Review: MOONRISE KINGDOM - Verliebte Pfadfinder




Fakten:
Moonrise Kingdom
USA. 2012. Regie: Wes Anderson, Buch: Wes Anderson, Roman Coppola. Mit: Jared Gilman, Kara Hayward, Bruce Willis, Bill Murray, Edward Norton, Frances McDermand, Bob Balaban, Tilda Swinton, Jason Schwartzman, Harvey Keitel u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren.


Story:
Mitte der 1960er Jahre lernen sich die beiden jungen Außenseiter Sam und Suzy kennen und lieben. Als Sam mit seinem Pfadfinder-Trupp auf der Heimatinsel von Suzy sein Lager aufschlägt, machen die zwei jungen Turteltauben Nägel mit Köpfen und reißen aus. Während sie in der freien Natur ihre ungestörte Zweisamkeit  genießen starten die Erwachsenen der Insel eine großangelegte Suchaktion.




Es ist selten, doch die drei Muscheln haben es tatsächlich geschafft sich gemeinsam einen Film anzusehen. Dabei kamen drei ganz unterschiedliche Meinungen heraus. Lest selbst.


stu's Meinung:

Ratloser Pfadfinder-Chef
Wenn sich der einsame Pfadfinder Sam und die grazile Suzy zum ersten Mal begegnen, wenn sie zu zweit und vollgepackt mit Luftgewehr, Plattenspieler und Kätzchen durch die Bilderbuch-Vegetation der kleinen Insel wandern, dann ist „Moonrise Kingdom“ am stärksten. Seine zelebrierte Jugendliebe ist zu diesen Zeitpunkten nämlich so zärtlich und gewitzt, dass es einem einzigen, großen Dopamin-Rausch nahe kommt. Eine junge Liebe, so rein und unschuldig, dass jeder Moment, den die beiden miteinander teilen ein wahres Freudenfest ist. Doch dann, in der zweiten Hälfte, scheint Regisseur Wes Anderson dieser Stärke nicht mehr zu trauen. Waren die bunt-konzipierten Bilder zu Beginn noch ein förderlicher Begleiter, so verkommen sie spätestens nach einer Stunde zu einem übergroßen Hammer, der alles Innige und Intime rigoros erschlägt. „Moonrise Kingdom“ bleibt ein wunderschöner Film, aber am Ende setzt sich seine Optik, das Spiel mit Formen und Farben durch und lässt nichts anderer mehr zu. Sam und Suzy werden wie die anderen Figuren zu neurotischen Pinselstrichen degradiert. Sie sind dann nichts Weiteres als ein Teil eines Bildes: wunderschön aber leblos. „Moonrise Kingdom“ ist definitiv ein schöner Film, allerdings ist es trotz seiner klaren Stärke doch sehr bedauerlich, dass Anderson – mehr noch als in seinen letzten Filmen – dem Kunstvollen den Vorzug vor dem Menschlichen gibt.

6 von 10


mondsafari‘s Meinung:
Wir schreiben das Jahr 1965. Und der kleinen Gemeinde der Insel New Penzance wird schon bald Hören und Sehen vergehen: Es zieht ein Sturm auf und der bringt nicht nur umgeknickte Kiefern mit sich, sondern auch revolutionäres Gedankengut und eine feuchte Briese überschüssiger Hormone. Eine kleine Ode an die Liebe, aber vielmehr noch eine an die herzliche Nostalgie und die Kraft des Träumens. Die liebevoll gezeichneten und ebenso schrulligen Charaktere, besonders Bill Murray als Mr. Bishop, die magischen Landschaftaufnahmen, die jedem Fall absolut erwähnenswert sind, und wie in jedem Film von Wes Anderson, die wundervolle Musik, die einen großartigen Einklang mit den Bilder findet und den Film schlussendlich mehr als nur sehenswert macht. So schafft es das lunare Königreich auf leisen Sohlen in das Herz der Mondsafari, ohne dass diese es so richtig mitbekommt.

9 von 10
Jimmy's Meinung:
Zwei Liebende auf der Flucht: Suzy und ihr Sam

Es ist ja nicht so, das „Moonrise Kingdom“ rein gar nichts zu erzählen hätte und durchgehend vollkommen aussagelos gegen die Wand dümpelt. Die zarte Jugendliebe, die sich während der Flucht entfalten kann, wird fokussiert und die problematischen Familienverhältnisse unserer jugendlichen Protagonisten sind ebenfalls Teil der Thematik. Die Verknüpfung dieser beiden Bereiche und dem Pfadfinderlager, dass sich auf die Suche nach den beiden Liebenden macht, hätte durchaus seinen Reiz haben können, vor allem wenn man bedenkt, dass Ausnahmeregisseur Wes Anderson es sich auf dem Regiestuhl gemütlich gemacht hat. Das Endergebnis ist jedoch eine herbe Enttäuschung, denn Wes Anderson begeistert in diesem Fall nicht mit seiner unverkennbaren Handschrift, sondern erdrückt seinen Film regelrecht im prätentiösen Stil. Die Charaktere mögen am Anfang noch etwas Interesse geschenkt bekommen, verlieren sich aber spätestens in der zweiten Hälfte in der „skurrilen“ Belanglosigkeit. Ja, alles muss verrückt, absurd und ganz eigen sein, aber der inständige Wunsch unbedingt etwas Besonderes zu sein scheitert kläglich und muss sich dem gähnenden Hall der Langeweile schlussendlich geschlagen geben. „Moonrise Kingdom“ legt zu viel Wert auf Optik und seine Stars und vergisst dabei gänzlich, den Zuschauer haltlos in die Geschichte zu ziehen. Naja, wenigstens kann man Edward Norton nach einer gefühlten Ewigkeit wieder ein verdientes Lächeln schenken.

4 von 10

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