Review: BACKCOUNTRY - GNADENLOSE WILDNIS - Fataler Männlichkeitsritus



Fakten:
Backcountry – Gnadenlose Wildnis
Kanada. 2014. Regie und Buch: Adam MacDonald. Mit: Missy Peregrym, Jeff Roop, Eric Balfour, Nicholas Campbell u.a. Länge:  92 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Raus aus der Großstadt, rein in den Nationalpark, eine Wanderung ohne Landkarte und technische Hilfsmittel. Die junge Anwältin Jenn lässt ihr geliebtes Smartphone jedoch nur widerwillig zurück und auch der Park-Ranger warnt die beiden vor der gnadenlosen Wildnis. Nach drei Tagen Fußmarsch wird klar: Jenn und Alex haben sich hoffnungslos verlaufen, ihre Vorräte sind fast verbraucht. Die Situation wird immer unheimlicher. Haben die beiden ohne es zu wissen das Revier eines gefährlichen Schwarzbären betreten? Und was hat der merkwürdige Fremde in dem Waldgebiet verloren?





Meinung:
Wenn Mutter Natur sich von ihrer schlechten Seite zeigt, ist das immer wieder ein gefundenes Fressen für Filme. Einhergehend damit ist meist auch immer unsere eigene Machtlosigkeit verbunden, gekoppelt mit einer nicht minder gefährlichen, menschlichen Überheblichkeit. Genau dieser wird auch dem Pärchen in „Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ zum Verhängnis und ihr als romantischer Wanderurlaub geplanter Abstecher in die kanadischen Wälder, verwandelt sich Stück für Stück zu einem Überlebenskampf.


Noch scheint alles in bester Ordnung
Regisseur Adam MacDonald inszenierte mit „Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ allerdings keinen stumpfen Survival-Thriller, sondern mehr eine spannende psychologische Abhandlung über menschliche Schwächen. Die Beziehung zwischen Jenn (Missy Peregrym, u.a. bekannt aus der kurzlebigen Fantasyserie „Reaper“) und Alex (Jeff Roop, der den Film mitproduziert hat) scheint intakt und harmonisch, doch während der Wandertrip zeigen sich Risse und Frakturen, die sich in der einsamen wie grenzenlos scheinenden Wildnis immer weiter ausbreiten und verfestigen. Gleichzeitig versucht sich Alex vor seiner Freundin als regelrechter Leitwolf profilieren zu wollen. Das Ergebnis dieses fatalen Männlichkeitsritus: das Paar verliert den eigentlichen Weg aus den Augen und verirrt sich. Regisseur MacDonald reflektiert mit „Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ ein gängiges Männerbild und verrückt es mit durch und durch wahrhaftigen Mitteln. Das dabei herauskommende Ergebnis erweist sich als einfache aber höchst einprägsame Reflexion, die deutlich macht, dass es Kräfte gibt, die man nicht kontrollieren kann. Dadurch entsteht auch ein immenser Teil des recht klassischen Spannungsaufbaus: Verlorenen in der Wildnis, hilflos ausgesetzt den rabiaten wie gnadenlosen Kräften der Natur, die hier durch einen Schwarzbären vertreten wird. Er erweist sich als ein Stellvertreter, ein böses Omen, welches nach und nach zu einer unabdingbaren Bedrohung wird. Am Ende heißt es Mann gegen Biest. Das Ergebnis und der anschließende Epilog bietet zwar nicht mehr als gängigen Überlebenskampf, packend ist es dennoch inszeniert.


Nicht nur das. Durch seinen psychologischen Unterbau und die wunderschöne wie aber auch stets bedrohliche Naturkulisse bietet „Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ eine unglaublich dichte Atmosphäre. Für solch einen eher kostengünstig entstanden Film durchaus eine Seltenheit. Wer also glaubt, der Film würde in die gleich oder ähnliche Kerbe schlagen wie „Red Machine“ von „Saw V“-Regisseur David Hackl, der irrt sich. Adam MacDonald bietet mit seinem Film mehr als den Schrecken der Natur in gefällige Horrorbilder zu verpacken. Sein filmischer Diskurs über den (Überlebens-) Kampf findet auf mehreren Ebenen statt und es ist vor allem die zwischen Jenn und Alex die überzeugt, weil dieses Gefecht oft wortlos ausgetragen wird. die Beziehung wird hier quasi zu einer eigenen Naturkulisse. Der Bär ist das fast schon zweitrangig.


7 von 10 hochhängenden Beuteln

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