Review: ELECTRIC BOOGALOO - Die Geschichte einer Ära




Fakten:
Electric Boogaloo
USA. Regie und Buch: Mark Hartley. Mit: Dolph Lundgren, Michael Dudikoff, Franco Nero, Boaz Davidson, Sam Firstenberg, Bo Derek, Molly Ringwald, Tobe Hooper u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: freigegebe ab 16 Jahren. Ab 21. April 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die Geschichte von Cannon Films, einem zunächst unabhängigen Unternehmen, welches durch preiswert wie schnell produzierte Filme, in den 1980er Jahren, schnell zu Ruhm gelang.





Meinung:
„Er hatte die verblüffende Fähigkeit sich Scheiße auszudenken, die wir dann drehten. Und diese Filme sieht man nun.“
Kinder der 80er, Freunde des schlechten Films und all jene, die es vielleicht noch werden wollen, schaut euch diese Doku an. Mark Hartley braucht gar nicht viel machen, er holt einfach Zeitzeugen und Weggefährten vor die Kamera, lässt sie frei und ungeniert aus dem Nähkästchen plaudern, unterfüttert das mit den entsprechenden Ausschnitten und fertig ist die Laube. Die beiden Israelis Menahem Golan und Yoram Globus waren in ihrer Heimat erfolgreich mit „Eis am Stiel“, danach jenseits des großen Teichs berühmt und berüchtigt durch Scheiße ohne jeglichen Stil. „Electric Boogaloo“ ist 107 Minuten purer Spaß beim Eintauchen in die mitunter wahnwitzige Geschichte von CANNON, der Hauruck-Schmiede der 80er Jahre. Da wurden noch nicht mal geplante Filme nur anhand von Plakaten verkauft (Hauptsache ein MG ist drauf), Verhandlungsgespräche mit Affen geführt, Sharon Stone mit Kathleen Turner verwechselt und allerhand anderes kurioses Zeug, den Glauben an den Oscar fest vor Augen, es sollten ihnen nicht vergönnt sein.


Wenn selbst ein Dolph Lundgren sagt „Ich kam mir etwas blöd dabei vor“ dürfte wohl jedem klar sein, was da los war. Die eigentlichen Stars kommen leider nur durch Archivmaterial zu Wort, verweigerten die Teilnahme aufgrund einer eigen geplanten Doku, dafür wird hier auch nichts beschönigt. Offen und ehrlich, vernichtend, dennoch warm und herzlich werden Aufstieg und Fall, Methoden und Beweggründe dieses einzigartigen Studios präsentiert, ihre Bad-News-Jews zwar als größenwahnsinnig, realitätsfern und teils sogar unmenschlich entlarvt, gleichzeitig aber auch als grenzenlose Enthusiasten, voller Ehrgeiz und Liebe zum Film. Das ausgerechnet ihre besten und bis heute prominentesten Filme (ja, die haben tatsächlich sogar „Barfly“ produziert, aber gemeint sind eher die selbstreflektierende Groteske „The Texas Chainsaw Massacre 2“ oder All-Time-Trash-Granaten wie „Masters of the Universe“ oder „Over the Top“) ihren finanziellen Untergang einläuteten, ist so verrückt wie ihre Geschichte allgemein. Keine große, keine wichtige, aber eine enorm spaßige Sache, dieser „Electric Boogaloo“, ganz im Geiste seines Themas.


7 von 10 Horrorfilmen, für die Boris Karloff und Bela Lugosi leider schon zu tot waren


von JackoXL


Wurde zum Aushängeschild von Cannon Films: Chuck Norris


Meinung:
Es erinnert an ein Irrenhaus, wenn „Electric Boogaloo“ so manche Anekdote aus der goldenen Zeit von Cannon Films präsentiert. Die beiden Firmengründer und Chefs, die sich leider nicht persönlich äußern – wohl weil sie selbst an einer Dokumentation über ihr Lebenswerk sitzen -, werden wahlweise als finanzstarke Deppen, kunstfeindliche Kapitalisten oder filmliebende Naivlinge dargestellt. Einen wirklich zentralen, sauberen Blick auf Cannon Films ist so nicht möglich, dafür aber eine höchst amüsante wie auch überraschend informative, dokumentarische Collage. Bestehend aus Interviews, Archivmaterial und Filmschnipseln bastelt Regisseur Mark Hartley daraus einen nerdigen Kniefall, genauso wie einen leicht spöttischen Rückblick auf die Ära Cannon Films, die Actionheroen wie Dolph Lundgren und Chuck Norris hervorbrachte und dabei sogar einige Kultfilme fabrizierte, deren eigentlicher Wert erst über die Jahre erkannt wurde (z.B. „Texas Chainsaw Massacre 2“).


Darüber hinaus hat die Dokumentation einige Überraschungen in Petto, bzw. enthüllt die eine oder andere Perle, die es unter der Cannon-Flagge  geschafft hat, produziert zu werden. Was „Electric Boogaloo“ allerdings etwas fehlt, dass ein Verständnis für den damaligen Zeitgeist. Zu oft reicht es Hartley und seinen Interviewpartnern vollkommen aus teils ungläubige Geschichten über die Firmenchef Melan und Globus zu erzählen. In welchem Zustand sich die damalige Traumfabrik Hollywood befand, wird meistens ausgespart, dabei gehört dies genauso zur Historie von Cannon Films, wie diverse, skurrile Ninja- und Horrorfilme. Trotz allem lässt sich nict verschweigen, dass Hartleys Dokumentation viel aus dem Stoff herausholt und einen als filminteressierten Zuschauer nach gut 100 Minuten höchst amüsiert wie informiert wieder entlässt.


7,5 von 10 an der Decke laufenden Breakdancern


von stu

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