Review: THE LOOKOUT - TÖDLICHER HINTERHALT - Nur am Anfang wird scharf geschossen

                                                                          
Fakten:
The Lookout - Tödlicher Hinterhalt (Le guetteur)
FR, B, IT, 2012. Regie: Michele Placido. Buch: Denis Brusseaux, Cédric Melon. Mit: Daniel Auteuil, Matthieu Kassovitz, Olivier Gourmet, Francis Renaud, Nicolas Briancon, Jérome Pouly, Violante Placido, Arly Jover, Michele Placido u.a. Länge: 86 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


 
Story:
Kommissar Mattei und seiner Männer wollen gerade eine Bande von Bankräubern dingfest machen, als sie aus dem Hinterhalt von einem Scharfschützen ins Visier genommen werden, woraufhin die Gangster mit der Beute fliehen können. Durch einen anonymen Tipp gelingt es Mattei jedoch Kaminski, den vermeidlichen Sniper, zu verhaften. Wie sich herausstellt war Kaminski einst Elitescharfschütze beim Militär. Eigentlich sollen seine Kollegen ihn aus dem Knast befreien, doch unter ihnen scheint es einen Verräter zu geben, der die anderen dezimiert um die Beute allein zu behalten. Kaminski gelingt auf eigene Faust die Flucht. Während er den Verräter enttarnen will, heftet sich Mattei an seiner Versen. Denn der hat noch eine ganz persönliche Rechnung mit Kaminski offen.


 
                                                                             

Meinung:
Im Gegensatz zu uns pflegen die Franzosen ihr Genrekino seit Jahrzehnten vorbildlich und füttern auch den deutschen Markt regelmässig mit ansprechender Ware, die den internationalen Vegleich, speziell den mit dem US-Kino, kaum zu scheuen braucht. Eins lässt sich auch "The Lookout" definitiv nicht absprechen: Rein handwerklich ein mal wieder versierter Vortrag aus dem Krimi-Genre, der in dem inzwischen typischen matt-kalten Look daherkommt und mit Daniel Auteuil sowie Matthieu Kassovitz gleich zwei überregional bekannte Zugpferde aufzubieten hat. Klingt alles recht vielversprechend und startet durchaus zackig-knackig, fällt dann leider mindestens genauso schnell ab und ist am Ende eher verzichtbarer.


 
"Ich will meinen Agent sprechen, tout de suite!"
Zum Auftakt verplempert Regisseur Michele Placido (auch in einer Nebenrolle vertreten) erfreulicherweise kein bisschen Zeit und schleudert den Zuschauer direkt hinein ins Geschehen. Wenig Vorgeplänkel, sofort gibt es Action, gut inszeniert, da verspricht "The Lookout" noch ein kurzweiliger Reisser für den Feierabend vor der Mattscheibe zu werden. Nach gut 10 Minuten fährt das Tempo runter und das Interesse des Zuschauers bald ebenso. Denn die Geschichte hat nicht wirklich viel zu bieten, wird eher zäh vorgetragen und beinhaltet nichts, was es nicht anderswo schon deutlich besser zu sehen gab. Die Handlung passt sich der farblosen Optik an. "The Lookout" wird immer mehr zu einem müden, kaum mitreissenden Crime-Flick, bei dem die Suche nach dem Verräter in den Reihen der Ganoven mindestens so blass und uninteressant gestaltet ist, wie alle Figuren des Streifens. Obwohl er weder strickt aus Cop- oder Bullenperspektive erzählt und um Ambivalenz seiner beiden Hauptfiguren bemüht ist - beides meist eine gute Idee - wirkt das Ganze irgendwie lieb- und belanglos zusammengestrickt, ohne echte Höhepunkte oder den besonderen Kick serviert. Speziell das Aufheben des klassischen Gut/Böse-Schemas funktioniert nur bedingt, da die Rollen dafür schlicht zu platt und uninteressant charakterisiert sind. Die im Schlusspurt eingestreute "Wendung", die zu dem persönlichen Vergeltungsdrang von Cop Mattei gegen Sniper Kaminski führt, wird darüberhinaus so überhastet und urplötzlich noch aus dem Ärmel gezaubert, schlicht aufgesetzt und unglaubwürdig konstruiert.


 
Unfair: Kaminskis Ziel bietet mehr Angriffsfläche
Zu allem Überfluss enttäuscht dann ausgerechnet noch der sonst so unantastbare Daniel Auteuil auf ganzer Linie. Selten wirkte er so kraftlos und müde, spielt seinen Part gelangweilt runter, ein Schatten seiner selbst. Zudem scheint ihm die französische Küche recht gut zu schmecken in letzter Zeit, sollte mal lieber etwas aufpassen. Die Ähnlichkeit zu (Ex-)Landsmann Gérard Depardieu wird immer grösser. Das passt dann irgendwie in das unbefriedigende Gesamtbild des Films. Kollege Kassovitz und der restliche Cast spielen solide, da lässt sich nicht wirklich meckern, nur reisst das schlussendlich nicht mehr viel raus. Gemessen an den vielen Perlen des französischen Krimi-Kinos der vergangenen Jahre ein sehr durchwachsener Beitrag, der lediglich durch die saubere technische Umsetzung grob punkten kann. Allerdings ist das schon so lange Standard bei den Franzosen, dass es kaum noch der Erwähnung bedarf und auch nichts Besonderes mehr ist. Verschenkte Zeit, leider.


 
4,5 von 10 Fadenkreuzen.

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