Review: RIFIFI AM KARFREITAG - Ein blutiges Osterfest

                                                                          

 
 
Fakten:
Rififi am Karfreitag (The Long Good Friday)
GB, 1980. Regie: John MacKenzie. Buch: Barrie Keeffe. Mit: Bob Hoskins, Helen Mirren, Dave King, Bryan Marshall, Derek Thompson, Eddie Constantine, Paul Freeman, Leo Dolan, Kevin McNally, Patti Love, P. H. Moriarty, Pierce Brosnan u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD erhältlich.


 
Story:
Nach einem längeren Aufenthalt in New York kehrt Gangsterboss Harold Shand zurück nach London, um ein lange geplantes Casino-Projekt durchzuziehen. Doch irgendwas scheint gerade mächtig schief zu laufen. Seine Bandenmitglieder werden durch brutale Anschlagsserien dezimiert. Eine unbekannte Organisation scheint es auf ihn abgesehen zu haben, seine Vormachtstellung und das aktuelle Vorhaben sind bedroht. Harold versucht die Lage wieder in den Griff zu bekommen, doch er weiß überhaupt nicht, gegen wen er kämpft und wem er noch trauen kann.
 

                                                                      


 

Meinung:
"Rache. Ich bin es der Rache nehmen wird, ich! Ich werde sie zertreten wie Käfer!"
 
John MacKenzie's "The Long Good Friday" hat über die Jahre sicherlich etwas Federn lassen müssen bzw. kann erzählerische Mängel nicht mehr so locker kompensieren wie damals, seine rohe Energie und brachiale Wucht hat er jedoch nicht eingebüßt. Im Gegenteil. Durch diese Vorzüge ist das Werk bis heute zu recht ein Referenzfilm des britischen Gangsterkinos und nicht unmaßgeblich Inspirationsquelle für viele moderne Regisseure und Filmschaffende im allgemeinen.
 
 
Mal ganz entspannt abhängen
"The Long Good Friday" stellt eine Art Schnittstelle zwischen den innovativen, rauen Thrillern der 70er Jahre und den folgenden Genrekino der 80er da, so was wie der europäische Vorgänger von Brian De Palma's "Scarface". Auch wenn die Story nicht unglaublich kreativ und die Erzählweise nicht frei von gewissen Längen ist, die pulsierende Intensität macht stellenweise einen so enormen Druck, das über diese Schwächen locker hinweggesehen werden kann. Etwas mehr Tempo würde dem Streifen heutzutage schon ganz gut stehen, dafür glänzt er durch seinen dreckigen Stallgeruch, seine gnadenlose Konsequenz und ganz besonders durch den famosen Bob Hoskins in der Hauptrolle. Der kantige Charakterkopf spielt entfesselnd-aufbrausend, wie ein giftiger Bullterrier verbeißt er sich in einen Rachefeldzug gegen lange unsichtbare Gegner. Hoskins strahlt enorme Präsenz aus und dominiert jede Szene spielend, ganz starke Performance. Er allein ist schon Grund genug, um sich "The Long Good Friday" anzusehen. Aber nicht der Einzige.
 
 
"Bitte, sei zärtlich..."
Trotz einiger Hänger im Plot kann der Film partiell unglaublich stark durchschlagen, wirkt kaltschnäuzig und kompromisslos vorgetragen, begleitet von einem effektiv-packenden Score und einem ruppigen Grundton geprägt, der seinerzeit und heute auch noch nicht selbstverständlich ist. Jederzeit ist die fiebrige Grundspannung spürbar, greifbar, hebt den Streifen über narrative Schlaglöcher hinweg und entfaltet oft einen knüppelharten Drive. Gerade zum Finale hin sind jegliche Schwächen vollkommen egalisiert, nun ballert MacKenzie dem Zuschauer seine wütende Kraft mit Vollgas in's Gesicht und lässt ihn beeindruckt zurück. Mit einem besseren Skript wäre "The Long Good Friday" zweifellos einer der besten Gangsterfilme überhaupt, die robuste Inszenierung und seine beeindruckende Stimmung lassen sich kaum besser umsetzen.
 
Stark vorgetragenes, mit richtig viel Wums, eiskalt-präzises Genrekino mit leichten Schönheitsfehlern und einem grandiosen Hauptdarsteller. Böse, richtig gut, macht keine Gefangenen.
 
7,5 von 10 Sprengsätzen

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