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Review: ROCK THE KASBAH - Bill Murray sucht den Superstar... in Afghanistan

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Fakten:
Rock the Kasbah
USA. 2015.
Regie: Barry Levinson. Buch: Mitch Glazer. Mit: Bill Murray, Kate Hudson, Bruce Willis, Leem Lubany, Zooey Deschanel, Scott Caan, Danny McBride, Beejan Land, Arian Moayed, Taylor Kinney u.a. Länge: 106 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 24.März 2016 im Kino.


Story:
Richie Lanz bezeichnet sich selbst als Rockstar-Manager, doch von Rock ‘n’ Roll ist wenig zu spüren in seinem derzeitigen Leben. Seine Tochter darf er nicht sehen und sein Geld verdient er damit scheinbare Musiktalent finanziell auszunehmen. Einzig Sängerin Ronnie hält noch zu ihm. Doch als er mit dieser nach Afghanistan fliegt, um dort eine Show vor US-Soldaten abzuhalten, steht er kurze Zeit später ohne Ronnie da und auch sein Geld und seine Papiere sind weg. Zunächst versucht er so schnell wie möglich aus dem Lang zu kommen. Hilfreich dabei sind zwei Waffenhändler sowie ein knallharter Söldner. Als Richie dann allerdings im Niemandsland von Afghanistan die sensationelle Stimme der jungen Salima hört schiebt er seine Abreisepläne vorerst zurück. Für ihn ist klar, er muss Salima zu einem Star machen. Auch wenn ihn das in Schwierigkeiten bringt.




Meinung:
Sind wir doch einmal ehrlich. Bill Murray gehört zu der Gattung von internationalen Superstars, dem man es mehr als deutlich ansieht, ob er auf seine Rolle auch wirklich Lust hast und in den letzten Jahren gönnte er sich scheinbar den Luxus auch nur noch in Produktionen mitzuwirken, die mit seinem eigenen künstlerischen Interesse d’acord gehen. Große Erfolge waren zwar nur selten dabei, aber nach dem Murray in den 1990er, nach dem Hit „Und täglich grüßt das Murmeltier“, fast drohte in der Versenkung der Banalität zu verschwinden, hat er nun seine eigene Nische gefunden, die er – vermutlich der Gage wegen – gerne auch das ein oder andere Mal für andere, nicht ganz konformere Projekte verlässt.


Lost in Afghanistan
„Rock the Kasbah“ von „Rain Man“-Regisseur Barry Levinson gehört, geht man von Murrays Engagement und Spielfreude aus, klar zu den Projekten, zu den sich der ehemalige Ghostbuster hingezogen fühlt. Als abgehalfterter und durch und durch opportunistischer Musikmanager Richie stolziert er durch die Handlung und hat sichtlich seinen Spaß daran, seiner Figur ein dynamisches Eigenleben zu verleihen. Für Fans von Bill Murray lohnt sich alleine deswegen schon der Gang ins Kino. Doch darf nicht vergessen werden, das „Rock the Kasbah“ durchaus einen ernsten Hintergrund hat. Ähnlich wie Levinson „Good Morning, Vietnam“ aus dem Jahre 1987, versucht „Rock the Kasbah“ den Irrsinn des Krieges mit Hilfe einer klassischen Fish-out-of-Water-Story offenzulegen. Das gelingt aber leider nur bedingt. Zum einen weil der Verlauf der Geschichte ohne sonderlich überraschende Vorkommnisse voranschreitet, zum anderen daran, dass das Drehbuch von Autor Mitch Glazer, der schon einige Male perfekte Rollen für Bill Murray schrieb, zwar durchaus Kritik an der afghanischen Kultur äußerst, sich aber niemals traut auch die andere Seite der Medaille zu benennen und zu untersuchen. Stattdessen ist es letztlich sogar ein westliches TV-Format, welches einer jungen Frau die Tore zur Welt öffnet. Das ist alles schon recht einseitig und stellenweise auch wirklich bieder umgesetzt.


Abseits davon erweist sich „Rock the Kasbah“ auch als recht verkrampft wenn es darum geht eine eigene Welt aufzubauen. So wirkt Kate Hudson als Edelprostituierte Merci nicht nur ziemlich aufgesetzt, sondern teilweise wie ein regelrechter Fremdkörper. Es scheint fast so, als ob die Produktion noch eben schnell eine attraktive Frau nach westlichem Maß und Vorstellung braucht, damit sich die Gewichtung zwischen West und Ost die Waage hält. Auch gelingt es Hudson nicht ihre Rolle wirklich auszufüllen, was aber nicht nur an ihr, sondern auch an Glazers Script liegt, der Hudson letztlich nur in die altausgediente Funktion der heiligen Hure presst. Die anderen Darsteller spielen meist auch nur typische Stereotype, das aber zumindest mit Nachdruck und Engagement und auch wenn die beiden amerikanischen Waffenhändler Jake und Nick (Scott Caan und Danny McBride) ebenfalls alles andere als originär wirken, so formulieren ihre Charaktere und Handlungen doch am ehesten eine Kritik am alles verschlingenden Kapitalismus und fehlender, westlicher Weitsicht.


Mit „Rock the Kasbah“ versucht Regisseur Barry Levinson an seine Glanzzeiten als Regisseur anzuknöpfen. Das ist ihm leider nicht wirklich gelungen. Zwar sind seine Ziele erkennbar und seine Vorbilder groß und ehrenwert (z.B. Kubrick „Dr. Seltsam“), doch die wirkliche Dimension der Geschichte scheint ihm nicht wirklich bewusst zu sein, denn ansonsten hätte er vermutlich etwas mehr riskiert. Bill-Murray-Fans können sich aber freuen. Ihr Star glänzt in der Rolle des manipulativen Rockstar-Managers.



4 von 10 Höhlenfernsehern

Review: AS I LAY DYING & CHILD OF GOD – In der Not bumst der Teufel auch Leichen

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Fakten:
As I Lay Dying
USA. 2013.
Regie: James Franco. Buch: Matt Rager, James Franco, William Faulkner (Vorlage). Mit: James Franco, Tim Blake Nelson, Beth Grant, Logan Marshall-Green, Danny McBride, Jim Parrack, Brady Permenter, Ahna O’Reilly u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die todkranke Mutter Addie verlangt in ihrer Heimatstadt beerdigt zu werden. Nach ihrem Tod machen sich ihre Söhne und ihr Mann auf, um ihren diesen Wunsch zu erfüllen. Vor ihnen liegt ein gewaltiger 40 Meilen Marsch.





Meinung:
„As I Lay Dying“ macht es deutlich: James Franco spielt nur mit Jason Statham und trinkt Cola am Pool, wenn er seinen nächsten Film finanzieren möchte. Seine von William Faulkner gleichnamigen Roman adaptierte Odyssee durch die Schluchten familiärer Abgründe, ist ein nonkonformistischer, unbarmherziger und nicht zuletzt experimenteller Brocken von Film. Mit zuweilen anstrengenden, aber in ihrer intentionalen Motivik durchaus sinnstiftenden Split Screens als symbolische Position des Wechselspiels der Perspektiven innerhalb der Hillybilly-Formation, fordert Franco den ausdauernden Zuschauer heraus. Blickt man hinter die eigenwillige, ja, widerspenstig Formalität von „As I Lay Dying“ und schafft es, ein Teil der zermürbenden Expedition zu werden, dann wird man schon bald angesichts der ausgemergelten Nüchternheit vollkommen auf sich allein gestellt sein: Hier gibt es nichts geschenkt. Abstoßend und so aufreibend defensiv, dass sich dieser Trauerzug des physischen und psychischen Zerfalls einfach unmöglich kategorisieren lassen möchte. Aber – oder gerade deshalb – ist Franco ein ungemein interessantes und ebenso schwer zu fassendes Werk gelungen. Mal schauen, was man von ihm als Regisseur noch erwarten darf. Spannend.


6 von 10 Särgen im Schlamm


von souil




Fakten:
Child of God
USA. 2013. Regie: James Franco.
Buch: Vince Jolivette, James Franco, Cormac McCarthy (Vorlage). Mit: ScottHaze, James Franco, Tim Blake Nelson, Jim Parrack, Fallon Goodson, Brian Lally, Wade Williams, Vince Jolivette, John Holt u.a. Länge: 104 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Lester hat alles verloren und wohnt wie eine Art Höhlenmensch in den Bergen. Doch auch hier ist er von der Erniedriung der Außenwelt nicht sicher. Irgendwann hält Lester den Druck nicht mehr aus und greift zu seinem Gewehr.






Meinung:
Mit „As I Lay Dying“ hat sich James Franco dem gleichnamigen Roman von William Faulkner angenommen und einen so experimentellen Brocken serviert, wie man ihn eben nur von einem Auteur erwartet. Und diese bleierne Schwere, wie sie „As I Lay Dying“ permanent absonderte, baut James Franco nun mit seiner Cormac McCarthy-Adaption „Child of God“ aus. Franco spricht dem Unterhaltungswert in „Child of God“ erneut wenig Bedeutung zu, stürzt dafür geradezu exzessiv und ohne Kompromisse in die verwirrte Psyche seines Akteurs Lester (Aufopferungsvoll, selbstzerstörerisch: Scott Haze), der als pathologischer Soziopath das Tier in seiner Seele von allen Ketten befreit und durch die dichten Wälder von Tennessee wüten lässt. „Child of God“ ist die zermürbende Charakter-Studie eines Mannes, der jede gesellschaftliche Norm hinter sich lässt und nur noch über seinen triebhaften Wahnsinn funktioniert. Manche Minuten fühlen sich dabei an wie die zehnfache Länge, Franco hält immer drauf, versucht zu vermitteln, erschöpft den Zuschauer aufgrund seiner beharrlichen Rohheit gleichwohl. In jedem Fall ist es ein Film, auf dem man sich einlassen muss, sonst wird man gnadenlos niedergewalzt. Aber James, wohin geht denn die Reise eigentlich? Immer noch eine äußerst spannende Frage.


6 von 10 toten Geliebten


von souli

Review: DIE FAST VERGESSENE WELT – Ferrell'sches Allerlei auf 100 Millionen Basis

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Fakten:
Die fast vergessene Welt (Land of the Lost)
USA. 2009. Regie: Brad Silberling. Buch: Chris Henchy, Dennis McNicholas. Mit: Will Ferrell, Anna Friel, Danny McBride, Jorma Taccone, John Boylan u.a. Länge: 102Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nachdem sich der Paläontologe Rick Marshall vor Publikum zum Vollhorst gemacht hat und die Existenz einer Parallelwelt handgreiflich beteuerte, findet er sich kurze Zeit später dank seines Tachyonen-Verstärkers tatsächlich in einer solchen wieder. Bewohnt von affenartigen wie echsenartigen Menschen, tummeln sich auch dort ebenfalls die Dinosaurier herum. Als dem Wissenschaftler der Tachyonen-Verstärker entwendet wird, macht er sich zusammen mit seinen zwei Begleitern auf die Suche und muss dabei herausfinden, dass unsere Welt in großer Gefahr schwebt.






Meinung:
Man stelle sich einmal Folgendes vor: Ein Sketch aus der renommierten US-amerikanischen Comedy-Show „Saturday Night Live“ wird mit einem ansehnlichen Budget von 100 Millionen Dollar aufgemotzt und auf eine Laufzeit von gut 100 Minuten ausgedehnt. In der Hauptrolle wird dann natürlich niemand geringeres als Frat Pack-Member Will Ferrell zu sehen sein, der nach seinen Auftritten als Moderator („Anchorman“), Muttersöhnchen („Die Hochzeitscrasher“), Rennfahrer („Ricky Bobby“) und Eiskunstläufer („Die Eisprinzen“) nun eben in die Rolle eines Paläontologen schlüpft. Klingt schon reichlich abstrus, oder? Ist mit „Die fast vergessene Welt“ aus dem Jahre 2009 aber so geschehen, wenngleich dem Film als Vorlage kein Sketch aus „Saturday Night Live“ zugrunde lag, sondern die kinderfreundliche Serie „Im Land der Saurier“ (1974-1976; 1991), fühlt sich „Die fast vergessene Welt“ doch fortwährend wie ein bis zum Zerbesten aufgeblähter Gag an. Kann das funktionieren? Nein, nicht wirklich. Doch ist der Film dadurch gleich ein Reinfall?


Sehr trocken, aber eine schöne Aussicht
An den Kinokassen rasselte „Die fast vergessene Welt“ gnadenlos durch und wurde zu allem Überfluss noch für ganze sieben Goldene Himbeeren nominiert. Und es ist tatsächlich keine Schwierigkeit zu verstehen, warum man „Die fast vergessene Welt“ mit so viel Groll und Abneigung begegnen könnte. Es liegt an erste Stelle mit Sicherheit schon an der Besetzung von Will Ferrell. Seine Art ist schwer gewöhnungsbedürftig, genau wie sein Humor entweder gefällt oder schlichtweg abstößt. Als Dr. Rick Marshall hält Ferrell sich damit die Waage: Die Späße oszillieren zwischen genialistischen Dadaismus und peinlichsten Rohrkrepierern, die wiederholt mit der Lakonie eines Danny McBride („Das ist das Ende“) das I-Tüpfelchen verliehen bekommen. Anna Friel („The Look of Love“) bleibt dabei verhältnismäßig unauffällig, hat eine gute, weil selbstreflexive (Hot Pants) Szene zu bieten, steht die meiste Zeit aber immer Schatten des herumtollenden Duos Ferrell und McBride.


 
Will Ferrell hat seinen Fanclub mitgebracht
Die fast vergessene Welt“ ist ein hanebüchenes Erlebnis. Der Film passt hinten und vorne nicht, er kennt keine erzählerischen Rhythmus, ist tonal immer ganz woanders, wo man ihn gerade muten möchte – und doch hat Brad Silberling („Lemony Snicket“) hier einen relativ sympathisches Sci-Fi-Abenteuer auf die Beine gestellt. Im großen Genre-Topf schwimmt so mancher Dinosaurier, einige Affenmenschen und auch Sleestacks, echsenartige Geschöpfe, die mit den Menschen durch eine Parallelwelt treiben, die weder einheitliche Klimazonen kennt, noch von der Topografie irgendwie irdisch erscheint. Gigantische Brückenpfeiler pressen sich aus der Wüste, während es einen Imbiss-Bus regnet und Schiffe, Telefonzellen und sonstige emblematische Wahrzeichen Pop-Art-mäßig aus der Einöde raken. Mittels seines repetitiven Zotengewäsch und einem Orchester, das sich querbeet durch ein Best-Of extremsten Pathos dudelt, bricht „Die fast vergessene Welt“ seine exponierte Seriosität mit Hochgenuss und wird zu einem ganz und gar subversiven Ausflug in verwirrende Weiten: „Die fast vergessene Welt“ sträubt sich erfolgreich dagegen, in klare Muster gepresst zu werden.


So liebenswert sich „Die fast vergessene Welt“ in seiner renitenten Haltung auch oft genug ist, so ulkig das Konzept durch die üblichen Ferrell'schen Albernheiten – auch mit popkulturelle Referenzen verwoben - torpediert wird: Dass „Die fast vergessene Welt“ in seinem Wahnsinn nicht gänzlich rund läuft, kostet ihn einiges an Charme, genau wie es einiges an Unterhaltung kostet, dass gerade die grauenhaften Gags entweder viel zu lang gezogen sind oder doch wiederholt aufgerollt werden müssen. Ein schwieriges Unterfangen ist „Die fast vergessene Welt“ in jedem Fall, aber ob er nun wirklich so hassenswert ist, wie manche Kritiker es postuliert haben, lässt sich nicht bestätigen. Letzten Endes ist es eben ein echter Will Ferrell-Film, verpackt als Parodie und Hommage, mit Dinosauriern und einem Budget von 100 Millionen. Bizarr.


4,5 von 10 Kanistern Saurierurin


von souli

Review: UP IN THE AIR - Der Ballast der Zwischenmenschlichkeit

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Fakten:
Up in the Air
USA. 2009. Regie: Jason Reitman. Buch: Jason Reitman, Sheldon Turner, Walter Kirn (Vorlage). Mit: George Clooney, Vera Farmiga, Anna Kendrick, Jason Bateman, J.K. Simmons, Sam Elliott, Steve Eastin, Melanie Lynskey, Zach Galifinakis, Tamala Jones, Danny McBride, Chris Lowell, Adam Rose u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ryan ist 322 Tage im Jahr unterwegs. Sein Job besteht darin Leute zu feuern, wenn ihre Chefs zu feige dafür sind und er ist gut darin. Als Ryans Boss will, anspornt wegen der Empfehlung einer jungen Angestellten, den Außendienst via Webcam abhandeln lassen. Ryan sieht sein Leben in Gefahr. Er überredet seinen Boss, dass er mit seiner neuen Kollegin noch eine Tour durch die USA macht, um ihr zu zeigen, dass man Leute nicht einfach via Webcam feuern kann.





Meinung:
Wenn ein karrierefixierter Vielflieger (George Clooney als Ryan Bingham in seiner besten Rollen) allmählich realisiert, dass sein Leben nicht aus der angestrebten Souveränität in alle Bereichen besteht, dass die innerseelische Erfüllung nicht in Form des Frequent Flyer-Status kommt, sondern er in Wahrheit ein tristes, unausgeglichenes Dasein als gutbetuchter Heimatloser ohne jeden zwischenmenschlichen Kontakt führt, dann folgt die sukzessive Trennung von alten Idealen und die verspätete Akzeptanz von wirklich elementaren Dingen. „Up in the Air“ versinnbildlicht das Leben als eine Art Rucksack, der von Menschen mit belanglosen und existenziellen Utensilien wie Personen bestückt wird und im ersten Moment noch als Ballast abgestempelt werden muss, durch den sich die Riemen langsam in die Schultern schneiden. Wenn der Mensch sein Reiseziel aber erreichen möchte, wird er feststellen, dass er es ohne diesen Rucksack nicht schaffen wird, genauso wie er es nicht schaffen wird, vollkommen auf sich gestellt diesen Weg zu meistern.


Ryan hat diesmal sogar seine Familie mit dabei
Dabei glänzt „Up in the Air“ vor allem durch eine Sache: Ehrlichkeit. Wie leicht hätte sich das Drehbuch von Jason Reitman und Sheldon Turner in Trivialitäten verlaufen können und auf eine stupide RomCom-Allegorie abzielen, nur um die Frauenwelt letztlich mit George Cloones charmantem Lächeln zu beglücken. Doch hier geht es um so viel mehr. Während Ryan nicht nur sein Leben überdenken muss und sich einige Träume langsam in Luft auflösen, muss er auch feststellen, dass, wenn sich gewisse Wünsche tatsächlich erfüllen, diese auch keinen Triumph gewährleisten. Und da zeigt sich auch wieder einmal die Klasse von Jason Reitman, der, wenn alle Zahnrädchen ineinandergreifen, unfassbar menschliches Kino inszenieren und schreiben kann, ohne sich in markanten Stilelementen zu verlaufen und so einer losen Kategorisierung zum Opfer zu fallen. Während die Schale von „Up in the Air“ massenkompatibles Unterhaltungskino ohne Mehrwert oder Denkanstöße verheißen mag, erzählt der Film dem Zuschauer doch tatsächlich nur das, was ihn auch dazu verleitet, selbst auf eine Reise zu gehen.


Es sind diese Momente, in denen die Stille Überhand gewinnt, in der alle Charaktere zu verstehen glauben, wie ihr Leben zu laufen hat und wie sie ihre Pläne in die Tat umsetzen können, nur um wenige Augenblicke später bereits vom Gegenteil überzeugt zu werden. Symptomatisch ist da Szene, in der Ryan aus seinem konventionellen Käfig ausbrechen möchte, alles über den Haufen wirft, dadurch den schmerzhaftesten Stich in sein Herz zu spüren bekommt und lernt, dass er funktionelle Leitlinie verinnerlichen und in seinem Beruf der beste Mann seines Faches darstellen kann, doch Gefühlen nie mit einer systematischen Übersicht begegnen wird, sondern ihr immer unterliegen muss: Intendierte Rationalität unterliegt der spontan-euphorischen Affektivität. „Up in the Air“ will sich aber nie als bierernstes Charakter-Drama verkaufen, sondern weist in seiner Narration den charakteristischen Reitman-Humor auf, ohne sich in Plattitüden zu verlieren oder den eigentlichen Ernst der Lage verheimlichen/abmildern zu wollen. Nein, „Up in the Air“ ist großes, ganz großes Kino.


8 von 10 Pappaufstellern zur Hochzeit


von souli


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Review: ANANAS EXPRESS - Killer, Gras und Fruchtgummi

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Fakten:
Ananas Express (Pineapple Express)
USA, 2008. Regie: David Gordon Green. Buch: Seth Rogen, Evan Goldberg. Mit: Seth Rogen, James Franco, Gary Cole, Danny McBride, Rosie Perez, Kevin Corrigan, Craig Robinson, Amber Heard, Ed Begley Jr., Nora Dunn, Joe Lo Truglio, Cleo King, Arthur Napiontek u.a. Länge: 112 (Kinoversion)/117 (Superbreit Edition) Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Dale hat einen der meistgehasstesten Jobs der USA (Gerichtszusteller), eine scharfe Highschool-Freundin und eine extrem starke Neigung zu Marihuana. Sein Dealer Saul hat gerade absoluten Zauberstoff am Start: Ananas Express. So gut, dass er ihn nur an Dale vertickt. Das wird zum Problem: Schluffi Dale wird Zeuge eines Mordes und verliert bei der Flucht einen Joint. Der Täter ist ausgerechnet Sauls Quelle Ted, der das einzigartige Aroma sofort identifiziert. Dale und Saul müssen rasch das Weite suchen, denn die Killer sind schon auf dem Weg.



                                                                     

Meinung:

"Ist bald eine Schande sowas zu rauchen. Ist als ob man ein Einhorn tötet...mit einer Bombe!"

Es sind solche Oneliner und Dialoge, die "Ananas Express" durchaus sympathisch und sogar witzig machen, doch leider sind das nur Einzelerscheinungen in einer viel zu ausgiebigen Flut von stonigem Dauergeschwätz und einer, für eine Komödie, fast schon unendlich wirkenden Laufzeit von knapp zwei Stunden. Da macht sich, im negativen Sinn, die Beteiligung von Judd Apatow bemerkbar. Hier tritt er zwar nur als Produzent und Ideengeber in Erscheinung, aber "Ananas Express" hat ein ganz großes Problem: Er ist viiiiiiel zu lang. Das ist nicht der einzige Haken, dabei aber ein deutlicher: Warum zieht sich die Story auf so eine semi-epische Genrelänge? Da ist der Leerlauf ja fast unvermeidlich, außer es wird richtig aufgefahren und es gibt viel zu erzählen. Das ist hier eher nicht der Fall. Das Script hat reichlich Kaugummi/Käse-Elemente, die unglaublich lange Fäden ziehen und dadurch leider die durchaus witzigen Momente fast neutralisieren. Das Plus des Films ist ganz klar die Chemie zwischen den Hauptdarstellern Seth Rogen und Wohlfühl-Schlabber-Hosen Kiffer James Franco, die harmonieren prächtig. Letztendlich ist "Ananas Express" wie ein klassischer Abend in berauschter Runde: Da wird ganz viel geschnattert, einiges ist richtig lustig, aber das Meiste ist pures Gesabbel. Das funktioniert im Kontext der Situation und Umstände, aber wenn das auf Tonband aufgenommen und am nächsten Tag abgespielt würde, wäre der Großteil eher langweilig und banal. 


Genug gechillt, jetzt wird's handfest
Die Lunte wird zwar gelegentlich neu befeuert ("Ich nehme eine Bong, das filtert das süchtigmachende Zeug raus, ist Tatsache!"), aber viel zu oft glimmt sie so vor sich hin und schmeckt nach kaltem Rauch. Charme hat das Flickwerk irgendwie schon, nur ermüdet es so schnell wie der Stoff, aus dem die Tüten sind. Das gelegentlich angezogene Tempo (was dann in der Regel daraus besteht, dass die Figuren sich wehtun) ist bitter nötig, um nicht langsam vor sich hin zu chillen. Sagen wir es mal so: Wenn die Ananas auf bequeme 90 Minuten runtergeschält wäre und nur der frische Saft gepresst würde, ein launiger Film. Aber so mit Schale, Haube und allem Drum und Dran serviert, will das doch keiner fressen...oder rauchen.


5,5 von 10 Tütenfrüchten