Posts mit dem Label Wüste werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Wüste werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Review: DESIERTO - TÖDLICHE HETZJAGD - Willkommen in Amerika

1 Kommentar:

Fakten:
Desierto – Tödliche Hetzjagd
USA, Mexiko, Frankreich. 2015. Regie: Jonás Cuarón. Buch: Mateo Garcia, Jonás Cuarón. Mit: Gael García Bernal, Jeffrey Dean Morgan, Diego Catano, Alondra Hidalgo, Marco Pérez, Oscar Flores, Butch McCain, David Lorenzo u.a.. Länge: 94 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Ab 12. Oktober 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Um endlich seinen Sohn wiederzusehen, hat der Mexikaner Moises eine riskante Reise angetreten. Er hat zwei Führer bezahlt, die ihn als Teil einer Gruppe von Gleichgesinnten durch die Wüste führen und illegal den Weg in das Land der unbeschränkten Möglichkeiten weisen sollen. Doch als der Lastwagen mitten in der Wüste streikt, müssen die Leute den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen. Aber kaum, dass sie über der Grenze sind und US-amerikanischen Boden betreten haben, kreuzt Sam ihren Weg. Mit seinem Hund und seinem Gewehr bewaffnet hat der gnadenlose Südstaatler die Grenzpatrouille in die eigene Hand genommen und will den Immigranten eine Lektion erteilen.




Meinung:
Du hast Problem“ sagt der Teddybär mit Stimmfunktion zu Beginn von Desierto – Tödliche Hetzjagd, während Moises versucht ihn wieder abzustellen. Ja, Moises hat als illegaler Einwanderer ein Problem. Er will über die Grenze in die USA. Raus aus Mexiko, rein ins Land der Freiheit. Mit ihm sind über ein Dutzend anderer, die ebenfalls ihr Glück versuchen wollen und dabei auf die Hilfe von erfahrenden Führern vertrauen. Eine Szenerie wie man sie vermutlich tagtäglich an der amerikanisch-mexikanischen Grenze erlebt. Doch bei Desierto – Tödliche Hetzjagd haben den Einwanderer neben der Hitze, dem Staub und der sporadisch auftauchenden Grenzpatrouille noch ein weiteres Problem: Sam.


 
Sam. Alleine der Name ist pures Sinnbild. Doch dieser Uncle Sam ist kein strahlender Held, sondern ein wandelndes Klischee. Waffen- und Kruzifix-Tattoos befinden sich auf seinen Oberarmen, im Getränkehalter seines versifften Pick-Ups ist eine Dose Bier eingeklemmt, im Radio dudelt Countrymusik, die Flasche Billig-Whiskey ist in der Mittelkonsole verstaut und sein Hund Tracker, erinnert sehr an einen deutschen Schäferhund. Es reicht die erste Einstellung, um zu wissen, dieser Sam wird die mexikanischen Einwanderer, die gerade durch die Spärlichkeit des Grenzgebiet huschen, nicht willkommen heißen und es dauert nicht lange, da eröffnet der Jäger das Feuer auf seine Beute. Peng! Peng! Er richtet ein Massaker an und Regisseur Jonás Cuarón fängt dies ähnlich ein wie die Wüstenlandschaft: amusisch und karg.

 
Desierto – Tödliche Hetzjagd bietet innerhalb seiner Geschichte viele Momente, um diesen Sam zu einem psychopathischen Derwisch verkommen zu lassen, ähnlich wie den Killer Mick Taylor in den Wolf Creek-Filmen. Doch Cuárón verzichtet darauf. Sam ist ein manchmal fast schon sympathisches wie verbittertes, wandelndes Stereotypenersatzlager, aber in seiner direkten und geerdeten Art nicht uninteressant Vor allem weil seine Motivation sowie seine Entscheidung statt Hasen nun Menschen zu jagen so unspektakulär wie lapidar erscheint. Das ist sein Land, die illegalen Einwanderer sind für ihn Vieh. Auch wenn Sam es niemals frontal ausspricht, seine Haltung und Einstellung ist im Grunde eine radikale Kanalisierung des heutigen Rassismus. Ihm ist es egal, warum diese Menschen, die mit seinem Gewehr aufs Korn nimmt in den Staaten wollen. Sie gehören für ihn einfach nicht dort hin. Ordnung muss für ihn eben sein, mit allen tödlichen und barbarischen Konsequenzen. Sein direkter Gegenspieler Moises, ein überlegter wie hilfsbereiter Kerl, bietet da den passenden Kontrast. Doch Desierto – Tödliche Hetzjagd macht es sich schon sehr einfach diese beiden Figuren gegenüber zu stellen und recht rasch verliert sich das Kritische der Handlung und was übrig bleibt ist pure Genre-Ware - eben eine Hetzjagd durch die Wüste. Jäger und Gejagter.


Das ist bedauerlicherweise nie so fesselnd wie es hätte sein können und gerade das Finale wirkt vom Spannungsaufbau erstaunlich kraftlos, auch wenn das Ende an sich, für einen Genre-Film, fast schon mutig und rebellisch erscheint. Dennoch bleibt letztlich der Gesamteindruck zurück, dass Desierto – Tödliche Hetzjagd viel Potenzial verschenkt hat. Damit ist nicht seine politische und gesellschaftlich Ebene gemeint, sondern ganz einfach sein nicht immer zufriedenstellender Umgang mit den eigenen Möglichkeiten das Publikum zu fesseln. Dafür sieht der Film optisch grandios aus und der unaufdringliche aber dennoch gelungene Soundtrack von Musiker Woodkid kann sich auch hören lassen.


5,5 von 10 Klapperschlangen

Review: ENTERTAINMENT – Ein unbequemer Blick auf die Comedy-Szene

Keine Kommentare:

Fakten:
Entertainment
US, 2015. Regie: Rick Alverson. Buch: Rick Alverson, Gregg Turkington, Tim Heidecker. Mit: Gregg Turkington, John C. Reilly, Tim Heidecker, Michael Cera, Tye Sheridan, Amy Seimetz, Dean Stockwell u.a. Länge: 102 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 15. September 2016 im Kino.


Story:
Ein namenloser Comedian tourt mit seinem überaus unkonventionellen Bühnenprogramm durch die Mojave-Wüste. Seine Reise führt ihn in kleinere Bars oder auf überschaubar besuchte Geburtstagspartys, wo seine kontroversen Auftritte gelangweilte bis aggressive Reaktionen hervorrufen. In seinem Inneren ist der stets traurig-deprimiert dreinblickende Comedian aber ein zutiefst unglücklicher, einsamer Mensch, der sich zunehmend zwischen Kunstfigur und dem Menschen dahinter verliert und auf dem Weg durch die Mojave-Wüste skurrile Begegnungen macht, während sein Ziel ein ungewisses bleibt.




Meinung:
Nur wenige Filmtitel führen wohl so in die Irre wie der von Rick Alversons "Entertainment". Von Unterhaltung könnte dieser depressive, dunkle Brocken kaum weiter entfernt sein, denn schon lange ist es keinem Film mehr gelungen, den Zuschauer in einen derart unbequemen Dauerzustand des unbeholfenen Zähneknirschens zu versetzen, bei dem das Gefühl entsteht, als würden Fäuste auf die Magengrube einschlagen.


Untypischer könnte ein Komiker kaum aussehen
Ein in die Jahre gekommener, skurril aussehender Stand-up-Comedian tourt durch die Mojave-Wüste, um überwiegend unbeeindruckte bis genervte Zuschauergrüppchen in kleineren Bars oder auf Geburtstagspartys mit seinem Bühnenprogramm zu bespaßen. Bei diesem Programm handelt es sich allerdings nicht um die altbekannte Aneinanderreihung mal mehr, mal weniger zündender Gags. Der namenlose Komiker agiert ausnahmslos mit einer Kombination aus groteskem Anti-Humor, gemeinen Beleidigungen gegen protestierende Leute aus seinem Publikum oder bizarren Pointen, die so schlecht sind, dass sie die Bezeichnung gar nicht verdienen. "Entertainment" wirkt so, als hätte Quentin Dupieux, einer der aktuell auffälligsten Surrealisten des Kinos, "Inside Llewyn Davis" von Ethan und Joel Coen mit einem Stand-up-Comedian anstelle eines erfolglosen Folk-Musikers als Hauptfigur gedreht. Alversons Film folgt einer eigenen verschrobenen Logik, die einem Road-Trip ähnelt, mit dem Unterschied, dass sich der Protagonist auf seiner Reise die ganze Zeit um sich selbst dreht und am Ende kein erfüllendes Ziel erreichen wird, sondern endgültig in Trauer und Verzweiflung ertrinkt.


Einige Stars haben sich auch in den Film verirrt
Der Regisseur reißt dem öffentlich verbreiteten Eindruck der Comedy-Szene, bei der praktisch durchwegs gut gelaunte Künstler einen Gag nach dem anderen reißen und Menschenmassen zum Lachen bringen, die falsche Maske vom Gesicht und reduziert den amerikanischen Traum auf ein staubig-karges Skelett. Der Comedian wird auf monotone Weise mit seinen seelischen Schmerzen alleine gelassen und ist kaum noch dazu fähig, seine eigentliche Leidenschaft, das Publikum zu bewegen und in Gelächter zu versetzen, ausüben zu können. Zu limitiert sind die Menschen, die ihm nach seinen Auftritten zwar zu einer gelungenen Performance gratulieren, von seiner echten Persönlichkeit jedoch kaum weiter entfernt sein könnten, die er bewusst mit übertrieben gekünstelter Stimmlage im Verborgenen hält und mittlerweile scheinbar selbst nicht mehr zwischen Kunstfigur und Mensch unterscheiden kann. Hauptdarsteller Gregg Turkington ist die Sensation des Films, denn eine Präsenz wie er sie in jeder Szene zeigt, sieht man eher seltener bei Schauspielern. Die Figur seines Comedian gibt es dabei wirklich, denn in Gestalt von Neil Hamburger tourt Turkington bereits seit ungefähr 20 Jahren vorwiegend durch die USA, wobei er die Gemüter aufgrund seiner gewöhnungsbedürftigen Art mit voller Absicht spaltet.


Gewöhnungsbedürftig ist auch "Entertainment", der vielleicht auch als Meta-Film gelesen werden kann, in dem Regisseur und Hauptdarsteller der Kunstfigur ein bitteres Denkmal errichten, das sich vor dem tragischen Kern des Comedian mithilfe von episodenhaften, surrealen Begegnungen sowie einsamer Verzweiflung verneigt und in einzelnen Momenten, wie beispielsweise der unvergleichlich schockierenden Geburtsszene in einer Toilette, zum Staunen bewegt. Veredelt mit heutzutage kaum noch verwendeten CinemaScope-Bildern ist diese tonnenschwere, finstere Odyssee ins absolute Nichts ein Werk, das nicht jedem zusagen wird. Wer sich dagegen auf den anfangs eher repetitiv wirkenden Erzählfluss einlassen kann, wird mit einem intensiven, niederschmetternden Film belohnt, den man in solch einer Form nicht allzu oft sieht.


8 von 10 unter dem Arm gehaltene Drinks



von Pat

Review: MAD MAX: FURY ROAD - Start Your Engines!

Keine Kommentare:


Fakten:
Mad Max: Fury Road
AUS, USA, 2015. Regie: George Miller. Buch: George Miller, Brendan McCarthy, Nick Lathouris. Mit: Tom Hardy, Charlize Theron, Nicholas Hoult, Hugh Keays-Byrne, Josh Helman, Nathan Jones, Zoë Kravitz, Rosie Huntington-Whiteley, Riley Keough, Abbey Lee, Courtney Eaton, John Howard, Richard Carter u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 17. September. 2015 auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.



Story:
Mad Max, durch seine zahlreichen Schicksalsschläge in der postapokalyptischen Welt schwer gezeichnet, gerät in die Fänge des despotischen Warlords Immortan Joe, der durch Förderung und Kontrolle des kostbarsten Guts dieser Tage, Wasser, ein Schreckensregime aufgebaut hat und das arme Fußvolk sklavisch im Griff hat. Als eine seiner Soldatinnen, die taffe Furiosa, mit seinem zur makellosen Fortpflanzung gehaltenen Harem flieht, um den Frauen in ihrer alten Heimat die Chance auf Freiheit zu ermöglichen, startet Joe eine Treibjagd. Max wird eigentlich nur als „Ersatzteillager“ vor den Karren gespannt, kann seinen Peinigern jedoch entkommen und schließt sich mehr oder weniger freiwillig den Flüchtlingen an. Eigentlich nur auf sein eigenes Überleben fokussiert, beginnt er langsam wieder Verantwortung zu übernehmen, was er nie mehr wollte…




Meinung:
Da ist er nun. Der neue „Mad Max“, heiß begehrt und leicht gefürchtet. Bei seiner Ankündigung eher gefürchtet, spätestens seit den ersten Bildern heiß begehrt. Ausnahmsweise mal kein Remake eines Klassikers, „Fury Road“ ist doch tatsächlich ein Sequel geworden und – das ist besonders spektakulär – auch noch von dem Regisseur und Schöpfer der Originaltrilogie George Miller wieder aus dem Ruhestand geholt. Mel Gibson ist selbstverständlich auf der Strecke geblieben (obwohl, wenn man im Kino schon den Trailer zu „Terminator: Genisys“ sieht, was ist schon selbstverständlich…), Tom Hardy tritt in seiner Fußstapfen. Logisch und völlig in Ordnung, nur weil der letzte Teil der Reihe genau 30 Jahre zurückliegt, muss (und sollte) die Handlung nicht dieselbe Handlungslücke aufweisen, dann wäre der Film eher was zu warmer Milch und trockenem Gebäck kurz vorm Schlafengehen um 17 Uhr.


Abhängen, total unentspannt.
Um den folgenden, leider sehr deutlichen Kritikpunkten eine Lobeshymne vorweg zu stellen: Wie George Miller (rein gemünzt auf seine Arbeit als Regisseur) allen eventuellen Unkenrufen zu Trotz hier die nicht ansatzweise alt wirkenden Muskeln spielen lässt, ist eine Ansage. Seine einzigen Filme seit der Jahrtausendwende: „Happy Feet“, Teil 1 & 2, niedliches Animationszeugs mit tanzenden Pinguinen. Und nun, mit 70 Jahren, kommt der mit so was um die Ecke. „Fury Road“ ist auf seine formale Präsentation bezogen das Maß der Dinge, wie ein Actionfilm 2015 aussehen sollte. Krach, Bum und Peng, das kennen wir inzwischen zur Genüge und ist längst Standard, aber das WIE ist immer noch eine andere Frage. Jeder aktuelle Film mit dem entsprechenden Budget macht eine dicke Welle, aber kaum einer erzeugt so einen Sandsturm wie „Fury Road“. Dauernd geht irgendwas zu Bruch, geht in Flammen auf, wird überfahren und überschlägt sich, wobei diesmal sogar nicht andauernd zu sehen ist, wann denn CGI oder sogar „echte“ Effekte bemüht wurden, zumindest teilweise. Das sieht aus wie in einem Guss, killt nicht die Stimmung, hier brennt einfach durchgehend der Baum. Und wie es sich für einen Film dieser Genre-Gattung gehört, zum Sterben ist sich keiner zu schade. Bei Marvel und Co. wird das ungerne und wenn, dann nur in Einzelfällen, nicht rabiat und bitte schön theatralisch, zum kurz die Luft anhalten. „Fury Road“ wird seinem Namen sehr gerecht, immer drauf los, mit Opfern ist zu rechnen und zum Trauern bleibt niemals Zeit, keine Blumen für die Toten.


Schöner werden Antagonisten bestimmt nicht mehr...
Was Dynamik angeht, wirkt der alte Mann George Miller wesentlich frischer als die unzähligen Blockbuster-Regisseure heutzutage, deren Namen man gar nicht mehr mit dem fertigen Film in Verbindung bringt. Was „Fury Road“ neben der brillant inszenierten Action auszeichnet – und diese gerade dadurch noch aufwertet – ist seine Detailverliebtheit. Manches wirkt für das heutige Event-Kino extrem weird, wild, roh. Eine hervorragende Ausstattungen, bizarre Figuren und Momente (allein Bad Guy Immortan Joe sieht aus wie das Kind von Skeletor und Hordak von den „Maters of the Universe“, super), großartige Mini-Ideen (im furiosen Finale kommen sogar Anleihen an Piraten-Filme ins Spiel, nur um nicht zu viel zu verraten), das ist alles wunderbar und mit dem Mut zur Lücke, denn nicht alles muss ausführlich erklärt werden, steht in seinem dem lange schon dominierenden Chaos einfach für sich, ganz beiläufig. Unterlegt von den Klängen eines Junkie XL (Ähnlichkeiten zum Namen des Text-Autors nicht nur zufällig), prasselt einiges auf einen ein. Miller entfesselt den puren Wahnsinn, sorgt damit jedoch erstaunlich schnell fast für eine Übersättigung. Ab der Mitte des Films ist man den ewig gleichen (dennoch geil gemachten) Drive-Hard-and-Die-Szenen bald schon überdrüssig. Jetzt, spätestens jetzt, sollte mal was passieren, was dem Film ein Minimum an anderem Input gibt. Dem ist leider kaum so.


Auf diesem Highway ist durchgehend die Hölle los...
An der Story wurde in den letzten 30 Jahren wohl nicht ausgiebig gearbeitet. Die sichtliche Akribie liegt in den Schauwerten und der ausgefeilten Darbietung der Actionszenen, was auch kein Problem ist, nur dann im Gegenzug fast nichts an Geschichte beizusteuern enttäuscht gewaltig. Besonders die Figur des Mad Max ist eigentlich total egal. Tom Hardy bekommt niemals die Chance, dem Film seinen Stempel aufzudrücken, überhaupt mal nennenswert im Mittelpunkt zu stehen. Wortkarg grummelt er sich bis zum Abspann, was soll er auch sagen, die Show gehört neben der Action eher Charlize Theron, die ihren Job ruppig-gut macht. Der eigentliche Held geht in dem Getöse komplett unter, wird vom Namensgeber zum Statisten und Stuntman. Wäre „Fury Road“ nicht so bombastisch vorgetragen, er hätte kaum was zu bieten. Es stellt sich die Frage, wie so ein Film bei einer Zweit(oder Erst)sichtung vor der eigenen Glotze rüberkommt, ohne 3D (was allgemein eher für Unschärfe sorgte und lediglich gegen Ende ein paar nette Momente parat hielt) und ATMOS-Sound (der rockt bei dem Film ganz hart!) rüber kommt. Eher schmaler. Mit mehr Gewicht auf seine Schwächen. Die leider unübersehbar sind und mit ganz wenig Feintuning an entscheidenden Stellen sogar nicht unbedingt der Rede wert. So allerdings einem die dicke Freak-Show leicht bis mittelschwer verhageln.


„Mad Max: Fury Road“ ist eine kleine Enttäuschung auf hohem Niveau. Was Action, Rasanz und kleine Einfälle angeht, ist der top. Der Rest maximal zweckdienlich. Was hätte das für ein Brett werden können, so ist er gut zu konsumieren und partiell deutlich zu loben, gleichzeitig aber auch unnötig zu kritisieren, davor lassen sich kaum die Augen schließen. Ein eigentlich absolut sehenswerter Film mit dummen Kinderkrankheiten. Egal, schnell ins Kino, da stören die nicht so stark.

6,5 von 10 Galionsfiguren mit Maulkorb

Review: YOUNG ONES – Blaues Gold und graue Seelen

Keine Kommentare:


Fakten:
Young Ones
USA. 2014. Regie und Buch: Jake Paltrow. Mit: Michael Shannon, Nicholas Hoult, Kodi Smit-McPhee, Elle Fanning, Aimee Mullins, Alex McGregor, Robert Hobbs, Carel Nel, Liah O’Prey, Christy Pankhurst, Andy McPhee u.a. Länge: 100 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahen. Ab 18. November 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nachdem sich das Klima auf der Erde dramatisch verändert hat, herrscht Dürre. Aus dem einstigen blauen Planeten ist eine karge Wüste geworden. Wasser ist von nun an das wertvollste Gut der Menschheit. Gemeinsam mit seinen beiden Kindern lebt Ernest Holm (Michael Shannon) am Rande der bewohnbaren Zone und versucht in dieser unwirtlichen Umgebung zu überleben, Notfalls unter Einsatz von Gewalt. Flem Lever (Nicholas Hoult), der unliebsame Freund seiner Tochter, hat anderes im Sinn, als einfach nur zu überleben. Mit allen Mitteln will er die Farm und das dazugehörige Land der Familie übernehmen - und wenn er dafür über Leichen gehen muss...





Meinung:
Dass Dystopien schon immer ein wesentlicher Bestandteil unserer Kinolandschaft waren, wird uns dieser Tage erst so richtig bewusst gemacht: Adaptionen jedweder Young-Adult-Belletristik finden ihren Weg in die Lichtspielhäuser und versetzen Teenager auf der ganzen Welt in Verzückung. Dass sich hinter Filmen wie „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“, „Seelen“, „Die Bestimmung – Divergent“ oder auch „Hüter der Erinnerung – The Giver“ zumeist eine abstoßend seelenlose Mechanik verbirgt, die sich mit jedem neuen filmischen Erguss dieser Gattung in das exakte Muster des Vorgängererfolges pressen lässt, mag den euphorisierten Heranwachsenden womöglich durch die volle Bandbreite an konstruierten Plastikgefühlen im Verborgenen bleiben, hat man das pubertäre Stadium allerdings verlassen, offenbart sich dieser zielgruppenorientierte Output als ermüdende Tortur. Ein Segen sind daher Künstler, die Dystopie nicht als Projektionsfläche für schmalzige Rührstücke verstehen, sondern den klinisch-handzahmen Gestus gegen ein gesundes Maß an physischer wie psychischer Härte auswechseln.


Die Zukunft ist kein schöner Ort
David Michod ist es beispielsweise mit „The Rover“ zuletzt in famoser Fasson geglückt, ein Endzeitszenario in all der Orientierungslosigkeit einzufangen, welches es nun mal auch darstellen würde, das moralische Brachland jener Tage aber nicht nur über die allgegenwärtige Rohheit zu definieren, sondern den Menschen immer noch als fühlendes Lebewesen zu porträtieren, anstatt sich in einem überhobenen Nihilismus zu suhlen. Der Vergleich mag zwar in gewisser Weise hinken, doch Jake Paltrow beschreitet mit „Young Ones“ ähnliche Pfade, denn auch für ihn ist das postapokalyptische Ambiente keine Kulisse, die zum aufgeblasenen Pathos fungieren muss, sondern sich vor allem durch die Charaktere entschlüsselt, durch die Paltrow veranschaulicht, dass jeder emotionale Konflikt immer noch die tiefsten Furchen in einer jeden menschlichen Existenz hinterlässt. Jake Paltrow (übrigens der Bruder von Schauspielerin Gwyneth Paltrow) ist es vor allem daran gelegen, die ökonomische Entwicklung durch Wasserknappheit einzufangen, um diese Extremsituation dann auch symbiotisch auf die Charaktere zu verlagern und zu potenzieren.


Ob Mary wirklich glücklich werden kann?
Der Kampf um das Wasser hat die Region, die Städte und selbst die direkten Nachbarn zu Feinden gemacht. Während die letzten Menschen von Außerhalb unlängst in die Stadt gezogen sind, hat Ernest Holm (Michael Shannon) noch lange nicht den Glauben daran aufgegeben, dass das Land auf dem er aufgewachsen ist immer noch fruchtbar ist. „Young Ones“ visualisiert sein dystopisches Szenario, in dem Wasser logischerweise der kostbarste Rohstoff ist, als ausgetrocknetes Ödland und all die Personen, die der ausgedörrten Situation ausgeliefert sind, sind nicht nur von poröser Haut gezeichnet, sondern durch die Hitze auch mürbe im Kopf. Das Narrativ von „Young Ones“ gliedert sich in Kapitel, um den jeweiligen Hauptcharakteren auf den Zahn zu fühlen. Neben Ernest Holm gehören dazu auch sein Sohn Jerome (Kodi Smit-McPhee) und der Nachbarsjunge Flem (Nicholas Hoult), der eine heimliche Liebelei mit Ernests Tochter Mary (Elle Fanning) führt. Sie alle folgen einer archetypischen Charakterkonstellation und bäumen sich vom Opfer zum Täter und schließlich auch zum Rächer auf. Einzig Elle Fanning fällt etwas aus dem Rahmen und ist in ihrer eindimensionalen Rolle gefangen.


So gut wie jede Szene endet in einer Überblende, um den nächsten Schritt zu bahnen: Und wenn Jerome zu Anfang durch den Schnitt aus seinem heimatverbundenen Vater Ernest entwächst, erst schemenhaft, dann ganz deutlich, wird konkret eingefangen, in welch dramatische Dimensionen sich „Young Ones“ noch aufschwingen wird. Schwierige Zeiten ändern die Menschen hier in jeder Lage, selbst die ehrenwerten Gestalten müssen das Unrühmliche in Betracht ziehen. Wenn Jerome durch das Aufnahmegerät des Hausroboter aber eine erschütternde Wahrheit erkennt, sieht sich der Sohnemann dazu gezwungen, die Ordnung im familiären Gefüge nach archaisch-reaktionären Prinzipien wiederherzustellen – So wie es der unbändige Drang nach Vergeltung von ihm verlangt. „Young Ones“ ist in seiner Themenbeschreibung vielleicht etwas überladen und zeitweise zu gemächlich, seiner pointiert-poetischen Visualität (natürlich wird auch mit Western-Elementen hantiert) und der hochdramatischen Dimension innerhalb des Charaktergefüges aber gibt man sich nur zu gern geschlagen.


6 von 10 trabenden Hausrobotern


von souli

Review: SPUREN – Malerische Selbstfindung inmitten australischer Weiten

Keine Kommentare:


Fakten:
Spuren (Tracks)
Australien. 2013. Regie: John Curran. Buch: Marion Nelson, Robyn Davidson (Vorlage).
Mit: Mia Wasikowska, Adam Driver, Brendan Maclean, Rainer Bock, Philip Dodd, John Flaus, David Pearce, Ian Conway, Daisy Walkabout u.a. Länge: 112 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Ab 28. Oktober 2014.


Story:
Die wahre Geschichte der Robyn Davidson, die 1975 ihren verrückten Traum wahr macht und zu Fuß die australische Wüste durchquert, immerhin stolze 3.200 Kilometer.





Meinung:
Das nordöstlich gelegene Brisbane wurde Robyn Davidson schon frühzeitig fremd, und obwohl sie von ihrem „Saint Margaret's Girl's School“-Internat gleich mit zwei Stipendien bedacht wurde, präferierte sie unzählige Gelegenheitsarbeiten, während sie sich zeitgleich durch die verschiedensten Studiengänge wurschtelte. Das Leben im urbanen Kosmos aber schnürte ihr die Kehle zu und die Generation, in der sie aufwuchs, war von einer Negativität gezeichnet, der sich Robyn Davidson einfach entreißen wollte. Dass sie sich im Jahre 1975 aber dazu entschied, mit vier Kamelen und der Hündin Diggity über 3.000 Kilometer zu Fuß zurückzulegen, die sie durch die australische Wüste, hin zum indischen Ozean führen sollten, stößt bei vielen Menschen, deren Entwurzelung von sentimentalen Heimatgefühlen weitaus schwieriger verlaufen würde, auf Unverständnis. Und vielleicht schwang in ihrem Vorhaben, wie auch bei Christopher „Alexander Supertramp“ McCandless, dessen Abenteuer in Sean Penns „Into the Wild“ porträtiert wurde, auch ein wahrnehmbarer Hauch von Naivität und Egoismus mit, doch ihrer Entschlossenheit konnte nichts und niemand einen Riegel vorschieben.


Wüstenliebe: Robyn und ihre Kamele (eines sieht aus wie Adam Driver)
Das mediale Echo war seinerseits enorm und anders als noch bei Alexander Supertramp, nahm ihre Expedition kein tragisches Ende, sondern führte sie und ihren von den Strapazen des Kraftmarsches deutlich gezeichneten Körper tatsächlich in das kühle Blau des indischen Ozeans. Grund genug, um die wertvollen Erfahrungen in einem Buch niederzuschreiben, welches unter dem Titel „Spuren“ Welterfolge feiern durfte und nun auch gleichnamig von John Curran verfilmt wurde. Dass es ein äußerst Schwieriges werden sollte, der Geschichte von Robyn Davidson filmisch gerecht zu werden, war nicht nur John Curran und seiner Drehbuchautorin Marion Nelson bewusst, auch der Zuschauer ist sich schnell darüber im Klaren, dass die emphatischen Intimität, mit der Davidson ihre Erlebnisse auszudrücken wusste, in der Filmversion nur temporär aufblitzen wird. „Spuren“ krankt daran, dass er sich den Ausmaßen der Reise in ihrer innerseelischen Überwältigung nicht vollends bewusst gewesen scheint – oder nicht imstande dazu war, diese konsequent umzusetzen. Die Freilegung der Geistes im Kontext der Rückbesinnung des Verhältnisses 'Mensch und Natur' jedenfalls wird gar stiefmütterlich behandelt.


Dass soll nun aber nicht bedeuten, „Spuren“ wäre ein respektloser und durchsichtiger Film, er tritt nur nicht in der Größe auf, als dass er die Selbsterfahrung der Robyn Davidson adäquat vermittelt. Inmitten der sporadischen Vegetation, der unebenen Topographie, den keifenden Sandstürmen und den ausgelaugten Gestrüpp, wähnt sich „Spuren“ in einer malerischen Elegie, die immerhin Andeutung dahingehend einleitet, die Wüste auch als transzendente Erfahrung zu definieren. Robyn (übrigens ganz toll gespielt von der eh immer tollen Mia Wasikowska), die sich zu den Nomaden zählt, der sich nirgendwo zuhause fühlt, wählt den Pfad in die Autarkie, wird natürlich – der Dramaturgie wegen – immer wieder von Menschen heimgesucht (darunter auch der von Adam Driver gespielte Fotograf Rick Smolan), ist aber so auf sich gestellt, dass das blökende Geschrei ihrer vierbeinigen Gefährten über lange Strecken das einzige Geräusch ist, welches für sie, die sogenannte Kamellady, irgendwie mit Vertrautheit assoziiert werden darf. Es wäre vielleicht interessant zu wissen, wie der naturalistische Film die Konsequenzen ihrer Weges beschreiben würde, doch ein Lächeln der Protagonistin und einige Schriftzüge müssen an dieser Stelle wohl genügen.


6 von 10 röchelnden Hunden


von souli