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Review: OPERATION AVALANCHE – Einmal zum Mond, bitte!

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Fakten:
Operation Avalanche
USA. 2016. Regie: Matt Johnson. Buch: Josh Boles & Matt Johnson. Mit: Matt Johnson, Owen Williams, Krista Madison, Madeleine Sims-Fewer, Sharon Belle u.a. Länge: 94 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
1967, der Kalte Krieg befindet sich auf seinem Höhepunkt. Die CIA hegt den Verdacht, dass sich ein russischer Maulwurf bei der NASA eingeschlichen hat, um das Apollo-Programm zu sabotieren. Sie schicken zwei junge Agenten, um getarnt als Dokumentarfilmer verdeckte Ermittlungen aufzunehmen. Doch was sie bei der Raumfahrtbehörde entdecken, ist weit schockierender als russische Spione.




Meinung:
Jeder kennt sie und obwohl sie ebenso verrückt wie amüsant sein können, kommt man hin und wieder gerne auf sie zu sprechen. Die Rede ist von Verschwörungstheorien. Gerade wenn der Abend etwas später und die Gläser etwas leerer werden, gerät man leicht ins fröhliche Konspirieren und Fachsimpeln. Eines der beliebtesten und hartnäckigsten Gerüchte ist wohl jenes, dass die Mondladung im Jahre 1969 nie stattgefunden hat, sondern lediglich in einem Studio gedreht wurde um im Wettstreit mit Russland zu obsiegen. In semidokumentarischer Raffinesse schaut Operation Avalanche hinter die Kulissen und gibt sich selbst als gefundenes Filmmaterial aus, welches die „Filmemacher“ der Mondlandung parallel zur ihrem Dreh angefertigt haben.


Der Plan steht!
Pflichtbewusst beginnt der Film mit historischem Bildern. Die markante Rede Kennedys, in der er 1961 propagierte die Menschheit würde gegen Ende des Jahrzehnts auf dem Mond wandeln ist zunächst der zentrale Zündstoff für die Dramaturgie des Plots. Dass daraufhin ein Wettstreit zwischen Russland und Amerika ausbrach, der aufgrund des Kalten Krieges ohnehin nicht vermeidbar gewesen wäre, ist ein historisches Fakt. Ebenso, dass die Amerikaner den Wettlauf gewonnen und mit Neil Armstrong, Edwin „Buzz“ Aldrin und Michael Collins die ersten Menschen auf den Mond gebracht haben. Doch bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, dass diese Landung nur fingiert worden wäre. Operation Avalanche dürfte die Anhänger dieser Theorie nun weiter befeuern, bereitet er in seinem dokumentarischen und historisch akkuraten Stil doch viele bekannten Argumente neu auf und liefert ein doch recht glaubwürdiges Bild wie es damals passiert sein könnte. Seine Wirkung will er natürlich daraus beziehen formal möglichst authentisch gefilmt und inhaltlich nachvollziehbar argumentiert zu sein. Das geht stellenweise durchaus auf, doch so ganz kann er den Grad an Immersion nicht hervorrufen, der für ein gelungenes Filmerlebnis notwendig gewesen wäre.


Der Mond oder doch nur ein Filmstudio?
Da hilft es auch wenig, dass Regisseur, Autor und Darsteller Matt Johnson peinlich darauf bedacht ist, sich selbst als großen Filmfan darzustellen. So hängt in fast jedem Büro der NASA ein übergroßes Filmplakat der damaligen Zeit und die Theorie, dass es sich dabei um seine eigenen Lieblingsfilme handelt ist sicherlich nicht so weit hergeholt wie die Thematik des Films. Den Höhepunkt erreicht der Film dann, wenn Stanley Kubrick miteingebunden wird und sogar einen kurzen Auftritt genießen darf. Sicherlich wissen die meisten Filmfans, dass der berühmte Brite immer wieder in Kontakt mit der angeblich gefilmten Mondlandung gebracht wird und in manchen Theorien selbst die Kamera bedient haben sollte. In Operation Avalanche wird er lediglich heimlich am Set von 2001 besucht und dabei wird ihm eine wegweisende Technik abgeluchst, welche die Protagonisten benötigen, um dem fingierten Video die notwendige Glaubhaftigkeit zu verleihen. Natürlich kommt die Hauptfigur nicht drum herum sich ein Autogramm zu besorgen und ihre Bewunderung für den Regisseur offen zu bekunden. Die Mechanismen des Films indes gleichen oftmals diesem Prozess der Anbiederung und so wirkt vieles ein Stück weit zu gewollt und als Zeitgeistporträt eher eine Huldigung als ein differenziertes historisches Abbild.


Mit dem Film verhält es sich letztlich ähnlich wie mit allen anderen Verschwörungstheorien auch. Die Idee an sich ist interessant, aber auf 90 Minuten gestreckt will das nicht recht funktionieren, denn überzeugen kann eher der Gedanke selbst und weniger die denunzierte Ausführung des selbigen. Das formale Konzept ist nett, aber schafft es trotzdem nicht seinen einzigen Zweck (nämlich Echtheit zu suggerieren) gerecht zu werden. Dafür ist die Inszenierung zu bedacht nostalgisch und altmodisch, die Konflikte ein Stück zu konstruiert und die Geschichte selbst zu sehr darauf ausgelegt dramaturgischem Regelwerk zu folgen. Ein Reinfall sieht trotzdem anders aus, denn die ein oder andere Anekdote macht ebenso viel Spaß wie der zwar sehr gefällige, aber nichtsdestotrotz wirkungsvolle Soundtrack.


5 von 10 Aluhüten

Review: WEGE ZUM RUHM - Das erste von vielen Meisterwerken

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Fakten:
Wege zum Ruhm (Paths of Glory)
USA, 1957. Regie: Stanley Kubrick. Buch: Stanley Kubrick, Calder Willingham, Jim Thompson, Humphrey Cobb (Vorlage). Mit: Kirk Douglas, Ralph Meeker, Adolphe Menjou, George Macready, Wayne Morris, Richard Anderson, Joe Turkel u.a. Länge: 84 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
1916, auf dem Höhepunkt des ersten Weltkrieges, soll die Einheit von Col. Dax innerhalb von zwei Tagen die von den Deutschen gehaltene Höhe 19 einnehmen. Ein überhastetes, sinnloses Himmelfahrtskommando. Um nicht im Sperrfeuer des Feindes zu verrecken, verweigern einige Soldaten den blinden Gehorsam. Nun soll drei wahllos ausgesuchten „Verrätern“ der Prozess gemacht werden. Dax selbst sieht sich in der Pflicht, seine Männer vor dem Kriegsgericht zu verteidigen.

                                                               
Meinung:
„Um die Disziplin zu wahren, muss man ab und zu einen Mann erschießen!“

Mit „Wege zum Ruhm“ gelang Stanley Kubrick sein ganz großer Durchbruch in Hollywood. Der Film ebnete den Weg für eine beispiellose, visionäre Karriere und ist heute noch ein flammender Appell an die Menschlichkeit, der in Zeiten des Krieges wie ein kaum wahrnehmbares Echo verhallt. Mit seinem vorletzten Film „Full Metal Jacket“ widmete sich Kubrick genau dreißig Jahre später erneut diesem Thema, natürlich auf einer anderen Ebene. Das ist nicht Vietnam, das ist der erste Weltkrieg. Eine primitive Schlacht, in der Menschenleben nicht mehr sind als Bruchware. Um eine Anhöhe zu stürmen, gelten Verluste um 60% (in bewusst geschönten Zahlen) als notwendiges Übel. Ein wertloses dazu, außer man betrachtet es rein aus der karrierefördernden Perspektive.


Theorie und Praxis liegen leicht auseinander...
Damit mal wieder positive Nachrichten einen verhärteten, zermürbenden Stellungskrieg in anderem Licht erstrahlen lassen und sich ganz nebenbei die in Schlössern residierenden Befehlshaber einen neuen Orden an die Brust heften dürfen, wird kurzerhand Nägeln mit Köpfen gemacht. Obwohl sich seit zwei Jahren an der Front nicht viel bewegt (kein Wunder, wenn Krieg noch Mann gegen Mann ohne technische Spielerein ausgetragen werden muss), soll nun blitzartig eine deutsche Stellung von der französischen Armee überrannt werden. Wie, das ist letztlich das Problem der direkt Beteiligten. Befehl ist schließlich Befehl. Der auf die Beförderung schielende General Mireau (George Macready) kann noch so motivierend durch den Schützengraben marschieren, die Suppe haben am Ende die armen Teufel auszulöffeln, an deren Ehrgefühl und Patriotismus er hier appelliert. Ihr Colonel Dax (Kirk Douglas, eine Erscheinung wie immer) hegt früh berechtigte Zweifel an dem überstürzten Vorhaben, hält sich jedoch fahnentreu an die vorgegeben Befehlskette. So läuft die Maschine und die da oben sollten es besser wissen. Das würde schon reichen für einen demaskierenden Anti-Kriegsfilm und zunächst läuft „Wege zum Ruhm“ auch auf „nur“ ein bedrückendes Schlachtengetümmel hinaus, in dem arme Hunde in den sicheren Tot gehetzt werden. Kirk Douglas marschiert stramm voran, wenn sich sein Bataillon durch Matsch, Stacheldraht und einen niederprasselnden Kugelhagel kämpft, bis sie endgültig vor der Ausweglosigkeit des Irrsinns kapitulieren.


Sterben fürs Vaterland, eine gute Sache.
Die einzige, richtige Entscheidung des bisher Gezeigten hat fatale Konsequenzen. Logik und Überlebenswillen wird mit Feigheit vor dem Feind gleichgesetzt, jetzt müssen Exempel statuiert werden. Kubrick verlagert seine Handlung nun von der direkten Front an die Mühlen eines menschenverachtenden Militärgerichts, bei der das Individuum endgültig an Wert verliert, obwohl explizit auf es hingewiesen wird. Wer für den „Verrat“ zu bezahlen hat, spielt überhaupt keine Rolle. Bevor die Nation ihr Gesicht verliert, wird den einstigen Helden erst keins gegeben. Sie dienen nur als mahnendes Beispiel. Dem sicheren Verderben in Zukunft mit Ehrfurcht zu begegnen, anstatt sich feige gegen die menschliche Natur zu stemmen. Ein absurdes Spektakel, dass trotz der bewusst-direkten Darstellung von Kubrick nicht überzeichnet wirkt. Nur erschreckend ehrlich, kaum anders lief es wohl. Natürlich kann es sich der Regisseur aufgrund der abartigen Methodik nicht verkneifen, es Zuschauer dem in aller Deutlichkeit vor den Latz zu scheppern, was teilweise schon an Satire grenzt. Da wird über den bevorstehenden Erfolg der Mission spekuliert, während gleichzeitig schwer Verwundete durchs Bild humpeln. „Wege zum Ruhm“ ist alles andere als subtil, aber das muss er auch nicht. Er zeigt die pervertierte Gleichgültigkeit, die „höhere Ziele“ – die insgeheim nur dem persönlichen Interesse dienen – anrichten können, wenn Scheiße ungebremst nach unten fließt.


Was sein muss, muss sein. Da werden auch Halbtote noch notdürftig zur belehrenden Exekution angeschnallt, damit niemand heimlich, still und leise aus der Affäre wegstirbt. Wo kommen wir denn da hin? Was „Wege zum Ruhm“ am Ende noch drastischer gestaltet, die endgültige Abgestumpftheit der treibenden Kräfte. Es wird nicht mehr für möglich gehalten, dass ein Mann uneigennützig versucht das Leben seiner Untergebenen zu retten…obwohl sie alle doch deshalb ihre Funktion ausüben (sollten).

„Sie sind ein Idealist. Und ich bedauere sie. Wie einen Dorftrottel.“

8,5 von 10 Bauernopfern

Review: SHINING - Stanley Kubricks Nicht-Horror-Film

1 Kommentar:


Fakten:
Shining (The Shining)
GB. 1980. Regie: Stanley Kubrick. Buch: Stanley Kubrick, Diane Johnson, Stephen King (Vorlage). Mit: Jack Nicholson, Shelley Duvall, Danny Lloyd, Scatman Crothers, Barry Nelson, Philip Stone, Tony Burton, Joe Turkel u.a. Länge: 119 Minuten (EU-Fassung)/143 Minuten (US-Fassung). FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Um in der Abgeschiedenheit der Berge Kraft für neue Ideen zu tanken und endlich einen neuen Roman zu schreiben, zieht der erfolglose Schriftsteller Jack Torrance mit Frau und Sohn über den Winter in ein einsames Berghotel, in dem früher schon grausame Dinge geschehen sind. Schon bald scheint sich Jack zu verändern. Er reagiert immer gereizter und aggressiver auf seine Familie und scheint von der Geschichte dieses Hotels in den Wahnsinn getrieben zu werden.



 
Meinung:

Stanley Kubricks „Shining“ gilt als einer der einflussreichsten und besten Horrorfilme aller Zeiten. Von Vielen wird der Film vergöttert, in die Popkultur ist er ohnehin schon längst eingegangen. Und es stimmt ja auch, der Film ist gut. Aber ein reinrassiger Horrorfilm? Nö, das ist er sicher nicht. Der Film ist kein Film zum Mitfühlen, keiner zum Gruseln, auch nicht zum Erschrecken. Nix da mit Horror oder Thriller. Spannung, finde ich, fehlt (bis auf die letzte gute halbe Stunde) fast komplett. Nein, „Shining“ ist ein Film zum Bestaunen, ein bisschen zum Wundern und vor allem ein Film zum Beobachten. Die Sozialstudie einer Familie, die immer mehr in den Wahnsinn getrieben wird. Wir beobachten eine Familie, die zur Winterzeit in ein dann verlassenes Hotel zieht, wo Papa Jack in dieser ruhigen Umgebung einen Roman schreiben will. Wir beobachten den Jack, der sich immer weiter von seiner Frau Wendy und seinem Sohn Danny entfernt. Wir beobachten den „ganz besonders begabten“ Sohn Danny, der Visionen hat. Visionen über die Vergangenheit, über die Zukunft, über Absichten anderer Personen. Wir beobachten die von Beginn an irgendwie hysterische Mutter Wendy.



Ein Bild aus fröhlicheren Tagen?
Und vor allem beobachten wir eben eine Familie, die nach und nach immer mehr in den Wahnsinn getrieben wird. Danny von seinen Visionen von in diesem Hotel ermordeten Zwillingsmädchen, Unmengen von Blut in Gängen und anderen Dingen. Wendy von der Angst um Danny und vor ihrem veränderten Ehemann. Und Jack, ja, von was wird der eigentlich in den Wahnsinn getrieben? Ist es die Einsamkeit? Ist es Alkohol? Ist es die Arbeit? Oder ist es, weil er sowieso schon immer ein Psychopath war (was zumindest den Anschein hat) und er es hier nun endlich ausleben kann, von den Umständen nun endgültig dazu getrieben? Kubrick liefert zwar Anspielungen, aber keine sinnvolle Erklärung.
 


Dieser Wahnsinn zumindest kommt nicht auf einmal, er baut sich langsam auf. Sehr langsam. Oft auch zu langsam. Viele Szenen dauern einfach zu lange, sodass sich der Film in den ersten beiden Filmdritteln doch das ein oder andere Mal enorm zieht. Da sind extrem lange Einstellungen von Gesichtern, bei denen die Kamera dann einen scheinbar unendlichen Weg auf das Objekt zufährt. Da sind teilweise einfach viel zu lange Pausen zwischen den einzelnen Sätzen oder sogar zwischen den Wörtern, die so eigentlich keinen Sinn ergeben. Das mag ja nicht so schlimm sein, wenn es nur hin und wieder so ist, aber das war dann doch deutlich zu viel. Naja, aber irgendwann ist Jack dann endgültig dem Wahnsinn verfallen und kann nicht mehr zwischen Einbildung und Realität unterscheiden, genau übrigens wie der Zuschauer. Und ab da wird der Film absolut genial.


Danny, ein Kettcar und die Zwillinge im blauen Kleid.
Und an wem liegt‘s? An Nicholson natürlich! Dann nämlich, ab der Filmmitte, wird er vom bis dahin gefühlten Nebendarsteller plötzlich ins Zentrum der Handlung verfrachtet. Und wenn er nicht schon von Beginn an irgendwie durchgeknallt gewirkt hätte, so streckt er spätestens ab da den anderen Schauspielern und uns sein diabolisches Grinsen und seine zu einem wahren Zirkuszelt aufgerichteten Augenbrauen so sehr entgegen, dass alle nur noch staunen können. Und dass die Panik von Wendy und Danny nicht kommt, weil sie es noch spielen müssen, sondern weil sie beide Schiss haben, dass Nicholson nun wirklich durchgedreht ist und sie tatsächlich bald abschlachtet. Oder anders ausgedrückt: Nicholson ist in der zweiten Hälfte ein Schauspiel-Gott, davor ist Duvall aber stärker, weil einfach glaubwürdiger.


"Schatz, ich hab meinen Schlüssel vergessen!"
Die Filmmusik mag zwar phasenweise wirklich gut passen, aber an so viele Stellen ist sie auch einfach nervig und zu aufdringlich. Oft hätte Stille dem Film besser getan, zumindest, wenn Kubrick wirklich einen Horrorfilm drehen wollte. Überhaupt, Kubrick. Es gilt ja schon beinahe als Sakrileg, ihn, in welcher Form auch immer, zu kritisieren. Etwas falsch gemacht hat er sowieso nie und wenn etwas merkwürdig ist, dann ist der Zuschauer einfach zu doof, seine Genialität zu begreifen, da sind sich seine Fans einig. Und natürlich, ästhetisch ist der Film umwerfend gut, vor allem dann, wenn Kubrick mit Horrorelementen versucht, doch mal Unbehagen oder Schrecken zu vermitteln. Der Einsatz der Steady-Cam bringt auch immer wieder hohe Dynamik hinein und tut dem Film merklich gut. Aber das passiert eben nur in einzelnen Szenen, für einen ganzen Horrorfilm reicht das nicht. Wie gesagt: Zu kalt, zu langsam, zu distanziert, zu beobachtend wirkt dieser Film. Oder wie es Danny und Tony im Film sagen: „Tony, I'm scared.“ – „Remember what Mr. Hallorann said. It's just like pictures in a book, Danny. It isn't real.“


Kubrick hat eben keinen reinen Horrorfilm inszeniert, auch wenn sich Horrorelemente und viel Blut durch den ganzen Film ziehen und am Ende auch die Oberhand gewinnen. Ihm ist über weite Strecken ein Drama ohne Emotionen gelungen oder vielmehr eine fast schon neutrale, dokumentierende Studie über die Familie Torrance und ihren Weg in den Wahnsinn. Eigentlich merkwürdig, dass der Film trotzdem so gut funktioniert, trotz seiner Längen, trotz seiner Kälte. Aber Kubrick hat einfach dieses Händchen für diese ganz bestimmten Szenen, für diese denkwürdigen Einstellungen oder Sätze, die sich erst durch seine Inszenierung ins Gedächtnis brennen. Davon gibt es einige und so ist der Film nicht zu Unrecht mittlerweile auch in die Popkultur gelangt. Gerade mit diesen Szenen schafft es Kubrick, den Zuschauer immer wieder aufs Neue einzufangen und hält ihn bei der Stange. An einer Metallstange. Er lässt den Zuschauer nie so nah ran, dass er emotional gepackt werden würde, aber eben auch nicht so weit weg, dass ihm der Film egal wird. Er wirft ihm Leckerli zu, in Form dieser Denkwürdigen Szenen oder eindringlicher Schauspielleistungen. Und darum ist „Shining“ trotz oder vielleicht auch wegen seiner Kälte zurecht ein starker und sehenswerter Film, ein Meilenstein der Filmgeschichte – aber eben kein echter Horrorfilm.


8 von 10 Kettcarfahrten durch den Hotelflur