Posts mit dem Label Danny Elfman werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Danny Elfman werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Review: BIG FISH – Die Macht der Fantasie und des Geschichtenerzählens

Keine Kommentare:


Fakten:
Big Fish – Ein Zauber, der ein Leben zur Legende macht (Big Fish)
USA. 2003. Regie: Tim Burton. Buch: John August. Mit: Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup, Marion Cotillard, Jessica Lange, Alison Lohman, Helena Bonham Carter, Steve Buscemi, Danny DeVito, Miley Cyrus u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: ab 6 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Edward Bloom liegt im Sterben. Sein Sohn Will sitzt an seiner Seite. Doch trotz der ernsten Situation erzählt der alte Mann fantastische Geschichten, die aber für Will nur deutlich machen, dass er durch diese Märchen nie einen Draht zu seinem Vater gefunden hat. Doch trotzdem erzählt der alte Edward Bloom von den Abenteuern, die er angeblich als junger Mann erlebt hat. Er erzählt von einer abenteuerlichen Reise durch dunkle Wälder und blumige Felder, von Liebe, Trauer, Hoffnung, Optimisus und Glück. Und für den enttäuschten Will erscheinen die Geschichten schon bald in einem ganz anderen Licht.




Meinung:
Ein romantisches Date in der Blumenwiese
Sehr oft sind deutsche Untertitel zu Filmen überflüssig, falsch, schlecht. Aber hier, bei „Big Fish“, da trifft er so unheimlich gut zu. „Ein Zauber, der ein Leben zur Legende macht.“ Dieser Film ist voll von Zauber. Voll von Magie. Dieser Film zeigt Leben, wie es schöner und fantasievoller nicht sein könnte. Dieser Film ist eine Legende, eine wundervolle Geschichte. Eine Geschichte in der Glück, Liebe und grenzenloser Optimismus immer wieder die Trauer und Melancholie besiegen. Wie in einem Abenteuer erzählt ein alter Mann die Geschichte seines Lebens. Er erzählt sie packend, witzig, spannend, mitreißend, gefühlvoll und mit vollkommener Ehrlichkeit. Für ihn sind die Geschichten wahr.


"Ein Mann erzählt seine Geschichten so oft, bis er selbst zu seinen Geschichten wird. Sie leben nach ihm weiter. Und auf die Art wird er unsterblich."


Wo hab' ich nur mein Auto geparkt?
In seiner Geschichte, da erlebt also der unsterbliche Edward Bloom unglaubliche Abenteuer. Er trifft Riesen, Menschen mit mehreren Köpfen, Werwölfe, Hexen und seine große Liebe. Er erlebt ein Märchen, einen Traum. Und er glaubt daran. Er ist ein Mann, ein mittlerweile alter Mann, der sich sein inneres Kind, der sich seine Leichtigkeit, seine Fantasie und damit eines der wichtigsten Dinge im Leben erhalten hat. Verspielte, bunte Kostüme und Kulissen. Wundervolle Musik von Burton-Komponist Danny Elfman. Von allen Darstellern fantastisch und immer der Situation angemessen gespielt. Alle spielen mit Leidenschaft, mit Herz, mit Liebe zur Geschichte. Und eben auch mit Fantasie. Ob nun Ewan McGregor, Missy Pile, Danny DeVito, Helena Bonham Carter oder Alison Lohman in den einzelnen Abschnitten der Geschichte oder Albert Finney, Billy Crudup, Marion Cottilard oder Jessica Lange im Hier und Jetzt.


Badewanne statt Blumenwiese. Aber die Liebe bleibt.
Dabei, und das will der Film meiner Meinung nach sehr deutlich sagen, kann man nicht mehr zwischen erfunden und wahr unterscheiden. Zwischen der fantastischen Erinnerung und dem realen Alltag. Man soll und will es auch gar nicht mehr. Denn er sagt, dass Fantasie und Kreativität in unserem Leben einen sehr großen Stellenwert einnehmen sollte. Fantasie, die zur Realität wird. Weil man hier keine Grenze mehr ziehen kann. Er ist der Aufruf, mehr Fantasie zuzulassen, Kreativität zu zeigen. Und das alles mit Familie, mit Freuden, mit Menschen, die man gern hat. Andere an seinem Glück, an seinen Freuden, aber auch an seinem Leid teilhaben lassen. Dafür kämpfen, nach was man sich sehnt. Nie aufgeben, auch wenn es mal einen Rückschlag gibt. Den anderen zuhören. Sich in andere hineinversetzen. Andere verstehen. Und er sagt eben, dass wir mal an Märchen und Geschichten glauben sollten. Denn sie könnten näher an der Wahrheit dran sein, als man glaubt.


Selten war Tim Burton so verspielt, so kindlich. Und selten war Tim Burton gleichzeitig auch so erwachsen. „Big Fish“ ist ein Plädoyer für Liebe und Optimismus, für Hoffnung und Vertrauen. Ein Plädoyer für Kreativität und Fantasie ein Plädoyer für die höchste Kunst, das Erzählen von Geschichten. „Big Fish“ ist ein Zauber, der ein Leben zur Legende macht.


10 von 10 Augen der Wahrheit

Review: EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN - Morbid-modernes Märchen

Keine Kommentare:

Fakten:
Edward mit den Scherenhänden (Edward Scissorhands)
USA. 1990. Regie: Tim Burton. Buch: Caroline Thompson, Tim Burton. Mit: Johnny Depp, Winona Ryder, Dianne Wiest, Anthony Michael Hall, Alan Arkin, Robert Oliveri, Conchata Ferrell, Vincent Price, Kathy Baker, Steven Brill, Nick Carter, Caroline Aaron, Dick Anthony Williams u.a. Länge: 101 Minuten. FSK: ab 6 Jahren freigegeben.


Story:
Kosmetikberaterin Peg staunt nicht schlecht, als sie das alte Schloss betritt. In den baufälligen Gemäuern findet sie Edward, ein künstlich erschaffener Mensch, der statt Händen Scheren hat. Peg hat Mitleid mit dem schüchternen Edward und nimmt ihn mit nach Hause.




Meinung:
Tim Burtons "Edward mit den Scherenhänden" ist zwar ein Märchen, aber nicht im herkömmlichen Sinne. Es gibt kein "Es war einmal…" und Zwerge oder Hexen gibt es auch nicht. Kim erzählt im hohen Alter ihrer Enkelin die einzigartige Geschichte von Edward. Ein Außenseiter, ein einmaliges Wesen, der ganz allein und verlassen hoch oben im einsamen und düsteren Schloss sein trauriges Leben verbringt. Die Büsche des Schlossgartens schneidet er zu Kunstwerken, doch sein Gesicht kann er nicht kratzen wenn es ihn mal juckt, was die unzähligen Narben verdeutlichen. Edward ist blass, sein Schultern hängen und er wirkt völlig verängstigt und vergessen. Peg, die Mutter von Kim, entdeckt ihn und empfindet Mitleid mit dem armen Burschen und nimmt ihn mit in die Kleinstadt, wo Edward es zum ersten Mal mit mehreren Menschen zu tun bekommt. Hier hat alles seinen geregelten Lauf.


Die Männer fahren zur gleichen Uhrzeit zur Arbeit, die Frauen tratschen über alles und jeden und ein Gartenzaun reiht sich an den anderen. Jetzt taucht Edward auf. Eine Sensation für die Kleinstadt, denn er ist völlig anders, in jedem Punkt, und die Bewohner zerreißen sich in Windeseile das Maul über ihn. Edward ist plötzlich gefragt, nicht weil man seinen Charakter mag, sondern weil er die Büsche und Frisuren akkurat bis zur äußersten Schönheit schneiden kann. Alle wollen ihn sehen, den Mann mit den Scherenhänden, aber niemand behandelt ihn wie einen Menschen. Einzig Peg steht ihm zur Seite gibt ihm einen Platz in ihrem Herzen.


Noch ist Edward sehr beliebt
Eigentlich ist "Edward mit den Scherenhänden" in erster Linie ein Außenseiter-Drama, über ein „Wesen“, welches in die Gesellschaft eingebunden werden soll, es aber nie schaffen wird. Doch das liegt nicht an ihm, sondern an den anderen Menschen. An denen, die in ihm ein „Monster“ sehen und ihn auf sein angsteinflößendes Äußeres reduzieren. Angereichert wird das natürlich mit dem typischen skurrilen Burton-Humor. Die zerbrechliche Unschuld, die zarte Schüchternheit, die Traurigkeit und Unwissenheit in Edwards Augen, machen ihn ab der ersten Sekunde unheimlich sympathisch. Szenen, wie der gemeinsame Drink mit Vater von Kim, oder als er von Peg geschminkt wird, lassen ihn so herrlich menschlich erscheinen, dass man ihn einfach sofort in sein Herz schließen muss. Aber Edward ist noch nicht in unserer Welt angekommen und wird es auch nie. Er sucht seinen Platz, irgendwo zwischen Freak und Familienmitglied. Durch die ätzenden Weiber aus der Nachbarschaft wird ihm diese Suche nur noch weiter erschwert. Eine religiöse Fanatikerin sieht in ihm das pure Böse und Edward, der wegen seiner kindlichen Naivität reingelegt wurde und es mit der Polizei zu tun bekommt, wird immer mehr zum Störfaktor. Die Stimmung schlägt um, Edward ist nicht mehr der einstige Star, sondern ein Dorn im Auge. Dabei hätte er niemals für Probleme gesorgt oder jemanden etwas angetan. All das, tat er nur aus gutem Willen. Kim versteht das, wenn auch etwas zu spät, und nimmt ihn endlich in Schutz. Bis es zum unausweichlichen Finale gegen Kims widerwärtigen Freund kommt, der Edward ebenfalls nie ernstgenommen hat und nur verspottet.


"Edward mit den Scherenhänden" lässt sich so nun in mehrere Genres einteilen. Ob Fantasy/-Märchen oder Außenseiter-Drama. Alles stimmt. Auch die komödiantischen und dramatischen Aspekte wurden nicht außen vor gelassen, aber Burtons Inszenierung verliert nie den Boden unter den Füßen und mutet sich zu viel zu. Ganz im Gegenteil. "Edward mit den Scherenhänden" ist ein herzerwärmender Film über einen Einzelgänger, der liebevoller und herzlicher gar nicht sein könnte und immer wieder völlig missverstanden und ausgenutzt wurde. Tim Burton projiziert seine eigene Lebensgeschichte in die Welt von Edward und macht aus dem Gesamten einfach etwas ganz Besonderes. Mit viel Liebe, Fantasie, Sensibilität, Verspieltheit, Leichtigkeit, Humor, dem ernsten Kernthema, einem fantastischen Johnny Depp, den wunderbaren Bildern und nicht zuletzt dem einmaligen Score von Elfman wird "Edward mit den Scherenhänden" zu einem modernen Märchen, welches man immer wieder sehen kann und genauso immer wieder neu lieben lernt.

9 von 10

von souli