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Review: BUDDY - Bully beweist, dass er Filme liebt

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Fakten:
Buddy
BRD. 2013. Regie und Buch: Michael Bully Herbig. Mit: Alexander Fehling, Michael Bully Herbig, Mina Tander, Daniel Zillmann, Christian Berkel, Alexander Schubert, Judith Hoersch, Jann-Piet Puddu, Alexander Wüst, Daniel Wiemer, Nic Fromm, Rick Kavanian u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Ab 30. Mai 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Eddie genießt sein Leben in volle Zügen: Geld, schnelle Autos, Frauen, Partys - damit kennt der Erbe eines Getränkeimperiums gut aus. Doch damit ist Schluss, als ihm plötzlich sein Schutzengel Buddy erscheint. Der hat es sich zur Aufgabe gemacht Eddie zu der Liebe seines Lebens zu führen, auch wenn Eddie darauf eigentlich gar keinen Bock hat.





Meinung:
Es ist schon seltsam. Aber irgendwie haftet Michael Bully Herbig aktuell nicht mehr sein Ruf von vor gut zehn Jahren an. Damals, als Hirn der „Bullyparade“ und Regisseur zweier der erfolgreichsten deutschen Filme aller Zeiten, galt Herbig neben Til Schweiger als einer der erfolgsverwöhntesten Filmemacher der Republik. Was folgte war die Realverfilmung der Kult-Trickserie „Wickie und die starken Männer“, die via TV-Castingshow medial noch einmal so aufgebauscht wurde, dass der Erfolg des nicht sonderlich überraschend war. Danach versuchte sich Michael Bully Herbig als seriöser Darsteller. Eine Rolle die weder seine Fans noch seine Kritiker sehen wollten. Sein Engagement in „Hotel Lux“ von Leander Haußmann war ehrenwert bis geglückt, wurde aber vom Publikum verschmäht, genau wie „Zettl“ von Helmut Dietl, der von der Kritik schallende Ohrfeigen erhielt. Doch liegt es wirklich an diesen zwei Filmen, dass Herbig jetzt als Kassengift gilt? Oder liegt es doch mehr an der Serie „Bully macht Buddy“, die mit seinem neusten Film auf einer Art der Meta-Ebene zusammenhing, aber nicht genug um zu behaupten, dass Serie und Spielfilm wirklich zusammengehören?


"Bitte glaub mir! Mit 'Bully macht Buddy' hab ich nix zu tun"
Ja, es mag daran liegen. Mit der unglaublichen fahrigen, schlecht geschriebenen und gammelig pointierten Serie verprellte Michael Bully Herbig wohl auch seine größten Fans und noch viel schlimmer: das TV-Produkt warf einen unglaublich schlechtes Licht auf „Buddy“, der großen neuen Kinofilm des einstigen Kassenmagneten. Wie viele potenzielle Zuschauer durch „Bully macht Buddy“ abgeschreckt wurden weiß keiner. In Anbetracht, dass „Buddy“ trotz enormen Werbeaufwand und einer familiengerechten Orientierung dennoch eher als Misserfolg angesehen werden kann, lässt aber den Schluss zu, dass die Serie letztlich nicht mehr war als offensive Viralwerbung, die nach hinten losging. Aber ist „Buddy“ denn wirklich so misslungen, wie sein televisionales Marketing? Hat der Film das Versagen im Kino verdient? Klare Sache: nein. Zwar ist Michael Bully Herbig kein wirkliches Glanzlicht gelungen und sein „Buddy“ krankt an vielen Stellen, dafür beweist er, dass im Gegensatz zu Filmemachern wie Til Schweiger und Matthias Schweighöfer im Stande ist, einen eigenen Stil zu entwickeln und zu verfolgen, auch wenn dieser wenig innovativ ist.


Eddie verliert dank Schutzengel Buddy seine Nerven
Der Filmklassiker „Ist das Leben nicht schön“ stand klar Pate für „Buddy“ und genau wie in dem Evergreen von 1946 geben sich auch bei Herbig einfach gehaltene, stereotype Rollenfiguren die Klinke in die Hand. Dass der egoistische Womanizer/Yuppie dank seines Schutzengels, dem titelgebenden Buddy, im Verlauf der Handlung eine Wandlung zum besseren Menschen durchmacht ist wenig verblüffend. Auch die integrierte Romanze mit all ihren Irrungen und Wirrungen sowie kauzigen Nebenfiguren ist fern davon wirklich zu verblüffen. Auch optisch gibt’s wenig Neues zu entdecken. Herbigs fünfte Regiearbeit erinnert in ihrer hellen, amerikanisierte Optik an „Keinohrhasen“ und „Schlussmacher“, also Komödien die alles dafür zu tun, um zumindest so auszuschauen wie die großen US-Vorbilder. Was „Buddy“ aber besitzt ist ein eigener Esprit, immerhin noch vereinzelt etwas zu wagen. Herbig traut sich seine brave Geschichte plötzlich mit einer rasanten Verfolgungsjagd auszustatten, die der biederen Storykomposition zumindest kurzzeitig etwas frischen Schwung verleiht.


Herbig traut sich Action zu inszenieren
Hierbei erkennt man auch Herbigs Liebe zum Film. Er versucht immer wieder Verweise an andere Genres einzubringen und injiziert seinem „Buddy“ somit eine durchaus wohltuende Verve. Dazu beinhaltet die Geschichte noch eine Nebenfiguren, ein kauziger Altenpfleger, der am liebsten Filmzitate von sich gibt. Das ist wenig elegant, nervt und zermürbt auch schnell, symbolisiert aber Herbigs Liebe zur Materie dennoch recht gut. Ebenso wie seine Liebe zum Film, ist „Buddy“ auch die Liebe zur Pointen anzusehen. Zugegeben, viele (vielleicht sogar die meisten) Humorangriffe verfehlen ihr Ziel, allerdings ist es dennoch beachtlich wie konsequent Michael Bully Herbig versucht das Zwerchfell zu traktieren und dabei Situationen und Regularien entwirft, die direkt aus einer Sketchshow (immer Herbigs filmischer Ursprung) stammen könnten. Wenn er als Schutzengel unentwegt als Schnulzenbarde versucht Lebemann Eddie dazu zubringen auf ihn zu hören, vertraut Herbig voll und ganz auf seine funny bones, seine komisches Talent, welches auch seinen Hang zur Parodie initiiert. Es sind eben jene, ganz bestimmt nicht perfekten und sonderlich gehaltvollen Momente, die „Buddy“ trotz seiner Konformität mit anderen großen, deutschen Komödien der Neuzeit, besonders erscheinen lassen.


Nach "Buddy" kann man "Close to you" nicht mehr hören
Das reicht leider nicht aus, um den Film als wirklich geglückt zu bezeichnen, aber es verleiht ihm immerhin etwas, was Werken wie „Kokowääh 2“ und anderen fehlt: ein zumindest marginal erkennbares Stück Eigenheit. Ein persönlicher, filmischer Charakter mit Wiedererkennungswert. Dass dieser Wiedererkennungswert dann leider auch nicht sonderlich gelungen ist, ist da fast schon zweitrangig. Einhergehend damit frönt Michael Bully Herbig auch ohne Reue den Emotionen, die für den einen gefühlvoll, für die anderen kitschig wirken. Wohl vor allem dann, wenn er gegen Ende dem Zuschauer eine eher unnötige Erkenntnis präsentiert, oder wenn Hauptfigur Eddie auf Musicalstar macht. Auch dies gehört zu den Stilmitteln von „Buddy“, die ihm etwas abheben lassen. Mag man radikale Gefühlsduselei, so darf Michael Bully Herbigs Film auf jeden Fall zumindest einmal im DVD- oder Blu-ray-Player landen. Und auch waschechte Bully-Fans (gibt es die überhaupt noch?) dürfen sich bei Sichtung der Komödie über einige Gastauftritte von bekannten Kollegen und Freunden von Herbig erfreuen. Alle anderen sollten diese wohl eher schulterzuckend wahrnehmen, wenn überhaupt.


„Buddy“ zeigt, dass Michael Bully Herbig ein durchaus begabter Regisseur ist, der Herzblut in seine Projekte steckt. Dass das Endergebnis sich nur rudimentär traut aus der Limitierung erfolgsverwöhnter Komödien auszubrechen ist schade, gehört aber nicht zum Hauptgrund warum „Buddy“ nur halbwegs gelungen ist. Vielmehr liegt es doch daran, dass es sich Herbig zu einfach macht und nach seinem erfolgreichen Flüchten aus dem Genre-Käfig wieder brav in die Zelle zurückkehrt. Hoffentlich setzt der Flop von „Buddy“ ein Zeichen, dass sich deutsche Komödien wieder etwas trauen sollen. Aber wahrscheinlich wird das finanzielle Versagen anders gedeutet.


4,5 von 10 „Close to you“ in Dauerschleife

Review: DER UNGLAUBLICHE BURT WONDERSTONE - Es fehlt der Zauber

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Fakten:
Der unglaubliche Burt Wonderstone (The Incredible Burt Wonderstone)
USA. 2013. Regie: Don Scardino. Buch: Jonathan Goldstein, John Francis Daley. Mit: Steve Carrell, Olivia Wilde, Steve Buscemi, Jim Carrey, James Gandolfini, Alan Arkin, Brad Garrett, Jay Mohr, Michael Bully Herbig, Gillian Jacobs, Luke Vanek, Mason Cook, David Copperfield, Zachary Gordon u.a. Länge: 101 Minute. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Sein Name ist Burt Wonderstone. Seit seiner Kindheit ist der von der Zauberei fasziniert und er hat den Aufstieg zusammen mit seinem Freund Anton geschafft. Las Vegas liegt ihm zu Füßen. Doch über die Jahre wird Burt faul und seine Show verliert massiv Zuschauer, während neue, hippe Stars die Branche übernehmen. Nach einem Zerwürfnis mit Anton muss Burt wieder bei null anfangen.





Meinung:
In den 1990er gab es dank des Magiers David Copperfield einen regelrechten Zauber-Boom. Mit klassischen Tricks, wie der versägten Jungfrau, die pompös und theatralisch aufgeblasen wurden, war Copperfield nicht nur beim deutschen Privatsender RTL ein gerngesehener Haus- und Hofgast. Doch Zeiten ändern sich nun mal. Zwar sorgen bekannte Zauberer wie Copperfield oder der Niederländer Hans Klok immer noch für ausverkaufte Bühnenshows, doch die ihre Auftritte zur Prime Time in den Medien sind vorbei. Zum Glück gibt es ja noch Las Vegas, jene legendäre Stadt der Sünde und der Lichter, die von Casinos und gigantischen Hotelkomplexen beherrscht wird. Dort gibt es sie noch, die großen Shows der Zauberer, doch eine neue Generation hat vor einigen Jahren begonnen die Elite vom Thron zu stoßen. Statt aalglatten, geschniegelten und geschnörkelten Illusionisten, sind jetzt Leute wie David Blaine und Kriss Angel („Mind Freak“) an der Spitze der Zunft. Ihre Zauberei hat dabei nur noch wenig zu tun, mit den Tricks der alten Meister. Aus der Show ist reine Performance und Selbstdarstellung geworden, die mehr an die infantilen Selbstverletzungen der „Jackass“-Crew erinnern, statt an Houdini und Konsorten. Dass die Zeit von überlebensgroßen Shows, Glitzeranzügen und Betonfrisuren vorbei ist, muss auch Burt Wonderstone feststellen. Der egoistische, selbstverliebte Magier muss sich im Spielfilmdebüt des „30 Rock“-Regisseurs Don Scardino damit auseinandersetzen, dass er den Wandel in der Zauberbranche verschlafen hat. Wie das am Ende ausgeht? Nun, dazu muss man kein Magier oder Wahrsager sein, denn „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ ist ungefähr so berechenbar, wie die ersten Tricks eines Kindes, aus einem Zauberkasten für Anfänger.


Auf diesem Bild versteckt sich eine Perücke
Das eine Film, vor allem eine Komödie, nicht erreichen kann, dass man als Zuschauer noch überrascht wird, ist nur dann fatal, wenn der Humor des Films nicht funktionieren, bzw. nicht zünden will. „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ leidet aber auch darunter. Seine Pointen sind teilweise so grobschlächtig, dass ein Metzger damit Schweine halbieren kann. Das anvisierte Ziel des Films, die neue Garde der Zauberer (sprich: Blaine und Angel) zu karikieren und gleichzeitig die klassischen Illusionisten, die Münzen hinter Ohren hervorzaubern, zu huldigen gerät immer mehr zu einer reinen, zwanghaften Gagparade, deren Figuren auch dann noch wie aus Plastik wirken, wenn sie abgeschminkt außerhalb der Bühne agieren. Egal ob die Titelfigur, sein liebenswürdiger Kollege Anton oder Assistentin Jane, sie alle kommen über den Status einer charakterlichen Konzeptzeichnung nicht hinaus. Einzig bei Him Carreys rolle des Steven Gray, ist dies verzeihlich, dient diese Figur doch nicht nur als Antagonist, sondern auch das Kritik an Kriss Angel und David Blaine in parodistischer Form.


 

Profirunde: Hier verstecken sich sogar zwei Perücken
Natürlich ist Burt Wonderstone auch als eine verkörperte Persiflage angelegt, doch selbst dann, wenn Steve Carrell seiner Rolle etwas Wahres, etwas Menschliches hinzufügen soll, bleibt ein unelastischer, spröder Eindruck zurück. Da ist es merh als enttäuschend, dass „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ auf eine mehr als ansehnliche Darstellerriege zurück greifen kann. Hauptdarsteller Carrell hat in Filmen wie „Little Miss Sunshine“ oder „Dan – Mitten im Leben“ bereits bewiesen, dass er als Darsteller auch außerhalb von Krawall- und Frontalkomödien überzeugen kann, davon ist hier aber wenig zu sehen. Seinen Co-Stars ergeht es da ähnlich. Olivia Wilde („Tron: Legacy“, „Cold Blood“) wird in die wenig reizvolle Rolle der ewig weiblichen Vernunft gequetscht und darf nicht mehr tun als moralische Statements abgeben und gut auszusehen, während der viel zu früh verstorbene James Gandolfini das vermögende Arschloch mimt. Ansonsten beehrt Steve Buscemi den Film noch und Michael Bully Herbig darf auch ein paar Mal einige Sätze und wenig brauchbare Gags zum Film beisteuern. Wer aber glaubt, Herbig hätte in „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ wirklich eine Funktion täuscht sich aber, wie das Publikum bei einer großen Zaubershow.


„Der unglaubliche Burt Wonderstone“ hat gewiss enormes Potenzial, doch aus seiner Geschichte macht er nicht mehr als ein wenig erquickliche Verkettung von müden Gags mit schlaffen Pointen. Der Versuch seine Titelfigur innerhalb weniger Szenen von einem antisozialen Zauberstar zu einem liebenswürdigen Entertainer zu wandeln, erweist sich dazu noch als äußerst schaler Taschenspielertrick ohne Finesse. Eigentlich ist der gesamte Film frei von jeglichen Feinheiten. So wirkt „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ wie ein Zauberer mit grobmotorischen Wurstfingern, der versucht eine Spielkarte in seinem Ärmel zu verstecken. Magie sieht anders aus. Gelungene Komödien ebenfalls.


3 von 10 Tauben mit fehlenden Knochen

Review: ZETTL - UNSCHLAGBAR CHARAKTERLOS - Stagnation als Satire

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Fakten:

Zettl - Unschlagbar charakterlos
BRD. 2011. Regie: Helmut Dietl. Buch: Helmut Dietl, Benjamin von Stuckrad-Barre. Mit: Michael Bully Herbig, Karoline Herfurth, Hanns Zischler, Götz George, Ulrich Tukur, Senta Berger, Katy Karrenbauer, Sunnyi Melles, Dagmar Manzel, Harald Schmidt, Daniel Zillmann, Dieter Hildebrandt, Hansi Jochmann, Ulrike Arnold, Christoph Süß, Gert Voss, Eutalia de Carvalho, Aimee Nhung Le, Kriss Sheridan, Jens Eulenberger u.a. Länge: 105 Minuten. FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung.


Story:
Fahrer Max Zettl will ganz oben. Eine Karriere in Berlin schwebt ihm vor. Als Chauffeur  für die Schickeria hat er zum Glück die richtigen Kontakte und Infos, mit denen er schnell aufsteigt. Seine Skrupellosigkeit ist ihm dabei natürlich auch nicht hinderlich.





Meinung:
Helmut Dietl nimmt wieder die Schickeria aufs Korn. Der Erfinder der Kultserie „Kir Royal“, an die „Zettl“ anknüpft, scheint es zu genießen die oberen Zehntausend zu karikieren, ihnen den Zerrspiegel vorzuhalten und ihr strahlendes Lächeln, welches sie in den Medien aufsetzen, zu hinterfragen. Zumindest hat das Dietl früher so gemacht. Sein „Zettl“ ist aber nicht mehr als lust- und inspirationsloser Klamauk ohne wirkliche Substanz. Die Medien sind hinterhältig, die Reichen und Schönen sind eiskalt und überhaupt lauert hinter der schmucken Fassade eine dümmlich-fragile Fratze. Damit bestätigt Dietl allgemeine Vermutungen, aber statt diese mit Wortgewandtheit, Schärfe und Situationskomik zu manifestieren, tischt der Regisseur dem Zuschauer nicht mehr als ein Lustspiel mit Dorftheaterniveau auf.


Die Satire verkommt zur blassen Farce, das Bissige weicht einem biederen Korsett voller Idioten und lasch-überzeichneter Abziehbilder. Kaum zu glauben, dass Dietl einst Werke wie „Schtonk!“ oder eben „Kir Royal“ inszenierte, vor allem weil er sich für „Zettl“ den durchaus talentierten Benjamin von Stuckrad-Barre mit ins Boot holte. Aber zusammen haben die beiden keine wirklich neuen Ideen auf Papier und auf die Leinwand gebracht. Ihr Film eignet sich entweder dafür, sich über seine bleierne Inszenierung aufzuregen, oder den gezeigten Persönlichkeiten ein lautes „Hab ich’s doch gewusst“ entgegen zuschmettern. Denn mehr als altbackende Modelle, von unausstehlichen Stars und Sternchen, hinter dem staubigen Ofen hervorzuholen, passiert in „Zettl“ nicht.


Vielleicht liegt es daran, das Dietl diesmal nicht in der Münchener High Society herumkarikiert, sondern sich auf der großen politischen Bühne Berlins austobt? Vielleicht liegt es auch daran, dass solche Abrechnungen mit der Prominenz schon zu oft praktiziert wurden, oder vielleicht liegt es einfach daran, das Dietl nichts Neues einfällt und er die Satire der Vergangenheit versucht auf die heutige Zeit zu übertragen? Es gibt viele Faktoren, warum „Zettl“ enttäuscht. Umso bedauerlicher welches große, deutsche Ensemble hier verschwendet wird. Die grandiosen Lästerer der Republik (Dieter Hildebrandt, Harald Schmidt und Christoph Süß) werden umstandslos verbraten und Hauptdarsteller Michael Bully Herbig versucht, wie bereits bei Leander Haußmanns Dramedy „Hotel Lux“ sich als ernstzunehmenden Schauspieler. Doch Dietl lässt ihn nicht mehr als humorlos durch die schimmernde Welt der Berliner Prominenz zu dialekten. Für Herbig sollte diese Rolle ein Fortschritt sein, sie ist aber bloß Stagnation. Somit haben Dietl und Herbig etwas gemeinsam.


2 von 10