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Review: RUSH - ALLES FÜR DEN SIEG - Zwei Arschlöcher auf dem Weg zu Ruhm

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Fakten:
Rush – Alles für den Sieg (Rush)
UK, Deutschland. 2013. Regie: Ron Howard. Buch: Peter Morgan. Mit: Daniel Brühl, Chris Hemsworth, Olivia Wilde, Alexandra Maria Lara, Pierfrancesco Favino, Natalie Dormer, Christian McKay, Stephen Mangan u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Ab 5. März auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
James Hunt und Niki Lauda könnten vom Typ her nicht unterschiedlicher sein und doch sind beide zu den besten Fahrern der Formel 1 geworden. Während der eine ein analytischer Stratege ist, fällt der andere als Womanizer und Chaot vermehrt in der Klatschpresse auf. In diesem Biopic begleiten wir dir unterschiedlichen Typen und ihre Rivalität auf ihrem Weg an die Spitze. Wir sehen die Geschehnisse der Saison 1976, in der Lauda seinen Horrorunfall am Nürburgring hat, inklusive lebensbedrohlicher Verbrennungen. Doch nur 6 Wochen später sitzt er wieder in seinem Wagen und kämpft gegen Hunt um den Weltmeistertitel.




Meinung:
Ohrenbetäubender Lärm von Motoren, der Jubel der Zuschauer schallt von den Tribünen. Der Regen hat die Strecke ganz nass gemacht. Es herrscht größte Anspannung, könnten die folgenden knapp zwei Stunden doch das Leben des ein oder anderen Fahrers kosten. Doch Niki und James, sie haben nur Augen für den anderen. Oder besser: Für das Auto des anderen. Denn es ist der 1. August 1976. Nürburgring, Renntag. Der Tag X. Für Niki, für James, für die Motorsportszene. Mit diesem Tag, quasi genau mit der Mitte, startet Ron Howard, der bisher unter anderem für „Apollo 13“ oder „A beautiful Mind“ bekannt ist, sein Biopic über die beiden Formel 1-Fahrer James Hunt und Niki Lauda und ihre (angebliche) Rivalität. Er erzählt die Vorgeschichte, die Saison 1976, er zeigt den berühmten Feuer-Unfall Laudas, sein Comeback und schließlich auch den packenden Fight um den Weltmeistertitel. Obwohl der geneigte Motorsportfan sicher weiß, wie diese Geschichte ausgeht, schafft es Howard, atemlose Spannung zu erzeugen, die jeden, Fan hin oder her, mitreißen kann.


Lauda vs. Hunt, Rennanzug vs. Bier
Schuld ist in erster Linie die fantastische technische Arbeit an diesem Film. Kameramann Anthony Dod Mantle treibt die Bilder auf die Spitze. Wir sehen Funken aus den Autos springen, Wasser in Zeitlupe von der Rennstrecke aufspritzen, rasante Positionswechsel zwischen Außenspiegel, Vorderreifen, Heckspoiler und dem Blick aus den Helm des Fahrers. Durch die schnellen Schnitte fühlt sich der Zuschauer bei den Rennszenen, als ob er selbst in einem der Boliden sitzt. Der Sound von Hans Zimmer passt hier ebenfalls dazu, da dieser bombastische vor allem dröhnende Musikstil das Gefühl der Formel 1-Rennen perfekt untermalt. Aber auch abseits der Rennen stimmt die Musik, egal ob es nun Zimmer ist oder einer der zahllosen Rocksongs der 70er Jahre, die dieses Lebensgefühl der damaligen Rennfahrer unterstreichen.


Aber halt, die Rennfahrer sind ja nicht alle gleich. Mit dem draufgängerischen Anarcho-Briten James Hunt und dem analytischen Österreicher Niki Lauda prallen zwei Extreme aufeinander, zwei Weltansichten. Für Hunt ist der Motorsport der große Kick, die Möglichkeit zu sterben lässt ihn nur noch aggressiver fahren. Für Lauda hingegen ist der Beruf des Rennfahrers ein Job wie jeder andere auch. Geld verdienen, Erfolg haben und sein Leben behalten. Das sind die drei Elemente, die ihm hierbei wichtig sind. Es ist also das Duell zwischen Partylöwe und Pedant. Zwischen heiß und kalt. Emotional und sachlich. Und zwischen Arschloch und Arschloch, wie Hunt und Lauda nicht müde werden im Film zu betonen. Hier allerdings gibt sich der Film anders als die Realität. In Wirklichkeit waren Lauda und Hunt sogar befreundet, respektierten und mochten sich sehr. Aber Howard wollte keine reine Nacherzählung der realen Geschichte, sondern nahm sie als Grundlage, verkürzte, verschob und veränderte manche Aspekte, um dadurch mehr Spannung zu erzeugen. Und soll ich was sagen? Es ist ihm eindrucksvoll gelungen. Die Zeit im Film vergeht so schnell wie eine Runde in einem Formel 1-Auto, man fiebert mit, man saugt den Film förmlich ein.


Wer ist wer? Niki Lauda (links und rechts)
Wichtiger Bestandteil für dieses Gelingen und die Kurzweile sind auch die darstellerischen Leistungen von Chris Hemsworth als Hunt und besonders Daniel Brühl als Lauda. Während Olivia Wilde und Alexandra Maria Lara als ihre Ehefrauen bessere Stichwortgeber für ihre Filmehemänner sind, zeigen die beiden Herren, dass sie wirklich gute Schauspieler sind. Allerdings ist es vor allem Daniel Brühl, der in seiner Rolle wahrlich aufblüht, was auch daran liegen mag, dass die Rolle „Niki Lauda“ einfach noch mehr hergibt als „James Hunt“. Natürlich auch durch die hervorragende Maske, aber besonders durch die Stimme, den Dialekt, die Haltung und auch die Stellung der Lippen, man hat als Zuschauer den Eindruck, dass wirklich Niki Lauda vor einem steht. Hemsworth sieht optisch einfach zu gut aus. Zu muskulös, zu wenige Falten im Gesicht. Aber das macht er mit coolen Sprüchen wieder wett und so schafft er es, James Hunt zumindest auf der Leinwand wieder lebendig werden zu lassen.



Auffällig bei diesem Film ist, dass die Rennszenen an sich gar keinen so großen Platz im Geschehen einnehmen, obwohl sie sicher in Erinnerung bleiben. Viel stärker ist das Drumherum im Zentrum, der Blick auf das Monster Hunt und die Maschine Lauda. Mit zunehmender Beschäftigung aber sieht man, dass sie beide nicht so sind, wie sie sich gerne präsentieren würden. Sie machen Fehler, zeigen auch mal Schwäche und genau das macht die beiden Arschlöcher mehr und mehr zu Menschen. „Rush“, das ist also nicht nur ein Motorsportfilm (er könnte theoretisch so in jeder Sportart, sogar außerhalb des Sports stattfinden), sondern der Film ist eine Mixtur aus Coolness, Adrenalin und charakterlicher Tiefe. Ein Film, der auch Leute begeistern kann, die mit Sport nichts am Hut haben. Achja, und mit ein bisschen Glück bedeutet der Film der von mir lang ersehnte und völlig gerechtfertigte endgültige internationale Durchbruch von Daniel Brühl. Schon wegen seiner Niki Lauda-Performance sollte man sich diesen Film unbedingt ansehen.


8,5 von 10 brennende Rennboliden

Review: 360 - Die Pfade des Lebens sind unberechenbar

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Fakten:
360
GB, AT, BR, F, 2011. Regie: Fernando Meirelles. Buch: Peter Morgan. Mit: Anthony Hopkins, Rachel Weisz, Jude Law, Ben Foster, Lucia Siposová, Gabriela Marcinkova, Danina Jurcová, Johannes Krisch, Dinara Drukarova, Vladimir Vdovichenkov, Djemel Barek, Moritz Bleibtreu, Peter Morgan u.a. Länge 106 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Unterschiedliche Länder, unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Geschichte...und doch hängt beeinflusst das Handeln des Einzelnen die Geschehnisse der Anderen, das berühmte Schmetterlings-Effekt. Es beginnt mit einem britischen Geschäftsmann, der in Wien eigentlich eine Prostituierte gebucht hat, sie aber im letzten Momente versetzt. Das startet mehr oder weniger eine Ereignungskette. Zwar ist nicht alles direkt darauf zurück zuführen, doch beeinflusst diese kleine Abweichung den Verlauf der Geschichten mehrere Menschen rund um den Globus. Von Wien bis London, von Paris bis Phoenix. Für manche ist es nur ein kleiner, für einige ein bedeutender Einschnitt...


 

Meinung:
Ambitioniert ist der Film von Fernando Meirelles auf alle Fälle. Neu ist das Prinzip um kleine Abzweigungen im Leben, die indirekt eine Ereignungskette auslösen und somit vollkommen fremde, rund um den Erdball verstreute Menschen beeinflussen zwar nicht, aber das macht ja auch nichts. Eine Herausforderung stellt dieses Vorhaben an jeden Drehbuchautor, in diesem Fall Peter Morgan. Der versteht sein Handwerk ( u.a. "Der letzte König von Schottland", "Frost/Nixon") und zunächst sieht auch hier alles nach Erfolg aus.


Wie die einzelnen, kleinen Geschichten miteinander verwoben sind, ist absolut schlüssig. So lapidare Dinge wie eine Nachricht auf der Mailbox, eine wohlwollende Bewertung auf einer Internetseite oder eine zufällige Bekanntheit im Flugzeug, das alles schuppst das Leben daran eigentlich nicht beteiligter Menschen in eine andere Richtung. Das so zu erdenken und niederzuschreiben ist nicht einfach, allein auf seine Zusammenhänge beschränkt funktioniert Morgans Buch bestens. Problematisch wird es dann, die Geschichten und Personen drumherum sinnvoll unter einen Hut zu bekommen. 


John will seine Tochter nicht sterben lassen.
Es werden viele Charaktere, Schauplätze und Szenarien angerissen, doch einige werden total vernachlässigt. Da verläuft mehr als nur eine Storyline ins Nichts, beim Abspann stellt sich eine gewisse Verwunderung ein, scheint doch vieles nicht fertig erzählt. Andere sind zwar geschlossen, wirken insgesamt aber eher überflüssig. Wie Füllmaterial, um den dezenten roten Faden nicht abreißen zu lassen. Bedauerlich, denn interessant erscheint zunächst jede der Figuren und der Blick auf ihre persönlichen Geschichten. Gerade bei dem von Ben Foster gespielten Sexualstraftäter, der aus der Haft entlassen verzweifelt gegen seine Triebe ankämpft, fällt dies besonders ins Gewicht. Seine Figur und Geschichte hätte eine ganzen Film allein tragen können, stattdessen verschwinden er und seine Story irgendwann sang- und klanglos. Konsequent bis zum Schluss erzählt wirkt hier wenig, allein die Geschichte um die Prostituierte wirkt komplett. Sicherlich kann so ein Film nur kurze Zeitfenster öffnen, nur bei manchen stellt sich die Frage, warum sie dann erst geöffnet wurden. Vielleicht, oder sehr wahrscheinlich, wäre eine Begrenzung auf weniger Figuren und Storys sinnvoll gewesen, oder die Laufzeit deutlich zu erhöhen. Das hätte kaum gestört, denn Potenzial ist reichlich vorhanden. 


Denn "360" ist an und für sich sauber gemacht. Fernando Meirelles überzeugt abermals als fingerfertiger Regisseur, der sich auf die Inszenierung versteht. Der Cast ist hervorragend gewählt. Neben A-Prominenz wie Anthony Hopkins, Rachel Weisz, Jude Law und Ben Foster greift Meirelles auf viele internationale Gesichter zurück, anstelle jede Rolle mit bekannten Zugpferden zu besetzen. Das erweißt sich als geglückt. Einige Gesichter dürften dem Publikum unbekannt sein (wie wohl den Ausländern Moritz Bleibtreu, der sich mit so kleinen Rollen schon in einige globale Produktionen "geschummelt" hat, was nicht despektierlich gemeint ist), was sich gleichzeitig so unverbraucht und authentisch macht. Was Stil, Idee und Inszenierung angeht, lässt sich "360" rein gar nichts vorwerfen. Gerade deshalb macht sich zum Schluss Ernüchterung breit, dass aus diesen ganzen guten Aspekten kein vollkommen zufriedenstellender Film entsteht. Eine Chance hat "360" verdient, hier wird einfach so viel gut und richtig gemacht. Nur am entscheidensten Punkt leider nicht und das ist bei so einem Film nun mal das Drehbuch.

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