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Review: POSSESSION - Höllentrip in Berlin

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Fakten:
Possession
F, BRD, 1981. Regie: Andrzej Zulawski. Buch: Andrzej Zulawski, Frederic Tuten. Mit: Isabelle Adjani, Sam Neill, Heinz Bennent, Margit Carstensen, Johanna Hofer, Carl Duering, Shaun Lawton, Michael Hogben, Maximilian Rüthlein, Thomas Frey, Leslie Malton, Gerd Neubert u.a. Länge: 119 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.
 
Story:
Mark kehrt nach längerer, beruflich bedingter Abwesenheit zu seiner Frau Anna und seinem kleinen Sohn Bob nach West-Berlin zurück. Anna hat sich komplett von ihm entfremdet, die Ehe ist am Ende. Sie gesteht ihm, schon seit langer Zeit eine Affäre zu haben und verlässt ihn. Mark droht vor Eifersucht und Verzweiflung den Verstand zu verlieren. Bald schon macht er seinen Nebenbuhler Heinrich aus. Doch Anna scheint noch einen Liebhaber zu haben, denn auch Heinrich hat sie lange nicht mehr gesehen. Um herauszufinden, wo Anna steckt und mit wem sie verkehrt, engagiert Mark einen Detektiv, der kurz danach spurlos verschwindet. Ab dann nimmt der Wahnsinn seinen Lauf.

 


Meinung:
"Possession" ist ein Albtraum, für die Einen im positiven, für die Anderen im negativen Sinne. Andrzej Zulawskis gefeiertes wie umstrittenes Werk beginnt als reines Ehedrama um eine schmerzhafte Trennung, wandert dabei schon früh auf sehr eigenen Pfaden und verlässt irgendwann jegliche narrative Konventionen. Schon lange vor dem vernichtend-interpretativen Finale dürften viele Zuschauer entnervt die Segel streichen oder sich zumindest mehrfach irritiert am Kopf kratzen. Das ist schon eine Hausnummer.

 
Herpes extrem
Relativ früh dürfte klar sein, darauf muss sich eingelassen werden, sonst wird man schnell vor die Tür des Verständnisses gesetzt. Auch Zulawskis Stil, mal ganz abgesehen von dem immer abstrakter werdenden Plot, ist keine einfache Hausmannskost. Seine beiden Hauptdarsteller, Isabelle Adjani und Sam Neill, betreiben heftiges Schauspiel weit über die Grenzen des Overactings hinaus, was in diesem speziellen Kontext aber vollkommen richtig ist. Denn was ihre Rollen verlangen, wäre mit zurückgenommenen, dezent-nuancierten Spiel wirkungslos. Der Begriff Overacting ist ja eher negativ belegt, oft nicht zu unrecht, doch das ist so packend und kraftvoll, dem lässt sich kaum entziehen. Adjani läuft ohnehin zu einer fast befremdlichen Form auf, was seinen unbestrittenen Höhepunkt in der U-Bahn-Szene findet, die an bizarrer Faszination kaum zu überbieten ist. Das wären wir bei den beiden Albtraum-Szenarien: Für einige dürfte spätestens jetzt der Punkt erreicht sein, an der endgültig der Geduldsfaden reißt, der Rest wird leicht feucht. 


Demenstprechend ist es absolut verständlich, dass sich an diesem Film die Geister scheiden. Da wird dem Zuschauer extrem viel abverlangt, was er entweder mit Beifall oder ungläubiger Verachtung belohnt. Zulawski macht es dem Publikum nicht einfach, was sich so konsequent steigert, dass es schon als sehr mutig zu bezeichnen ist. Das "Possession" ein, auf seine Art, sehr einzigartiges Erlebnis ist, lässt sich wohl kaum bestreiten. Was genau Zulawski uns erzählen will, lässt sich in Ansätzen erahnen, aber wohl kaum vollständig aufdröseln. Nur wenn das überhaupt keine Geige spielt und man als fasziniert-verstörte Geisel dieses Bilderrauschs auch noch dankbar dafür ist, hat der Mann wohl alles richtig gemacht.

 
Alles fit im Schritt?
Ein Horrorfilm? Ja, auf jeden Fall. Ein Ehedrama? Ja, noch viel mehr. Parallelen zu Lars von Triers "Antichrist" sind nicht von der Hand zu weisen, denn letztendlich entsteht das Eine durch das Andere, nur was denn zuerst da war, ist kaum nachvollziehbar. "Possession" ist ein zutiefst verkopfter, gleichzeitig ungemein extrovertierter Höllenritt, der so manche Szenen parat hält, die wohl nur durch starke Medikamente und ausgiebige Therapiesitzungen wieder aus dem Gehirn gelöscht werden können. Die Kulisse des zweigeteilten Berlins ist dabei nicht nur, aber vor allem, als Gleichnis auf die Beziehung des Paares zu sehen, sondern darüberhinaus auch erschreckend kalt. Wurde jemals die jetzige Hauptstadt in einem Film so menschenleer und teilweise verwaist gezeigt?

Ein Monster von einem Film, unheimlich, teils ekelhaft, unbequem und erschreckend. Es ist gut, dass es nicht nur solche Filme gibt, aber noch besser, dass es sie auch gibt.

8 von 10 sexy Tentakel


Review: POSSESSION - DAS DUNKLE IN DIR - Dämonische Langeweile

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Fakten:
Possession - Das Dunkle in dir (The Possession)
USA, 2012. Regie: Ole Bornedal. Buch: Juliet Snowden, Stiles White. Mit: Jeffrey Dean Morgan, Kyra Sedgwick, Natasha Calis, Madison Davenport, Grant Show, Rob LaBelle, Anna Hagan, Brenda Crichlow, Jay Brazeau u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: ab 18 Jahren freigegeben. Ab dem 4. April auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Auf einem Garagenverkauf entdeckt die 10jährige Emily ein altes Holzkästchen. Schon bald nach dem Kauf ereignen sich merkwürdige Dinge und Emily verändert sich. Ihr Vater Clyde erkennt den Zusammenhang zwischen der Box und den Geschehnissen und will sie entsorgen. Doch Emily scheint von ihr besessen. Nachdem er unter Verdacht gerät, Emily geschlagen zu haben, verbietet ihm seine Ex-Frau sogar den Umgang. Clyde forscht nach dem Ursprung der Box und erfährt, dass in ihr ein alter Dämon gefangen war, der nun Besitz von seiner Tochter ergriffen hat.
                                                          



Meinung:
So sehr der Däne Ole Bornedal als Regisseur und Sam Raimi als Produzent locken mögen, eigentlich riecht "Possession" schon nach kaltem Kaffee. Das Exorzismusgenre, wenn ich es mal so betiteln darf, erlebte in den letzten Jahren eine neuen Aufschwung, sinnvolle Neuinterpretationen kamen dabei jedoch nicht zustande. In die Reihe lascher Aufgüsse von William Friedkins Meilenstein "Der Exorzist" passt "Possession" wunderbar rein.


Um kurz auf die beiden Zugpferde einzugehen: Regisseur Bornedal liefert hier schlicht eine US-Auftragsarbeit ab. Qualitativ hat das rein gar nichts mit seinen heimischen Werken zu tun, die sich in der Regel sehr sehen lassen können. Der Mann wollte sich wohl in Amiland nicht in Vergessenheit geraten. An ihm liegt es sicher noch am wenigsten, denn optisch ist der Film gar nicht so verkehrt. Aus dem ausgelatschten Script lässt sich nunmal nicht viel machen. Und zu Sam Raimi: Seine Produktionsfirma "Ghosthouse" schustert leider oft genau so einen Käse zusammen. Eigentlich ist das Label eher ein Grund, einen Film zu meiden.

 
Ihr macht Possession auch so richtig Spaß
Die Geschichte ist pur 08/15 Dämonen-Hui-Buh Resteverwertung. An Einfallslosigkeit ist das kaum zu überbieten. Basiert natürlich auf einer wahren Geschichte, is klar... Brav und stupide folgt das Drehbuch dem kleinen Einmaleins der Subgenreregeln. Von krabbelnden Ungeziefer über besessene Gruselmädchen bis hin zum Geistlichen (diesmal ein Rabbi), der in finaler Gebetsschlacht den Butzemann wieder in sein Motten-Kästchen stopft. Ja, Motten aus einer Kiste, das passiert wirklich. Als wenn es eine Anspielung, oder viel mehr schon blanker Hohn sein soll. Spannung baut "Possession" in keiner Sekunde auf. Da gibt es selbstverständlich die Jump Scares, aber so was wie konstante Grundspannung entwickelt sich nicht. Wie auch, wenn alles wie am Schnürchen und durch den Einheitsbrei gezogen wirkt? Der ein oder andere Effekt mag sogar ganz nett aussehen, aber das ist ja wohl das Mindeste, was von eine Mittelgroßen US-Produktion zu erwarten ist. Der Rest ist langweilig, manchmal sogar unfreiwillig komisch (die Fleischszene vorm Kühlschrank). "Possession" ist ein typisches Beispiel dafür, wie Hollywood ein Thema gnadenlos zu Tode reitet, obwohl schon alles mehrfach erzählt wurde. Mehr als verzichtbar.

3,5 von 10 Mottenkisten