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Review: STOLZ UND VORURTEIL UND ZOMBIES – Historie trifft auf Splatter

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Fakten:
Stolz und Vorurteil und Zombies (Pride and Prejudice and Zombies)
USA, UK. 2016. Regie & Buch: Burr Steers. Mit: Lily James, Matt Smith, Sam Riley, Bella Heathcote, Charles Dance, Lena Heady, Jack Huston, Douglas Booth u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
England, 1811: Das Land ist im Begriff, von einer neuen Zombie-Welle überrannt zu werden. Für Mrs. Bennet besteht jedoch das größere Problem darin, ihre fünf heiratsfähigen Töchter unter die Haube zu bringen. Eine davon ist Liz, die wie der Rest ihrer Schwestern die Kampfkunst der Shaolin beherrscht und eine leidenschaftliche Kämpferin ist. Neben den Zombies ist ihre größte Herausforderung wiederum, der seltsamen Anziehung zu dem Kämpfer Mr. Darcy und dem Charme des manipulativen Mr. Wickham zu widerstehen. Liz und Darcy müssen erst persönliche Vorurteile überwinden, bevor sie im Kampf gegen die Zombies die wahre Liebe füreinander entdecken.





Meinung:
Die Geschichte ist unveränderbar. Dieser simplen Tatsache würde wohl jeder zustimmen. Glücklicherweise gibt es jedoch die Kunst, denn im Kino kann jeder seine eigene Geschichte schreiben und erträumen – oder die bestehende ganz einfach verändern. Nachdem wir mittlerweile eine Vielzahl an schemenhaften Zombiefilmen in angeblich naher, aber dennoch sehr ungreifbarer Zukunft gesehen, verschiebt Regisseur und Autor Burr Steers die beliebten Untoten kurzerhand in ein historisches Setting. Durch diese Verlagerung ins England des 19. Jahrhunderts fallen einige typische Stilelemente weg, allen voran die Kapitalismus- und Gesellschaftskritik, die in dystopischen Zwischenwelten mal mehr, mal weniger präsent ist. Doch einen Zombiefilm im klassischen Sinn bekommt man mit Stolz und Vorurteil und Zombies ohnehin nicht geboten.


Unterm Kleid lauert mehr als eine Überraschung
In gewisser Weiße ist der Name bereits Programm. Steers Film, der sich selbst wohl am ehesten als historische Zombieromanze sieht, besteht zu gleichen Teil aus Stolz, Vorurteil und Zombies. Da ist es nicht weiter erstaunlich, dass er sich vordergründig stark durch Jane Austens romantische Gefühlswelten artikuliert und dann, ähnlich wie beim Titel selbst, eine Portion Zombies anfügt. Diese Musterbeispiele von klischeehaften Untoten fühlen sich im fertigen Werk ebenso fehl am Platz an, wie der ungelenke Titelzusatz bereits vermuten lässt. Ohnehin wird den Zombies nur wenig Fläche eingeräumt und hauptsächlich werden sie dafür genutzt die Handlung voranzutreiben. Eine Handlung, die sich primär über zwischenmenschliche Gefühle erzählt, aber zu fahrig und undurchdacht präsentiert wird um von selbst zu diesen Momenten zu kommen. Zombieblut als dramaturgisches Schmiermittel sozusagen. Überhaupt scheint sich Burr Steers bei der Adaption im Unklaren darüber gewesen zu sein, was er mit seinem Film eigentlich erzählen, ja was genau dieser überhaupt sein will. Es schlagen zwei Herzen in der Brust des bemühten, aber selten gelungenen Drehbuchs. Zum einen die greifbaren Gefühlswelten und die kühle Romantik, welche Austens Vorlage beinahe zwangsweise mit sich bringt und zum anderen eine gewisse Ironie, das (unbewusst) verspielte und trashige, wenn sich die Figuren elegant durch Zombiehorden schnetzeln. Vereinen lassen sich diese beiden Blickwinkel jedoch so gut wie nie, dafür hätte es wohl eine fähigere und lautere Stimme seitens der Regie gebraucht, die sich auch inszenatorisch eindeutig festgelegt und nicht so unscheinbar und unspektakulär wie Steers gearbeitet hätte.


Zweifelsohne, und das ist wohl das Traurigste, hätte Stolz und Vorurteil und Zombies das Potential zu einem echten Kultfilm gehabt. Die zugrundeliegende Idee darf man guten Gewissens als vielversprechend bezeichnen, nur scheitert diese signifikant an der mangelhaften Umsetzung und dem fehlenden Wagemut des Regisseurs. Zu keinem Zeitpunkt kann sich der Film für eine Richtung entscheiden und so verkommen fast alle kreativen Elemente (allen voran natürlich die Zombies) zu einem reinen Gimmick inmitten einer banalen Liebesgeschichte ganz im Zeichen der omnipräsenten Vorlage. Da ist es zumindest ein geringer Lichtblick, dass so manche Darsteller etwas bemühter agieren als der restliche Film.


4 von 10 abgetrennten Köpfen 

Review: THE IMITATION GAME - EIN STRENG GEHEIMES LEBEN - Benedict Cumberbatch knackt den Code

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Fakten:
The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben
UK, USA. 2014. Regie: Morten Tyldum.
Buch: Graham Moore. Mit: Benedict Cumberbatch, Keira Knightley, Matthew Goode, Mark Strong, Charles Dance, Allen Leech, Rory Kinnear, Mathew Beard, Jack Bannon u.a. Länge: 113 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Mathematiker Alan Turing arbeitet während des zweiten Weltkriegs im Bletchley Park. Dort soll er mit Kollegen die Codes der Nazis entschlüsseln. Eine schwere Aufgabe, die Turing an seine Grenze bringt. Aber auch seine heimliche Homosexualität lastet schwer auf ihm.





Meinung:
Sieht man sich eine Biographie aus Hollywood an, so erschleicht einen immerfort der Eindruck, dass diese Produktionen bedacht auf den geringsten Widerstand nur den Dienst nach Vorschrift ableisten. Emblematisch dafür ist Ron Howards „A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“ heranzuziehen, eine der größten filmischen Katastrophen des neuen Jahrtausends. Hier nämlich wird kein Wert darauf gelegt, den brillanten Metaphysiker John Nash nach realen Gegebenheiten gerecht zu werden, sondern den geistlichen Verfall aufgrund seiner paranoiden Schizophrenie in ganz und gar abenteuerliche Bahnen zu kanalisieren. Natürlich lässt sich auch diametral zu derlei rührseligen Verlogenheitsbrei Material entdecken, welches trotz seiner hollywood'schen Herkunft durchaus brauchbar ist: Da wäre James Mangolds „Walk the Line“ oder auch Taylor Hackfords „Ray“. Formelhaft, mit Sicherheit, aber keinesfalls trivialisierend. Nun schafft es in Deutschland ein nächstes Biopoic in die Lichtspielhäuser: „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“, in Szene gegossen von Morten Tyldum, der nun auch in der Traumfabrik angekommen scheint.


Turing und seine baldige Verlobte
Zuvor hat sich Morten Tyldum für den eisigen Thriller „Headhunters“ verantwortlich gezeigt, mit „The Imitation Game – ein streng geheimes Leben“ erfährt der Norweger das Privileg, die Geschichte - beziehungsweise Ausschnitte davon - von Alan Turing auf die großen Leinwände zu projizieren. Wer nun beschämt zugegeben muss, noch nie etwas von dieser Person gehört zu haben, dem sei Trost gespendet: Über beinahe 70 Jahre hat sich das Vereinigte Königreich auch redlich damit abgemüht, den hochintelligenten Kryptoanalytiker und seine Verdienste für die Welt gnadnelos unter Verschluss zu halten. Turing nämlich hat nicht nur die Grundlage für unsere heutiges Computersystem abgeliefert, sondern zu Zeiten des zweiten Weltkrieges daran gearbeitet, die mit der Enigma verschlüsselten Funksprüche aus Deutschland zu dechiffrieren. Seine Arbeit in der militärischen Dienststelle Bletchley Park hat letzten Endes dafür gesorgt, dass sich der Krieg um ganze zwei Jahre verkürzte und das Leben von 14 Millionen Menschen bewahrte. Ein Bilderbuchheld, möchte man meinen. Aber wieso hat man es erst geschafft, ihn im Jahre 2013 durch seine Begnadigung als einen solche anzuerkennen?


Turing und sein Arbeitsgerät
Alan Turing war homosexuell – Seiner Zeit ein Verbrechen, was entweder Gefängnisstrafe oder chemische Kastration bedeutete. Und die Umstände seiner Hormonbehandlung, die Turing nach und nach zur somatischen Ruine deformierten, sollen ihn dann auch in den 1950er Jahre zum Selbstmord gezwungen haben. Ja, „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ hätte mühelos zur Stangenware aus dem Biopic-Fundus geraten können, in diesem Falle aber muss der Schriftzug „Based on a True Story“ kein Grund sein, die Nackenhaare streng aufzurichten. Morten Tyldum und Graham Moore sind weniger daran interessiert, entscheidende Eckdaten und Lebensstationen von Alan Turing in erschlagender Überschallgeschwindigkeit abzugrasen und so möglichst viele Informationen zu transportieren, sondern es wird tatsächlich versucht, dem über Dekaden so harsch verleugneten und bedingt durch „Unzucht“ und „sexueller Perversion“ erbärmlich verurteilten Turing ein angemessen Denkmal zu errichten. Der jahrelange Umgang mit seiner Persönlichkeit ist selbstredend ein Armutszeugnis, nicht zuletzt deswegen ist es ein signifikanter Schritt, einen Film über seine außergewöhnlichen Meriten abzuliefern.


Codeknacker unter sich
Man mag „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ als konventionell titulieren, seine Bildsprache ist es zweifelsohne, gewichtig aber ist die Handhabung des Hauptakteurs, der von Benedict Cumberbatch im gewohnt famosen „Sherlock Holmes“-Modus verkörpert wird. Die Erzählstruktur, die sich über drei Zeittableaus tranchiert zeigt, besitzt im Kontext des Charakters seines ungeliebten Helden gar metaphorisches Profil. Anstatt den Charakter von Alan Turing zu konkretisieren, ihn in Schublade zu bannen, ist es „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ daran gelegen, den Menschen, der einen Großteil seiner Zeit mit dem Entziffern von Codes verbrachte, selber als personifiziertes Rätsel aufrechtzuerhalten. Die Übergänge zwischen mathematischem Genius und dem inkompatiblen Sozialverhalten sind fließend, Herangehensweise und Kreuzung beider Parteien jedoch immer pietätvoll, wenn auch von einer klaren Linie historische Klitterung begleitet. Dass seine Homosexualität gerne auch mal als Plot Point instrumentalisiert wird, um ein fiktives Abkommen zwischen einem UdSSR-Spion und Alan Turning dramaturgisch zuzuspitzen, mag da etwas unglücklich erscheinen, ist die sexuelle Orientierung doch immerzu mit sozialer Isolation codiert.


Man kommt nicht umhin zu sagen, dass auch „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ extra für die Oscar-Season produziert wurde, doch im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Vertretern des Biopic-Topos hat man es hier wenigstens bewerkstelligt, die Größe seiner Hauptfigur nicht zu banalisieren, sondern immer den Glanz des Rätselhaften beizubehalten. Die Zeit, von der „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ berichtet, ist ohnehin vom Imaginieren und Täuschen dominiert, während Mark Strong als MI-6-Vorgesetzter den herrischen Puritanismus wie den ekelhaften Zynismus einer Institution repräsentiert, die ihre Helden für einen Krieg über die Klingen springen lässt, der doch vor allem Spaß machen sollte. „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ ist schickes Historienkino, nicht frei von Unwahrheiten und Schönheitsfehlern, aber einnehmend gespielt und mit ehrenwerten Absichten behaftet.


6 von 10 Äpfeln zum Mittag


von souli

Review: DRACULA UNTOLD – Der Blutdurst des Fledermausmannes

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Fakten:
Dracula Untold
USA. 2014. Regie: Gary Shore.
Buch: Burk Sharpless, Matt Sazama. Mit: Luke Evans, Sarah Gadon, Dominic Cooper, Charles Dance, Art Parkinson, Paul Kaye, William Huston, Diarmaid Murtagh u.a. Länge: 92 Minuten, FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 12. Februar 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Früher war er als der Pfähler bekannt, der Schrecken eines jeden Soldaten, doch nun lebt der einstige Kriegsheld Vlad als König von Transsylvanien und gilt bei seinem Volk als guter und gerechter Mann. Doch als die Türken von ihm fordern, dass das Königreich Vlads alle seine Söhne den Türken überlässt, damit diese in deren Armee dienen können, rebelliert er gegen die Invasoren und geht einen Pakt mit dem Bösen ein.





Meinung:
Mit weit über 250 Auftritten in den verschiedensten Filmen zählt Graf Dracula wenig überraschend zu den prominentesten Literaturfigur, die jemals ihr Unwesen auf der Leinwand treiben durften. Die Qualität der jeweiligen Werke lässt sich wohl in jeder Güteklasse antreffen, vom miserablen Trash, zur zielgruppenorientierten Nullnummer bis hin zur fundierten Meisterleistung. Den Grafen respektive den Fokus der Narration jedoch erleben wir immerzu in einer Phase, in der die Metamorphose vom Menschen zum Fürsten der Dunkelheit längst abgeschlossen scheint. Es ist die mühsame Akzeptanz der eigenen Untersterblichkeit, den der dramaturgischen Effekt ins Visier nimmt, Gesetz dem Fall, man manifestiert Dracula als ein von tiefer Tragik eingenommenes Geschöpf, das sich seiner Existenz zunehmend überdrüssig wird, dieser eigenmächtig kein Ende setzen kann. Aber wie wurde Graf Dracula eigentlich zu diesem ikonischen Blutsauger, dessen umfassende Mythologie sich global einer enormen Popularität erfreuen darf? Newcomer Gary Shore geht dieser Frage in „Dracula Untold“ auf den Grund.


Hat trotzdem nur wenig Biss: Dracula
Wie kürzlich bekannt geworden ist, entwickeln Alex Kurtzman („Star Trek Into Darkness“) und Chris Morgan („47 Ronin“) einen neuen, dem Marvel-Cinematic-Universe ähnlichen Kino-Kosmos für Universum, in dem sich die Ur-Monster Frankenstein, Die Mumie und der Wolfsmann aufhalten und aufeinandertreffen. Allerdings bildet nicht, wie eigentlich geplant, der 2016 in die Lichtspielhäuser kommende „Die Mumie“ den Auftakt des Franchise, sondern Gary Shores „Dracula Untold“, der sich zum Ende der Dreharbeiten noch dazu gezwungen sah, einige Szenen neu zudrehen, um Draculas Rolle in der anstehenden Reihe kohärenter anzupassen und einzugliedern. Es ist ein risikofreudiger Schritt, einem Debütanten ein Budget von üppigen 100 Millionen Dollar zum Verpulvern zu überlassen, und angesichts des mäßigen Box-Office-Ertrags, der „Dracula Untold“ mehr oder weniger zum Flop degradiert hat, muss wohl mal wieder verkündet werden, dass sich der Mut der Produktionsfirma nicht unbedingt ausgezahlt hat. Die Katastrophendimension andere Filme, „John Carter – Zwischen den Zeiten“ beispielsweise, hat „Dracula Untold“ natürlich nicht erreicht.


Draculas Sohn ist ein echtes Sonnenscheinchen
Der Titel „Dracula Untold“ trägt eine ungemein vermessene Attitüde mit sich herum, aber nur, weil man sich an die endlosen Streifen gemahnt fühlt, in denen Dracula repetitiv den Hälsen dickbrüstiger Damen hinterherjagte. „Dracula Untold“ schneidet kinematographisch tatsächlich ein neues Kapitel an und begrüßt uns nicht mit dem blutdürstigen Eckzahn, sondern dem Adligen Vlad Tepes („Luke Evans, „Fast & Furious 6“), der in seiner Kindheit als Sklave im Osmanischen Reich zum Töten gezwungen wurde, als Erwachsener jedoch wieder zurück in sein beheimatetes Fürstentum kehrt, um den Platz seines verstorbenen Vaters als Fürst einzunehmen. Sein langjähriger Freund Mehmed (Dominic Cooper, „Need for Speed“) sucht ihn eines Tages in der transsylvanischen Provinz auf und fordert 1000 Jünglinge ein, die er zur Kampfausbildung bereitstellen will. Vlad, der sich im Klaren darüber ist, welches Schicksal den Jungen blühen würde, hat er es doch seiner Zeit am eigenen Leibe erfahren, sieht sich gezwungen, sich seinem einstigen Gefährten in den Weg zu stellen, was nicht nur den Bruch der Freundschaft, sondern auch einen Angriff der Osmanischen Kräfte heraufbeschwört.


Das Böse, bzw. Charles Dance
So viel zum historischen Kontext, in dem sich „Dracula Untold“ aufhält. Dass „Dracula Untold“ selbstredend keinerlei Ambitionen dahingehend hegt, den historischen Konflikt zu grundieren, sondern diesen direkt mit seiner Eskalationen einleitet, war absehbar. Der von Matt Sazama und Burk Sharpless geschriebene „Dracula Untold“ geriert sich als traditioneller Versuch, die fiktive Kunstfigur Dracula auf ihren geschichtlichen Paten zurückzuleiten. Vlad Tepes war eine Bestie, die das Leben tausender Unschuldiger in Kauf genommen hat, um seine psychologische Kriegsführung zu verdichten und all die Menschen, die seiner Klinge zum Opfer gefallen sind, in bestialischer Methode auszustellen: Er pfählte ihre Körper. Da sich Vlad Tepes der Übermacht der Osmanen aber hilflos ausgeliefert sah, suchte er Unterstützung in einer Höhle im Reißzahngebirge, in der der Vampir Caligula (Charles Dance, „Ironclad – Bis zum letzten Krieger“) haust. Dort geht Vlad dann schließlich einen mephistophelischen Pakt ein, der ihm übernatürliche Kräfte verleiht und dem Kampf gegen die – jetzt nur noch in Zahlen überlegenen – Türken, weitaus optimistischer entgegenzublicken. Punkt. Ach nein, „Dracula Untold“ wird auch noch ein um Ernsthaftigkeit bemühtes Familiendrama angedichtet.


Den Gewissenszwist des Fledermausmannes haben wir nun schon einmal zu oft gesehen, und wenn „Dracula Untold“ ganz metaphorisch die Liebe zur Familie über den Blutdurst stellt, um letztlich doch in dem positivistischen Gedanken bestätigt zu werden, dass die Seelen unserer Geliebten auch in anderen Körpern, über Generationen verteilt, weiterleben, dann ist dieses aufgeplusterte Superheldenmär längst im abgeschmackten Raum  billigster Larmoyanz angekommen. Aber allgemein fehlt „Dracula Untold“ der originäre Charakter, der über die Verknüpfung von Fiktion und Historik hinausgeht und einen gewissen Charme, einen gewissen Enthusiasmus generiert. Die computeranimierten Bilder halten einige ansehnliche visuelle Sperenzchen bereit, die Massenszenen erschöpfen sich jedoch in gähnender Beliebigkeit und dass die Osmanen vor allem für backenbärtig-tendenziöse Klischees herhalten müssen, während der (anfangs) latent ambivalente Vlad zum Superhelden stilisiert wird und vom sich aufplusternden Orchester, von Blitz- und Donnergroll begleitet das Schlachtfeld mit fieser Miene heimsucht, hat mehr von lieblos-eklektischem Fantasy-Ramsch, denn epischem Eskapismus.


4 von 10 gigantischen Fäusten


von souli

Review: IRONCLAD - BIS ZUM LETZTEN KRIEGER und IRONCLAD 2 - BIS AUFS BLUT - Doppelte Burgbelagerung

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Fakten:
Ironclad – Bis zum letzten Krieger (Ironclad)
UK, USA. 2011. Regie: Jonathan English. Buch: Stephen McDool, Jonathan English. Mit: James Purefroy, Paul Giamatti, Brian Cox, Kate Mara, Jason Flemying, Mackenzie Crook, Derek Jacobi, Charles Dance, Jaime Foreman, Rhys Parry, Aneurin Barnard, Vladimir Kulich u.a. Länge: 116 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
England im Mittelalter: König John wird vom Adel zur Unterzeichnung der Magna Carta gezwungen, die dem Adel politische Freiheiten gegenüber King John gewährt. Dieser will dies aber nicht hinnehmen und beginnt einen blutigen Rachefeldzug. Zeugen dieser Gräueltaten werden u.a. der Tempelritter Thomas, dessen Brüder von John erbarmungslos abgeschlachtet werden. Für Thomas steht fest, er muss König John aufhalten.





Meinung:
Wenig – genau genommen: gar nicht – darauf versessen, ein mit historischer Akkuratesse angefertigtes Bild vom mittelalterlichen Englands des Jahres 1215 abzuliefern, atmet „Ironclad – Bis zum letzten Krieger“ richtig miefigen Stallgeruch. Die Atmosphäre ist schon bezirzend dreckig und schafft es auch immer wieder, den Zuschauer Teil des von Schlamm und Blut verkrustete Schlachtengemälde zu zerren. Die Gewalt selbst wird exzessiv visualisiert, Gliedmaßen mit einem gezielten Schlag abgetrennt, der rote Lebenssaft spritzt in überraschend heftiger Persistenz durch die Lüfte (freigegeben ab 16 Jahren, ehrlich?) und allgemein ist die Tonalität hier reichlich humorlos. Das alles steht aber durchweg im Kontext ihrer geschichtlichen Ansiedlung und ist damit wohl der einzige Punkt, der in „Ironclad – Bis zum letzten Krieger“ irgendwie als 'angemessen“ zu deklarieren ist. Ansonsten ist „Ironclad – Bis zum letzten Krieger“ eben eine bessere Medieval-B-Produktion, die schon ziemlich gut unterhält, gerade weil sie Grobheit konsequent treu bleibt und mit Paul Giamatti einen richtig schön niederträchtigen Antagonisten zu bieten hat. Aber auf der anderen Seiten selbstredend nicht ohne diesen unfreiwillig komischen Heldenpathos auskommt, der theatralische Gesten und hochtrabende Phrasendrescherei am laufenden Band generiert.


5,5 von 10 verlorenen Schätzen


von souli




Fakten:
Ironclad 2 – Bis aufs Blut (Ironclad 2 – Battle for Blood)
UK, USA. 2014. Regie: Jonathan English. Buch: Stephen McDool, Jonathan English.
Mit: Tom Rhys Harries, Tom Austen, Michelle Fairley, Roxanna McKee, Danny Webb, Rosie Day, Ana Sakic, Andy Beckwith, David Caves, David Rintoul u.a. Länge: 113 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 24. Juli 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Hubert, ein junger Ritter, steht vor seiner ersten aber wohl auch größten Prüfung: Ein Keltenstamm, die Rache für den Tod einer der Ihren verlangt, belagert die Familienfeste von Hubert. Dieser bittet seinen Cousin Guy de Lusignan, einem Kreuzritter, um Hilfe im brutalen Kampf gegen die Kelten.





Meinung:
Auch wenn sie bedeckt halten, gibt es doch eine nette Fanschar, die „Ironclad – Bis zum letzten Krieger“ doll in ihr Herz geschlossen hat. Nun, drei Jahre nach dem Erstling, schafft es die Fortsetzung „Ironclad 2 – Bis aufs Blut“ in die Videotheken und macht wirklich all das falsch, was „Ironclad – Bis zum letzten Krieger“ noch irgendwie annehmbar auf die Beine gestellt hat. Gut, man muss ehrlich sein: Man hat „Ironclad – Bis zum letzten Krieger“ damals schon angesehen, dass ihm nun nicht unbedingt die besten CGI-Effekte zur Verfügung standen, aber immerhin hat der Film es wirklich gut geschafft, sein Setting authentisch anzuordnen und eine fröstelnde Aura anzuheften. „Ironclad 2 – Bis aufs Blut“ hingegen sieht – mit Verlaub – einfach nur noch billig aus. Die Kamera wackelt wie ein Lämmerschwanz, stiehlt – zusammen mit dem epileptischen Schnitt - den grottenschlecht choreographierten Kampfszenen jedwede Dynamik. Die Figuren, die in „Ironclad 2 – Bis aufs Blut“ seltsam viel Text zugesprochen bekommen haben, obwohl sie doch eigentlich so überhaupt nichts zu sagen haben (ehrlich, nach dem Abspann ist einfach jedes Wort und jedes Gesicht nur noch Schall und Rauch), werden zum reinsten Panoptikum an Nulpen degradiert. Auch „Ironclad – Bis zum letzten Krieger“ war kein erkenntniserweiterndes Kleinod, aber der hat sich wenigstens noch „echt“ angefühlt. Dieser von Jonathan English zum zweiten Aufgewärmter Ritterquark ist purer DTV-Ramsch zum Wegwerfen.


2 von 10 kratzbürstigen Furien


von souli