“ den Nagel durchaus auf den Kopf. Hat seine Fehler, ist aber gut gemeint und mit Sicherheit nicht belanglos.

6 von 10 Blow-Jobs unterm Tisch

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