Posts mit dem Label Hossein Amini werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Hossein Amini werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Review: DIE VIER FEDERN – Die Ballade von Feigheit, Schicksal und Heldenmut

Keine Kommentare:


Fakten:
Die vier Federn (The Four Feathers)
USA. 2002. Regie: Shekhar Kapur. Buch: Michael Schiffer, Hossein Amini, A.E.W. Mason (Vorlage).
Mit: Heath Ledger, Wes Bentley, Kate Hudson, Michael Sheen, Djimon Hounsou, Alex Jennings, Tim Pigott- Smith, Rupert Penry-Jones, James Cosmo, Alek Wek, Kris Marshall, Nick Holder u.a. Länge: 125 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:.
1884: Nach dem Harry Feversham die Armee unehrenhaft verlässt wird er von seinem Vater verstoßen und seine Freunde tadeln ihn mit der weißen Feder, dem Symbol für Feigheit. Auch seine Verlobte wendet sich von ihm ab. Als Harry aber erfährt, dass sein Freund und dessen Regiment in der Wüste Afrika auf verlorenen Posten steht, macht er sich auf, um dessen zu helfen.





Meinung:
Es ist schon seit Jahren Gang und Gäbe, dass begabte Regisseure aus ihrem heimischen Dunstkreis von Hollywood heraus rekrutiert werden, um anschließend in der florierenden Filmbranche der Vereinigten Staaten Fuß fassen zu dürfen: Die chinesische Heroic-Bloodshed-Koryphäe John Woo („Face/Off“) erging es so, Nicolas Winding Refn („Only God Forgives“) ebenfalls und auch der indisch-britische Shekhar Kapur wurde von liebreizenden Offerten der Traumfabrik gelockt. Mit dem exquisit besetzten „Elizabeth“ von 1998 (dem er 2007 mit „Elizabeth – Das goldene Königreich“ eigenhändig ein weiteres Kapitel anheftete) zeigte Kapur gleich mal, was er inszenatorisch so auf dem Kasten hat und erntete kollektive Lobgesänge (darunter auch ganze sieben Nominierungen für den Oscar). Kapur schien also ein Händchen für Stoffe mit historischer Provenienz zu besitzen und war damit quasi dafür prädestiniert, den zum Klassiker der Literaturgeschichte avancierten Roman „Die Vier Federn“ von A.E. Mason zum siebten Mal in Form zu gießen. Selbstredend nur mit gültiger Starbesetzung.

 
Viel gemütlicher als in Afrika
Dass es sich Kapur nicht darum dreht, den zeitgeschichtlichen Kontext von „Die Vier Federn“ adäquat zu behandeln, hat der Regisseur schon in der Prä-Produktion bekundet: Ihm geht es nicht um den Mahdi-Aufstand und die daraus resultierende Schlacht von Omdurman, in der die koloniale Macht Großbritanniens Muhammad Ahmad, den selbsternannten Messias, und seine Männer besiegte. „Die Vier Federn“ fokussiert vielmehr den Reifeprozess seiner Protagonisten innerhalb ihrer Erlebnisse im Sudan. Der britische Imperialismus feierte seinen Höhepunkt und in die Armee zeichnete sich durch blinden Gehorsam aus, der es nicht ermöglichte, Marschbefehle berechtigterweise zu hinterfragen. Harry Faversham (Heath Ledger), ein beliebter Soldat seines (fiktiven) Regiments „Royal Cumbrains“, quittiert seinen Dienst aber genau dann, als es für dieses ernst wird, nachdem sudanesische Rebellen eine britische Befestigungsanlage angegriffen und für sich bestimmt haben. Ist es die Liebe zu Ethne (Kate Hudson), die ihn zu diesem Schritt bewogen hat? Oder ist es die Feigheit, die seine Kameraden (Wes Bentley, Michael Sheen, Rupert Penry-Jones, Kris Marshall) mit den an ihn adressierten weißen Federn besiegeln?

 
Für die Feigheit: Harry im Einsatz
Harry gilt als einer der ersten Kriegsdienstverweigerer, dessen Bewegeggründe letztlich nicht aus einem pazifistischen Grundgedanken keimen, sondern aus einer ganz und gar menschlichen Emotion: Der Angst. „Die Vier Federn“ erlaubt dahingehend keinen ethischen Diskurs, geht Harry, der sich aufgrund der weißen Federn in seinen Grundsätzen erschüttert fühlt und seinen Freunden dann doch ebenfalls im feindlichen Gebiet zur Seite stehen will, auch über Leichen. „Die Vier Federn“ jongliert der Bildästhetik wegen mit Anachronismen, lässt die roten Uniformen erstrahlen, wo eigentlich mattes Grau hätte welken müssen und lässt dazu jede Einzelne in ihren Details individuell erscheinen. Die Essenz des Films aber bezieht sich auf die ideologische Wandlung: Die erwartungsvolle Naivität bricht den jungen Männern aus dem Antlitz, um ihre Gesichtszüge in pure Schmerzen zu tauchen. Kapur wollte ein anti-kolonialistisches Epos entwerfen, der kritische Subtext aber wird nur dann ersichtlich, wenn die Briten leiden, von Subtilität hält das Drehbuch im Allgemeinen nicht viel – Die Weinstein Brüder, die Kapur wohl des öfteren dazwischen gefunkt haben, übrigens auch nicht.


Dabei enthält die Geschichte doch so viele elementare Ansätze, die aber der Macht der Bildkomposition untergeordnet werden: Fotografiert ist „Die Vier Federn“ formidabel, jeder Schuss ist hier ein Treffer, gerade die Wüstenaufnahmen und die dortige Gefechtsszene lassen einen würdigen Erben der Aufnahmen von „Lawrence von Arabien“ erahnen. Informal aber scheint „Die Vier Federn“ der homogene Fluss etwas zu fehlen und oftmals gerät die Narration ins Stottern, während sich der Film gar nicht darum bemüht, der standardisierten Dramaturgie des großen Heldenkinos zu entweichen. Am Ende darf Wes Bentley sogar noch ein pathetisches Plädoyer zum Thema Kameradschaft und Loyalität abfeuern, während sich Heath Ledger, der durch das Schicksal (personifiziert durch den von Djimon Hounsou gespielten Abou Fatma) und Kate Hudson, die offensichtlich nur in seine Uniform verliebt war, wieder vertraut in die Augen blicken dürfen. Schlecht aber ist „Die Vier Federn“ deswegen noch lange nicht. Kapur hat hier ein altmodisches Abenteuer formiert, ganz auf seine audiovisuelle Brillanz ausgelegt, den substanziellen Kern zwar vernachlässigend und relativ unreflektiert fallen lassend, in seinen besten Augenblicken aber immer noch fesselnd.


5 von 10 Liter Kamelblut


von souli

Review: 47 RONIN - Keanu Reeves im alten Japan

Keine Kommentare:


Fakten:
47 Ronin
USA. 2013. Regie: Carl Rinsch. Buch: Chris Morgan, Hossein Amini. Mit: Keanu Reeves, Hiroyuki Sanada, Rinko Kikuchi, Tadanobu Asano, Min Tanaka, Cary-Hiroyuki-Tagawa, Togo Igawa, Jin Akanishi u.a. Länge: 119 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 5, Juni 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Es war die manipulative Kraft der schwarzen Magie, die den geachteten Lord Asano letztlich dazu bewegen konnte, im Beisein des Shoguns Tsunayoshi das Schwert gegen seinen ewigen Kontrahenten Lord Kira zu erheben. Sein Schicksal und letzter Ausweg lautet schließlich Seppuku, der ehrenvolle, rituelle Selbstmord. Die Hexe, die Asano zu seinem Anschlag auf Kira verführte, stand natürlich selbst unter dem Kommando von Lord Kira und nachdem das Land des Asano nun ohne Herrscher auskommen muss, soll Asanos Tochter auch gleich mit Kira verheiratet werden. Die einstigen Samurai unter Asanos Wort folgen nun dem Weg der Ronin und schmieden unter der Ansage von Oishi unerlaubte Pläne, sich an Kira und seinen zahlreichen Untertanen zu rächen: Die 47 Ronin machen sich bereit für den tapferen Kampf gegen einen eigentlich übermächtigen Gegner und treffen dabei nicht nur auf Widersacher in menschlicher Gestalt...





Meinung:
Dass sich die Traumfabrik gerne an den verschiedensten Mythen und Legenden aus der ganzen Welt vergreift, ist jeher weitreichend bekannt. Dass es der Traumfabrik dabei aber auch nur selten gelingt, sich diesen Mythen und Legenden rechtmäßig anzunehmen und mit dem nötigen Respekt zu behandeln, ist ebenfalls kein Geheimnis. Die japanische Mythologie zum Beispiel ist bereits in sämtliche Hollywoodproduktion eingeflossen und hat zuletzt mit der blutleeren Comic-Adaption „Wolverine – Der Weg des Kriegers“ wieder einmal von ihrer eher enttäuschenden Handhabung der schriftlichen Chroniken Japans bewiesen – Wenngleich sich Hugh Jackman dort in einem modernen Japan wiederfand, den Grundsätzen der Prähistorik aber gleichwohl auf den Leim ging. Ebenso – in diesem Fall ungerechterweise - verschrien wurde Edward Zwick mit seinem dramatischen Epos „Last Samurai“, in dem Tom Cruise als von Schuldgefühlen geplagter Alkoholiker den Verhaltenskodex der Samurai, den Bushidō, kennenlernt und sein Leben nach und nach an diesen anpasst.


-"K, E, A" - "Gut, bald kannst du deinen Namen schreiben"
Im Prinzip spricht nichts dagegen, auch mal eine andere Kultur zu thematisieren, die eben nicht den Gepflogenheiten der eigenen entspricht und einen Nationalmythos auch für die Menschen bekanntzumachen, die nicht schon Schwierigkeiten damit haben, sich mit den Sagen des eigenen Wurzeln selektiv zu arrangieren. Problematisch ist es nur, wenn ein Land es krampfhaft versucht, sich in eine Kultur einzuarbeiten, obwohl sie diese offensichtlich in keiner Weise verstehen kann respektive verstehen möchte. Carl Rinsch muss sich mit seiner Umsetzung der Folkloreerzählung der „47 Ronin“, die für die Bevölkerung Japans mit einem gar astronomischen Wert bestückt ist, genau dieser Prädestination fügen und scheitert mit dem 200 Millionen Dollar-Koloss eigentlich auf ganzer Linie. Natürlich soll das an dieser Stelle nicht bedeuten, dass der bis dato vollkommen unerfahrene Rinsch allein für das Missglücken des potenziellen Blockbusters verantwortlich gemacht werden darf: In „47 Ronin“ versagt man auf zu vielen Positionen, all dass man die Schuld einem Einzelnen zuweisen könnte.


Iron Man im feudalen Japan
Gut, es war von vornherein abzusehen, dass sich „47 Ronin“ nicht strikt an seine parabelhafte Vorlage halten würde, und wie das so mit der Legendenbildung und dem grundsätzlichen Wahrheitspotenzial ist, neigen die Menschen dann und wann auch gerne dazu, die Legende über all die Jahre immer weiter auszuschmücken und auszubauen – Bis zu einem Punkt, an dem das Ganze irgendwie absurd, irgendwie überzeichnet erscheinen könnte. Carl Rinsch und sein Autorenduo Hossein Amini und Chris Morgan ist dieser Punkt aber schlichtweg egal und die Geschichte wird nicht nur mit dem Halbblut Kai (Keanu Reeves) angedickt, welches als plakatives Bindeglied für den nichtasiatischen Zuschauer arbeitet, sondern es werden auch überdimensionale Fantasiekreaturen eingestreut, die die Narration aber nun zu keiner Zeit unterstützt, sie vorantreibt oder in ihrer Zusammensetzung und thematischen Strukturierung eine echte Daseinsberechtigung besitzen. Und selbst ihren Zweck als computergenerierter Schauwert für überquellende Augen im Kinosaal können die Monster nicht gerecht werden, denn dafür sind sie zudem noch äußerst mäßig animiert.


„47 Ronin“ möchte seinen adaptierten Kern in einer seltsam verzwickten Dialektik reflektieren: Erpicht auf Authentizität im Umgang mit seinen Charakteren, entreißt das Drehbuch seinem eigentlichen Hauptdarsteller Kai ziemlich zügig den führenden Rang und lässt ihn keinen der gravierenden Kämpfe austragen, sondern immer im Schatten von Oishi (Hiroyuki Sanada) verblassen. Dass „47 Ronin“ in seiner Vorlage ein wunderbares Sinnbild für die Treue und Ehre der herrenlosen Samurai ist, lässt sich auch in Rinschs Interpretation mühelos verifizieren – es fühlt sich nur nie echt an, auch wenn sich die üppigen Settings hier und da im sinnlichen Farbgewand des Fernen Osten treiben lassen, bleibt „47 Ronin“ in seinen wenigen passablen Augenblicken ein Film für das Auge, aber nicht für das Hirn und schon gar nicht für das Herz. „47 Ronin“ ist lieblos, gefühllos und anstrengend, weil er sich in seiner amerikanisierten Gestaltung viel zu ernst nimmt und den Geist des Nationalmythos nie zu greifen bekommt. Ein artifizielles und sich selbst ständig ausbremsendes (Nicht-)Epos, welches nie genau weiß, in welche Richtung es sich denn nun wirklich entwickeln soll. Nicht mal zu ordentlichem Pathos hat es gereicht!


3 von 10 Hexendrachen


von souli

Review: DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS – Wer treibt hier ein doppeltes Spiel?

Keine Kommentare:


Fakten:
Die zwei Gesichter des Januars (The Two Faces Of January)
Frankreich, GB, USA. 2014. Regie: Hossein Amini. Buch: Hossein Amini, Patricia Highsmith (Vorlage). Mit: Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Oscar Isaac, Daisy Bevan, Yigit Özsener, Omiros Poulakis u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Ab 9. Oktober 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der junge amerikanische Student Rydal (Oscar Isaac), der sich sein Taschengeld als Fremdenführer und Taschendieb aufbessert, trifft in Athen auf das Ehepaar Chester und Colette MacFarland (Viggo Mortensen, Kirsten Dunst), freundet sich mit ihnen an, geht mit ihnen einen trinken. Als Colette im Taxi ihren Armreif vergisst, will Rydal ihr den zurückbringen, doch als er im Hotel ankommt, sieht er Chester einen Mann durch den Gang schleifen, den Chester zuvor niedergeschlagen und dabei getötet hat. Wie sich herausstellt, war der Mann ein Detektiv, der die MacFarlands wegen Betruges verfolgt hat. Aus Sympathie will Rydal den beiden helfen, außer Landes zu kommen. Doch die Gefahr ist größer, als es sich Rydal ausmalen wollte.




Meinung:
„Die zwei Gesichter des Januars“. Ein Filmtitel, der auf den ersten Blick entweder gar nichts sagt oder aber wahrscheinlich in die Irre führt, denn er hat nicht, wie man vielleicht zuerst annehmen könnte, mit dem so benannten Monat zu tun. Stattdessen geht es eher um die Doppeldeutigkeit, um verschiedene Identitäten, die die Figuren in diesem Kriminalfilm haben. Aber auch um die Gerissenheit, mit der sie durchaus auch hinter dem Rücken der jeweils anderen agieren, um ihre Ziele zu erreichen. Lügen und Intrigieren, das ist es, womit sich der Film eigentlich beschäftigt. Und das wird nicht nur durch die beiden Gesichter deutlich, nein, auch der Januar deutet klar darauf hin. Denn hierbei handelt es sich nicht etwa um die Monatsbezeichnung, sondern um die antike Gottheit „Janus“, der durch seine zwei Gesichter eben genau die Zwiespältigkeit der Figuren in diesem Film symbolisieren kann. Dabei herausgekommen ist aber kein völlig verwirrender Psychothriller, sondern eine sehr ruhig und doch temporeich erzählte Kriminalgeschichte um ein Betrüger-Paar, das mit der Hilfe eines jungen Studenten der Verhaftung durch die griechische Polizei entgehen will.


Rydal will dem netten Ehepaar helfen - aus Eigennutz?
In seinen starken Phasen baut „Die zwei Gesichter des Januars“ eine Atmosphäre auf, die stark an den „Master of Suspense“ Alfred Hitchcock erinnert. Trotz seiner recht gemächlichen Erzählweise ist ein so hohes Tempo in so manchen Szenen, dass man kaum mehr zum Durchschnaufen kommt. Spannung, offene Fragen, undurchdringliche Figuren. Das kombiniert der Film immer wieder zu einem tollen und die Nerven positiv strapazierenden Gesamtbild, das stellenweise tatsächlich nach einem Old-School-Thriller erinnert. Hier perfekt mit hinein passt auch die Filmmusik, die genauso gut von Bernard Herrmann stammen könnte. Viele Streicher und oftmals verzerrte Klänge, Dissonanzen und eine Hektik in der eigentlichen Ruhe erinnern nicht selten an das fantastische Psycho-Thema. Eigentlich fehlt nur noch ein Schatten auf einem Duschvorhang. Aber es ist natürlich nicht Herrmann, sondern Alberto Iglesias, der sich, Zufall oder nicht, auch für die Musik zum Agenten-Film Dame König As Spion auszeichnete.


Die prächtigen Kulissen sorgen für das gewisse Etwas
Optisch gleicht der in den frühen 60er Jahren angesiedelte Film Tomas Alfredsons Agententhriller, auch wenn dieser die 70er Jahre zeigt, nämlich enorm. Die Anzüge, die Brillen, die matten und doch intensiven gelb-braun leuchtenden Farben, aber auch das irgendwie biedere, sachliche Verhalten der Figuren kann durchaus Parallelen aufweisen. Die Kulissen, das bereits erwähnte, schöne Griechenland mit seinen zahlreichen archäologischen und historischen Sehenswürdigkeiten, ist schon ein toller Anblick und bietet neben einigen optischen Leckerbissen auch einen tollen Ort, um die Sprachbarrieren der beiden amerikanischen Hauptfiguren darzustellen. Warum es aber ausgerechnet Griechenland geworden ist, das ist schon ein wenig merkwürdig. Denn die Anspielung des Titels auf Janus, einen Gott mit zwei Gesichtern, ist sehr inkonsequent. Janus ist nämlich ein römischer Gott, für den man in der griechischen Mythologie kein Gegenstück finden kann. Dass es nun ausgerechnet Griechenland geworden ist, wirkt zwar ironisch, ist aber natürlich der Vorlage der Autorin Patricia Highsmith geschuldet. Warum, das wird ihr persönliches Geheimnis bleiben, da der Film auch in Italien und auf Sizilien hätte spielen können.


Wo führt der Weg hin? Und wem kann man noch trauen?
Highsmiths Geschichte zumindest wurde nicht zum ersten Mal verfilmt. Bereits 1985 gab es eine deutsche TV-Produktion, die sich auf diese Vorlage stützt. Darüber hinaus sind auch zahlreiche andere Geschichten von ihr auf Film gebannt worden. Am bekanntesten dürften wohl die zahlreichen Tom-Ripley-Adaptionen wie Nur die Sonne war Zeuge oder „Der talentierte Mr. Ripley“ sein, aber auch Hitchcock hat mit „Der Fremde im Zug“ eines ihrer Bücher verfilmt. Kein Wunder also, dass auch der Stil dieses Films an Hitch erinnert. Allerdings gilt das nur für die guten Stellen, besonders in der ersten halben Stunde wirkt der Film merkwürdig uninteressant und hält den Zuschauer nicht ununterbrochen bei der Stange. Vieles scheint entweder zu sehr in die Länge gezogen, wo es eine kürzere Darstellung auch getan hätte, oder aber man hat vieles bereits zuvor gesehen und Regisseur Hossein Amini, der nach einigen Drehbüchern, unter anderem zu „Drive“ und Snow White and the Huntsman, mit diesem Film sein Regiedebüt feiert, scheint es dennoch für notwendig zu halten, dass der Zuschauer immer wieder ein ähnliches Handeln der drei Hauptfiguren sehen muss. Das ermüdet zwar, aber immerhin kann der Film auch stets wieder das Tempo anziehen.


Darstellerisch ist an den Leistungen von Viggo Mortensen, Kirsten Dunst und Oscar Isaac nichts auszusetzen, allerdings fehlen, genau wie übrigens auch bei der Kameraarbeit oder der kompletten Inszenierung, die echten Glanzlichter. Höchstens zum Ende hin kann auch die Kamera bei einer spannenden Verfolgungsjagd aus dem langsamen Trab ausbrechen und nach vorne galoppieren. Trotz des angezogenen Tempos am Ende ist „Die zwei Gesichter des Januars“ ein Film, der für heutige Sehgewohnheiten schon sehr langsam erscheint und doch eine sehr schöne innere Dynamik beibehält. Gespanntheit auf den weiteren Verlauf ist genauso vorhanden und besonders der Score dürfte im Ohr bleiben. Man sollte schon eine gewisse Zuneigung zu alten Krimis wie eben Hitchcock haben, um an diesem Retro-Krimi seine Freude zu haben. Aber dann kann er eine sehr positive Überraschung sein.


7 von 10 griechische Donuts