Review:
Winterschlaf (Kis uykusu)
Türkei, Frankreich, BRD. 2014. Regie: Nuri Bilge Ceylan. Buch: Ebru Ceylan, Nuri Bilge Ceylan, Anton Chekhov (Vorlage). Mit: Haluk Bilginer, Demet Akbag, Melisa Sozen, Nadir Saribacak, Nejat Isler, Tamer Levent, Mehmet Ali Nuroglu, Rabia Özel, Ekrem Ilhan u.a. Länge: 196 Minuten. FSK: noch nicht bekannt. Ab 26. Juni 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich..
Winterschlaf (Kis uykusu)
Türkei, Frankreich, BRD. 2014. Regie: Nuri Bilge Ceylan. Buch: Ebru Ceylan, Nuri Bilge Ceylan, Anton Chekhov (Vorlage). Mit: Haluk Bilginer, Demet Akbag, Melisa Sozen, Nadir Saribacak, Nejat Isler, Tamer Levent, Mehmet Ali Nuroglu, Rabia Özel, Ekrem Ilhan u.a. Länge: 196 Minuten. FSK: noch nicht bekannt. Ab 26. Juni 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich..
Story:
Aydin (Haluk Bilginer), ein ehemaliger Schauspieler, leitet gemeinsam mit seiner deutlich jüngeren Ehefrau Nihal (Melisa Sozen) und seiner Schwester Necla (Demet Akbag) ein kleines Hotel in Zentralanatolien. Aufgrund seines Vermögens gilt Aydin in der Bergregion als einflussreicher Mann. Dieser unbequemen Verantwortung entzieht er sich allerdings, indem er zurückgezogen an einem Buch über das türkische Theater arbeitet. Zudem ist die Beziehung zwischen Aydin und Nihal problematisch, was nicht zuletzt an seinem eigenwilligen, egoistischen Charakter liegt. Die lethargische Necla leidet unter ihrer frischen Scheidung. Als der Winter hereinbricht, und der erste Schnee zu fallen beginnt, bietet ihnen das Hotel eine willkommene Zuflucht. Es ist jedoch ebenso ein Ort, dessen räumliche Enge zwangsläufig Zündstoff für die sowieso angespannten, von Machtspielen gekennzeichneten Beziehungen der drei Menschen untereinander bietet.
Meinung:
In jenen anatolischen grotesk-schönen Gebirgen, die wir schon als phantastische Welten aus z.B. 'EINER GEGEN DAS IMPERIUM' kannten, kraucht sich anhand dieses Filmes von Nuri Bilge Ceylan eine weit realere Gemeinschaft an Menschen zusammen, die mit der allmählichen Ankunft des Winters von der Hülle der Zivilisation und dem Verständnis blank und kalt enttäuscht werden. Die Vorzeichen dafür sind aber schon länger präsent, tauchen zwar meist nur in Donner-artigen Ausbrüchen rauf, hinterlassen aber auf ewig zerbrochene Scheiben und blutige Knöchel, für die sich der wohlhabende Vermieter und Hotelbesitzer Aydin (Haluk Bilginer) zwar am Liebsten nicht ganz verantwortlich sehen möchte, aber trotz bescheidenem Nicht-Aufregens mehr beiträgt als er denkt. Denn eigentlich könnte man 'WINTERSCHLAF' auch 'AYDIN KANN'S NICHT LASSEN' nennen, so wie er sich mit seinem akademischen Gestus des denkenden Mannes in Diskussionen involviert, für die er schlichtweg immer eine Meinung, aber nicht unbedingt die Perspektiven des Gesamtkomplex inne hat.
In jenen anatolischen grotesk-schönen Gebirgen, die wir schon als phantastische Welten aus z.B. 'EINER GEGEN DAS IMPERIUM' kannten, kraucht sich anhand dieses Filmes von Nuri Bilge Ceylan eine weit realere Gemeinschaft an Menschen zusammen, die mit der allmählichen Ankunft des Winters von der Hülle der Zivilisation und dem Verständnis blank und kalt enttäuscht werden. Die Vorzeichen dafür sind aber schon länger präsent, tauchen zwar meist nur in Donner-artigen Ausbrüchen rauf, hinterlassen aber auf ewig zerbrochene Scheiben und blutige Knöchel, für die sich der wohlhabende Vermieter und Hotelbesitzer Aydin (Haluk Bilginer) zwar am Liebsten nicht ganz verantwortlich sehen möchte, aber trotz bescheidenem Nicht-Aufregens mehr beiträgt als er denkt. Denn eigentlich könnte man 'WINTERSCHLAF' auch 'AYDIN KANN'S NICHT LASSEN' nennen, so wie er sich mit seinem akademischen Gestus des denkenden Mannes in Diskussionen involviert, für die er schlichtweg immer eine Meinung, aber nicht unbedingt die Perspektiven des Gesamtkomplex inne hat.
Die rabita Methode aus dem Winterschlaf zu erwachen |
Anatolien in seiner ganzen Schön- und Rauheit |
Letztendlich werden sich doch beide klar über ihren inneren Status, auch zueinander. Ob die Einigung ausgesprochen wird, scheint nicht absehbar, die Aufteilung wird schlicht optisch unüberwindbar und mündet in einen ewigen weißen Schlusspunkt ein, der die Zelle der Ehe zwar noch mit ursprünglicher Seelenverwandtschaft, aber auch generationsübergreifender Verzweiflung gründet. Wo geht man ab hier weiter, lässt man dem Gegenüber seinen Raum oder verschließt sich jeder dem anderen? Menschlich lässt sich an diesem Film nun mal so einiges ergründen, von Kopf bis Fuß, von den sich-langsam-entwickelten Gesprächen bis hin zur natürlichen Einzwängung und Konfrontation verbissen-selbstverständlicher Mentalitäten. Muss man erlebt haben!
8 von 10 Kolumnen
vom Witte
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