Review: CURSE OF CHUCKY - Eine Killerpuppe, zwei Meinungen



Fakten:
Curse of Chucky
USA. 2013. Regie und Buch: Don Mancini. Mit: Fiona Dourif, Brad Dourif, A. Martinez, Brennan Elliott, Maitland McConnell, Summer H. Howell, Danielle Bisutti, Candance Smith, Kevin Anderson, Alex Vincent, Jennifer Tilly u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Chucky ist zurück. Der Serienkiller, der seine Seele via Voodoo-Zauber in eine Puppe der Marke „Good-Guy“ transferiert hat, hat es diesmal auf die querschnittsgelähmte Nica und deren Freunde und Familie abgesehen. Doch warum ausgerechnet sie? Welchen Plan verfolgt Chucky diesmal?





Meinung:
Pünktlich zum 25. Jubiläum erscheint Mörderpuppe Chucky wieder auf der Bildfläche, in ihrem nun 6. Spielfilm. Diesmal ohne Umwege direkt auf den deutschen DVD-Markt, was nicht unbedingt die Hoffnungen weckte, dass die Serie einen neuen Aufschwung erleben darf. Bei dem knappen Budget von gerademal 5 Millionen Dollar zusätzlich schwierig. Umso überraschender, dass 9 Jahre nach dem letzten Teil "Chucky's Baby" mit "Curse of Chucky" doch so etwas wie eine kleine Frischzellenkur erfolgte. Nicht rundum gelungen, aber mit guten Ansätzen und einer dringend erforderlichen Trendwände.


Chucky muss auch mal wieder zum Friseur
Chucky-Erfinder Don Mancini (Idee und Skript zum Original) übernahm die Regie und verfasste das Drehbuch, sichtlich darum bemüht, den humorvollen Stil der letzten zwei Teile zu entsorgen. Eine gute Entscheidung, trotz des unbestreitbaren Unterhaltungswert dieser Filme. Generell hatte Chucky immer ein Problem: Die ersten Teile nahmen sich etwas zu ernst, trotz ihren trashigen Anlagen, Teil 4 und 5 waren nicht grimmig genug, um als Horrorfilm ernsthaft zu funktionieren. Was Mancini hier (zumindest von der Intention) macht, könnte in Zukunft noch für ein gelungenes Fortführen der Serie sorgen, wenn denn geplant. "Curse of Chucky" inszeniert seinen kultigen Plastik-Killer so düster und bedrohlich wie nie zuvor. Anfangs wirkt das leider etwas zu bemüht bzw. es bremst das Tempo enorm aus. Die erste Hälfte von "Curse of Chucky" kommt etwas schleppend in Tritt, schliesslich dürfte selbst Quereinsteigern oder Neulingen schon klar sein, was mit der Puppe los ist und worauf alles hinausläuft. Bis Brad Dourif (im O-Ton) zum ersten Mal seine markante Stimme erklingen lassen darf, dauert es ungewohnt lange. Als der Fluch schon fast als reines Durchschnittsfilmchen abgetan scheint, kommt dann endlich angenehm Schwung in die Sache.


 
Dieses Paket wird Ärger bringen
Das letzte Drittel macht plötzlich ungeahnt Laune. Mancinis bewusster Verzicht auf Humor kommt nun positiv zum tragen, da er Chucky herrlich böse und finster in Szene setzt. Wenn er mal für einen Schmunzler sorgt, ausschliesslich durch bitterbösen Sarkasmus, der diesem diabolischen Spielzeug sehr gut steht. Handwerklich ist der ganze Film für so ein kleines Projekt durchgehend vernünftig umgesetzt, da gibt es auf dem Direct-To-DVD-Bereich deutlich schwächere Beiträge. Auch wenn der Start etwas hinkt, nun gefällt "Curse of Chucky" viel besser als zu erwarten war. Hauptdarstellerin Fiona Dourif, Tochter von Brad Dourif, bietet eine ansprechende Leistung, für diese Art von Film absolut in Ordnung. Vorher durfte die Frau noch nicht so viel zeigen, obwohl sich in ihrer Vita schon großartige Filme finden lassen ("The Messenger", "The Master"), wenn auch in sehr kleinen Rollen. Ihre Besetzung passt irgendwie auch prima in das Gesamtbild. "Curse of Chucky" ist mehr als ein reiner Nachklatsch an eine bekannte Horror-Serie, da steckt viel Herzblut drin. Eine Art Familienzusammenführung. Mancini, Brad und Fiona Dourif, Bezug auf die Vorgänger (nur am Rande), irgendwie schließt sich hier der Kreis. Den definitiven Sprung über den Durchschnitt schafft diese kleine Überraschung dann in den letzten Minuten. Was genau, darf nicht verraten werden. Unbedingt den Abspann durchlaufen lassen.


Auch wenn hier nicht alles rund läuft, ich bin froh über diesen Film. Für Fans klar zu empfehlen, vielleicht auch nur für die, aber da dürfte es kaum Enttäuschungen geben. Gefällt mir (eingeschränkt) gut.


6 von 10 Frischzellenkuren


von JackoXL


Chucky hasst es, wenn er beim Versteckspielen verliert


Meinung:
Die Mörderpuppe Chucky ist ein fester Bestandteil der popkulturellen Ikonographie und hat sich damit eben auch seinen unumstößlichen Platz in der dokumentierenden Chronik meuchelnder Horror-Legenden gesichert. Dem Rang seiner blutdürstigen Kollegen wie Jason Vorhees und Freddy Krueger wurde und wird das rothaarige Plastikbalg aber nie gerecht. Selbst wenn der Franchise-Startschuss im Jahre 1988 qualitativ überaus solide daherkam und den Zuschauer mit gekonnten inszenatorischen Kniffen an seiner eigenen Perzeption zweifeln ließ, ging es danach Schritt für Schritt – bis hin zu „Chucky's Baby“ von 2004 - abwärts in den Abgrund des Fortsetzungszwangs. Nun, 2013, soll Chucky in „Curse of Chucky“ noch einmal zeigen, dass er nicht gänzlich ausgedient hat und das symbolträchtige Küchenmesser gar nicht so stumpf ist, wie es in seinen anderen Auftritten vermutet wurde.


Da freut sich Chucky, ein Haus voller Opfer
Don Mancini, höchstpersönlicher Schöpfer der schlitzenden Kunstfigur und ebenfalls verantwortlich dafür, einer ganzen Puppen-Collection die Unschuld geraubt und aus den wohlbehüteten Kinderzimmern aller Welt vertrieben zu haben, zeigte sich dieses Mal erneut als Regisseur und Drehbuchautor, doch der Reanimationsversuch lässt sich nur als mäßig titulieren. Immerhin muss zu Anfang gesagt werden, dass Mancini einen deutlich besseren Job auf beiden Posten verübte, als er es 9 Jahre zuvor in „Chucky's Baby“ getan hat. Mit dem knappen Budget von gut 5 Millionen Dollar in Repertoire, werden zuweilen wirklich stimmungsvolle und komplett an das Genre gebundene Fotografien erschaffen, die sich ihrer atmosphärischen Wirkung auf den Zuschauer vollkommen bewusst sind und diesen durchaus zu packen wissen. Eine Art rettender Strohhalm in der ersten Hälfte des Filmes, weil die Geschichte selbst nie wirklich in die Puschen kommen möchten.


Chucky war unartig und musste auf die stille Treppe
„Curse of Chucky“ ist ein reinstes Klischee-Revival, all die Stilmittel, die einen echten Slasher auszeichnen, werden in irgendeiner Weise in das auf eine geräumige Villa reduzierte Geschehen integriert; immerzu fällt zufällig der Storm aus, ständig donnert es und immer wieder scheint man im Hintergrund des Bildes den zynischen Knirps vorbeihuschen zu sehen. Diese Rekonstruktion des Genre-Standards ist in diesem Fall aber keinesfalls als Defizit zu verstehen, schließlich möchte Mancini mit „Curse of Chucky“ ganz offensichtlich an die alten Tage anknüpfen, back to the roots also, was zwar eine absehbare, aber eben auch keine unbedingt schlechte Maßnahme bedeutet. „Curse of Chucky“ scheitert neben seiner recht lahmen ersten Hälfte aber daran, dass Mancini krampfhaft versucht, den Kreis zu schließen und alle Werke auf einen analogen Nenner zu bringen, um dann selbst Teil 1 noch einen kleinen Vorspann zu widmen.


Mancini bricht dadurch das Tempo des zweiten Abschnittes erheblich, weil er sich nicht mehr um die Eigenständigkeit von „Curse of Chucky“ schert, sondern fortwährend anknüpfenden Eckpfeiler in seiner selbstreferenziell Narration hinterherjagt. Und genau dann verliert sich auch die formale Aufmachung von „Curse of Chucky“ im Nirgendwo, genau wie Chucky nach jedem Angriff eine neue „Person“ zu sein scheint – damit ist nicht nur sein seltsam variierendes Äußerliches gemeint. Mancini wollte den Fans des Puppenkillers mit Sicherheit nur eine Freude machen und folgte wohl nur besten Absichten, aber er schadet seiner erhofften Wiederbelebung durch den miserabel eingefügten Hintergrund des Killers mit einschneidender Vehemenz, denn mit „Curse of Chucky“ die gesamte Reihe schlussendlich als „großes Ganzes“ publizieren zu wollen, konnte sich nur als Schuss in den Ofen entpuppen. Irgendwie ist es schade, irgendwo war es aber klar: Chucky ist tot, lasst ihn doch bitte endlich ruhen.


4 von 10 Narben am Kopf


von souli

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