Review: HOBO WITH A SHOTGUN - Der schmackhafte Analog-Käse des B-Movies



Fakten:
Hobo with a Shotgun
Kanada. 2011. Regie: Jason Eisener. Buch: John Davies, Jason Eisener. Mit: Rutgar Hauer, Molly Dunsworth, Gregory Smith, Robb Wells, Brian Downey, Nick Bateman, Michael Ray Fox, Glen Matthews, Jeremy Akerman, Gregory Richardson, Mark W. Owen u.a. Länge: 86 Minuten. FSK: keine Freigabe (beschlagnahmt wegen §131 StGb). Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Mit dem Zug kam er in die Stadt und versuchte den Problemen aus dem Weg zu gehen, doch irgendwann kann er, der Hobo, nicht mehr tatenlos zusehen, wie der Gangsterboss Drake und seine zwei sadistischen Söhne aus der Stadt ein Epizentrum der Gewalt und Kriminalität machen. Der Hobo besorgt sich eine Flinte und reinigt damit die Straßen von dem Gesindel.


 



Meinung:
Das Grindhouse-Projekt von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez brachte neben den zwei Hauptfilmen „Death Proof“ und „Planet Terror“ auch diverse Fake-Trailer zum Vorschein. Zu den bekanntesten zählt sicherlich „Machete“ der mittlerweile auch einen eigenen Film spendiert bekam. So erging es nun auch dem Fake-Trailer der im Gegensatz zu dem Rest nicht von einem bekannten Regisseur stammt, sondern von einem Newcomer, Jason Eisener. Dessen „Hobo with a Shotgun“ reiht sich stilistisch problemlos in das Grindhouse-Universum ein und besitzt mit Rutgar Hauer einen Star der guten alten Zeit, der an vorderster Front steht.


Der Hobo und seine Flinte sorgen für Ordnung
Regisseur Jason Eisener erzählt in der Spielfilm-Variante seines Fake-Trailers eine klassische B-Movie Geschichte. Es geht um Rache, um die Säuberung der Straßen von dem Abschaum der Kriminalität. Dass es dabei nicht zimperlich zur Sache geht ist natürlich Ehrensache. Die drastischen, aber stets so übertriebenen und meist auch sehr dilettantisch anmutende Gewaltexzesse machen aber nicht den größten Reiz des Films aus. Es sind die Farben. „Hobo with a Shotgun“ erstrahlt im klassischen Technicolor. Dies in Verbindung mit der kruden Handlung, den überzeichneten Eskapaden im Spiel der Darsteller und der Brutalität besitzt eine schnörkellose Sogwirkung, die allerdings wohl wahrlich nur die in ihren Bann ziehen wird, die ein Herz für Filme haben, die über die Strenge schlagen. Natürlich ist „Hobo with a Shotgun“ auch kein wirklich reinrassiger B-Movie, mehr der Versuch nach  altbekannten Bauplänen und Versatzstücken einen nachzubauen, ähnlich wie es schon „Machete“ versuchte. Das Ergebnis ist in beiden Fällen gelungen bis ansehnlich, auch wenn es letztlich nur der Analog-Käse des B-Movies ist, aber Ehrlichkeit sollte niemand von solcher Art Filmen erwarten.


Ein großes Problem hat der „Hobo“ allerdings: Die Prämisse einen B-Movie der 1970er und 1980er zu erschaffen wird so zwanghaft Folge geleistet, das so einige skurrile und teilweise auch surreale Ideen zu geplant wirken. „Hobo with a Shotgun“ tut immer wieder so, als ob er willkürlich agieren würde, letztlich versteckt er aber die Entwürfe und Genre-Skizzen an die er sich versucht zu halten hinter seinem Rücken. Wie bereits Robert Rodriguez mit „Machete“ kann auch Jason Eisener mit seinem Schrotflinten-Obdachlosen letztlich kein wirkliches B-Movie abliefern, sondern nur einen äußerst effizienten Klon, der einen geselligen Filmabend auf der Couch mit guten Freunden und den üblichen, legalen Stimmungsmachern durchaus bereichern kann. Wieso immer mehr Filme so tun, als ob sie ein Relikt aus vergangen Tagen sind? Vielleicht weil es uns Zuschauer an die Vergangenheit erinnert. Vielleicht weil wir damit ein Kino suggerieren, was sich besser anfühlte als das heutige. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.

6 von 10

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