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Review: THE SURVIVALIST – Endzeit in der Nussschale

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Fakten:
The Survivalist
GB, 2015. Regie & Buch: Stephen Fingleton. Mit: Mia Goth, Martin McCann, Andrew Simpson, Douglas Russell, Ryan McParland, Ciaran Flynn u.a. Länge: 104 Minuten. FSK: Ungeprüft. Noch kein Startdatum bekannt.



Story:
In einer nicht genau definierten Zukunft ist die Welt zur postapokalyptischen Zivilisation verkommen, in der jeder um das eigene Überleben kämpft. Der namenlose Protagonist führt ein einsames Leben in einer Hütte im Wald. Eines Tages stehen zwei Frauen vor seiner Tür, die bei ihm Unterschlupf suchen...





Meinung:
Mit seinem Debüt "The Survivalist" reiht sich Regisseur Stephen Fingleton in die Riege von Filmemachern ein, die sich dem allgemein sehr interessanten wie spannenden Thema der Postapokalypse im Kino widmen. Tonal gibt es auf diesem Sektor meist zwei Vertreter. Da wären die lauten, temporeichen und actiongeladenen Werke wie beispielsweise "28 Days Later", "Terminator", "Die Klapperschlange" oder "Mad Max", aber auch ruhige, introvertierte und dabei mit intensiver Atmosphäre versehene Streifen wie "The Road", "The Rover" oder "Stalker". Fingleton platziert sich mit seiner Endzeit-Vision ganz klar in der zweiten Kategorie und hat einen beeindruckenden, eigenwilligen Streifen gedreht, der das postapokalyptische Szenario auf ein isoliertes Minimum reduziert.


Ein Mann und sein Gewehr
Wie es genau zu einem scheinbaren Aussterben der bestehenden Zivilisationsordnung kam, lässt der Regisseur ebenso ungeklärt wie die Antwort auf die Frage, was sich nun genau auf der Welt verändert hat. Fingleton beschränkt sich für seine Geschichte auf drei Figuren, die er zu einer paranoiden, ausgezehrten sowie kämpferischen Zweckgemeinschaft zusammenschweißt und beleuchtet auf teilweise beängstigende Art, was der tägliche Kampf ums Überleben aufgrund akuter Ressourcenknappheit im Zusammenhang mit ständiger Angst vor drohenden Attacken unerwünschter Angreifer in den Menschen auslöst. Die Inszenierung ist für ein Debüt fast schon unverschämt gut gelungen und "The Survivalist" erzählt gekonnt mit konzentrierten Bildern und intensiver Geräuschkulisse. Die Kamera tastet sich unentwegt an der harmonisch wirkenden Waldidylle entlang, in der die Handlung angesiedelt ist, während sie in anderen Szenen kurze Spannungsmomente zu atemlosen Höhepunkten verdichtet und die meditative Stille ab und zu mit Aufnahmen aufbricht, die das pure Grauen beschwören. Fingleton verlässt sich dabei zurecht auf das zentrale Hauptdarsteller-Trio, das mit zähneknirschenden, bedrohlichen und gleichzeitig undurchsichtigen Leistungen auftrumpft und setzt unentwegt auf potentielle Bedrohungen sowie Eskalationen. Gerade das Ausklammern konkreter Fakten, sichtbarer Erkenntnisse und simpel dargestellter Ereignisse macht den Film zu einem noch unbequemeren Seherlebnis, in dem viel mehr mit Gestik und Mimik als mit Dialogen gearbeitet wird.


"The Survivalist" ist die Sorte von gemächlich ausgebreitetem Kino, welches vor allem zu Beginn aufgrund der sehr ruhigen, vordergründig ereignislosen Erzählweise für viele zur Geduldsprobe werden könnte. Der Regisseur verweilt lieber im aktuell stattfindenden Moment, als rasch zum nächsten Geschehen zu springen, inszeniert quälende Ungewissheit, immer stärker ansteigendes Misstrauen und hoffnungslose Routine mit elegischer Sogkraft und seziert zwischenmenschliche Dynamiken. Dass Fingleton dadurch riskiert, einen großen Teil der Zuschauerschaft direkt mit seinem Debüt zu verlieren, zeugt von mutiger Entschlossenheit sowie felsenfester Überzeugung der eigenen Fertigkeiten und führt den Regisseur somit zumindest auf qualitativer Ebene zum Erfolg. "The Survivalist" ist ebenso sperrig wie intensiv, gleichermaßen bezirzend und abstoßend und zeigt die postapokalyptische Zivilisation in einem radikal reduzierten Mikrokosmos, in dem natürliche Schönheit und grässliche Realität aufeinanderprallen.


7,5 von 10 ganz besonders verwendete Maden


von Pat

Review: BEN & MICKEY VS. THE DEAD - Gut & günstig

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Fakten:
Ben & Mickey vs. the Dead (The Battery)
USA, 2012. Regie & Buch: Jeremy Gardner. Mit: Jeremy Gardner, Adam Cronheim, Niels Bolle, Alana O’Brien, Jamie Pantanella, Laryy Fassenden, Kelly McQuade u.a. Länge: 101 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ben und Mickey streifen seit Monaten durch New England, das von einer Zombieplage heimgesucht wird. Immer in Bewegung, um nicht auch zu Untoten-Futter zu werden. Eine Situation, die besonders Mickey sehr belastet. Als sie zufällig den Funkspruch anderer Menschen aufschnappen, keimt Hoffnung bei ihm auf, auch wenn die Unbekannten unmissverständlich klar machen, dass sie keinen Wert auf ungebetene Gäste legen…

                                                                       


Meinung:
Liebe Studiobosse, sehr geehrte Hollywoodproduzenten, hier können Sie noch was lernen. Wieviel Geld benötigt man wohl Ihrer Meinung nach, um einen guten Zombiefilm zu drehen? Siebenstellig sollte es schon sein, gell? Logisch, allein die ganze Special Effects, die Masken, die Sets und gute Schauspieler spielen schließlich auch nicht für ein Taschengeld. Was kassierte ein Johnny Depp so für seine letzten Streifen? Mensch, das wird teuer. Aber von nichts kommt schließlich nichts. Geld schießt keine Tore sagt man im Fußball, auch da stimmt das nur bedingt und in der US-Filmindustrie – zumindest nach der Ansicht der meisten Menschen – erst recht nicht,…alles falsch! Man benötigt nicht mehr als einen Mann, der sein ganzes Herzblut investiert, eine Idee hat und das Ding einfach mal in die Hand nimmt (Talent hilft nebenbei). Robert Rodriguez hat es 1992 mit „El Mariachi“ vorgemacht, als er für popelige 7.000 Dollar einen manierlichen Actionfilm aus dem Hut zauberte. Der „neue“ Robert Rodriguez heißt Jeremy Gardner. Zwanzig Jahre später  - die Budgetgrenzen sind inzwischen ins Unermessliche geschossen – unterbietet der das Ganze sogar noch. Geschätzt 6.000 Dollar kostete sein Baby „The Battery“ (bei uns mal wieder prima „eingedeutscht“ als „Ben & Mickey vs. the Dead“, Ähnlichkeiten zu „Tucker & Dale vs. Evil“ selbstverständlich rein zufällig), eine unvorstellbar geringe Summe, besonders in Anbetracht des Endprodukts.


Zahnhygiene trotz Apokalypse, vorbildlich.
Relativierend müssen dabei zwei Dinge erwähnt werden: Natürlich ist es nicht zu verbergen, dass da kaum Geld im Umlauf war (so wenig ist dennoch verblüffend) und sicher musste Jeremy Gardner mehrere Eingeständnisse machen, die er unter anderen Bedingungen wohl vermieden hätte. Er ist nicht der Messias des modernen Kinos, nicht ein Idealist des reinen, rudimentären Filmemachens, er hatte schlicht nicht mehr. Mit drei bis vier Nullen mehr hinter seinem Budget wäre bestimmt ein ganz anderer Film daraus geworden. Vielleicht sollte man Gardner Griechenland anvertrauen: Mach aus der Not eine Tugend, arbeite mit dem, was du hast oder eben nicht und versuche dennoch, dich anständig aus der Affäre zu ziehen. Viel besser kann so was wie „Ben & Mickey vs. the Dead“ kaum werden, zumindest was die Umsetzung angeht. Unübersehbar Independent- und Super-Low-Budget-Kino, das sich an manchen Stellen eben clever behelfen muss um nicht als schäbiges Z-Movie ausgelacht zu werden und seine Stärken dort zu suchen, wo Geld dann tatsächlich keine Tore schießt. Dabei ist „Ben & Mickey vs. The Dead“ von seiner Geschichte nicht mal originell oder unverbraucht. Seit der Doppel-Trilogie von George A. Romero, den unzähligen Nachahmern und Weggefährten, in Zeiten von „The Walking Dead“, was kann und soll so ein Film schon groß neu erzählen. Zwei Typen -  nicht wirklich beste Freunde, die Zeit hat sie eher zusammengeschweißt – kämpfen sich durch die Welt nach dem Z-Day. Die Menschheit wurde (mal wieder) von den Untoten heimgesucht, aufgefressen oder schleicht nun selbst als hirnloses Gammelfleisch durch die verwaisten Überreste von dem, was mal die Zivilisation war.


Ein Zombie hängt durch.
Für Ben und Mickey gibt es nur noch ein Ziel: Den Tag zu überleben. Sie haben alles verloren, nur noch ihr Leben und sich gegenseitig. Mehr gibt es nicht mehr zu schützen, zu erreichen. Zumindest Zottelbart Ben (Selfmademan Gardner selbst) hat das scheinbar schon lange erkannt und akzeptiert. Der sensiblere Mickey hat sich nicht so gut mit der Situation arrangiert. Sie verkörpern die Glas halbvoll- und halbleer-Typen. Ben lebt nur im Hier und Jetzt, begegnet dem Schicksal mit nüchternem Realismus, verpackt mit Galgenhumor und „Scheiß drauf, is‘ halt so“-Zynismus. Mickey kann und will sich nicht fügen, flüchtet sich hinter seine Kopfhörer, in die Musik seines Discmans. Diese kaputte, vom Tot dominierte Welt ausblenden. Immer mit der Hoffnung auf eine Zukunft jenseits von Nächten auf Bäumen und Dächern, auf die Rekonstruktion dessen, was längst nicht mehr existiert. Es sind diese gegensätzlichen Charaktere, ihre liebevolle Beschreibung und ihre Interaktion miteinander, auf die sich „Ben & Mickey vs. The Dead“ hauptsächlich stützt. Vielleicht notgedrungen, viel Zombieaction kann man bei den Mitteln nicht präsentieren, doch gerade das gelingt dem Film auf eine ganz lockere, unverkrampfte Weise. Ohne das Seifenoperflair von „The Walking Dead“, ohne großartige Blut- und Goreeffekte, ohne Jump Scares und auch ohne zu sehr auf provozierte Lacher zu setzen.


Kopfhörer auf und den ganzen Scheiß hinter sich lassen...
Trotz seines lässigen Tonfalls und einiger wunderbarer Humoreinlagen (auf die Masturbationsszene hätte man dabei ruhig verzichten können), nicht zu Letzt durch die pfiffigen Dialoge und eine begnadete Tanz- und Gesangseinlage von Gardner, ist „Ben & Mickey vs. The Dead“ vom Gefühl klar näher an Romero als an Ulknummern wie „Shaun of the Dead“ oder „Zombieland“. Er ist apokalyptisch, pessimistisch, alles nur im kleineren Rahmen. Vor allem gehen einem die Figuren nah. Man hat ja praktisch nur die Beiden, wie sie sich gegenseitig, ist immer ganz dicht bei ihnen, gewinnt sie lieb. Fiebert, hofft und leidet umso mehr mit ihnen, spürt ihre Verlorenheit, die durch die weiten, langsamen, teils endlos wirkenden Aufnahmen noch unterstütz wird. Aber wie löst man eigentlich das Problem, dass man in einem Zombiefilm kaum Effekte und Action bieten kann? Das ist eine Besonderheit, die erstaunlich gut funktioniert und vielleicht nicht so dargestellt, wenn das Budget nicht derart limitiert gewesen wäre. Wann immer das Skript eine solche, nicht vernünftig umsetzbare Szene verlangt, wird einfach die unübliche Perspektive gewählt: Statt den Einen im Kampf mit den Zombies zu zeigen, bleibt man bei dem Anderen. Klingt doof, langweilig? Nein, besonders im Finale. Wenn über eine Zigarettenlänge verstreicht, wartet man selbst angespannt darauf, das alles gut ausgehen mag. Die dafür zwingend notwendige Empathie und Sympathie ist längst gegeben.


Um es zusammenzufassen: „Ben & Mickey vs. The Dead“ spielt vom finanziellen Aufwand in der untersten Amateurliga, ist von seiner reinen Handlung schlicht und oberflächlich nur ein weiterer Zombiefilm, mit seinen 100 Minuten gar einen Hauch zu lang geraten, aber er ist hinreißend bemüht, grundehrlich, mit voller Hingabe gemacht und viel berührender, als alles was sich für Geld kaufen lässt. Das Engagement verdient eine glatte 1 (in Schulnoten), ebenso der Soundtrack, der noch schnell erwähnt werden sollte. Ein Beweis dafür, was sich alles aus nichts machen lässt. Auf seine ganz eigene Art schon große Klasse.

7 von 10 Schlüsseln im hohen Gras

Review: WYRMWOOD: ROAD OF THE DEAD - Zombies umnieten auf australische Art

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Fakten:
Wyrmwood: Road of the Dead
2014. AUS. Regie: Kiah Roche-Turner. Buch: Kiah und Tristan Roche-Turner. Mit: Jay Gallagher, Bianca Bradey, Leon Burchill, Luke McKenzie, Yure Covich, Catherine Terracini, Keith Agius. Länge: 98 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Ab dem 06. August auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
In der Zombieapokalypse versucht Barry über die Runden zu kommen und stößt dabei auf die Tatsache, dass Zombies recyclebar sind. Brooke wird unabhängig davon von Soldaten entführt und einem komischen Doktor für noch komischere Experimente vorgesetzt.





Meinung:
Das Zombie-Genre dürfte sich momentan nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beschweren können (Stand: Mai 2015). Worüber man sich jedoch beschweren könnte, ist die mangelnde Ambivalenz die filmischen Vertreter der Thematik mit sich bringen. Das werden sich auch die Australier Kiah und Tristan Roche-Turner gedacht haben, weshalb sie sich einmal Gedanken gemacht haben, wie man die Welt, in der eine Zombie-Apokalypse vonstattengeht, schlau und denk- und dankbar erweitern könnte. Und so bedienen sie sich der Eckpfeiler, die das Genre für sich beansprucht und modifizieren und garnieren es mit kleinen Änderungen, die jedoch einen großen Effekt auf die Progression der Geschichte haben.


Thema heute bei "Shopping Queen": Zombie-Apokalypse
Während die Handlung also mit einigen Neuerungen aufwarten kann, ist der Stil und das Aussehen des Films durchaus altbekannt. „Dawn of the Dead“, „28 Weeks Later“, „Mad Max“, … Von all diesen Filmen hat Roche-Turner die Elemente übernommen, die ihm grad zugesagt haben. Sei es der Charakter der Untoten, die Schnitttechnik der Kampf- und Jagdszenen oder die Kostüme/ Rüstungen der Überlebenden, die direkt aus einer Endzeit-Apokalypsen-Geschichte stammen können. Die „Inspirationen“ oder „Hommagen“, wie man sie nennen mag, werden vom Debütregisseur in einen Topf geschmissen und kräftig durcheinander gewürfelt, bis am Ende ein ziemlich wilder Mix entsteht. Bedient wird sich hier bei ungefähr jedem Filmemacher, der mal Gruselfilme gemacht hat. Nicht nur stilistisch, sondern auch musikalisch. Von „Psycho“ bis zu „Der Weiße Hai“ kann man immer wieder vertraute Klänge vernehmen. All diese offensichtlichen Ähnlichkeiten zu anderen Filmen bilden letztendlich einen angenehmen Rahmen, der den Zuschauer in eine tief entspannte und wohlige Grundstimmung transferiert. Das hilft dem Film ungemein dabei, nicht zu viel Zeit dafür aufwenden zu müssen, die Charaktere in irgendeiner Art dem Zuschauer nahezubringen. Man fühlt sich wohl in dieser erbarmungslosen Welt und ist gerne bereit, den Menschen bis zum Ende zu folgen.


"Jetzt sag endlich, das 'Fury Road" großartig ist, Jacko"
Und ebenso ist man bereit, die neuen Komponenten hinzunehmen, die einem hier vorgesetzt werden. Man ist in einem Zombiefilm und man glaubt, man wüsste, was als nächstes geschieht. Bis ein verrückter Doktor auftaucht und eine völlig neue Tür öffnet, durch die das Verhältnis zwischen Zombie und Mensch komplett verändert wird. Der bloße Gedanke ist geschickt und erfreulich. Hier schleicht sich jedoch auch schon das größte Problem des Films ein. Denn die neuen Gedanken, so toll sie auch sind, werden nicht weit genug ausgeführt. Stattdessen wird sich im Mittelteil auf ihnen ausgeruht. Roche-Turner war sich der Andersartigkeit durchaus bewusst, vielleicht sogar zu bewusst, wodurch massenweise Potenzial verschenkt wird. Der Film, der in zwei Handlungsstränge aufgeteilt ist, beschäftigt sich viel mehr mit dem, der weniger neuartig erscheint, lässt damit einiges an Konsequenz und Konsistenz missen und wirkt beinahe schon wie ein Opfer des Mainstreams. Bloß nicht ZU anders sein. Ohne diese Zaghaftigkeit hätten die Turners hier durchaus etwas Tolles abliefern können. Es ist unmissverständlich, dass der Regisseur kein Idiot ist, der sich mal eben ein paar Tausend Dollar geschnappt hat und mit einer nervigen Wackelkamera durch den Wald stratzt. Roche-Turner nutzt jeden Bildausschnitt und dazu stets die fantastisch-minimalistische Kulisse, um das Innenleben der Charaktere nach außen zu kehren und die Geschichte weiterzuführen. Er kreiert dadurch eine Welt, in der Isolation und Klaustrophobie genauso wie Misstrauen und Angst zum Alltag gehören.


Das Zombie-Genre, das man im Allgemeinen wohl als ausgelutscht beziehungsweise „simpel“ bezeichnen könnte, wird hier in einem der beiden Handlungsstränge interessant weitergeführt und erweitert. Der andere Handlungsstrang, der weitaus mehr Zeit in Anspruch nimmt, enttäuscht dagegen leider. Zwar beherbergt auch er nette Ideen; über das bloße Gimmick kommen diese jedoch nicht hinaus. Aber wie sieht es denn mit den Gore-Effekten aus? Die sind mal augenscheinlich notgedrungen mit CGI nachbearbeitet worden, manchmal aber auch herrlich handgemacht - und verdienen bei einem Budget von 160.000 Dollar durchaus Beachtung. Aber egal ob CGI oder Geduld und Spucke: Jeder einzelne Effekt sitzt. Das geringe Budget mag mal auffallen, stört im Gesamtbild jedoch nicht. Und wenn sich dann plötzlich, aber nicht fehl am Platze schwarzer Humor einschleicht und die Zombies im Sekundentakt Kopfschüsse kassieren und der Reihe entlang nach hinten wegnicken, dann lässt Kiah Roche-Turner gewaltig die Sau raus und drückt dem Film seinen Stempel rauf und dem Zuschauer ein Lächeln ins Gesicht. Würden die inhaltlichen Defizite mit der Zeit nicht derart gravierend sein, beziehungsweise hätten die Macher eventuell ein wenig zusätzlichen Mut zur Andersartigkeit bewiesen, dann hätte man mit „Wyrmwood: Road of the Dead“ sicherlich eine der größeren Überraschungen des Jahres gehabt. So ist das alles leider ein wenig unausgeglichen und ruckelig. Das Sequel soll schon in trockenen Tüchern liegen. Vielleicht wird dann ja Wiedergutmachung betrieben.


5 von 10 alternativen Antriebsmitteln


von Smooli

Trailer: Die Wüste brennt - Zweiter Trailer zu MAD MAX: FURY ROAD

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Der erste Trailer war ja bereits wundervoll. Der neue Trailer hingegen ist schlichtweg faszinierend. Ein einziger Rausch, der die Erwartungshaltungen in astronomische Höhen schraubt. Wenn der Film das einlöst, was der Trailer verspricht, dann können wir uns auf ein wahres Meisterwerk des Endzeit-Anarchismus einstellen. Da wird so einiges gehen. Aber überzeugt euch einfach selbst.


Review: WATERWORLD – Ein von Größenwahn getriebenes Mammutprojekt

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Fakten:
Waterworld
USA. 1995. Regie: Kevin Costner, Kevin Reynolds. Buch: David Twohy, Peter Rader. Mit: Kevin Costner, Jeanne Tripplehorn, Tina Majorino, Dennis Hopper, Michael Jeter, Kim Coates, Sean Whalen, Jack Black, Robert LaSardo, Leonardo Cimino, Robert Joy, R.D. Call, Jack Kehler, Lee Arenberg, Gerald Murphy u.a. Länge: 130 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nachdem die Polkappen schmolzen ist die gesamte Erde von Wasser bedeckt. Die wenigen Überlebenden hausen auf Booten, Flößen oder riesigen, künstlich erbauten Atollen. Der namenlose Mariner, der eines dieser Atolle besucht um dort Handel zu betreiben, wird Zeuge wie blutgierige Piraten, die sogenannten Smoker, angreifen, da sie glauben ein dort lebendes Mädchen, die kleine Enola, wäre der Schlüssel zu sagenumwobenen „Dryland“. Enola und ihre Ziehmutter Helden können mit dem Mariner flüchten, doch die Smoker sind ihnen auf den Fersen.





Meinung:
Was war Kevin Costner Anfang der 1990er Jahre doch für eine extrem gefragte Type: Für seine famose Regiedebüt „Der mit dem Wolf tanzt“ wurde er mit Auszeichnungen geradezu überschüttet und stieg endgültig auf in die Ruhmeshalle der hollywood'schen Superstars. „Robin Hood – König der Diebe“ konnte er als Zugpferd heldenhaft zu einem der erfolgreichsten Blockbuster der Dekade führen, während er in Oliver Stones Opus Magnum „JFK – Tatort Dallas“ und Clint Eastwoods Road-Movie „Perfect World“ schlagkräftige Argumente dafür ablieferte, warum man ihn auch als männlicher Filmfreund nur zu gerne gesehen hat. Aber wie das nun mal so in dieser zuweilen ungemein kurzlebigen Branche ist, überdauerte das entzückte Lied der Jubelchöre keinen allzu großen Zeitraum, bis jene im Jahre 1995 dann auch vollends verstummten: „Waterworld“ erblickte das Licht der Welt, doch niemand wollte sich so recht an seiner Gegenwart erfreuen.


Hat einen schlechten Tag und eine schlechte Rolle: Dennis Hopper
Seiner Zeit ging „Waterworld“ schon deswegen in die Geschichte ein, weil er mit einem Budget von 175 Millionen Dollar zum teuersten Film aller Zeiten konnotiert wurde. Ein Mammutprojekt also, das sich in vielerlei Hinsicht einem gewaltigen Erwartungsdruck ausgeliefert sah. Warum „Waterworld“ letztlich ein solch kostspieliges Unterfangen wurde (der eigentliche Budgetpunkt wurde um unfassbare 75 Millionen Dollar gesprengt), lässt sich leicht diagnostizieren: „Waterworld“ frönt einen brachialen Drang zum Materialismus. Alles, bis auf ein megalomanisches Seeungeheuer, wurde mittels enormer Kulissenarbeit auf die Beine gestellt. Das bringt natürlich den Vorteil, dass „Waterworld“ zweifelsohne ein sehr physisches, sehr plastisches Erlebnis in seiner Wahrnehmung geworden ist. Dass man allerdings den gesamten Film tatsächlich auf dem Meer und nicht in riesigen Wassertanks gedreht hat, wie es seit „Der Sturm“ Gang und Gäbe war, lässt sich nur als fatalen Fehler deklarieren.


Hat Nemo auch noch nicht gefunden: der Mariner
Immer wieder wurden Sets auf offener See zerstört, was „Waterworld“ zu einer ökonomischen Katastrophe werden ließ und den finanziellen Rahmen mit dem Kopf voraus durchbrach. Dennis Hopper wurde langsam ungeduldig und suchte in aller Regelmäßigkeit das Streitgespräch mit den Verantwortlichen, das Drehbuch musste zigmal überarbeitet werden (auch von „Marvel's The Avengers“-Regisseur Joss Whedon) während sich der eigentliche Regisseur Kevin Reynolds mit seinem Star Kevin Costner ebenfalls des Öfteren in die Wolle bekommen hat. Nicht umsonst besteht das Gerücht, dass nicht Reynolds für die Regie an „Waterworld“ verantwortlich war, sondern allein Kevin Costner. Ein Fiasko. Allerdings ein Fiasko, das den Weg in die Kinos gefunden hat und sich deshalb auch unweigerlich den Schmährufen seiner Rezipienten stellen muss. Was man „Waterworld“ allerdings zweifelsohne zu Gute halten muss: Die Prämisse ist eine ansprechende und hätte das Zeug dazu gehabt, einen wunderbaren Blockbuster anzuführen.


"Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist blau."
„Waterworld“ verlagert sich in einer postapokalyptischen Zeitrechnung, die Mutter Erde zum vollständig Ozeanplaneten erklärte: Die Polkappen sind geschmolzen und die Kontinente fast vollständig im blauen Nass versunken. Die Menschen hausen auf Booten und schwimmenden Atollen. So auch der Mariner (Kevin Costner), der komplett auf sich gestellt mit seinem Trimaran durch die Meere schippert und den ein oder anderen Handel eingeht: Erde nämlich ist logischerweise von nun an das höchste Gut. Natürlich bleibt es nicht bei dem gemütlichen Segeltörn, sondern eine skrupellose Piratenbande unter dem Kommando von Deacon (Dennis Hopper) bedroht die letzten Überlebenden einem alten Öltanker. Man kann sich jetzt ausrechnen, worauf das Ganze hinauslaufen wird, wenn man der Synopsis folgende Information anheftet: Der Mariner bleibt kein Loner, ihm schließen sich noch eine junge Mutter (Jeanne Tripplehorn) und ihre Tochter Enola (Tina Majorino) an. Eine – bezogen auf ihre Möglichkeiten – interessante Welt, wird für das denkbar langweiligste Figurenkonstrukt geopfert.


Die Querverweise an „Mad Max“ sind unübersehbar und während der Mariner sein sogar eigenes Urin recycelt, bereitet „Waterworld“ sämtliche Western-Motive auf. Doch das ist alles viel zu fantasielos ineinander montiert, es fehlt der Freude am eigenen Größenwahn und die 130 minütige Spielzeit mausert sich zunehmend zum spaßbefreiten, trägen und leblosen Krampf. Kevin Costner gilt seit „Waterworld“ als Kassengift, dabei hat der Mann durchaus das Zeug dazu, ein großartiger Schauspieler zu sein, wenngleich ihm das letzte Quäntchen, die Wandelbarkeit, fehlt. Als Mariner passt er sich dem gesamten Eindruck an: Unmotiviert kurbelt er seine Erlöserrolle runter, schlägt, schießt und tötet Ungeheuer, um anschließend ihre Augen zu essen. Wirklich ulkig ist dagegen Dennis Hopper, dessen Acting zwar absoluter Trash ist, doch er scheint sich ebenfalls daran amüsieren zu können. Selbstironie, Lockerheit, Abenteuerlust, genau das fehlt diesem bleiernen, diesem zähen Desaster.


3,5 von 10 Schwimmhäuten zwischen den Zehen


von souli

Review: VAMPIRE NATION - B-Horror Deluxe

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Fakten:
Vampire Nation (Stake Land)
USA, 2010. Regie: Jim Mickle. Buch: Nick Damici, Jim Mickle. Mit: Nick Damici, Connor Paolo, Kelly McGillis, Danielle Harris, Michael Cerveris, Sean Nelson u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Urplötzlich überrennen Vampire die Zivilisation. Der junge Martin wird von Einzelkämpfer Mister gerettet und kämpft vortan an seiner Seite gegen die Blutsauger. Sie schlagen sich durch ein verwüstetes Land, das von Vampiren zerstört, aber von Barbaren regiert wird.





Meinung:
Erstaunlich. Diesen ersten Eindruck vermittelt die extreme Low-Budget-Produktion "Stake Land" (furchtbar blöde "Übersetzung": "Vampire Nation") und hält dies bis zum Schluss. Für so wenig Budget lässt sich nichst erwarten und gerade deshalb ist der Film sehenswert. Man möge sich mal jede ähnlich gelagerte DTD - Produktion vor Augen führen, dagegen ist das eine Meisterleistung.



Batman und Robin in Stake Land
Natürlich bietet "Stake Land" wenig neue Ideen, verkauft diese dafür gekonnt. Ein apokalyptisches Szenario, nah an "28 Days Later", dafür mit Vampiren, die richtig Biss haben. Keine bleichen Mitesser oder romantischen Schnarchnasen, nein, wütende, primitven Bestien, die die Welt in wenigen Wochen an den Rande des totalen Kollaps gefressen haben. Ein raubeiniger Einzelgänger und sein junges Mündel kämpfen sich durch ein ausgestorbenes Land, dessen wenige, grob-zivilisierte Flecken entweder abgeschürmte Festungen oder anarchistische Jagdgründe darstellen. Die Monster lauern überall, aber wer ist am Ende der Normen denn noch klar von den Monstern zu trennen? Damit spielt "Stake Land", wie jeder halbwegs gute Endzeitfilm. Die Vampire sind Auslöser und Treibstoff des Endes der Zivilisation, aber sie beherrschen es dennoch nicht. Dafür sind sie zu dumm, zu primitv. Der Schrecken und die ultimative Bedrohung wird durch die Menschen verkörpert, die sich das Chaos zunutzte machen. Die Monster werden als willenlose, instinktgesteurte Waffe genutzt, der Mensch tötet den Mensch, weil es in seiner Natur liegt...


Vampire im Werwolf-Look
Für ein lächerliches Budget zaubern Regisseur Jim Mickle und Autor (sowie Hauptdarsteller) Nick Damici einen beachtlichen B-Horror-Streifen auf den Tisch. Da wird letztendlich nichts neues geboten, aber altbekanntes und gut erprobtes vernünftig verkauft. Kurzweilig, spannend und optisch ansprechend vorgetragen. Die Stimmung funkt ab der ersten Minute, die Effekte und Masken können sich sehen lassen - sind unter dem Umständen sogar hervorragend - und "Stake Land" bietet nicht nur platte Figuren, sondern bemüht sich sogar um eine vernünftige Charakterisierung und Dramaturgie. Das ist, natürlich, nicht spektakulär, dennoch über dem Durchschnitt des Genres, mal unabhängig von den Mitteln. Durchgehend funktioniert der Streifen, erlaubt sich kaum ersichtbare Fehler und wenn, werden sie durch die noch ersichtlichere Bemühungen neutralisiert. Sagen wir es mal so: Wieviele Filme haben bessere Voraussetzungen, sind schon nach wenigen Minuten langweilig und sind schlussendlich nur seelensloser Quark? Viel zu viele.


"Stake Land" ist sehr gutes Genrekino für richtig wenig Geld, nur kopierten, dafür super umgesetzten Ideen. Allein das reicht für eine Empfehlung. Wer in der Theke oft in den Grabbel-Kasten greift und meistens mit stinkenden Fingern leben muss, dem sei "Stake Land" wärmsten ans Herz gelegt. Das ist "billiges" Horror-Kino auf höchstem Niveau. Mehr davon. 


P.S.: Wär hätte Kelly McGillis erkannt? Das sind "Stars" ohne Botox und Co., davon kann Nicole Kidman nur träumen.

7 von 10 Fangzähnen

Review: CHILDREN OF MEN - Hoffnung in kinderloser Welt

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Fakten:
USA, Großbritannien. 2006. Regie: Alfonso Cuarón.
Buch: Alfonso Cuaròn, Timothy J. Sexton. Darsteller: Clive Owen, Julianne Moore, Michael Caine, Chiwetel Ejiofor, Charlie Hunnam, Claire-Hope Ashitey, Pam Ferris, Danny Huston, Peter Mullan u.a. Länge: 106 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Im England des Jahres 2027 werden keine Kinder mehr geboren, auf den Straßen regiert die Polizei, Ausländer werden in Ghettos abgeschoben und terroristische Untergrundgruppierungen versuchen gegen den Staat vorzugehen. Als der jüngste Mensch der Erde mit 18 Jahren starb, da war dies ein globaler Skandal, doch es gibt einen Hoffnungsschimmer. Eine junge Frau in England ist schwanger. Doch sie ist ausgerechnet Ausländerin, was der Staat sicher nicht gutheißen kann. Dennoch könnte sie den Fortbestand der Menschheit sichern. Eine Gruppe von Untergrundaktivisten um ihre Anführerin Julian (Julianne Moore) will zusammen mit Theo (Clive Owen), einem desillusionierten Regierungsmitarbeiter, die junge Frau in ein sicheres Forschungslabor auf hoher See bringen. Aber der Weg dorthin wird zum harten Kampf ums Überleben.




Meinung:
Im Jahr 2027 sperrt die Polizei Ausländer in Käfige
Der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón hat mit „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ bereits gezeigt, dass er düstere Geschichten erzählen und diese dazu noch optisch ansprechend inszenieren kann. Was er in Hogwarts begonnen hat, das setzt er in einer Erwachsenenversion fort. Cuarón schafft es, auf Basis der damaligen Situation (und eigentlich auch unserer heutigen) von zurückgehender Geburtenrate und zunehmender Überwachung und Gewalt eine konsequent weitergedachte Zukunftsvision, eine Dystopie zu erschaffen, die erschreckend realistisch aussieht. Im Jahr 2027 sind allem Anschein nach alle Menschen längst unfruchtbar geworden, es gibt keine Kinder mehr, der jüngste Mensch der Welt ist mit 18 Jahren gerade gestorben. Auf den Straßen herrscht Chaos, Terror, Zerstörung und Elend. Die Länder sind zu Polizeistaaten geworden und Ausländer werden rigoros in Ghettos gesteckt. In Lager. Die Menschheit scheint auszusterben oder sich vielleicht schon zuvor selbst zu vernichten. Und genau in diese niederschmetternde Zukunftsvision baut Cuarón dann einen Hoffnungsschimmer ein in Form dieser jungen, schwangeren Frau Kee. Einer Ausländerin. Sie gilt es um jeden Preis zu beschützen, ihr Kind soll zu einer Forschungsstation im Meer gebracht werden. Und dafür wird ein ehemaliger Aktivist und desillusionierter Regierungsbeamter von der Untergrundorganisation „Fishes“ angeworben. Er soll Kee beschützen und sicher aus dem Land bringen.

Theo und Kee auf ihrem Weg durch Trümmer und Polizei
Die unheimlich interessante Geschichte wird in eine glaubhafte Atmosphäre eingebettet. Klar, sieht man sich die Geschichte einzeln an, so wird man die Glaubwürdigkeit eher bezweifeln, aber durch die ganze Inszenierung, durch den Müll und die Trümmer auf den Straßen und durch die Darstellung von harter aber eben realistischer Gewalt, aber auch durch die eigentümliche Kombination aus hektischer Langsamkeit und gedrosselter Hektik der ganzen Szenerie, durch all dies bekommt der Zuschauer den Eindruck, es mit einer authentischen Geschichte zu tun zu haben. Mit einer authentischen und gerade deshalb deprimierenden Geschichte. Dazu kommen einige Wendungen, eine enorme Spannung und so zentrale Themen wie Hoffnung, Rassismus und Interkulturalität. Die starke Musik von John Tavener und die brisante Aktualität der politischen Themen wie Überwachung, Folter und Geburtenrückgang tun ihr Übriges, dass der Zuschauer sofort gefesselt ist.


Clive Owen gelingt der Spagat zwischen ehemaligem Aktivisten, müdem Beamten und cooler Socke sehr gut. Er steht klar im Fokus, so gut wie keine Szene geschieht ohne seine Anwesenheit. Aber auch die Nebenrollen sind ausnahmslos gut besetzt. Julianne Moore als Theos Ex-Frau Julian, die auch gleichzeitig Anführerin der Untergrundorganisation „Fishes“ ist. Außerdem Chiwetel Ejiofor, die junge Claire-Hope Ashitey als schwangere junge Frau mit dem überaus passenden Namen für diese hoffnungsvolle Rolle und als Krönung Michael Caine, der die anderen Darsteller in seinen Szenen lässig als alternder Hippie mit langen, weißen Haaren in den Schatten stellt.
 


Cuarón und sein Hauptdarsteller: die Kamera
Aber eigentlicher Hauptdarsteller des Films ist die Kamera. Cuarón und sein Kameramann Emmanuel Lubezki schaffen es, die das gesamte Elend, den Schmutz und die Zerstörung perfekt einzufangen. Die Kamera wirkt dabei nie aufdringlich, eher wie ein immer präsenter Begleiter, ein Beobachter, der einfach nur zeigt, was er sieht. So hält Lubezki nicht immer voll auf die Effekte drauf, sodass der Zuschauer einige Effekte quasi aus dem Augenwinkel wahrnimmt, sodass es noch echter wirkt. Und auch der Schnitt von Cuarón und Alex Rodríguez verstärkt diese Wirkung. Sehr sparsam werden die Schnitte gesetzt, die Szenen wirken dadurch noch flüssiger, dauern nicht selten über mehrere Minuten an. Und als Zuschauer traut man sich oft gar nicht zu blinzeln, aus Angst, etwas zu verpassen. Besonders bei den Schießereien, bei den Verfolgungsjagden, bei den hektischeren Momenten des Films kommen Kameraführung und Schnitttechnik gut zur Geltung.

Zusammengefasst kann der dystopische Thriller „Children of Men“ durch seine starken Bilder, eine unglaubliche Atmosphäre, eine intelligente, aktuelle und spannende Geschichte und tolle Schauspieler punkten. Er fesselt und zeigt Szenen, die manchmal minutenlang ohne Schnitt, dafür mit umso beeindruckenderen Kamerafahrten auskommen und so, wie wohl auch der ganze Film, sicher länger im Gedächtnis bleiben werden. 

9 von 10 Kaffee mit Whiskey.