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Review: INSIDIOUS: CHAPTER 3 – JEDE GESCHICHTE HAT EINEN ANFANG – Gönnt den Toten endlich Ruhe

1 Kommentar:



Fakten:
Insidious: Chapter 3 – Jede Geschichte hat einen Anfang
USA. 2015. Regie und Buch: Leigh Whannell.
Mit: Dermot Mulroney, Stefanie Scott, Lin Shaye, Leigh Whannell, Tate Berney, Hayley Kiyoko, Angus Sampson, Ashton Moio, Michael Reid MayKey, Steve Coulter, Anna Ross u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 5. November 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nur widerwillig hilft das Medium Elise Rainier der jungen Quinn bei der Kontaktaufnahme zu ihrer toten Mutter. Rufe man den Geist eines Toten, so können alle diesen Ruf hören, warnt Elise.
Leider kommt ihre Warnung zu spät, denn eine dunkle Macht hat es bereits auf Quinn abgesehen. Zusammen mit Tucker und Specs, die sich auf paranormale Erscheinungen spezialisiert haben, nimmt Elise den Kampf gegen das Böse auf.





Meinung:
James Wan darf sich dank „Insidious“ oder „The Conjuring – Die Heimsuchung“ als eine Art (Neu-)Initator des großspurigen Horror-Blockbusters definieren lassen, hat der Australier es doch vollbracht, mit diesen Filmen das Mainstreampublikum in Scharen abzuholen und Unsummen in die Kinokassen zu spülen. Die Konsequenzen dessen kamen auf dem Fuße: Beide Werke werden nun und in Zukunft bis zum Erbrechen gemolken (aber das kennt der kreative Kopf hinter „Saw“ ja ohnehin schon). Zu „The Conjouring – Die Heimsuchung“ wurde im letzten Jahr auch schon ein desaströses Spin-off namens „Annabelle“ veröffentlicht, bei dem Regisseur John R. Leonetti in sagenhafter Inkompetenz gleich mal veranschaulichte, wie man einem Roman Polanski NICHT Tribut zollt. Aber bevor sich im nächsten Jahr „The Conjuring 2: The Enfield Poltergeist“ flächendeckend über die Lichtspielhäuser ausbreiten darf, steht nun erst mal „Insidious: Chapter 3 – Jede Geschichte hat einen Anfang“ bereit und klopft an die Pforten, um sich die wohlverdiente Schelte abzuholen.


Wenn Dämonen zu echten Stalkern werden
Kein Problem! Dass „Insidious“ und „The Conjuring – Die Heimsuchung“ ordentlich Geld gemacht haben, steht ja prinzipiell in keinerlei Konnex zur eigentlichen Qualität der einzelnen Filmen. Und wenn man sich diese Horror-Flics einmal zu Gemüte führt, wird man auch relativ schnell feststellen können, dass James Wan sich hier einer unfassbar simplen Methodik bedient, die, einfach weil sie schlichtweg so billig gestaltet daherkommt, auch einen dementsprechend hohen Anklang findet: „Insidious“ hat sich als motivischer „Poltergeist“-Epigone schon den größtmöglichen Konsens in seinem Sujet gesucht und erzählt erst einmal von ganz konkreten, weltlichen Dingen, wie das Familienleben und die Sorge von Eltern, wenn ihrem Sprössling etwas zustößt. Wer nun allerdings glaubt, James Wan würde sich in den Mitteln des Spannungsaufbaus auch von den großen Vorbildern inspirieren lassen und auf eine sukzessiv-entfaltete Atmosphäre bauen, der täuscht sich gewaltig. Obwohl sich Wan doch als ein durchaus genreaffiner Zeitgenosse gibt, dessen Output von einem gewissen Referenzreichtum zehrt, baut er immerzu auf eine Sache: Jump Scares.


Bei Langschläfern hilft auch kein dämonischer Weckservice
Wenn ein abgedunkelter Raum in der Behausung betreten wird, darf man sich sicher sein, dass in den nächsten Sekunden aus irgendeiner Ecke eine fiese Fratze emporschwingt und von der Tonspur durch ein ohrenbetäubendes Grollen akzentuiert wird. Das mag dosiert effektiv erscheinen, ist in dieser Fülle aber nur ein äußerst schwacher Hilfeschrei. Dieser Trend setzte sich selbstredend fort und scheint nun auch in „Insidious: Chapter 3 – Jede Geschichte hat einen Anfang“ das höchste der Gefühle zu sein, wenn es darum geht, den Zuschauer in Angst und Schrecken zu versetzen. Leigh Whannell, der zuvor schon Nebenrollen in den Filmen von James Wan für sich verbuchen konnte, wird für das Prequel nun das Privileg zuteil, es sich auf dem Regiestuhl gemütlich zu machen. Schon „Insidious: Chapter 2“ kam deshalb ein Stück weit ärgerlicher um die Ecke als sein Vorgänger, weil er den mystischen Charakter von „Insidious“ pulverisiert und totlabern musste, was man nicht totlabern sollte. Dass es sich bei „Insidious: Chapter 3 – Jede Geschichte hat einen Anfang“ nun – Die Regeln einer Trilogie verlangen es – um die ominöse Vorgeschichte handelt, stellt dem Zuschauer erst recht die Nackenhaare zu Berge.


Selbst schuld, wenn sie von Mücken zerstochen wird
Im Epizentrum steht die Adoleszente Quinn (Stefanie Scott), die nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater Sean (Dermot Mulroney) in ein neues Haus in Chicago zieht. Dass man den Verlust der eigenen Mutter natürlich nicht postwendend verarbeiten kann, macht es verständlich, dass man in der Stunde höchster Trauer auch einen Draht zum Spiritismus entwickelt, um womöglich auf diesem Wege Kontakt zur Mutter aufzubauen. Wie Elise Rainier (Lin Shaye) zu Anfang aber mahnend erwähnt, hallt der Ruf in das Jenseits nicht nur bis zu einer sondierten Person vor, sondern lockt das gesamte Reich der Dahingeschiedenen an – Und damit auch die garstigen Dämonen, die einen mit Vorliebe um den gesunden Schlaf bringen. „Insidious: Chapter 3 – Jede Geschichte hat einen Anfang“ wandelt sodann durch dramaturgisch höchst abgeschmackte Gassen, lässt erst einmal nur die Dielen knarren und eine finstere Silhouette hinter dem sich wogenden Vorhang vermuten, bis sich die Spekulationen verhärten und nur noch das Medium Elise und zwei nerdige Geisterjäger (darunter auch Leigh Whannell) Abhilfe leisten können.


„Insidious: Chapter 3 – Jede Geschichte hat einen Anfang“ bringt durchweg den pelzigen Geschmack von marktwirtschaftlichem Kalkül mit sich. Selbstverständlich leistet Whanell formal durchaus kompetente Arbeit, die Bilder jedenfalls sprechen dafür,dass hier kein absoluter Dilettant am Werke ist. Es bringt nur alles nichts, wenn man diese Einstellungen nicht mit der entsprechend gespenstischen Verve auszukleiden weiß und den inflationären Einsatz von Jump Scares immer noch als alleinigen Stimmungsmacher versteht. Aus den Winkeln schnellen sie hier polternd hervor, die Dämonen und Seelenfresser, während das Haunted House sowie die altbackene Besessenheitskiste grundsätzlich zu den Genre-Topoi zählen, mit denen (in dieser spezifischen Preisklasse) der Mammon immer irgendwie zum Rollen gebracht wird. Dem eigentlichen Geist eines echten Horrorfilms wird man mit dieser maroden Marschroute nicht gerecht, man begräbt ihn vielmehr unter dem Ausbuchstabieren jeden Anflugs auratischer Mystik, den aseptischen Aufnahmen, und den penetrant aufflackernden Soundeffekten. Einziger Silberstreif am Horizont ist hier, dass Lin Shaye als tragende Figur endlich auch die angemessene Screentime zugesprochen bekommt.


3 von 10 Astralreisen durch die Parallelwelt


von souli

Review: THE RAMBLER - Eine Antwort auf „Rubber“?

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Fakten:
The Rambler - Abgründe in die Dunkelheit
USA. 2014.
Regieund Buch: Calvin Reeder. Mit: Dermot Mulroney, Lindsay Pulsipher, Natasha Lyonne, James Cady, Scott Sharrot, Robyn Reede, Carrie Lazar, Fran Martone, Matt Olsen, Paul Blott u.a. Länge: 99 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 23.April 2015 auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Ein Mann, einfach der Rambler genannt, kommt aus dem Gefängnis frei und macht sich auf den Weg, um bei seinem Bruder auf einer Ranch zu leben. Auf der Reise trifft er auf allerhand Personen, die alle ihre eigene Geschichte und Zukunft haben. Ach, und dann wären da ja noch diese verrückten Halluzinationen.





Meinung:
Einen tieferen Sinn gäbe es nicht, soll der Regisseur Calvin Reeder geantwortet haben. Alles was passiere sei, was es ist. Ob das einem jetzt etwas sagt oder nicht, kann und soll also jeder für sich selbst entscheiden. Man kann den vorgesetzten Film fressen, man kann sterben, oder man kann machen, was einem am liebsten ist. Nicht nur deshalb erinnert der Film an das Werk RUBBER des französischen Regisseurs Quentin Dupieux. Dort betonen die Figuren im Film, dass alles der reinste Zufall sei, nichts etwas zu bedeuten hätte und der Zuschauer sich damit einfach mal zufrieden geben solle. Und tatsächlich ähneln sich die beiden Werke auch vom Aussehen und der absurden, teils ulkigen Teile der Handlung. Ist es im französischen Werk ein Reifen, der sich auf die Reise begibt, ist es hier der Rambler. Und während im Ersteren am Ende alles doch einen metaphorischen Sinn ergibt (mit dem bitteren Beigeschmack, dass man dadurch Opfer der Aussage des Filmes wird) ist dieser Film hier weitaus direkter, sodass das Spielen mit dem Zuschauer (größtenteils) aufhört, wenn der Abspann anfängt.


Musiker und ihre Fans
Aber bis zum Abspann nimmt der Film sich gute anderthalb Stunden, um dem Rambler zu folgen.  Und der tut, was er gerne macht, wonach ihm grad der Sinn steht. Pläne hat er nicht. Solange er reisen und rauchen kann, solange er seine Sonnenbrille auf der Nase sitzen hat, ist alles gut. Aber dennoch ist er eine geplagte Seele. Körperlich mag er neuerdings frei sein. Frei im großen Sinn ist er jedoch nicht. Es ist beinahe, als würde er kein Teil dieser Welt mehr sein. Alles ist ihm fremd geworden. Die Menschen um ihn herum verhalten sich nicht nur seltsam, sie starren ihn auch an. Nicht, als hätte er einen Popel an der Wange, sondern als wäre er selbst der Fremdkörper wo auch immer er sich befindet. Nicht einmal die Mahlzeiten im Café sind noch dieselben. Und mehr als nur einmal scheint die Welt um ihn herum für Stunden stillzustehen oder aber in Bruchteilen einer Sekunde zu altern. Menschen verschwinden und tauchen woanders wieder auf. Haben sich ihre Absichten verändert? Erinnern sie sich an den letzten Kontakt, der gar nicht allzu lange zurück liegt? Man kann es nicht mit Bestimmtheit sagen.


Jeder hat mal einen schlechten Tag
Immer wieder erscheinen dem Rambler Horrorfantasien. Blinkende und piepsende Lichter, die am Himmel erscheinen und in unbestimmte Richtungen zu fliegen scheinen. Lichter, die anfangs verwirren, letztendlich aber beruhigender sind, als der Rest, der sich so zuträgt. Und auch wenn der Reisende die „neue“ Welt nicht verstehen mag, wird irgendwann erkennbar, dass er als „abnormal“ angesehen wird, weil er die Freiheit als oberstes Ziel und einzigen Maßstab ansieht. Was bringen Freundschaft, Liebe, Spaß und Neugier, wenn man an Bevormundung, Kontrolle, Ort und Freiheitsentzug in all seinen Farben und Formen gebunden ist? Er wird fast schon erschrocken und allergisch abgestoßen, weil er frei sein möchte und es tatsächlich auch ist. Er muss morgen gar nichts. Und übermorgen auch nicht. „The wind will blow where I belong“ singt er am Ende. Das ist doch auch etwas Schönes.


Der Film lebt ganz eindeutig von den Charakteren, die ihn bevölkern und den seltsamen Vorgängen, die nicht selten erschrecken und gegen Ende auch hin und wieder auf den Magen schlagen können. Diskontinuierliche aber präzise Schnitte tun ihr Übriges, seltsame Klänge, Dunkelheit und Nahaufnahmen auf allerlei Fratzen helfen auch, um einen im Sessel herumrutschen zu lassen. Aber nebenbei ist der Film unterhaltsam und lustig, sodass die unheimliche und unverständliche Atmosphäre aufgebrochen wird und den Blick freigibt auf das Geschehen hinter den Kulissen, respektive hinter der Sonnenbrille, die mit Klebeband zusammengehalten wird.


6 von 10 linke Haken


von Smooli

Review: ABOUT SCHMIDT - Ein Mann auf seiner letzten Mission

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Fakten:
About Schmidt
USA, 2002. Regie: Alexander Payne. Buch: Alexander Payne, Jim Taylor, Louis Begley (Vorlage). Mit: Jack Nicholson, Hope Davis, Dermot Mulroney, Kathy Bates, June Squibb, Howard Hesseman, Harry Groener, Connie Ray, Len Cariou u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Warren Schmidt ist frisch pensioniert und hat nun alle Zeit der Welt, um mit seinem Leben unzufrieden zu sein. Als unerwartet seine Frau verstirbt, sieht er nur noch eine wirklich sinnvolle Aufgabe im Leben: Die Hochzeit seiner einzigen Tochter mit ihrem seiner Meinung nach unbrauchbaren Verlobten zu verhindern. In seinem Wohnmobil macht sich Schmidt auf zu einer Reise, die ihm viel mehr über sich selbst eröffnen wird, als er zunächst gedacht hat.


                                                                               



Meinung:
Alexander Payne ist wahrlich einer der interessantesten Regisseure der letzten 15 Jahre, auch wenn er nur wenige Filme in dieser Zeit auf die Kinoleinwände losließ. Dafür merkt man jedem einzelnen von ihnen die absolute Hingabe, die Herzensangelegenheit an. Kein Auftragsregisseur, kein Mann für den prallen Geldbeutel, einfach ein engagierter, motivierter, womöglich (rein aufgrund seines filmischen Outputs interpretiert) sogar leicht kauziger Kerl, der offensichtlich das Herz am rechten Fleck hat. Nah an seinen Figuren, ihren Schicksalen. Mit der notwendigen Portion Humor, Satire, aber – und das ist entscheidend – ohne Häme. Er veräppelt niemanden, kitzelt nur aus den Tücken, den kleinen und großen Schlaglöchern des Alltags, von theoretisch banal („Election“) bis niederschmetternd („The Descendants – Familien und andere Angelegenheiten“) diese oft nicht zu beschreibende Essenz aus Komik und Tragik. Wie das Leben so oft, nicht schwarz oder weiß. Zart-Bitter.


Früher war das alles knackiger.
Mit 66 Jahren fängt das Leben an… oder endet, alles eine Frage der Sichtweise. Für Warren Schmidt ist es Anfang und Ende zugleich. Mit warmen Worten und der gebührenden Ehre in den wohlverdienten Ruhestand geschickt aus seinem Dasein als leitende Kraft einer Versicherungsgesellschaft, oder vor die erschreckend-perspektivlose Tür seines Lebens gesetzt. In fast katatonischer Schockstarre lässt er die Prozedur über sich ergehen, wohl wissend, dass nun das große, schwarze Loch der Bedeutungslosigkeit droht ihn zu verschlingen. Was nun? Dort draußen steht das Schlachtschiff von einem Wohnmobil, angeschafft für den befürchteten, nie ernsthaft in Erwägung gezogenen Tag X, drinnen die alte Frau, in die sich seine Partnerin im Laufe der Zeit verwandelt hat. Die verspätete Midlifecrisis trifft ihn wie einen Vorschlaghammer. Aus die Maus, Feierabend. Vorher war das Leben anstrengend, fordernd, sinnvoll. Nun ist es einfach…ruhig… nutzlos. Das Warten auf das Ende. Für manche unvorstellbar schön, angenehm, frei, für Menschen wie Warren Schmidt das Grauen. Einfach leben um zu existieren, ohne klare, zwingende Aufgabe? Unmöglich. Ein nicht spleeniges, sondern oft tatsächliches Problem von Arbeitstieren, die „plötzlich“ (wie die schockierende Tatsache, dass jedes Jahr am 24.12. wieder Weihnachten ist) nichts mehr zu tun haben. Aus ihrer Sicht. Muss man persönlich nicht, aber kann man realistisch betrachtet durchaus verstehen. Freud und Leid liegen im Leben oft dicht beieinander…Alexander Payne, voilà.


Warren schaut in eine perspektivlose Zukunft...
Auch ohne die Selbstverständlichkeit des Protagonisten als seine eigene zu betrachten, versteht es der Regisseur sie unmissverständlich, hervorragend auf den Zuschauer zu übertragen. Das letzte Ticken der Dienstuhr, das (Akten)Lebenswerk auf dem Müll, die Marotten des eigentlich geliebten Partners als plötzlich unerträglicher Schleifstein, der einen langsam zermürbt. Als Schmidt sich ein Ziel, einen Ausweg aus dieser hässlich-schönen Hölle wünscht, bekommt er es auf die undankbarste Weise serviert. Alles fällt in sich zusammen, jede Konstante, das Nichts ist allgegenwärtiger und in seiner Endgültigkeit präsenter denn je. Was tut man nun? Man lässt das Schlachtschiff zu Wasser, segelt auf die letzte, sinnergebende Mission…und findet, ganz anders als erwartet, darin die Bestätigung für das eigene Dasein. Klingt das anstrengend? Durchaus. Ist es das? Niemals. Alexander Payne kreiert ein herzliches, melancholisches und ein zu nicht geringem Anteil urkomische Roadmovie, das ganz behutsam zwischen Spaß und Ernst wechselt, spielend leichtfüßig, sich nie in auf einer Spur festfährt. Manchmal hat es den Anschein, doch genau im richtigen Moment wird das Ruder nie ruckartig herumgerissen, um diesen fließenden, scheinbar einfachen Pfad zu treffen, der eigentlich unglaublich schwierig ist.


...oder auch mal dumm aus der Wäsche.
Der alles zusammenhaltende Baustein ist (natürlich) Jack Nicholson, der nicht nur eine grandiose Performance abliefert, sondern gleichzeitig ein altes Image demontiert. Hochbegabt, das wusste und hat man oft gesehen, aber auch eitel. Davon ist hier nichts zu sehen. Mad-Jack geht mit seinem Alter, mit dem natürlichen Erscheinungsbild offensiv um, schert sich einen Dreck um sein Ego und diverse Allüren, investiert alles für die Rolle, stemmt den Film auf seinen runzligen Schultern. In diesem Jahrtausend eine seiner unbestritten besten Leistungen, gemeinsam mit "Departed - Unter Feinden" seine letzte auf diesem Niveau , der Ruhestand ist aktuell ja beschlossenen Sache. Sag niemals nie, aber selbst Connery hat das irgendwann gesagt. Ist manchmal auch besser. Aber wenn wir schon über eitel oder nicht sprechen: Die mutigste Szene gönnt Alexander Payne der großen Kathy Bates. Was diese gestandene, sensationelle Darstellerin in ihrem Alter hier wagt, dafür wären sich die meisten weiblichen Stars (30 und mehr Jahre jünger) zu schade…und das für bestimmt eine unverhältnismäßig  gesteigerte Gage. Das spricht sowohl für sie als auch für den Regisseur. „About Schmidt“ ist großes Kino der kleinen, umso wichtigeren Dinge. Nuanciert, nie albern, trotzdem manchmal skurril und wahnsinnig witzig, gleichzeitig bewegend, ohne zu nerven.


Der schönste, wichtigste Moment wird eh am Ende gesetzt. Als die Odyssee schon als unbefriedigender Erfahrungsbericht abgestempelt ist, der müde Warren droht wieder in sein Loch zu fallen, werden ihm die Augen geöffnet. Obwohl klar vorhersehbar, das ist schön. Treffend. Und einfach ehrlich, richtig. Am Ende ist es der ganze Film. Womit wir am Anfang wären…Alexander Payne. Nicht immer Gold, aber nie Blech. Das hier ist Gold.

8 von 10 Briefen nach Tansania

Review: EIN AMERIKANISCHER QUILT – Handarbeit macht nicht immer Freude

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Fakten:
Ein amerikanischer Quilt (How to Make an American Quilt)
USA. 1995. Regie: Jocelyn Moorhouse. Buch: Jane Anderson. Mit: Winona Ryder, Anne Bancroft, Ellen Burstyn, Kate Nelligan, Claire Danes, Alfre Woodard, Jared Leto, Kate Capshaw, Dermot Mulroney, Adam Baldwin, u.a. Länge: 112 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Finn (Winona Ryder) schreibt gerade an ihrer Abschlussarbeit für die Uni. Die junge Frau, die erst kürzlich einen Heiratsantrag ihres Freundes erhalten hat, will sich dafür die Sommerferien in der Ruhe und Idylle im Haus ihrer Großmutter (Ellen Burstyn) und derer Schwester (Anne Bancroft) verbringen. Für Finns Hochzeit wollen die beiden alten Damen mit ihren Freundinnen einen Quilt herstellen mit dem Thema „Wo die Liebe wohnt“. Dies dient als Anlass, dass die Ladies ihre persönlichen Liebesgeschichten zum besten geben, was die junge Finn in ihrer Entscheidung extrem verunsichern sollte…





Meinung:
Das interessanteste ist die Parallele von Film und der Herstellung eines Quilts. Es gibt viele unterschiedliche Elemente, die alle irgendwie ähnlich sind aber doch Unterschiede erkennen lassen. Beim Quilt ist dies der Stoff, der in seinen Einzelbestandteilen unterschiedlich aussieht und doch zu einem harmonischen Ganzen umgesetzt wird. Auf den Film bezogen sind es die einzelnen Liebesgeschichten, die trotz ihrer Vielfältigkeit am Ende ein Ganzes geben sollten. Diese Einzelelemente werden dann in einem schier endlos langen, gleichtönigen Vorgang zu einem Endprodukt verarbeitet. Dem Quilt/Film.


Sommerferien bei Omi? Da kann man die Uni schon mal vergessen
Bei „Ein amerikanischer Quilt“  sind die einzelnen Episoden genauso langweilig zusammengeschustert wie bei einer dieser titelgebenden Steppdecken. Man nehme irgendwelche Fetzen und versuche, ein schönes Ganzes draus zu machen. Schon ist der Film fertig. Dass die Darstellerinnen und Darsteller dabei auf Seifenoper-Niveau spielen und die, das muss man zugestehen, immerhin vielfältigen Einzelepisoden die Qualität eben jener billig zu produzierenden Vorabend-Serien erreichen, das fällt vor lauter Langeweile kaum auf. Allen voran Hauptdarstellerin Winona Ryder scheint heillos überfordert, wenn sie wie ein zwar niedliches, großäugiges Küken ziemlich unbeholfen durch die Szenerie stolpert und dabei offenbart, dass sie das so nicht freiwillig macht. Auch Ellen Burstyn und Anne Bancroft haben bereits bessere Zeiten gesehen.


Beim Quilt-Nähen hört Finn so manche Geschichte
Dass es in diesem Film um Liebe geht, merkt man als Zuschauer sehr schnell. Auch dass verschiedene Facetten von Liebe beleuchtet werden, was immerhin ein kleiner Pluspunkt ist. Nur leider verpasst es der Film, dieses Gefühl der Liebe auch dem Zuschauer zu vermitteln. Man spürt sie einfach nicht - ganz schlecht für einen Liebesfilm, der vielleicht noch mehr von der Möglichkeit des Mitfühlens lebt als andere Filme. Wahrscheinlich ist er dafür auch einfach zu sachlich und zu langsam erzählt, so dass die Langeweile jeden der wenigen positiven Ansätze im Keim erstickt. Er ist eben wie eine dieser Steppdecken, die irgendwo rumliegen oder -hängen, die nicht gerade schön aussehen, die aber da sind und den geschmückten Raum (wohl eher nicht) aufwerten, ganz im Gegenteil. Schade um die Zeit, die für die Herstellung des Quilts verwendet wurde, genauso wie für den Film. Eine weitere interessante Parallele: Genauso wie das Quilt-Herstellen ist der Film vor allem für ältere Damen gemacht (Ausnahmen möglich, is klar). Idealerweise hört man die Dialoge dann auch nicht mehr so klar und merkt so nicht, dass die Drehbuchautoren (und die Romanvorlage) scheinbar nicht ein einziges Mal Korrektur gelesen wurden, sonst hätte man die schwachsinnigsten Dialoge noch ändern können. Aber wer will schon Korrektur lesen?


Was haben wir bei diesem Film gelernt? Ein Quilt ist eine Steppdecke. Er wird aus vielen einzelnen Bestandteilen zusammengebastelt, bis man ein (angeblich) schönes Produkt erhält. Es hat einen emotionalen Wert und man erinnert sich ein Leben lang an seine Quilts. Genauso verhält es sich mit der Liebe, auch sie sind wichtig für uns und auch an unsere Liebesgeschichten erinnern wir uns lange. Mal ist sie schön, mal nicht. Aber an Erfahrung werden wir immer reicher, wir müssen nur die richtigen Schlüsse draus ziehen, zu einem Ergebnis kommen. Tja, und schlussendlich kann man diese Erkenntnisse eben auch auf den Film als solchen anwenden. Es kommt ein Ergebnis heraus, aber schön ist das nicht. Wie ein Quilt eben.


4 von 10 Blätter im Sturm