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Review: CARLITO'S WAY -Der Anfang vom Ende

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Fakten:
Carlito's Way
USA, 1993. Regie: Brian De Palma. Buch: David Koepp, Edwin Torres (Vorlage). Mit: Al Pacino, Sean Penn, Penelope Ann Miller, John Leguizamo, Luis Guzmán, James Rebhorn, Viggo Mortensen, Adrian Pasdar u.a. Länge: 138 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Wegen eines Verfahrensfehlers wird der eigentlich verurteilte Dealer Carlito aus der Haft entlassen. Er versucht seine kriminelle Vergangenheit hinter sich zu lassen, aber sein Umfeld lässt dies kaum zu. Besonders sein Anwalt Kleinfeld, der sich inzwischen selbst mehr und mehr in krumme Machenschaften verstrickt hat und von Carlito einen Freundschaftsdienst einfordert, der fatale Konsequenzen hat.

                                                                                
Meinung:
„Ich habe den Mist nicht provoziert, aber ich ziehe ihn irgendwie an. Ich versuche ihm zu entfliehen, aber es klebt an mir.“

Zehn Jahre nach dem wütenden Vom-Tellerwäscher-zum-paranoiden-Jayo-Millionär-Edel-Reißer „Scarface“ finden Brian De Palma und Al Pacino wieder zusammen. Sichtlich zahmer, den Umständen entsprechen gereift, denn auch Carlito ist nicht mehr der Hansdampf von damals, als H noch das Maß der Dinge und Disco nicht mal ein Wort war. Bevor sich herauskristallisiert, wie „alterweise“ sich das Gespann De Palma (bei seinem letzten, wirklich großen Film) und Pacino (direkt nach seinem überfälligen und eher geschmeichelten Oscar-Gewinn) präsentiert, scheint „Carlito’s Way“ - auf den ersten Blick -  eher ein gut gemachter, aber gewöhnlicher A-Klasse-Gangsterfilm zu sein.


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Nur im Teilzeitruhestand: Carlito
Justitia ist blind und manchmal sogar in ihrem Übermut verblödet, nur so gelangt ein Vollblutkrimineller wie Carlito nach nur 5 Jahren wieder auf freien Fuß. Vielleicht ein Wink des Schicksals, den man nur erkennen muss. Als zweite Chance, mag sie noch so ungerechtfertigt sein. Die Zeit hinter Gittern hat keinen besseren, aber klügeren Menschen geschaffen. Er weiß, wo er herkommt und besonders, wo er nie wieder hin will. Und was dafür zu tun bzw. zu lassen ist. Der wilde Straßenköter wurde zwangskastriert, fügt sich jedoch nur zu gerne in dieser Rolle. So lange sich vor dem warmen Kamin zusammenrollen, bis der Sparstrumpf voll genug ist für das Ticket ins Paradies. Dass er dies niemals einlösen kann, wäre auch ohne das vorweggenommene Finale glasklar, zu sehr klebt es an ihm. Die Straße, das Verbrechen, die Gewalt, seine Vergangenheit und die Gegenwart, die nicht mehr seine ist, in der er sich aber zurechtfinden muss („Wo sind die Miniröcke geblieben, wo das Marihuana? Jetzt gibt es nur noch Plateausohlen, Koks und Tänze die ich nicht tanze.“) und ihn nicht loslassen will.


Entberlich: Benny Blanco aus der Bronx
Die Zeiten haben sich geändert. Die Gangster von einst haben ihre Lektion gelernt, sind entweder geläutert, sind arme Duckmäuser oder erbärmliche Krüppel, eine neue Generation ist auf dem Vormarsch. Angstfrei, überheblich, noch vor der Reifeprüfung. Wie der halbstarke Macker Benny Blanco aus der Bronx (John Leguizamo) oder ausgerechnet Carlitos justizieller Schutzengel, dieser schmierige Winkeladvokat Kleinfeld (Comeback nach dreijähriger Auszeit, mit sichtlichem Mut zur Hässlichkeit: Sean Penn), der sich vom ängstlichen Ganovenanwalt im Koks-Ego-Trip selbst zum Don ernannt hat und gar nicht überblicken kann, wie sehr er damit sich und seinen angeblichen Freund in den Abgrund reißt. Auch daran klebt Carlito. An seiner Ehre, seiner Loyalität, die in dieser Welt nur noch ein belächeltes Relikt vergangener Tage ist. Anstatt seinen neuen Weg zu gehen – der bis auf kleinere Abweichungen zum Ziel führen sollte -, verfängt er sich im Netz aus (un)angebrachter Menschlichkeit und falscher Treueschwüre, die nur noch einen Dreck wert sind, wenn es hart auf hart kommt. Der Idealismus – und wenn er nur in der Gosse geboren wurde – ist Schnee von gestern, das Karma holt dich ein, selbst wenn du alles dafür tust, deine Rechnung am Ende des Tages bezahlt zu haben.


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Von der Nase bis zur Frise sehr seriös: Kleinfeld
Die gewohnte Rise-and-Fall-Gangstergeschichte wird mehr oder weniger von hinten und doch wieder zum Anfang auf- und vorgerollt, der vermeintliche Neubeginn doch nur der Anfang vom Ende. Dramaturgisch bewegt sich „Carlito’s Way“ auf bekanntem Terrain und gewinnt ihm doch spannende Facetten ab, die sich (um bei Pacino zu bleiben) zwischen der ernüchterten Figur des Michael Corleone aus „Der Pate III“ und dem wilden Hitzkopf Tony Montana aus besagtem „Scarface“ befinden, ohne seine eigene Identität einzubüßen. Al Pacino agiert dementsprechend wandlungsfähig, da gibt es anfangs diese Boha-Momente mit weit aufgerissenen Augen – die ihm ein Jahr zuvor den Oscar einbrachten –, sonst aber dieses ruhige, dennoch geladene Spiel, was ihm zum Superstar machte. Sean Penn meldet sich mit einer ekelhaften, gierig-widerwertigen Performance zurück aus dem selbstgewählten Ruhestand und der Mann hinter dem Ganzen tischt im Schlussdrittel seine großen De-Palma-Momente auf: In der Kanzlei, im Krankenhaus und besonders am Bahnhof, „The Untouchables“ lässt grüßen. Ein formelhaft, einwandfrei inszenierter Gangsterfilm wie klassische Tragödie vom Saulus zum (fast) Paulus, der am Ende an den Stufen zum Paradies verreckt, an seiner Menschlichkeit scheitert, die man ihm eigentlich schon abgesprochen hat.


Genau in diesem Punkt ist De Palma so gut wie nie danach. Im Erzählen einer Geschichte mit klaren Höhen und Tiefen, einem fatalistischen, bekannten und trotzdem mitreißendem Ende, hervorragend vorgetragen, exzellent gespielt. Hier greift alles ineinander, in einem präzise geölten Uhrwerk des klassischem Gangsterfilms, das wie De Palma langsam ausstarb. Schade um beides. 

8 von 10 Justizirrtümern

Review: DER EINZIGE ZEUGE – Integration auf Zeit

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Fakten:
Der einzige Zeuge (Witness)
USA. 1985. Regie: Peter Weir. Buch: William Kelley, Earl W. Wallace, Pamela Wallace. Mit: Harrison Ford, Lukas Haas, Kelly McGillis, Danny Glover, Viggo Mortensen, Alexander Godunov, Josef Sommer, Patti LuPone, Timothy Carhart u.a. Länge: 112 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der siebenjährige Samuel Lapp wird Zeuge eines Mordes. Der ermittelnde Polizist John Book beschließt ihn und seine Mutter zu verstecken. Doch der Mörder findet Book und die Lapps und verletzt den Polizisten schwer. Daraufhin fliehen die drei in eine Amisch-Gemeinde, in der Hoffnung, dass sie dort sicher sind.





Meinung:
Der in Sydney geborene Peter Weir ist ein echter Tausendsassa und fühlt sich in mehr Genres heimisch, als mancher Regisseur Zeit seines Lebens Filme veröffentlichen durfte: Angefangen mit seinem von einer ungemein suggestiven Mystik geschwängerten „Picknick am Valentinstag“, der den Filmmarkt aus Down Under zusammen mit Nicolas Roegs „Walkabout“ in den 1970er Jahren richtig ins Rollen brachte, hat der melancholische Romantiker Weir mit dem Jugend-Drama „Der Club der toten Dichter“, der Medien-Satire „Die Truman Show“ und den historischen Stoffen „Master & Commander – Bis ans Ende der Welt“ wie „The Way Back – Der lange Weg“ seine Wandelbarkeit ein ums andere Mal unter Beweis gestellt. Unter seinen Fans wie in  weitreichenden Cineastenzirkeln wird allerdings keiner dieser Filme als Weirs Opus magnum gehandelt. Vielmehr wird die Romanadaption „Mosquito Coast“ genannt, in der Harrison Ford 1986 einen Aussteiger mimte, der der Konsumgesellschaft ein für alle Mal den Rücken kehrte und nach Südamerika auswanderte. Als ebenso beliebt gilt auch der für 8 Oscars nominierte „Der einzige Zeuge“.


John Book unter Amisch
Wie in dem ein Jahr später erschienenen „Mosquito Coast“ verkörpert der sich in der Mitte der 1980er Jahre auf dem Höhepunkt seiner Karriere befindende Harrison Ford mit dem couragierten Großstadtpolizisten John Book erneut den Hauptdarsteller (übrigens die einzige Rolle, für die Ford jemals für einen Academy Award nominiert wurde). Dieser befragt den siebenjährigen Samuel, der einen vom korrupten Detective Lt. James McFee (Danny Glover) ausgeführten Mord auf der Bahnhoftoilette mitangesehen hat. Samuel gehört der Glaubensgemeinschaft der Amish People an, die den technischen Fortschritt großzügig ablehnen, keine Elektrizität benutzen und streng nach den Regeln der Bibel verkehren: Ein schlichtes Leben ist das höchste Gut der Amischen. Als McFee dann in einer Tiefgarage auf Book trifft und ihm eine Kugel in den Bauch verpasst, sieht dieser sich gezwungen unterzutauchen und versteckt sich in der Amischen-Gemeinschaft von Rachel (Samuels Mutter, gespielt von Kelly McGillis) und ihrem Sohn. Ein rigoroser Culture-Clash bahnt sich an!


Ist der kleine Samuel wirklich in Sicherheit?
Das Besondere an „Der einzige Zeuge“ ist, wie es Peter Weir und das Drehbuch tunlichst vermeiden, die Gepflogenheiten der Amish People der Lächerlichkeit preiszugeben, sondern primär die soziokulturellen Differenzen sensibel und wertfrei thematisieren: „Der einzige Zeuge“ denunziert nicht, aber er idealisiert auch nicht, was schon eine große Kunst für sich ist. Mit wunderbar-naturalistischen Bildern, deren malerische Kraft an das Kino eines Terrence Malick („In der Glut des Südens“) gemahnen, bäumt sich ein Scheunenbau in der Mitte des Films zu einem der schönsten, symbolistischen und memorabelsten Augenblicke auf. Auch wie „Der einzige Zeuge“ die scheuen, aber durchweg von gegenseitiger Begierde elektrisierten, Annäherungsversuche zwischen John Book und Rachel darstellt, zeugt von einem enormen Feingefühl. „Der einzige Zeuge“ ist in seinem Narrativ sorgfältig ausbalanciert und dabei sowohl klassischer Thriller, als auch aufrichtiges Sittengemälde, welches mit einem stilistisch sehr an einen Western erinnernden Finale aufwartet, um zwischen all diesen Aspekten noch eine leise, sensitive Liebesgeschichte einzuflechten.


Nicht umsonst gilt das Drehbuch als Referenzwerk an Filmhochschulen, haben William Kelley, Earl W. Und Pamela Wallace doch mit ihrem Skript zu „Der einzige Zeuge“ Famoses geleistet: Ohne sich zu verheddern, pejorativen Zwischentönen Auftrieb zu verleihen oder sich in grobschlächtigen Gesten zu vergessen, ist „Der einzige Zeuge“ subtiles, einfühlsames Kino, das sich nicht nur in seiner Milieu-Studie immer frei von Vorurteilen gibt, auch die Schauspieler und das Handwerk (vor allem der Schnitt!) lassen keine Tadel zu. Ein besonderer Film.


7,5 von 10 Verstecken im Mais


von souli

Review: DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS – Wer treibt hier ein doppeltes Spiel?

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Fakten:
Die zwei Gesichter des Januars (The Two Faces Of January)
Frankreich, GB, USA. 2014. Regie: Hossein Amini. Buch: Hossein Amini, Patricia Highsmith (Vorlage). Mit: Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Oscar Isaac, Daisy Bevan, Yigit Özsener, Omiros Poulakis u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Ab 9. Oktober 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der junge amerikanische Student Rydal (Oscar Isaac), der sich sein Taschengeld als Fremdenführer und Taschendieb aufbessert, trifft in Athen auf das Ehepaar Chester und Colette MacFarland (Viggo Mortensen, Kirsten Dunst), freundet sich mit ihnen an, geht mit ihnen einen trinken. Als Colette im Taxi ihren Armreif vergisst, will Rydal ihr den zurückbringen, doch als er im Hotel ankommt, sieht er Chester einen Mann durch den Gang schleifen, den Chester zuvor niedergeschlagen und dabei getötet hat. Wie sich herausstellt, war der Mann ein Detektiv, der die MacFarlands wegen Betruges verfolgt hat. Aus Sympathie will Rydal den beiden helfen, außer Landes zu kommen. Doch die Gefahr ist größer, als es sich Rydal ausmalen wollte.




Meinung:
„Die zwei Gesichter des Januars“. Ein Filmtitel, der auf den ersten Blick entweder gar nichts sagt oder aber wahrscheinlich in die Irre führt, denn er hat nicht, wie man vielleicht zuerst annehmen könnte, mit dem so benannten Monat zu tun. Stattdessen geht es eher um die Doppeldeutigkeit, um verschiedene Identitäten, die die Figuren in diesem Kriminalfilm haben. Aber auch um die Gerissenheit, mit der sie durchaus auch hinter dem Rücken der jeweils anderen agieren, um ihre Ziele zu erreichen. Lügen und Intrigieren, das ist es, womit sich der Film eigentlich beschäftigt. Und das wird nicht nur durch die beiden Gesichter deutlich, nein, auch der Januar deutet klar darauf hin. Denn hierbei handelt es sich nicht etwa um die Monatsbezeichnung, sondern um die antike Gottheit „Janus“, der durch seine zwei Gesichter eben genau die Zwiespältigkeit der Figuren in diesem Film symbolisieren kann. Dabei herausgekommen ist aber kein völlig verwirrender Psychothriller, sondern eine sehr ruhig und doch temporeich erzählte Kriminalgeschichte um ein Betrüger-Paar, das mit der Hilfe eines jungen Studenten der Verhaftung durch die griechische Polizei entgehen will.


Rydal will dem netten Ehepaar helfen - aus Eigennutz?
In seinen starken Phasen baut „Die zwei Gesichter des Januars“ eine Atmosphäre auf, die stark an den „Master of Suspense“ Alfred Hitchcock erinnert. Trotz seiner recht gemächlichen Erzählweise ist ein so hohes Tempo in so manchen Szenen, dass man kaum mehr zum Durchschnaufen kommt. Spannung, offene Fragen, undurchdringliche Figuren. Das kombiniert der Film immer wieder zu einem tollen und die Nerven positiv strapazierenden Gesamtbild, das stellenweise tatsächlich nach einem Old-School-Thriller erinnert. Hier perfekt mit hinein passt auch die Filmmusik, die genauso gut von Bernard Herrmann stammen könnte. Viele Streicher und oftmals verzerrte Klänge, Dissonanzen und eine Hektik in der eigentlichen Ruhe erinnern nicht selten an das fantastische Psycho-Thema. Eigentlich fehlt nur noch ein Schatten auf einem Duschvorhang. Aber es ist natürlich nicht Herrmann, sondern Alberto Iglesias, der sich, Zufall oder nicht, auch für die Musik zum Agenten-Film Dame König As Spion auszeichnete.


Die prächtigen Kulissen sorgen für das gewisse Etwas
Optisch gleicht der in den frühen 60er Jahren angesiedelte Film Tomas Alfredsons Agententhriller, auch wenn dieser die 70er Jahre zeigt, nämlich enorm. Die Anzüge, die Brillen, die matten und doch intensiven gelb-braun leuchtenden Farben, aber auch das irgendwie biedere, sachliche Verhalten der Figuren kann durchaus Parallelen aufweisen. Die Kulissen, das bereits erwähnte, schöne Griechenland mit seinen zahlreichen archäologischen und historischen Sehenswürdigkeiten, ist schon ein toller Anblick und bietet neben einigen optischen Leckerbissen auch einen tollen Ort, um die Sprachbarrieren der beiden amerikanischen Hauptfiguren darzustellen. Warum es aber ausgerechnet Griechenland geworden ist, das ist schon ein wenig merkwürdig. Denn die Anspielung des Titels auf Janus, einen Gott mit zwei Gesichtern, ist sehr inkonsequent. Janus ist nämlich ein römischer Gott, für den man in der griechischen Mythologie kein Gegenstück finden kann. Dass es nun ausgerechnet Griechenland geworden ist, wirkt zwar ironisch, ist aber natürlich der Vorlage der Autorin Patricia Highsmith geschuldet. Warum, das wird ihr persönliches Geheimnis bleiben, da der Film auch in Italien und auf Sizilien hätte spielen können.


Wo führt der Weg hin? Und wem kann man noch trauen?
Highsmiths Geschichte zumindest wurde nicht zum ersten Mal verfilmt. Bereits 1985 gab es eine deutsche TV-Produktion, die sich auf diese Vorlage stützt. Darüber hinaus sind auch zahlreiche andere Geschichten von ihr auf Film gebannt worden. Am bekanntesten dürften wohl die zahlreichen Tom-Ripley-Adaptionen wie Nur die Sonne war Zeuge oder „Der talentierte Mr. Ripley“ sein, aber auch Hitchcock hat mit „Der Fremde im Zug“ eines ihrer Bücher verfilmt. Kein Wunder also, dass auch der Stil dieses Films an Hitch erinnert. Allerdings gilt das nur für die guten Stellen, besonders in der ersten halben Stunde wirkt der Film merkwürdig uninteressant und hält den Zuschauer nicht ununterbrochen bei der Stange. Vieles scheint entweder zu sehr in die Länge gezogen, wo es eine kürzere Darstellung auch getan hätte, oder aber man hat vieles bereits zuvor gesehen und Regisseur Hossein Amini, der nach einigen Drehbüchern, unter anderem zu „Drive“ und Snow White and the Huntsman, mit diesem Film sein Regiedebüt feiert, scheint es dennoch für notwendig zu halten, dass der Zuschauer immer wieder ein ähnliches Handeln der drei Hauptfiguren sehen muss. Das ermüdet zwar, aber immerhin kann der Film auch stets wieder das Tempo anziehen.


Darstellerisch ist an den Leistungen von Viggo Mortensen, Kirsten Dunst und Oscar Isaac nichts auszusetzen, allerdings fehlen, genau wie übrigens auch bei der Kameraarbeit oder der kompletten Inszenierung, die echten Glanzlichter. Höchstens zum Ende hin kann auch die Kamera bei einer spannenden Verfolgungsjagd aus dem langsamen Trab ausbrechen und nach vorne galoppieren. Trotz des angezogenen Tempos am Ende ist „Die zwei Gesichter des Januars“ ein Film, der für heutige Sehgewohnheiten schon sehr langsam erscheint und doch eine sehr schöne innere Dynamik beibehält. Gespanntheit auf den weiteren Verlauf ist genauso vorhanden und besonders der Score dürfte im Ohr bleiben. Man sollte schon eine gewisse Zuneigung zu alten Krimis wie eben Hitchcock haben, um an diesem Retro-Krimi seine Freude zu haben. Aber dann kann er eine sehr positive Überraschung sein.


7 von 10 griechische Donuts