Review: ESCAPE FROM TOMORROW - Disneyland, der Ort der Verdammnis



Fakten:
Escape from Tomorrow
USA. 2014.
Regie und Buch: Randy Moore. Mit: Roy Abramsohn, Annt Mahendru, Elena Schuber, Katelynn Rodriguez, Danielle Safady, Alison Lees-Taylor u.a. Länge:90 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 23. April 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Am letzten Tage des Familienurlaubs in Disneyland, erhält Familienvater Jim von seinem Chef einen Anruf und wird von diesem gefeuert. Jim behält die schlechte Nachricht für sich und versucht noch einen letzten, schönen Tag im Freizeitpark zu haben. Doch nach und nach kann er seien Kündigung nicht mehr verdrängen. er beginnt seltsame Fratzen zu sehen und verliert immer mehr den Zugang zur realen Welt.





Meinung:
Die Entstehungsgeschichte, bzw. Machart von „Escape from Tomorrow“ ist eine spannende wie ungewöhnlich. Regisseur Randy Moore und sein Team, inszenierten den Low Budget-Film ohne Drehgenehmigung im Disney Land, einem der größten und wohl populärsten Freizeitparks der Welt. Der Themenpark des Walt Disney Konzerns dient als Bühne für eine Tragödie, die als einfaches Familiendrama beginnt und sich immer weiter im Raum der Absurdität ausdehnt, bis nichts mehr bleibt als reiner Wahnsinn.


Hier der Beweis: Familienurlaub ist für die Tonne
Doch hinter Randy Moores Film steckt mehr als das. mit „Escape from Tomorrow“ reflektiert er nicht nur die künstliche Welt des Freizeitparks mit einem schwarzweißen Zerrspiegel, sondern auch das Idyll einer Familie, bzw. der väterlichen Leitfigur, die durch den Verlust des Jobs plötzlich als scheinbarer Versager da steht. Aber auch sexuelle Anspielungen und Komponenten gibt es reichlich in „Escape from Tomorrow“ oftmals sogar verknüpft mit beißendem Spott gegenüber großen, fast schon monopolen Firmen wie eben Walt Disney oder Siemens. Egal welche Szene, welches schwarzweiße Produkt der Imagination nun was bedeuten soll, gerade zu Beginn gelingt es Regisseur Randy Moore eine Stimmung der absoluten Desorientierung zu erschaffen und lässt dort seine Protagonisten ungebremst hinein schliddern. Was darauf folgt sind teils abenteuerlich facettenreiche Szenen, deren alptraumhafte Verkettungen zur Scheinwelt des Wahnsinns immer näher kommen und gleichsam greifbarer werden, bis irgendwann alles möglich scheint und „Escape from Tomorrow“ fast schon ekstatisch beginnt vor sich hin zu vegetieren.


Im Disneyland kriegt man schnell einen dicken Schädel
Hat Moores Guerilla-Film diesen Punkt erreicht fällt ihm leider nichts mehr ein, außer sich im Kreis zu drehen. Das Surreale wird ab da an aber recht schnell fade und generisch, der psychische Verfall von Vater Jim und die Verwandlung des freundlichen Freizeitparks hin zum Ort der Verdammnis ist ebenfalls längst vollzogen. Was bleibt sind Fratzen, die die kontrastreiche Optik des Films immer wieder aufreißen und viel Spielraum für Spekulationen und Interpretationen hinterlassen. Dennoch, am Ende, wenn alles wieder sauber gemacht wird und die letzte Spur des Wahnsinn getilgt wurde, damit auch weiterhin ungehemmt Freude ins artifizielle Leben des Parks hineinfließen kann, bleibt eine stimmungslose Leere zurück. „Escape from Tomorrow“ wirkt für den Moment, aber wirklich festsetzen will sich dieser Fiebertraum nicht an den Synapsen. Ich fehlt es ihm an der notwendigen Kraft seiner eigenen Substanz. Reizvoll ist Randy Moores Film dennoch, wenn auch eigentlich nur wegen seiner Machart und den Mut mit seinem subversiven Drama den Disney-Konzern regelrecht herauszufordern.


„Escape from Tomorrow“ hat alle Sympathien auf seiner Seite. Es lohnt sich diesen Film anzusehen, denn auch wenn seine Wirkung schneller verhallt als es ihm lieb ist, bleibt doch er doch das Zeugnis einer grandiosen, künstlerischen Mutprobe, die daherkommt in faszinierenden wie (alp)traumhaften Bildern in schwarzweiß, direkt aus einem Ort, in dem Phantasie angeblich wahr werden kann.


5 von 10 wahnsinnigen Wissenschaftlern

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