Fakten:
Frankenstein
USA. 1931. Regie: James Whale. Buch: John L. Balderston Francis Edward Fargoh, Mary Shelley (Vorlage). Mit: Colin Clive, Elizabeth, Boris Karloff, John Boles, Edward Van Sloan, Dwight Frye, Lionel Belmore, Marilyn Harris, Frederick Kerr u.a. Länge: 71 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Frankenstein
USA. 1931. Regie: James Whale. Buch: John L. Balderston Francis Edward Fargoh, Mary Shelley (Vorlage). Mit: Colin Clive, Elizabeth, Boris Karloff, John Boles, Edward Van Sloan, Dwight Frye, Lionel Belmore, Marilyn Harris, Frederick Kerr u.a. Länge: 71 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Der junge Wissenschaftler Dr. Henry Frankenstein hat es sich zur Aufgabe gemacht nach dem Ursprung des Lebens zu forschen. Dieses Unterfangen beschert ihm viele Probleme, doch er gibt nicht auf und beginnt sogar aus Leichenteilen eine Kreatur zu erschaffen. Nachdem er das letzte Puzzlestück, ein Gehirn, beschafft hat, nutzt er ein Gewitter um seine Kreatur ins Leben zu holen.
Meinung:
„Frankenstein“ muss zwangsläufig als moralische Lektion verstanden werden, in der das blasphemisch anmaßende Wetteifern mit Gott und seinen übernatürlichen Stärken angeprangert wird: Jeder möchte doch einmal das kontrollierende Zepter gen Himmel strecken und im hellsten Glanz vor seinen Mitmenschen erstrahlen, doch das Recht über Leben und Tod entscheiden zu dürfen, ist ein heidnischer Schritt zu weit und gleichzeitig ein Regelverstoß, der mit der unausweichlichen Resonanz der eigenen Rücksichtslosigkeit bestraft werden muss. Distanziert man sich aber von diesem religiösen Scheitelpunkt, bleibt die kritische Leseart dennoch beständig, nur eben aus einem anderen, wahrscheinlich greifbareren Blickwinkel beleuchtet. James Whales Mary Shelleys-Adaption ist auch eine Parabel über die Selbstüberschätzung und den daraus resultierenden Kontrollverlust des Menschen.
„Frankenstein“ muss zwangsläufig als moralische Lektion verstanden werden, in der das blasphemisch anmaßende Wetteifern mit Gott und seinen übernatürlichen Stärken angeprangert wird: Jeder möchte doch einmal das kontrollierende Zepter gen Himmel strecken und im hellsten Glanz vor seinen Mitmenschen erstrahlen, doch das Recht über Leben und Tod entscheiden zu dürfen, ist ein heidnischer Schritt zu weit und gleichzeitig ein Regelverstoß, der mit der unausweichlichen Resonanz der eigenen Rücksichtslosigkeit bestraft werden muss. Distanziert man sich aber von diesem religiösen Scheitelpunkt, bleibt die kritische Leseart dennoch beständig, nur eben aus einem anderen, wahrscheinlich greifbareren Blickwinkel beleuchtet. James Whales Mary Shelleys-Adaption ist auch eine Parabel über die Selbstüberschätzung und den daraus resultierenden Kontrollverlust des Menschen.
Erstes Bild einer olympischen Fackelübergabe |
anderen Genre-Urgesteinen wie beispielsweise „Dracula“ und „Der Wolfsmensch“ nach wie vor um Längen die Nase vorn, wenngleich auch James Wahles Klassiker niemanden mehr aufgrund seines Gruselfaktors hinter die Sofalehne scheuchen wird. Es ist die informale Klasse, die „Frankenstein“ auch in heutiger Zeit unzerstörbar erscheinen lässt, denn mit dem Grundthema des wissenschaftlichen Fortschritts sind wir hier mehr den je in der Gegenwart verwurzelt. Wenn Dr. Frankenstein euphorisch mit aufgerissenen Augen in seinem Labor lauthals über das Ergebnis seiner langwierigen Arbeit jubelt und eine Kreatur aus Leichenteilen zurück ins Leben gerufen hat, dann ist das fachlich ohne Frage eine Revolution sondergleichen. Es verdeutlicht aber auch gleichermaßen die schon im Vorfeld fehlende Reflexion im subjektiven Umgang mit Dr. Frankensteins Motivation.
Auch ein Monster braucht mal frische Luft |
Bitter, weil das Monster die Sympathien auf seiner Seite hat und weil wir als Zuschauer längst begriffen haben, dass für das Volk nicht der Erfinder als Sündenbock gelten wird, sondern die willenlose, unschuldige Kreatur: Kollektiver Hass straft ein Wesen, dessen Schuldbewusstsein und Selbstreflexion gleich Null ist. Mit den expressionistischen Stilreferenzen beweist auch Kameramann Arthur Edeson, was er im künstlerischen Repertoire bereithält und reichert „Frankenstein“ visuell als mehr als überdurchschnittliches Cineasten-Grundwissen an. Am Ende bleibt eine so schöne wie tragische Geschichte im Gedächtnis und die wiederholte Erkenntnis, dass wir Menschen in unserer überheblichen Sehnsucht nach intensivierter Steigerung auch immer den unstillbar ignoranten Drang zu vernichten vergessen. Das Monster wusste es nicht besser, konnte es nicht besser wissen. Und genau das macht alles so ergreifend.
7 von 10 brennenden Windmühlen
von souli
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