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Review: DER PROFI - Umtausch ausgeschlossen

2 Kommentare:


Fakten:
Der Profi (Le professionnel)
FR, 1981. Regie: Georges Lautner. Buch: Jacques Audiard, Michel Audiard, Georges Lautner, Patrick Alexander (Vorlage). Mit: Jean-Paul Belmondo, Jean Desailly, Cyrielle Clair, Marie-Christine Descouard, Elisabeth Margoni, Jean-Louis Richard, Michel Beaune, Bernard-Pierre Donnadieu u.a. Länge: 108 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Profikiller Joss wird von der französischen Regierung auf einen afrikanischen Diktator angesetzt und noch vor dem geplanten Attentat an ihn verkauft. Nach seiner Flucht aus dem Strafgefangenenlager kehrt er zurück in seine Heimat, pünktlich zum Besuch des nun geduldeten Herrschers. Er will seine Mission trotzdem in die Tat umsetzen, nicht mehr aus geschäftlichen, sondern emotionalen Gründen. Und lässt seine ehemaligen Kameraden bewusst daran teilhaben.


                                                                        



Meinung:
„Gestatten, Beaumont, Spionage und Schnauzenpolierer.“

Gestatten, Belmondo, Zuchthengst und Sprücheklopfer, der Bruce Willis des französischen Kinos, voll in seinem Element. Als von der heimischen Regierung angeheuerter Killer wird ihm übel ins Knie gefickt (um in dem Jargon des Films zu bleiben), als sich plötzlich während seiner scheinbar endlos langen Überfahrt nach Afrika die politischen Prioritäten ändern und ein Attentat auf einen Diktator nun wirtschaftlichen Interessen im Wege stehen. Als Bauernopfer verraten und verkauft, zwei Jahre im Warlord-Knast, gelingt ihm die Flucht und als Mann mit Prinzipien heißt das für ihn noch lange nicht, dass die Sache nun gegessen ist. Passt sich gut, dass ausgerechnet jetzt seine Exzellenz auf Staatsbesuch in Frankreich ist. Auch wenn alle seine ehemaligen Freunde, Vertrauten und Arbeitgeber nun auf Kuschelkurs mit dem Despoten sind, Gott vergibt, Bebel selten.


Don't mess with the Bebel...
Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht: Belmondo raucht in über 108 Minuten nicht eine Zigarette (!), knattert aber zumindest 2/3 der vorkommenden Frauen, die eine stand leider ungünstig im Schussfeld. Kultiges Star-Vehikel mit sehr schroffer, ungehobelter und unausgegorener Note, gar nicht mal der zu erwartende Action-Hobel, eher eine Mischung aus Agententhriller und Komödie, wobei eine klare Genrezugehörigkeit gar nicht zu erteilen ist. Beginnt hart, eindimensional und ruppig, wird dann eher zur launigen Ein-Mann-gegen-alle-Posse, begünstigt durch eine Menge Ironie und eine hervorragend-schmissige Synchro, die diverse Brüller parat hält. „Wenn der Neger weg, dann Geheimdienst weg.“ Also mit Neger wird - der Einfachheit halber - häufiger der afrikanische Diktator bezeichnet, warum auch nicht? Politisch höchst unkorrekt geht der Film eh durchgehend zur Sache, sexistisch ebenfalls hoch zehn, wenn, dann auch richtig. Als Actionfilm geht hier eindeutig zu wenig ab, als Thriller ist das nur bedingt spannend, der Film funktioniert eher über seine polterige Macho-Ulk-Schiene, dafür dann sehr effektiv. Belmondo präsentiert sich in seiner Lieblingsrolle als knallharter Stecher mit dem Masterplan in den Eiern, alle anderen hampeln hilflos um euer Gnaden herum, es kommt sogar zum (vorgezogenen) Western-Showdown, Mann gegen Mann, Leone-Close-Shot inklusive.


Der Film hat eigentlich die Auslegung eines rabiaten Rachereißers, verkauft sich dabei erstaunlich locker, da immer ein zündender Oneliner rausgekloppt wird. Runnig-Gags im Preis inbegriffen, wie der blonde Trottel, der vom Inspektor bis… radikal abgestuft wird. Belmondo tunkt sein Croissant dabei nicht nur in fremde Kaffee sondern gleich auch in alles, was nicht gerade erst mit dem Helikopter zum Bumsen eingeflogen wurde. Für den Neger. Himmel, der Film vergreift sich ethisch und moralisch mehrfach gnadenlos im Ton, ist streckenweise auch nicht der Knaller vorm Herrn, kommt ausgleichend mit so einer rotzig-flockigen Art daher, dem will, kann und muss man das nicht krumm nehmen. Wäre „Der Profi“ jetzt noch dynamischer, druckvoller, hätte mehr Highlights als die diversen Einzellacher und der einprägsame Score von Morricone nicht nur eine ewig wiederholte Dauerschleife, wohl eine rundum prollige Wunderwaffe. Kurzweilig, unterhaltsam ist der knackige Rüpel aus Frankreich ohne Frage, nicht mehr, nicht weniger. Moralische Aspekte mal total ausgeklammert. 

6,5 von 10 Nutten aus dem Helikopter

Review: SPECIAL ID - Donnie Yen kann mehr als das

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Fakten:
Special ID (Tè Shū Shēn Fèn)
China. 2013. Regie und Buch: Clarence Fok. Mit: Donnie Yen, Jing Tian, Andy On, Zhang Hanyu, Ronald Cheng, Collin Chou, Paw Hee-ching, Ken Lo, Frankie Ng, Rain Lau u.a. Länge: 99 Minuten. FSK: freigegeben
ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Seit einer gefühlten Ewigkeit schon ermittelt Zilong Undercover in der Unterwelt Chinas. Als seine Tarnung Gefahr läuft aufzufliegen, bittet er bei seinen Vorgesetzten darum, endlich aussteigen zu dürfen – ohne Erfolg. Von ihm wird verlangt seinen Ex-Kollegen Sunny, der zu den Triaden übergelaufen ist, kalt zu stellen. Eine gefährliche Mission. Nicht nur kennt Sunny die wahre Identität von Zilong, der versucht auch gerade einen mächtigen Gangsterboss zu stürzen.





Meinung:
Donnie Yen ist eine feste Größe, wenn es um Martial Arts gibt. In chinesischen Produktionen hat er ebenso gezeigt was er kann, wie in internationalen. Vor allem waren es aber chinesische Kampfsportfilme, mit denen Yen sich bei Genre-Fans beliebt gemacht hat. Egal ob in Nebenrollen wie „Hero“ oder als charakterlicher Fixpunkt im immer noch wunderbare „Ip Man“. Schade allerdings, dass Yen trotz seiner Fertigkeiten und einer großen Anzahl von Auftritten in Filmen, immer noch hinter Jet Li oder Jackie Chan genannt wird. Mit „Special ID“ erhält Yen neben „Ip Man“, „Ip Man 2“ und „Dragon“ erneut die Chance sich auch im westlichen Teil der Welt als leading role in einem Martial-Arts-Film zu beweisen.


Der Herr im weißen Unterhemd bekommt gleich Ärger
Inszeniert wurde „Special ID“ von Clarence Fok, der u.a. den von vielen innig verehrten, von vielen innig verhassten „Naked Killer“ gedreht hat und mit „Special ID“ nach gut 7 Jahren Regiepause sich wieder zurückmeldete. Das Fok wahrlich kein guter Geschichtenerzähler ist, war damals so und in der Zeit der Ruhe, hat er auch nicht dazu gelernt. Ein Martial-Arts-Film lebt natürlich von seiner Physis, nur leider will „Special ID“ auch noch eine Geschichte rund um Verrat und Vertrauen erzählen. Dramaturgisch wird dies aber kaum wirklich genutzt. Die Momente, in denen Fok intensive Spannung erzeugt, sind knapp bemessen und äußerst rar. Erschwerend hinzu kommt außerdem, dass sich der Film zerfasert anfühlt. Die Figuren sind schuld daran. Die sind nämlich meist nicht mehr als Stangenware aus dem Genre-Discounter, denen vor allem Charisma fehlt. Im Grunde ist nur Donnie Yens Figur wirklich interessant. Blöd nur, dass die anderen auch durchaus wichtig sind, für die weiteren Geschehnisse des Geschichte. Eine fokussiertere Handhabung wäre empfehlenswert gewesen. Noch besser wäre es aber gewesen, wenn die Actionszenen hätten begeistern können, doch leider bleibt hier „Special ID“ hinter den Erwartungen zurück. Von Yen ist man besseres gewohnt und der kinematografische Blick auf die Kämpfe, lässt auch zu wünschen übrig und lässt die Kampfszenen oftmals unnötig stumpf und halbgar aussehen.


„Special ID“ ist leider eine Enttäuschung. Wer nur einen Matial-Arts-Snack sucht, wird zwar fündig, doch leider setzt Regisseur Clarence Fok zu häufig die falschen Schwerpunkte. Wer Donnie Yen noch nicht kennt, kann gerne einen Blick wagen, sollte sich vielleicht doch lieber zunächst an „Ip Man“ versuchen. Der ist kampfkünstlerisch um Weiten erstaunlicher, besitzt eine gut funktionierende Geschichte und auch Yen darf beweisen, dass er mehr kann, als nur Tritte und Schläge auf akrobatische Art und Weise zu verteilen.


3,5 von 10 Friseurbesuche mit der Frau Mama

Review: THE LOOKOUT - TÖDLICHER HINTERHALT - Nur am Anfang wird scharf geschossen

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Fakten:
The Lookout - Tödlicher Hinterhalt (Le guetteur)
FR, B, IT, 2012. Regie: Michele Placido. Buch: Denis Brusseaux, Cédric Melon. Mit: Daniel Auteuil, Matthieu Kassovitz, Olivier Gourmet, Francis Renaud, Nicolas Briancon, Jérome Pouly, Violante Placido, Arly Jover, Michele Placido u.a. Länge: 86 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


 
Story:
Kommissar Mattei und seiner Männer wollen gerade eine Bande von Bankräubern dingfest machen, als sie aus dem Hinterhalt von einem Scharfschützen ins Visier genommen werden, woraufhin die Gangster mit der Beute fliehen können. Durch einen anonymen Tipp gelingt es Mattei jedoch Kaminski, den vermeidlichen Sniper, zu verhaften. Wie sich herausstellt war Kaminski einst Elitescharfschütze beim Militär. Eigentlich sollen seine Kollegen ihn aus dem Knast befreien, doch unter ihnen scheint es einen Verräter zu geben, der die anderen dezimiert um die Beute allein zu behalten. Kaminski gelingt auf eigene Faust die Flucht. Während er den Verräter enttarnen will, heftet sich Mattei an seiner Versen. Denn der hat noch eine ganz persönliche Rechnung mit Kaminski offen.


 
                                                                             

Meinung:
Im Gegensatz zu uns pflegen die Franzosen ihr Genrekino seit Jahrzehnten vorbildlich und füttern auch den deutschen Markt regelmässig mit ansprechender Ware, die den internationalen Vegleich, speziell den mit dem US-Kino, kaum zu scheuen braucht. Eins lässt sich auch "The Lookout" definitiv nicht absprechen: Rein handwerklich ein mal wieder versierter Vortrag aus dem Krimi-Genre, der in dem inzwischen typischen matt-kalten Look daherkommt und mit Daniel Auteuil sowie Matthieu Kassovitz gleich zwei überregional bekannte Zugpferde aufzubieten hat. Klingt alles recht vielversprechend und startet durchaus zackig-knackig, fällt dann leider mindestens genauso schnell ab und ist am Ende eher verzichtbarer.


 
"Ich will meinen Agent sprechen, tout de suite!"
Zum Auftakt verplempert Regisseur Michele Placido (auch in einer Nebenrolle vertreten) erfreulicherweise kein bisschen Zeit und schleudert den Zuschauer direkt hinein ins Geschehen. Wenig Vorgeplänkel, sofort gibt es Action, gut inszeniert, da verspricht "The Lookout" noch ein kurzweiliger Reisser für den Feierabend vor der Mattscheibe zu werden. Nach gut 10 Minuten fährt das Tempo runter und das Interesse des Zuschauers bald ebenso. Denn die Geschichte hat nicht wirklich viel zu bieten, wird eher zäh vorgetragen und beinhaltet nichts, was es nicht anderswo schon deutlich besser zu sehen gab. Die Handlung passt sich der farblosen Optik an. "The Lookout" wird immer mehr zu einem müden, kaum mitreissenden Crime-Flick, bei dem die Suche nach dem Verräter in den Reihen der Ganoven mindestens so blass und uninteressant gestaltet ist, wie alle Figuren des Streifens. Obwohl er weder strickt aus Cop- oder Bullenperspektive erzählt und um Ambivalenz seiner beiden Hauptfiguren bemüht ist - beides meist eine gute Idee - wirkt das Ganze irgendwie lieb- und belanglos zusammengestrickt, ohne echte Höhepunkte oder den besonderen Kick serviert. Speziell das Aufheben des klassischen Gut/Böse-Schemas funktioniert nur bedingt, da die Rollen dafür schlicht zu platt und uninteressant charakterisiert sind. Die im Schlusspurt eingestreute "Wendung", die zu dem persönlichen Vergeltungsdrang von Cop Mattei gegen Sniper Kaminski führt, wird darüberhinaus so überhastet und urplötzlich noch aus dem Ärmel gezaubert, schlicht aufgesetzt und unglaubwürdig konstruiert.


 
Unfair: Kaminskis Ziel bietet mehr Angriffsfläche
Zu allem Überfluss enttäuscht dann ausgerechnet noch der sonst so unantastbare Daniel Auteuil auf ganzer Linie. Selten wirkte er so kraftlos und müde, spielt seinen Part gelangweilt runter, ein Schatten seiner selbst. Zudem scheint ihm die französische Küche recht gut zu schmecken in letzter Zeit, sollte mal lieber etwas aufpassen. Die Ähnlichkeit zu (Ex-)Landsmann Gérard Depardieu wird immer grösser. Das passt dann irgendwie in das unbefriedigende Gesamtbild des Films. Kollege Kassovitz und der restliche Cast spielen solide, da lässt sich nicht wirklich meckern, nur reisst das schlussendlich nicht mehr viel raus. Gemessen an den vielen Perlen des französischen Krimi-Kinos der vergangenen Jahre ein sehr durchwachsener Beitrag, der lediglich durch die saubere technische Umsetzung grob punkten kann. Allerdings ist das schon so lange Standard bei den Franzosen, dass es kaum noch der Erwähnung bedarf und auch nichts Besonderes mehr ist. Verschenkte Zeit, leider.


 
4,5 von 10 Fadenkreuzen.