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Review: DER PATRIOT - Mel Gibson hat seine Gesichtsfarbe vergessen

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Fakten:
Der Patriot (The Patriot)
USA. 2000. Regie: Roland Emmerich. Buch: Robert Rodat. Mit: Mel Gibson, Jason Isaac, Heath Ledger, Chris Cooper, Tom Wilkinson, Joely Richardson, Tchéky Karyo, René Auberjonis, Adam Baldwin, Donal Louge, Leon Rippy, Lisa Brenner, Gregory Smith, Logan Lerman, Trevor Morgan, Sky McCole Bartusiak, Mika Boorem u.a. Länge: 175 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Während der amerikanische Unabhängigkeitskrieg wütet, versucht der Witwer Benjamin Martin ein guter Vater und Farmer zu sein. Die Schlachten interessieren ihn nicht. Zu viel Blut hat er bereits in seiner Vergangenheit vergossen. Doch als sein ältester Sohn Gabriel sich dazu entscheidet für die amerikanischen Truppen zu kämpfen und später verletzt und von der britischen Armee gejagt heimkehrt, kann Benjamin sich vorm Krieg nicht mehr verstecken.





Meinung:
Kündigt der schwäbische Kassenschlager Roland Emmerich („Independence Day“) einen Film über geschichtlich signifikante Ereignisse an, dann ist höchste Vorsicht im Umgang mit dem Gezeigten geboten. Nicht, weil Emmerich wenig Wert auf historische Korrektheit legt und mit einer geradezu naiven Ausdauer durch den Schlund der amerikanischen Wertevorstellungen schreitet, um sich dadurch gänzlich dem Unterhaltungskino der Vereinten Nationen anzubiedern. Roland Emmerich erweckt vielmehr den Eindruck, seine auf Zelluloid gebannten patriotischen Absurditäten folgen einer privaten Ideologie und nur der geneigte Zuschauer scheint privilegiert, sich dem Geschehen in voller Pracht öffnen zu dürfen, wenn die eigene Geisteshaltung konform mit Emmerichs nationalistischen Tonus einhergeht. Mit „Der Patriot“ - Der Titel befiehlt schamlos die Marschrichtung – darf sich Emmerich in dieser heroischen Hinsicht einmal mehr so richtig austoben, verwerflicher und abstoßender war seine Ägide allerdings nie: Der Zuschauer wird zum uniformierten Sklaven der instrumentalisierten Projektionsfläche.


Gestatten, die Martin Familie
Wenn hier im Nachhinein noch wirklich jemand betonen möchte, Roland Emmerich und seinem Drehbuchautoren Robert Rodat läge auch nur ein Hauch von Interesse an einer realen Auseinandersetzung mit den Fakten und Geschehnissen,  der mag die beinahe dreistündige Laufzeit von „Der Patriot“ mit geschlossenen Augen und schalldicht verpackten Ohren verbracht haben, alles andere scheint in seiner permanenten Verklärung nahezu unerklärlich für den aufmerksamen Rezipienten. Angesiedelt in der Zeit des Unabhängigkeitskrieg, wird uns der Witwer Benjamin Martin (Mel Gibson) vorgestellt, der auf seiner Plantage im sommerlichen South Carolina nicht nur seine sieben Kinder versorgen muss, Benjamin versucht auch seine brutale Vergangenheit als Kriegsheld zu verdrängen, um sein Leben in geregelte Bahnen zu wiegen. Es wäre natürlich kein Film von Roland Emmerich, wenn es Benjamin gelingen würde, ohne Waffengewalt seinen moralischen Standpunkt zu manifestieren, es wäre in diesem Fall aber auch gewiss kein Film, der sich einen Funken Realismus mehr an die Brust heften dürfte.


Patriotensohn Gabriel versucht sich im Nachdenken
Die Sache muss für die Familie Martins erst persönliche Pfade beschreiten und diesem Zusammenhalt in Person des brutalen wie aus reiner Willkür handelnden britischen Colonel William Tavington (Jason Isaacs) ein waschechtes Feindbild ohne jedes Gewissen geschenkt werden. Bereits mit dem ersten Auftritt des britischen Unmenschen ist die Geschichte vollständig erzählt, weil jeder weitere Schritt nur noch zum bloßen Abhandeln dramaturgischer Belanglosigkeiten verkommt. „Der Patriot“ erzählt eigentlich nicht von einem Land, das seinen heimischen Boden zurückgewinnen und von der Präsenz der Kolonialmächte befreien möchte. Rodat macht „Der Patriot“ zum rachsüchtigen Amoklauf eines Einzelnen, einem unbändigen Gott des Krieges, getränkt in stählern-manipulativen Parolen, vaterländischer Verlogenheit und dem an exzessiven Pathos überladenen Soundtrack von Steven Spielbergs Standardkomponisten John Williams. Dabei ist „Der Patriot“ allein auf seine formalen Qualitäten mit einer einwandfreien Schnörkellosigkeit in Bezug auf seinen Prunk ausgestattet.


Okay, wer sagt dem Mel endlich mal, dass er eigentlich Australier ist?
Nur lebt „Der Patriot“ nicht allein davon, den Zuschauer mit den üppigen und völlig zu Recht mit sämtlichen Preisen nominierten Schauwerten zu beglücken, sondern Roland Emmerich möchte einfach wie sein großes Vorbild Steven Spielberg ein echter Geschichtenerzähler sein, besitzt dafür in erster Linie aber weder das Talent, deftige erzählerische Schwächen durch seine inszenatorische Versiertheit zu kaschieren und noch weniger schafft er es hier, etwas zu verbreiten, was nicht auch in Nebensätzen ohne einen mehr als fragwürdigen Ansatz auskommt. Alles ist glatt, alles ist geordnet, nie darf sich ein Augenblick als intensiv vezeichnen lassen. Mit Mel Gibson („Braveheart“) hat man einen Schauspieler, der immer für ein ordentliches Blutbad zu haben ist, in seinen mimischen Fähigkeit aber bis auf den Rang eines Laien heruntergebrochen wird und vollkommen eindimensional mit seinen rekrutierten Milizionären über die Schlachtfelder meuchelt. Aber wir müssen nun mal mit Benjamin sympathisieren und jede bestialische Handlung wird dadurch vom Drehbuch legitimiert. Anders als Jason Isaacs, der zwar ebenfalls charakterlos bleibt und der phrasenhaften Klassifikation hilflos ausgeliefert ist, aber eine durchtriebene Präsenz an den Tag legt, die wirklich einnehmend ist.


Aber was nutzt eine gute Leistung, wenn die Charaktere vollkommen schematisch in ihren biederen Motiven rotieren und sich gegenseitig solange mit größeren und kleineren Nadelstichen malträtieren, bis der Verlauf in sein vorhersehbares Ziel einbiegt und Mel Gibson in Zeitlupe mit wehender Nationalflagge durch die Reihen des Rotröcke  stürmen darf. Von solch grauenhaftem Stumpfsinn ist die gesamte Inszenierung durchzogen und alle Beteiligten mussten schlussendlich sogar einsehen, dass dieser konstant überspannt-reißerische Nationalstolz selbst für die im Blut der Feinde badende Grobiane ohne Selbstreflexion zu dick aufgetragen wurde. Was für eine Leistung.


3 von 10 von Kanonenkugeln abgetrennten Extremitäten


von souli

Review: GODZILLA - Emmerichs liebloses Ungetüm stürmt New York

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Fakten:
Godzilla
USA. 1998. Regie: Roland Emmerich.
Buch: Dean Devlin, Rolan Emmerich, Terry Rossio, Ted Elliot. Mit: Matthew Broderick, Jean Reno, Maria Pitillo, Hank Azaria, Kevin Dunn, Harry Shearer, Michael Lerner, Richard Gant, Doug Savant, Arabella Field, Vicki Lewis, Lorry Goldman u.a. Länge: 139 Minuten. FSK: freigegebe ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Eigentlich untersucht Dr. Nick Tatopoulos ja Regenwürmer in Tschernobyl, doch diese Forschung muss jetzt erst einmal warten, als das Militär Nick anfordert. Anscheinend haben die Atomtests der Franzosen dazu geführt, dass eine Echse zu gigantischer Größe herangewachsen ist und eben jene Echse  ist auf direktem Weg an die amerikanische Ostküste. Dort verwandelt sie New York in einen Trümmerhaufen und das Militär scheint machtlos zu sein.





Meinung:
New York ersäuft im prasselnden Dauerregen, und als wäre das nicht schon Grund genug, um mit einer eher gedämpften Stimmung in den grauen Tag zu starten, strandet auch noch eine mutierte Riesenechse in der nass-kalten Millionenstadt – Und mit diesem ausgearteten Ungeheuer ist so gar nicht gut Kirschen essen. Diese sich anbahnende Bedrohung der urbanen Destruktion wird vorerst durch einen Fußabdruck, in dem es sich eine Doppelhaushälfte problemlos hätte gemütlich machen können, manifestiert und dem Zuschauer aufgrund des enormen Ausmaßes ein erwartungsvolle Staunen entlockt. Wenn der bevorstehenden Gefahr durch einen verstörten Seefahrer dann noch ein Name verliehen wird („What did you see, old man?“ - „Gojira...Gojira!“), weiß man, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis Roland Emmerich alle Register seiner computergenerierten Zerstörungswut im Schuppenpanzer ziehen wird.


Lebt auf großem Fuß, dieser Godzilla
Und fürwahr: New York wird von einer Erschütterung auf 20 Meter hohen Stelzen heimgesucht, die den Erdboden vibrieren lässt und Wolkenkratzer allein mit dem Schweif zum Einstürzen bringt. Versetzt man sich zurück in den Kopf eines Kindes und betrachtet diese Augenblicke, eben wenn Godzilla durch die Häuserschluchten brummt und alles unter sich zermalmt, durch die Augen eines solchen, dann ist das höchstarretierend; Eskapismus in effektiver Reinform. Hat man die kindliche Phase aber hinter sich gelassen und erwartet von einem Blockbuster schon etwas mehr als stumpfe Gigantomanie und 2-3 gute Bilder, dann erweist sich Roland Emmerichs „Godzilla“ als dramaturgische Totgeburt. Es stört ja allein schon, dass Emmerich sich am Kaiju-Ursprung vergriffen hat und diesen unbedingt amerikanisieren musste, aber jeglichen Subtext durch CGI-Geröll austauscht. War Godzilla im Original noch ein kreativer Ausdruck eines nationalen Nachkriegstraumas,  ist Emmerichs Koloss nur tumb und grob, befreit von jener Mythologie und ikonischen Montagen der Massenpanik.


Nein, „Godzilla“ ist kein Film, der seinem repräsentativen Titel in irgendeiner Form gerecht wird. Roland Emmerichs Ägide aber ist so ungeschliffen und seine Maxime derart ignorant, dass er sich nicht einmal darum bemüht, einem folgenschweren Logikkrater aus dem Wege zu gehen. Es kommt zur echten Parade an Ungereimtheiten, die unser Spielbergle dem Zuschauer in gnadenloser Überzeugung serviert: Furchtbar platte Figuren, furchtbar aufgewärmte Ami-Klischees und furchtbar dämliche Handlungen im Kampf gegen den gigantischen Antagonisten und seine Brut. Hauptsache Emmerich kann es zünftig scheppern lassen, egal wie debil – und das ist „Godzilla“, so sehr, dass es keinen Spaß mehr macht – es auch zugehen möge. Zu allem Überfluss kopiert sich der Regisseur nicht nur selbst; er streckt seine Fühler auch in Richtung „Jurassic Park“ aus, den er vorher noch in einer amüsanten Werbekampagne demonstrativ zerquetschte. Hochmut kommt vor dem Fall, und schlechter Schwachsinn bleibt nun mal schlecht und schwachsinnig.


3 von 10 Fischbergen zum Frühstück


von souli

Review: WHITE HOUSE DOWN - Es kracht in Washington D.C.

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Fakten:
White House Down
USA. 2013. Regie: Roland Emmerich. Buch: James Vanderbilt. Mit: Channing Tatum, Jaime Foxx, Maggie Gyllenhaal, Joey King, Jason Clarke, James Woods, Richard Jenkins, Jimmi Simpson, Nicholas Wright, Rachel Lafevre, Lance Reddick, Michael Murphy, Matt Craven, Jake Weber, Kevin Rankin, Barbara Williams, Anthony Lemke, Garcelle Beauvis, Falk Hentschel, Kyle Gatehouse, Peter Jacobson, Jackie Geary u.a. Länge: 131 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 9. Januar 2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Cop John dachte, es wird ein ganz normales Vorstellungsgespräch für einen Posten als Bodyguard. Doch zum einen ist ein Vorstellunggespräch im Weißen Haus niemals eine gewöhnliche Angelegenheit und zum anderen wird er Zeuge wie eine schwerbewaffnete Einheit das Weiße Haus zu einem Kriegsschauplatz verwandelt. Für John beginnen gefährliche Stunden, in denen er nicht nur zum Schützer des Präsidenten James W. Swayer wird, sondern auch noch seine elfjährige Tochter, die ihm zum Vorstellungsgespräch begleitet hatte, retten muss.




Meinung:
Roland Emmerich war Zeit seiner Karriere immer dafür bekannt, inzwischen ist er dafür in gewisser Weise natürlich auch gebrandmarkt, denn sein Ausflug in historische Gefilde mit „Anonymous“ war nie mehr als ein laues Lüftchen, seine künstlerische Befriedigung darin zu finden, möglichst viele Lokalisationen mit kultureller und politischer Bewandtnis zu pulverisieren. Ob Alien-Invasion oder brachialer Naturkatastrophe, Emmerich, unser schwäbischer Spielbergle, hatte trotz seiner gerne revolutionären Anwendung von CGI-Effekten immer das Problem, dass ihm der falsche Nationalstolz ins amerikanische Exil viel zu sehr in Herz gewandert ist. Soll heißen, auch wenn es schon zu genüge wiederholt und erwähnt wurde: Emmerich möchte amerikanischer sein, als die echten Amerikaner. Sein aufgesetzter Patriotismus zerstört das Sehvergnügen, denn von intentionaler Ernsthaftigkeit konnte der Regisseur ja noch nie Gebrauch machen, entweder stumpf und laut oder gar nichts.


Sawyer bekommt wohl keinen Friedensnobelpreis mehr
Es sollte bis ins Jahre 2013 dauern, in dem sich Roland Emmerich endlich auf diesen profitablen Kompromiss eingelassen hat – Allerdings auch nicht mit letzter Konsequenz, was seinen Terroristen-Klopper „White House Down“ eben auch davon abhält, ein wirklich guter Film zu sein. Aber, und das ist ein großes Aber, Emmerich beweist über weite Strecken genau den Humor, den sein großer Klassiker „Independence Day“ nur als Scheinbild angab, um seinen Patrioten möglichst viel Sympathie einzuflößen. In Wahrheit aber hatten nur die an traditionellen Werten klammernde Bevölkerung aus den Vereinigten Staaten ihren Spaß an diesem dämlichen Sci-Fi-Reißer, auch wenn wir uns vor Augen halten müssen, dass wir uns in einem Genre befinden, in dem die Kriterien, die am Realismus des Szenarios und den visualisierten Handlungen haften, eher milde ausfallen durften. „Independence Day“ scheiterte letztlich an diesem unsäglich pathetischen Überdruss von patriotischem Heroismus. Genau diesem erdrückenden Defizit geht „White House Down“ aus dem Weg, jedenfalls in kategorischer Dominanz.


Mit plastischen Charakterzeichnungen hatten es die Drehbücher zu einem Emmerich-Film ja nun auch noch nie, genau wie es eine These bleibt, dass seine Filme eine wirkliche Botschaft haben – Dafür fehlen nun einfach die Indizien. Es zählt der Unterhaltungsfaktor, der dem Zuschauer mal erlaubt sich nicht auf Einzelheiten und ineinandergreifende Handlungsebenen zu konzentrieren; Emmerich möchte sein Publikum mit Schauwerten (über-)sättigen und anhand distinguierter und vollkommen schematischer Helden von Explosion zu Erdbeben führen. In „White House Down“ geht diese Rechnung auch zum ersten Mal auf und es ist auch noch ausgerechnet der sonst so hölzern agierende Frauenschwarm Channing Tatum, dem sich der Rezipient im Kampf gegen die Terroristen bereitwillig anschließt, ohne durch überzogene Coolness oder unsympathische Charakteristiken dazu genötigt wird, sich doch eher den Bösewichtern des Films anzuschließen. Tatum bekam mit John Cale eine Figur zugesprochen, die auch zuweilen eine Karikatur auf das eigene Image des Schönlings ist, aber das Tatum ja durchaus Humor besitzt und sich auch mal komplett zum Affen macht, hat er ja schon in Seth Rogens Endzeit-Party „Das ist das Ende“ bewiesen.


Dieser Cale ist ein Normalo, irgendwie bodenständig, zwar mit Fähigkeiten gesegnet, die bei brenzligen Handgreiflichkeiten durchaus förderlich sein können, aber er will auch nur ein guter, von seiner Tochter angehimmelter Vater sein und sich irgendwie durchs Leben schlagen. Wenn dann James Foxx als Präsident James Sawyer als zweiter großer Leading-Anker auftritt, dann beweist Tatum, dass er eben nur wirklich gut funktionieren kann, wenn er einen Schauspieler an seiner Seite hat, der ihm die nötigen Bälle zuspielt, man denke nur an „21 Jump Street“; als alleiniger Frontmann ist er hingegen nahezu unbrauchbar. Man darf hier keine Meisterleistungen erwarten und die fordert Emmerich auch nicht, zu keiner Zeit, versierte Empathie ist nicht nötig, man muss den Charakteren einzig und allein gerne durch das – in diesem Fall – unterjochte Weiße Haus folgen. Und dies schaffen Jamie Foxx und Channing Tatum mühelos.


Amerikanische Renovierungsmaßnahmen
Was „White House Down“ also locker über den Emmerich-Standard à la „The Day After Tomorrow“ und „2012“ hebt, ist die Tatsache, dass der Regisseur sich hier mal nicht auf einer plumpen Effekte-Schlacht ausruht – keine Frage, wenn das Repräsentantenhaus in sich stürzt, dann ist das famos anzusehen und großartig in Szene gesetzt – sondern einen in seinen besten Momenten fast altmodisch wirkenden Action-Film inszeniert. Dabei ist es vor allem der selbstironische Ton, den das Drehbuch immer wieder einlenkt und die Lage nie als bierernstes Stilisieren von dem immensen Wert des amerikanischen Nationalstolzes verkauft, in dem alles und jeder getötet werden darf, der nicht nach den Regeln des Weißen Hauses tanzt - „Olympus Has Fallen“ lässt grüßen. „White House Down“ macht wirklich viel Spaß, ist hin und wieder wohlig selbstreferenziell und kann seine sauberen Schläge- und Schießereien fortwährend unterhaltsam verhökern. Ganz von seinen nationalistischen Manierismen lösen kann sich Emmerich aber nicht und wenn mit wehender Präsidentenflagge auf dem Vorhof des Weißen Hauses in Zeitlupe auf die Knie gefallen wird, dann wirkt das beinahe konterkariert zu den luftigen Referenzen im Präsidentenwohnsitz.


Hätte sich der Film diese gelegentlichen Ausreißer gespart und die üppige Laufzeit von 130 Minuten auf gut 20 Minuten weniger gestrafft, dann hätte „White House Down“ das Zeug zum Action-Highlight des Jahres gehabt, denn Emmerich weiß genau, wie er es krachen lassen kann – wenn auch in diesem Fall nur mit Fäusten und Feuerwaffen und nicht mit Riesenwellen und gigantischen Tornados. Von daher darf sich „White House Down“ zu den Überraschungen des Kinojahres zählen, auch wenn doch etwas Wehmut mitschwingt, denn hier wäre eben doch einiges mehr drin gewesen, für zwischendurch ist Emmerichs neuster Streich allerdings allemal geeignet.


5 von 10 Präsidenten mit Panzerfäusten


von souli


Review: HELL - Licht und Schatten

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Fakten:
Hell
BRD. 2011. Regie: Tim Fehlbaum. Buch: Oliver Kahl, Tim Fehlbaum, Thomas Wöbbke. Mit: Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Lisa Vicari, Stipe Erceg, Yoann Blanc, Angela Winkler, Christoph Gaugler, Lilo Baur, Marco Calamandrei u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
In der nahen Zukunft hat sich die Temperatur drastisch erhöht. Die Vegetation ist tot, die Vorräte sind aufgebraucht und die wenigen Überlebenden sind immer auf der Suche nach Wasser, Nahrung und einem sicheren Unterschlupf. Das Pärchen Marie und Philip fahren zusammen mit Maries kleiner Schwester durch diese unwirkliche, feindliche Welt. Ihr Ziel ist es irgendwo einen besseren Ort zu finden. Angetrieben werden sie bei der Suche von Durst, Hunger und den Willen zu Überleben und genau den braucht das Trio auch, denn sie müssen während ihrer Odyssee mit diversen Gefahren überstehen.





Meinung:
Genre-Kost aus Deutschland? Hm, da klingeln doch sofort die Alarmglocken. Wenn deutsche Filmemacher sich in Sci-Fi, Horror, Action oder Thriller versuchen kommt nicht selten nur schwer verträgliches Kino heraus. Flops wie „Straight Shooter“ oder „Anatomie“ drängen sich da förmlich auf. „Hell“ von Tim Fehlbaum ist ein erneuter Versuch den deutschen Film von seinem Mief aus Komödieneinheitsbrei und stoischen Avantgardismus wegzurücken. Mit Erfolg?



Ist Marie wirklich sicher?
„Hell“ gelingt es wirklich, dass er sich international anfühlt. Der Produktion gelingen einige postapokalyptische Momente, die - obwohl die Thematik nicht sonderlich frisch ist - unverbraucht und vor allem authentisch wirken. Die Hitze der Sonne, der Geschmack von Staub und Asche sowie das Gefühl von stetiger Bedrohung und immenser Lebensfeindlichkeit werden gut transportiert und wiedergegeben. Eine Patina aus Angst und Hoffnungslosigkeit überzieht alles und jeden. Dass ist wirklich eine Leistung, die es zu honorieren gilt. Der deutsche Mief wird mit einem Sandsturm weggetragen. Das macht natürlich Hoffnung, dass „Hell“ nicht nur als Genre-Beitrag aus der Bundesrebuplik überzeugt, sondern auch als für sich alleinstehendes Werk, ohne dass angebliche Sonderstellungsmerkmal namens Made in Germany.



Der größte Feind ist die Sonne
Regisseur und Co-Autor Tim Fehlbaum hat es geschafft die Stilistik zu beherrschen, doch sein Kinodebüt krankt an seiner Mutlosigkeit. Mehr als auf der altbekannten Klaviatur des Genres zu klimpern macht er nicht. Die Ereignisse in „Hell“ bleiben wegen ihrer stetigen Vorhersehbarkeit konturlos. Die auf Film gebannte Apokalypse bleibt eine von vielen und erreicht somit nie ganz die Wirkkraft, die es benötigt um Unbehagen beim zuschauen auszulösen. Fehlbaum vertraut zu sehr auf die typischen Muster und Gebräuche und dazu gelingt es ihm nicht in den richtigen Momenten die Spannung mit eindringlicher Härte zu erhöhen. Egal ob Klimax oder Nebensächlichkeit, „Hell“ packt den Zuschauer zwar jederzeit am Kragen, aber er vergisst zu oft das Schütteln oder anders gesagt: es reicht ihm aus das zu erzählen und zu zeigen, was andere bereits mehrfach getan haben. Die einigen besser, die anderen schlechter. Die deutsche Postapokalypse formiert sich konstant aber nicht sonderlich auffällig irgendwo im Niemandsland der gut gemeinten Mittelmäßigkeit. Sie hat ihre klaren Qualitäten und ihr Regisseur, der hier u.a. von Roland Emmerich unterstützt wurde, lässt das Profil eines späteren Blockbuster-Dompteurs erahnen. „Hell“ ist so gesehen ein guter Übungsfilm der trotz aller Mängel einen durchaus stichhaltigen Beweis antritt, dass der moderne deutsche Film vielleicht wirklich noch nicht ganz so reif fürs Genre-Kino ist, aber dass es Hoffnung gibt, auch wenn diese Hoffnung mit Tim Fehlbaum noch etwas alleine da steht und der junge Mann eigentlich Schweizer ist. Na ja, man kann nicht alles haben.

5 von 10