Fakten:
Star
Wars: Die Letzten Jedi (Star Wars: The Last Jedi)
Regie
und Buch: Rian Johnson. Mit: Daisy Ridley, Mark Hamill, Adam Driver,
Oscar Isaac, John Boyega, Domhnall Gleeson, Carrie Fisher, Andy
Serkis, Laura Dern, Benicio del Toro, Kelly Marie Tran, Gwendoline
Christie, Billie Lourd, Peter Mayhew uvm. Länge: 151 Minuten. FSK:
freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 14. Dezember 2017 im Kino.
Story:
Rey
(Daisy Ridley), mit den Erfahrungen ihres ersten großen Abenteuers
in den Knochen, geht bei Luke Skywalker (Mark Hamill) auf dem
Inselplaneten Ahch-To in die Lehre. Luke ist der letzte Jedi, der
letzte Vertreter des Ordens, auf dem die Hoffnung ruht, dass Frieden
in der Galaxis einkehrt. Doch die Schergen der Ersten Ordnung lassen
Meister und Schülerin in der Insel-Idylle nicht lange in Ruhe. Und
einer von Lukes ehemaligen Schützlingen, Kylo Ren (Adam Driver), hat
die finstere Mission noch längst nicht beendet, die ihm Snoke (Andy
Serkis) auftrug…
Meinung:
Vor
zwei Jahren gelang es Regisseur J. J. Abrams das wohl beliebteste
Filmfranchise aller Zeiten von dem furchtbaren Nachgeschmack der
Prequels zu befreien. Er brachte Star Wars mit The Force Awakens
wieder auf Kurs und leutete die neue Trilogie mit einem Paukenschlag
ein. Doch mit der Zeit wurden die Stimmen derer immer lauter, die dem
neuen Film zu große Ähnlichkeiten zu der alten Trilogie und hierbei
insbesondere Episode 4 attestieren wollten. Es brauchte also einen
frischen Wind in der weit weit entfernten Galaxie. Dieser trat in
Form von Rian Johnson auf. Von Beginn an wurde die Wahl des
Regisseurs begrüßt und der Cast machte in Interviews immer wieder
klar, dass er interessante und auch riskante Entscheidungen getroffen
hat. Doch ob das reicht um nun auch die Kritiker von Force Awakens
auf seine Seite zu holen?
Die
Sorge, dass wir mit The Last Jedi einen zweiten Empire Strikes Back
bekommen, erweist sich zum Glück als unbegründet. Rian Johnson
beschreitet komplett neue Pfade und geht große Risiken ein. Risiken,
die sich meist auszahlen, aber nicht jedem gefallen werden. Als
Grundhandlung des Films dient ein recht simpler Konflikt. Das gibt
Johnson Zeit und Raum um sich auf die Charaktere und deren
Entwicklung zu konzentrieren. Entwicklungen, die mit vielen
Überraschungen daher kommen. Überraschend sind diese nicht zuletzt,
weil Johnson ein Meister darin ist, den Zuschauer in die Irre zu
führen. Immer wenn man denkt, man hätte den Code seines Filmes
geknackt, macht er eine 180° Wende. Das hält die Spannung am Leben,
die den ganzen Film durchzieht.
Auch
visuell beschreitet Johnson neue Pfade, ohne dabei aber den von J.J.
Geprägten Stil über Bord zu werfen. The Last Jedi ist ein
unheimlich schöner Film, voll von tollen Einstellungen und Ideen.
Herausragend sind dabei nicht nur die großen Set pieces, sondern
auch kleine Charaktermomente. Beidem widmet Johnson seine volle
Aufmerksamkeit und beides präsentiert er in atemberaubenden Bildern,
die man sich am liebsten an die Wand hängen möchte. Aufgrund der
technischen Möglichkeiten und auch seiner brillianten Ideen, mausert
sich The Last Jedi damit zum visuell interessantesten der Star Wars
Filme. Wenn man von Effekten spricht, muss man im Bezug auf Star Wars
im gleichen Atemzug natürlich auch die Kreaturen erwähnen. Hier
beweist Johnson erneut viel Kreativität. Die schon im Trailer
angedeutete Casino-Szene wird von den merkwürdigsten Lebensformen
bevölkert. Die auffälligsten Neuankömmlinge in der Galaxie sind
aber wohl die schon im Vorfeld vielfach diskutierten Porgs. Bei dem
süßen Anblick der Pinguin artigen Wesen, machte sich die Sorge
breit, dass man hier etwas ähnlich nerviges wie Jar Jar präsentiert
bekommt. Doch versteht sich Johnson zum Glück darin, die Porgs genau
richtig zu dosieren. Man darf also auch nach dem Film pro Porg sein.
Nicht
gänzlich, wohl aber anteilig muss sich Johnson auch für die
Leistung seiner Darsteller verantworten. Das ist aber in keinem Fall
negativ gemeint, denn der gesamte Cast macht seine Sache
außerordentlich gut. Die alten Hasen schlüpfen erneut in ihre
Rollen und schaffen es, den Charakteren neue Facetten zu verleihen
und die Neuzugänge in Form von Kelly Marie Tran, Laura Dern und
Benicio del Toro fügen sich nahtlos in die Welt ein. Alle drei
bekommen im Film gut was zu tun und hinterlassen einen bleibenden
Eindruck – wenn auch auf komplett unterschiedliche Art und Weise.
Keinesfalls unerwähnt sei die großartige Performance von der leider
viel zu früh verstorbenen Carrie Fisher, die sich mit The Last Jedi
ein würdiges Denkmal setzt und sich mit einem Augenzwinkern von uns
allen verabschiedet.
Nach
den ganzen Lobgesängen auf Regisseur Johnson, sei auch ein wenig
Kritik erlaubt. Im Gegensatz zu J.J., macht dieser wesentlich mehr
Gebrauch von CGI. Das bemerkt der Zuschauer weniger in den wirklich
toll animierten epischen Szenen, als viel mehr in den kleinen
Charaktermomenten. Im Jahr 2017 sollte man als Zuschauer nicht mehr
erkennen dürfen, wenn zwei Darsteller vor einem Greenscreen stehen.
Insbesondere dann nicht, wenn ein Film so hoch budgetiert ist wie
Star Wars. Auch inhaltlich muss sich Johnson einige Vorwürfe
gefallen lassen. So ist die Geschichte von The Last Jedi nicht so
sauber und flüssig erzählt wie die von The Force Awakens. Johnson
macht immer wieder Schlenker, die sich wie Fremdkörper im sonstigen
Geschehen anfühlen und den Fluss des Films stören. Ebenso gelingt
das ständige hin und her schneiden zwischen den einzelnen
Handlungssträngen nicht immer so mühelos, wie es sollte. Das ist
zwar alles Meckern auf hohem Niveau und stört den Filmgenuss kaum,
hätte aber auch recht einfach vermieden werden können.
Fazit:
Mit The Last Jedi beschreitet Rian Johnson neue Pfade, die nicht
jedem gefallen werden. Anstatt sich auf das große Ganze zu
konzentrieren, widmet sich der Regisseur eher den Konflikten seiner
Charaktere. Der von Spannung durchzogene und mit Überraschungen
gefüllte Film ist eine würdige Erweiterung der Star Wars Saga, die
uns mit großer Hoffnung auf die Zukunft des Franchises blicken
lässt.
9
von 10 Porgs
von
Tobias Bangemann
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