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Review: BROOKLYN – EINE LIEBE ZWISCHEN ZWEI WELTEN – Vom Suchen und Finden einer Heimat

1 Kommentar:

Fakten:
Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten (Brooklyn)
CA/GB/IE, 2015. Regie: John Crowley. Buch: Nick Hornby. Mit: Saoirse Ronan, Emory Cohen, Domnhall Gleeson, Emily Bett Rickards, Jim Broadbent, Fiona Glascott, Maeve McGrath u.a. Länge: 112 Minuten. FSK: Keine Altersbeschränkung. Ab dem 16. Juni 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
In den 50ern wandert die Irin Eilis Lacey nach New York aus, um dort einen Neuanfang zu wagen. Angespornt wurde sie von ihrer älteren Schwester Rose, die sie finanziell unterstützte und ihr wünscht, dass sie mal ein besseres Leben führen soll. In Brooklyn angekommen stellt die junge Immigrantin fest, dass es nicht so einfach ist, die Vergangenheit zurückzulassen und sich in einer völlig fremden Umgebung einzuleben.




Meinung:
Irgendwann wird wohl für jeden Menschen der Zeitpunkt kommen, an dem er anfangen muss, auf eigenen, unabhängigen Beinen zu stehen. Das alte Leben hinter sich lassen, Freunde und Verwandte womöglich ebenfalls, eventuell ein kompletter Neubeginn an einem völlig fremden Ort und die Frage, wo man auf der Welt seinen Platz finden und was man als "Zuhause" bezeichnen kann.


Manchmal braucht man einfach eine Schulter zum Anlehnen
Genau von diesen Fragen, Gefühlslagen und Situationen erzählt John Crowley in seinem Film "Brooklyn", der von Nick Hornby geschrieben wurde, welcher für sein Drehbuch wiederum den gleichnamigen Roman von Colm Tóibín adaptierte. Es ist die Geschichte des jungen irischen Mädchens Eilis Lacey, die in den 50ern aus dem einfachen, unspektakulären Landleben ausbricht, um nach einem Neustart im großen Amerika ein vielversprechenderes Leben zu führen. Die eigentliche Handlung des Films ist denkbar schlicht und für den ein oder anderen dürfte die Geschichte eines Mädchens, das zwischen dem zurückgelassenen Leben in der Vergangenheit und dem anfangs komplizierten Fußfassen in der Großstadt hin- und hergerissen wird, an manchen Stellen womöglich zu einfältig, kitschig und vorhersehbar gestrickt sein. Es ist aber gerade die schlichte, unprätentiöse und unaufgeregte Art, mit der "Brooklyn" von Themen wie Heimweh, Selbstfindung, Aufwachsen, Neuorientierung und Liebe erzählt, die ihn zu einem angenehmen Seherlebnis werden lassen. Im Mittelpunkt steht dabei ganz klar Hauptdarstellerin Saoirse Ronan, die dem Werk mit ihrer bewegenden Leistung ein pochendes Herz verleiht, welches dafür sorgt, dass man als Zuschauer jederzeit in die Geschichte hineingezogen wird und sämtliche Geschehnisse emotional greifbar erscheinen.


Gerade zu Beginn, wenn Ronan ihre Figur mit einer überaus schüchternen, unsicheren und dadurch äußerst sensibel wirkenden Ausstrahlung spielt, wirken die Geschehnisse in Brooklyn, das Eilis mit zahlreichen neuen Eindrücken, Bekanntschaften und Situationen zunächst förmlich erschlägt, sehr gut nachvollziehbar. Das Gefühl, zwischen unzähligen Fremden klein und unbedeutend zu erscheinen, vermittelt der Film dabei ebenso gekonnt wie die Entwicklung der Hauptfigur, die nach und nach zur selbstbewussten, charakterstarken Frau heranreift. Auf dem Weg dahin wird Eilis mit schwierigen Aufgaben konfrontiert, muss sich entscheiden, wo sie letztendlich hingehört, erfährt im Gegenzug aber auch einige Glückserlebnisse und die große Liebe. All das wird filmisch außerdem von einer wirklich fantastischen Ausstattung unterstrichen, die das New York der 50er stilecht zum Leben erweckt und das Lebensgefühl der damaligen Epoche mit sehr edlen Kostümen und Sets ausstrahlt. Für insgesamt drei Oscars wurde "Brooklyn" nominiert, darunter "Bester Film, "Bestes adaptiertes Drehbuch" und "Beste Hauptdarstellerin". Trotzdem fällt er verglichen mit typischem Oscar-Material irgendwie aus der Reihe. Sicherlich hat das Werk von John Crowley an einigen Stellen den Hang zu wohligem Kitsch, wirkt aber über weite Strecken sehr unaufgeregt und zärtlich und verlässt sich oftmals auf leise Gesten. Gerade diese ruhigen Töne sind es letztlich, die den Film so emotional greifbar und thematisch nachvollziehbar werden lassen. "Brooklyn" dürfte in jedem etwas auslösen, ein vertrautes Gefühl ansprechen oder einen Teil der eigenen Persönlichkeit widerspiegeln. Manchmal braucht es eben nicht mehr, um einen Film zu mögen.


7 von 10 richtig auf die Gabel gedrehte Spaghetti



von Pat

Review: DIE BRÜCKEN AM FLUSS – Distanzierter Liebesfilm ohne Mehrwert

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Fakten:
Die Brücken am Fluß (The Bridges of Madison County)
USA. 1995. Regie: Clint Eastwood. Buch: Richard LaGravenese. Mit: Meryl Streep, Clint Eastwood, Annie Corley, Victor Slezak, Jim Haynie, Phyllis Lyons, u.a. Länge: 135 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD jetzt und auf Blu-Ray ab 9. Mai erhältlich.


Story:
Die beiden Kinder der verstorbenen Francesca (Meryl Streep) entdecken in ihrem Nachlass drei Tagebücher, die ihre Mutter vor vielen Jahren aufgeschrieben hat. Darin erzählt die Mutter und Ehefrau Francesca, die mit ihrer Familie ein relativ zurückgezogenes Leben auf ihrer Farm irgendwo in Iowa geführt hat, wie sie, als der Rest ihrer Familie für ein paar Tage zu einer Landwirtschaftsausstellung wegfuhren, den Fotographen Robert (Clint Eastwood) kennen gelernt hatte. Sofort entdeckte sie Gefühle für den fremden Mann, die sie schon längst verloren geglaubt hatte. Sie ging eine romantische Beziehung mit Robert ein, auch wenn sie weiß, dass es eigentlich keine Zukunft haben kann.




Meinung:
„Die Brücken am Fluss“ erzählt von einer einfühlsamen Liebesgeschichte zwischen der Ehefrau und Mutter Francesca (Meryl Streep) und dem „Weltbürger“ und Fotographen Robert (Clint Eastwood). Francesca, die ihre Kinder und ihren Mann niemals im Stich lassen und alles für sich tun würde, verliebt sich trotzdem in den Fotographen, der so anders als ihr Mann ist. Er gibt ihr, was sie in ihrem Leben vermisst, verloren hat.


Vor den Brücken verlieben sich Robert und Francesca
Clint Eastwood, nicht nur männlicher Hauptdarsteller, sondern auch Regisseur dieser für ihn untypisch melancholischen Geschichte, inszeniert den Film langsam und ruhig. Sehr ruhig. Zu ruhig. Der Film zieht sich hin und lässt sich einfach verdammt viel Zeit. Gut, das muss ja noch nicht schlecht sein. Leider schafft es Eastwood dazu auch nicht, wirklich intensive Gefühle hervorzurufen. Alles, von der Kamera angefangen bis hin zur eigentlichen Geschichte, bleibt stets distanziert und relativ gefühlskalt. Zumindest kann ich mich nie wirklich in Francescas Innenleben einfühlen. Das liegt nicht an Meryl Streep, die hier, auch wenn ich sie nicht besonders leiden kann, mal wieder hervorragend spielt. Eastwood, über den ich ähnlich denke wie über Streep, steht ihr in rein gar nichts nach. Ein tolles und sehr schön harmonierendes Hauptdarstellerduo. Es liegt auch nicht an der Vorhersehbarkeit der Geschichte, die man schon dutzende Male so gesehen hat. Es liegt auch nicht daran, dass hier, mal wieder, Klischees über Klischees bedient wurden. Klischees an sich stören sowieso nicht, wenn man sich darauf einlässt. Der Soundtrack passt zum Film, in seinen guten wie auch negativen Eigenschaften.


Alleine in der Wanne? Wo ist Robert?
Aber nein, das alles ist es nicht. Dass mir der Film nicht wirklich gefallen hat, das liegt einfach auch daran, dass der Film für seine Geschichte, die er erzählt, deutlich zu lange geht. Andere Liebesfilme haben meist noch irgendeinen anderen Aspekt, den sie ein wenig ins Rampenlicht rücken. Das ist hier zwar in zwei verschiedenen Varianten versucht worden, aber funktioniert hat es eben nicht. Einmal wäre da der Aspekt, dass besonders Frauen bei Ehebruch im konservativen Amerika der 60er Jahre öffentlich gebrandmarkt waren, dass sie mit einer „Ächtung“ leben mussten. Es wird zwar angesprochen und auch kurz gezeigt, aber wirklich ausgebreitet wurde das Thema nicht. Das zweite Thema, das den Film ein wenig interessanter hätte machen können was die Mutter-Kinder-Geschichte. Aus der netten Erzählperspektive, die Liebesgeschichte erst nach Francescas Tod in Form ihrer Tagebücher zu präsentieren, war zwar kein dummer Schachzug, nur ist mir der Wandel der beiden anfangs empörten Kinder zu keinem Zeitpunkt glaubhaft erschienen. Da lesen sie die Geschichte ihrer Mutter und schwupps, ändern auch sie ihr Leben.


Wie gesagt, für mich sollten Liebesfilme vor allem mehr als Liebe haben. Sie sollten andere, zusätzliche Themen mit aufnehmen und ausbauen. Nicht nur anreißen, so wie hier geschehen. Durch die völlige Dominanz der Liebesgeschichte und des Zweifels von Francesca wird sie zu sehr ausgeschlachtet und langweilt einfach ab einem gewissen Zeitpunkt. Oder anders ausgedrückt: Es passiert einfach kaum etwas. Wer diese weiteren Themen in einem Liebesfilm nicht braucht, dem wird „Die Brücken am Fluss“ gut gefallen, denn auch wenn er es verdammt langsam und zäh tut, so erzählt er doch von einer wundervollen, tragischen Liebesgeschichte, die einem ans Herz gehen kann. Andere werden sich einfach nur endlos langweilen.


5,5 von 10 Ketten am Rückspiegel

Review: DAS HAUS AM MEER – Kitschig-schönes Familienmelodram zum Mitfühlen

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Fakten:
Das Haus am Meer (Life as a House)
USA. 2001. Regie: Irwin Winkler. Buch: Mark Andrus. Mit: Kevin Kline, Kristin Scott Thomas, Hayden Christensen, Jena Malone, Mary Steenburgen, Mike Weinberg u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Georges (Kevin Kline) Leben geht den Bach runter. Scheidung, kaum Kontakt zur Familie, Entlassung und dann auch noch die Schockdiagnose: Krebs. Nur noch wenige Monate zu leben. Aber davon lässt sich George nicht unterkriegen. Er beschließt, sein Leben zu ändern und gemeinsam mit seinem Sohn Sam (Hayden Christensen) sein Haus am Meer zu renovieren. Dabei kommen sich Vater und Sohn wieder näher…




Meinung:
Natürlich ist „Das Haus am Meer“ über weite Strecken Kitsch und vorhersehbar. Aber das weiß man schon, wenn man sich den Klappentext der DVD durchliest oder zumindest das Cover kurz betrachtet. Und wenn man es dann noch nicht kapiert hat, dann muss man nur die ersten paar Minuten ansehen. Wenn George Monroe vor seinem heruntergekommenen Haus steht, von seiner Frau geschieden und kein besonders gutes Verhältnis zu seinem Sohn, wenig später seinen Job verliert, ausflippt, zusammenbricht und dann im Krankenhaus die Diagnose erhält, dass er an Krebs erkrankt ist und nur noch wenige Monate zu leben hat, dann weiß man: Schlimmer kann es nicht mehr kommen. Doch bereits im Krankenbett lässt er sich nicht unterkriegen und schmiedet den hoffnungsvollen Plan, sein Haus am Meer wieder rundzuerneuern.



Vater und Sohn bauen ein Haus aus Holz.
Wie gesagt, Kitsch in Reinform. Alles, von A bis Z trieft davon. Dazu kommen zahlreiche Bilder von Sonnenuntergängen, von idyllischen Küsten, eine herzzerreißende Filmmusik von Mark Isham, den immer wieder laut eingespielten Pop-Rock-Songs und nicht immer vollkommen ernstzunehmende Gefühle. Aber wichtig: Es funktioniert! Der Film ist einfach schön, so kitschig er auch sein mag. Er bewegt, berührt, nimmt mit, lässt mitfühlen. Eine tragische Familiengeschichte über Liebe und Vertrauen. Darüber, dass man den Weg doch noch einmal miteinander gehen kann, auch wenn die Seile gekappt zu sein scheinen. Vater und Sohn, Mann und Frau, Familie, Freunde. Vor dem Hintergrund der schlimmen Krankheit der Hauptperson muss man schon aus Stein sein, wenn man nicht wenigstens kräftig schlucken muss. Dafür ist dieser Film einfach zu melodramatisch.



Aber der rebellische Sprössling hat seinen eigenen Kopf
Kevin Kline beweist einmal mehr, welch wandelbarer Schauspieler er doch ist. Den an Krebs erkrankten Mann, der nur noch wenige Monate zu leben hat, den nehme ich ihn einhundert Prozent ab. Kristin Scott Thomas hält da gut mit, auch wenn ihre Rolle natürlich nicht so intensiv ist. Eigentliche Überraschung ist aber sowieso Hayden Christensen, der hier doch tatsächlich völlig überzeugt. Nicht schlecht, was der so vielgescholtene junge Mann hier abliefert. Neben „Shattered Glass“ wohl seine beste Performance. Als lebensmüder, gepiercter Pubertierender hat er es tatsächlich drauf. Warum? Weil er es schafft, das Innenleben seiner Figur zu präsentieren. Weil wir seine Sorge und seine Gefühle zu seinem Vater teilen oder wenigstens nachvollziehen können. Und weil er berührt. Dazu runden Jena Malone und Mary Steenburgen den Hauptcast schön ab.


Vor der schönen Kulisse wirkt der Film einfach sympathisch und romantisch, Kitsch hin oder her. Klar wäre mehr drin gewesen. Die Story hätte man feiner ausarbeiten können oder was auch immer. Aber auch so ist der Film sehr gefühlvoll geworden, stellenweise auch witzig. Und das Schauspielensemble harmoniert so gut miteinander, dass sehr schnell in die Welt des Films hineingezogen wird. Kitschig, vorhersehbar, aber trotzdem sehr schön.


7 von 10 besondere Duschszenen