Review: BLOWN APART - Ein Brief an Osama



Fakten:
Blown Apart (Incendiary)
Großbritannien. 2008. Regie: Sharon Maguire. Buch: Sharon Maguire. Mit: Michelle Williams, Ewan McGregor, Matthew Macfadyen, Nicholas Gleaves, Sidney Johnston u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Nach einem Bombenanschlag auf das Emirates-Stadium, die Heimspielstätte von Arsenal London (von dem, wenn ich mich nicht getäuscht habe, NICHT die richtigen Wappen verwendet werden durften), sterben Ehemann und Sohn, während die Mutter Sex mit einem Journalisten hat. Sie muss nun mit dem Verlust zurechtkommen, sie will ihre Trauer und ihren Schmerz verarbeiten – und schreibt einen Brief an Osama Bin Laden, obwohl sie doch seine Adresse gar nicht kennt.




Meinung:
Hat sich eigentlich mal jemand gefragt, was aus Sharon Maguire geworden ist? Wer? Na, die Regisseurin von „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“! Sicher die wenigsten. Dabei sind Frauen auf dem Regieposten eher selten und schon einigermaßen auffällig. Aber trotz ihres Erfolgsfilms mit der pummeligen Renee Zellweger ist sie danach gar nicht mehr in Erscheinung getreten. Nicht im Kino, nicht im Fernsehen. Mit einer Ausnahme: dem Film „Blown Apart“


Die gezeichnete Mutter und der Reporter mit Schuldgefühlen
Vielleicht hätte sie es lassen sollen, dann „Blown Apart“ kann nur in wenigen Szenen überzeugen, plätschert oft ohne Ziel und ohne recht Fahrt aufnehmen zu wollen vor sich hin. Grund könnte sein, dass der Film sich zu keiner Zeit entscheiden kann, was er denn nun sein will. Einerseits ist da der Terrorismus-Thriller, in dem die Hintergründe über den Anschlag auf das Fußballstadion aufgeklärt werden sollen. Und auf er anderen Seite will der Film Schicksalsdrama sein über die Mutter, die gefangen zwischen Schuldgefühlen und dem Schmerz über den Verlust ihres kleinen Jungen nach und nach die Grenze zwischen Realität und Einbildung verliert, dabei aber immer noch genug Verstand hat, um einen arabischen Jungen quer durch London zu verfolgen. Dabei sind beide Bereiche, Thriller und Drama, zu unausgegoren, wobei besonders zum Ende hin die Dramen-Elemente deutlich überwiegen. Das ist auch gut so, denn auf seinem nicht sonderlich hohen Niveau ist das der klar stärkere Bestandteil des Films.


Was der Film aber wenigstens einigermaßen konsequent leisten kann, das ist, ein Bild der Londoner Bevölkerung zu zeichnen, auch wenn es oft nur schemenhaft und vielleicht zu oberflächlich passiert. Aber das ist einfach zu wenig. Dazu kommt auch, dass bis auf die nackte… ich mein bis auf die nachdenkliche und zerbrechliche Michelle Williams alle Schauspieler unter ihrem Niveau spielen. Williams trägt den Film ganz alleine, ist sowohl Lichtblick als auch Identifikationsfigur und schafft es, als trauernde Mutter vollkommen zu überzeugen. Allerdings kann dies eben auch daran liegen, dass ihre Leistung im Verhältnis zu ihren Nebendarstellern noch einmal in einem helleren Licht erscheint. Weder Ewan McGregor, noch Matthew Macfadyen können ihr auch nur im Ansatz das Wasser reichen. Sie spielen ihren Stiefel hinunter, bleiben dabei aber über weite Strecken zu hölzern, als dass sie zu mehr als zu Stichwortgebern für Williams taugen würden. Auch darum kann man eigentlich alle Szenen des Films, in denen Williams nicht auftaucht, getrost vergessen.


Michelle Williams lässt tief blicken - in ihre Seele
Gut ist, dass diese Trauerverarbeitung und die Probleme der jungen Mutter, mit diesem Schicksalsschlag zurecht zu kommen, zum Ende hin verstärkt in den Mittelpunkt des Films rücken, denn diese halbherzige Detektivgeschichte mit dem leider schwachen McGregor als megareicher Journalist läuft völlig spannungslos an mir vorüber. Und auch sonst ist der Film einfach zu kalt, auch wenn sich Williams die Seele aus dem Leib spielt, wirklich alles, oft ihr letztes Hemd, gibt und den Film alleine trägt. Nur die kleinen Aspekte sind es, die immer wieder ansatzweise zu begeistern wissen. Ein verschmutztes Plüschtier hier, die zunehmende Vermischung von Realität und Wahn- bzw Wunschvorstellungen da, was Williams Figur nur noch mehr in ausweglose Situationen bringt.


 

Ich könnte jetzt noch lange versuchen, weitere gute oder schlechte Aspekte zu finden, aber eigentlich ist der Film dafür viel zu egal. Die Idee ist zwar gut, die Inszenierung solide, keinesfalls aber besonders erwähnenswert. Die Umsetzung der Geschichte ist einfach zu gewollt und zu wenig gekonnt. Zu oberflächlich sowieso. Und bis auf die bezaubernde Michelle Williams (auch wenn sie immer traurig kuckt), kann auch der Cast nicht im Ansatz überzeugen. Da war mehr drin, aber so ist es nur Durchschnitt.


4,5 von 10 Fischstäbchen mit Pommes


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