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Review: EXORZIST: DER ANFANG & DOMINION: EXORZIST – DER ANFANG DES BÖSEN – Ursprung des Grauens

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Ursprünglich war es Autor und Regisseur Paul Schrader, der das Prequel zum Kulthorror „Der Exorzist“ inszenieren sollte. Doch die Produzenten mochten das Endresultat nicht und ließen Action-Regisseur Renny Harlin große Teile des Films neudrehen. So kam es dazu, dass es gleich zwei Prequels gibt. Unser souli hat sie sich für euch angesehen.





Fakten:
Exorzist: Der Anfang (Exorcist: The Beginning)
USA. 2004. Regie: Renny Harlin.
Buch: Alexi Hawley, Caleb Car, William Wishers. Mit: Stellan Skarsgard, James D’Arcy, Izabella Scorupco, Ben Cross, Julian Wadman, Remy Sweeney u.a. Länge: 116 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich


Story:
Pater Merrin ist ein gebrochener Mann. Der Schrecken des zweiten Weltkrieges hat ihn in eine tiefe Glaubenskrise gestürzt. Doch in Kenia muss er wieder zu seinen Wurzeln finden, denn ein schrecklicher Dämon terrorisiert ein kleines Dorf.





Meinung:
Grundsätzlich ist die Ausgangslage von „Exorzist: Der Anfang“ gar nicht mal so verwerflich. Die Vorgeschichte vom geheimnisvollen Pater Lancaster Merrin und seinem ersten Kontakt mit der dämonischen Macht, birgt durchaus Potenzial und hat mit Stellan Skarsgard einen begabten Schauspieler an vorderster Front, der gut in die Rolle des vom Glauben abgekommene Paters hineinwachsen hätte können. Und der Auftakt macht tatsächlich Lust auf mehr, wenn der strauchelnde Merrin im heutige Kenia eine byzantinische Kirche untersuchen soll, die noch vor der Zeit erbaut wurde, in der das Christentum in Afrika eingetroffen ist. „Exorzist: Der Anfang“ jedoch schert sich genauso wenig um Schauspielführung, wie er sich darum bemüht, dem famosen Original von William Friedkin ein auf ähnlichem narrativen wie inszenatorischen Niveau begegnendes Prequel zu sein. Regisseur Renny Harlin („Cliffhanger“) hält nichts vom sukzessiven Spannungsaufbau und die Allgegenwart einer paranormalen Präsenz erschöpft sich in abgetragenen Schocks und geschmackloser wie effekthascherischer Plakative: Noch gezeichnet von den Erfahrungen des zweiten Weltkrieges, die ihn mit Gott haben brechen lassen, muss er im Finale natürlich einer ehemaligen KZ-Insassin den Deivel austreiben und findet so selbstredend zurück in die Spur: „Nicht Mr. Merrin, sondern Pater! Ein Film, auf den man gerne verzichten würde.


3 von 10 gackernden Hyänen


von souli




Fakten:
Dominion: Exorzist – Der Anfang des Bösen (Dominion: The Original Prequel to The Exorcist)
USA. 2005. Regie: Paul Schrader. Buch: Caleb Car, William Wishers. Mit: Stellan Skarsgard, Gabriel Mann, Bily Crawford, Clare Bellar, Ralph Brown u.a. Länge: 111 Minuten. FSK: freigegeben ab16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
1947: Turkana, Britisch-Ostafrika Archäologen finden eine byzantinische Kirche. Unterhalb der Kirche finden die Forscher eine Gruft mit Überresten eines teuflischen Opferrituals. Den Wissenschaftlern wird allmählich klar, dass die Kirche nie für Gottesdienste vorgesehen war, sondern als Siegel für die Gruft und dessen Inhalt diente.





Meinung:
Die Produktionsgeschichte ist allerorts bekannt, und wie man das New-Hollywood-Gestein Paul Schrader (Drehbuch zu „Taxi Driver“ - Aber muss das wirklich noch erwähnt werden?) in die künstlerischen Schranken gewiesen hat, ist eine Frechheit. Nachdem aber Ersatzregisseur Renny Harlin mit „Exorzist: Der Anfang“ kommerziell gepflegt auf die Nase gefallen ist, der ganze 90 Prozent von Schraders Film neu inszenierte, war es Schrader doch noch vergönnt, sein Werk fertigzustellen und veröffentlichen zu dürfen. Warum die Verantwortlichen von Warner bei der Sichtung von „Dominion: Exorzist – Der Anfang des Bösen“ von deutlichen Bedenken hinsichtlich seines Kinoerfolges heimgesucht wurden, ist offenkundig: Schrader verweigert sich einem erkennbaren Spannungsbogen und konzentriert sich so bestimmt auf den Gewissenskonflikt von Lancaster Merrin, der das Kollar aufgrund seiner Erfahrungen im zweiten Weltkrieg abgelegt hat, dass es sich anfühlt, als hätte „Dominion: Exorzist – Der Anfang des Bösen“ einen narrativen Rückwärtsgang eingelegt. Psychologisch ist Merrin greifbarer konditioniert und Schrader legt weit mehr sachliches Augenmerk auf die Differenzen zwischen den kolonialen Behörden und Turkana, die im 5-jährigen Mau-Mau-Aufstand kulminieren sollten. In seiner Langsamkeit jedoch liegt keine vermeidliche Stärke begraben, sondern eine auf Dauer klischeeisierte Erschöpfung.


4 von 10 weißen Kratzen im Schatten


von souli

Review: DAS LEBEN DES DAVID GALE - Die gute Sache zählt

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Fakten:
Das Leben des David Gale (The Life of David Gale)
USA, GB, BRD, 2003. Regie: Alan Parker. Buch: Charles Randolph. Mit: Kevin Spacey, Kate Winslet, Laura Linney, Gabriel Mann, Matt Craven, Jim Beaver, Leon Rippy, Rhona Mitra, Michael Crabtree u.a. Länge: 125 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Journalistin Bitsey Bloom bekommt die Chance zu einem Interview mit dem zum Tode verurteilten David Gale, drei Tage vor seiner Hinrichtung. Er soll seine Kollegin vergewaltigt und grausam ermordet haben. Das Ungewöhnliche bei dem Fall: David Gale ist nicht irgendwer. Er ist ein hochintelligenter Philosophie-Professor, einst einer der angesehensten Köpfe an der Universität von Austin und ein vehementer Kämpfer gegen die Todesstrafe. Nun soll ausgerechnet er durch sie gerichtet werden. Zunächst hegt Bitsey aufgrund der erdrückenden Beweislast keinerlei Zweifel an der Schuld von Gale. Doch je mehr er ihr von seinem Leben erzählt, desto größer werden sie. Wurde Gale Opfer einer Intrige?

                                                        


Meinung:
- "Man weiß, dass man in der Bibel-Gegend ist, wenn dort mehr Kirchen sind als Starbucks."
- "Wenn da mehr Gefängnisse sind als Starbucks."


 
Kaum zu glauben, dass Alan Parker seit "Das Leben des David Gale" - inzwischen schon zehn Jahre alt - bei keinem Film mehr Regie geführt hat. Der Rastloseste war Parker eh nie, seine Vita weißt einige Pausen auf, dafür enorme Qualität, speziell in der Phase zwischen 1978 und 1988 (u.a. "Midnight Express", "Birdy", "Angel Heart", "Mississippi Burning"). Es ist zu hoffen, dass dies nicht sein letztes Werk bleiben wird, aber zumindest wäre es ein würdiger Abschluss. An die Qualität seiner besten Arbeiten kommt sein Thriller-Drama nicht ganz heran, was keine Schande darstellt und ihn dennoch zu einem starken, äußerst sehenswerten Film macht.

Star-Reporterin und Helferlein bei der Arbeit.
Parkers Film ist sowohl ein typisches Thriller-Puzzle, das durch Rückblenden seine Vorgeschichte erzählt (bzw. durch den angeblichen Täter erzählen lässt), ein menschliches Drama und gleichzeitig ein Statement gegen die Todesstrafe und speziell der Politik dessen Hochburg in der freien Welt: Texas. Kevin Spacey schlüpft - wie bei seiner Oscar-prämierten Rolle in "Die üblichen Verdächtigen" - wieder in die Rolle des Geschichtenerzählers, auf dessen Worte für seinen Gegenüber wie den Zuschauer ein Bild der Geschehnisse entsteht, ohne die Gewissheit, wie viel Glauben dem geschenkt werden kann. Sein Gegenpart, die straighte Karriere-Reporterin Bitsey Bloom (Kate Winslet), will sich zunächst nicht auf die Frage nach Schuld oder Unschuld einlassen, schließlich geht es hier um eine Story, nichts weiter. Die Geschichte des gefallenen Genies und die merkwürdigen Begleitumstände sorgen jedoch bald für ein Interesse ihrerseits, das weit über berufliche Neutralität hinausgeht. Das klug erzählte Skript legt nicht zu früh die Karten auf den Tisch und zwingt den Zuschauer nicht manipulativ in eine Ecke. Ist der brillante Geist Gale auch ein brillanter Lügner, der sich mit dem Interview in letzter Sekunde der "gerechten" Strafe entziehen will oder ein lästiger Freidenker, der durch die Maschinerie zum Schweigen gebracht werden soll, die er Zeit seines Lebens bekämpfte? Beides erscheint bis zum Schluß möglich, wodurch "Das Leben des David Gale" als Thriller eindeutig funktioniert.

 
Der Weg zur Wahrheit ist nicht immer schön.
Zeitgleich lässt der Film vor unseren Augen das erfolgreiche Leben eines augenscheinlich so guten, wenn auch zu Beginn sicherlich leicht selbstverliebten Mannes, zerbröckeln oder eher urplötzlich in tausend Teile zerspringen. Spacey verkörpert seinen Part gewohnt nuanciert und enorm abgeklärt, ohne seine Figur zu klar durchschaubar erscheinen zu lassen. Sämtliche Facetten - die positiven wie negativen - kommen zur Geltung, erlauben aber noch kein eindeutiges Urteil, was sich letztendlich als Wahrheit herausstellen wird. Dezente Hinweise auf die finale Lösung werden zwar eingestreut, doch wie schon bei Parkers Meisterwerk "Angel Heart", sind dies Momente, die sich unmöglich beim ersten Ansehen als zu offensichtliche Spoiler identifizieren lassen. Verdachtsmomente, sicher, nur mehr ist das (erst mal) nicht. Der überlegte Zuschauer stellt sich sicher schon gewisse Fragen, etwa nach diversen Details, doch das sollte ein überdurchschnittlicher Thriller mit diesem Anspruch auch bieten, ohne ihn zu früh zu enttarnen und dem Finale durch eindeutige Vorhersehbarkeit den Wind aus den Segeln zu nehmen.

 
Genialer Mörder oder armes Opfer?
Was besonders auffällt und "Das Leben des David Gale" zu mehr als der üblichen Suche nach der Wahrheit macht, ist seine Thematik und der offensichtliche Fingerzeig auf das Justizsystem der USA, ins besonders das der christlich-republikanisch geprägten Staaten, die die biblisch Auge-um-Auge-Rechtsprechung noch als zeitgemäß und gerechtfertigt betrachten. Als Brite kann Parker sich relativ unbefangen einen Blick auf dieses System erlauben, sein Standpunkt scheint ersichtlich, obwohl der Film keine ganz klare Position bezieht, im Sinne von überdeutlich und mit dem erhobenen Zeigefinger zu fuchteln. Das schaffte eine Film wie "Dead Man Walking" deutlicher und bewusster, oberste Priorität hat das hier nicht, ist jedoch keine bloße Randnotiz. Die Darstellung des Denkens und Handelns im Cowboy-Staat enthält genug Einzelheiten, die Standpunkt genug sind (No Hostages Will Exit). Darunter fällt dann schließlich auch das Ende des Films, welches im ersten Moment unglaubwürdig und zu extrem erscheint, bei genauerer Betrachtung einfach eine sehr konsequente Maßnahme ist, die aus der vorher erzählten und charakterisierten Handlung und Figurenzeichnung sogar als befremdlich-schlüssig erscheint. Gerade weil die Figuren und das Gesamte so genau skizziert wurden, hält es jeder Kritik stand. Ob man selbst so handeln würde, das steht nicht zur Debatte. Ob es für diese Figuren Sinn macht schon eher. Und das tut es. Und macht die Thematik sehr eindringlich. Was muss man tun, wie weit muss man gehen, was ist ein Leben wert und vor allem, wofür kann es gut sein? Selbst wenn...


Ein interessanter Film, hervorragend gespielt und inszeniert, dessen Geschichte auf dem Papier und grob überflogen sehr konstruiert und lebensfremd wirken mag, aufgrund der detaillierten, durchdachten und feinen Inszenierung genau diese Hürde erstaunlich abgeklärt überspringt. Mit einem weniger schlüssigen Skript aufgrund seiner nahgebrachten Figuren und einem nicht so fähigen Regisseur sicher ein schwieriges Unterfangen, so ganz genau richtig. Alan Parker soll bitte wieder mal einen Film drehen. Das er es so lange nicht getan hat, spricht vielleicht auch für ihn. Francis Ford Coppola macht aus Langeweile oder knapper Kasse so was wie "Twixt". Wenn das der Grund ist, dann viel Spaß bei der Gartenarbeit Mr. Parker und vielen Dank für alles.

 



7,5 von 10 Schlüsseln zur Freiheit