Fakten:
About Schmidt
USA, 2002. Regie: Alexander Payne.
Buch: Alexander Payne, Jim Taylor, Louis Begley (Vorlage). Mit: Jack Nicholson,
Hope Davis, Dermot Mulroney, Kathy Bates, June Squibb, Howard Hesseman, Harry
Groener, Connie Ray, Len Cariou u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: Freigegeben ab 6
Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Warren Schmidt ist frisch
pensioniert und hat nun alle Zeit der Welt, um mit seinem Leben unzufrieden zu
sein. Als unerwartet seine Frau verstirbt, sieht er nur noch eine wirklich
sinnvolle Aufgabe im Leben: Die Hochzeit seiner einzigen Tochter mit ihrem
seiner Meinung nach unbrauchbaren Verlobten zu verhindern. In seinem Wohnmobil
macht sich Schmidt auf zu einer Reise, die ihm viel mehr über sich selbst eröffnen
wird, als er zunächst gedacht hat.
Meinung:
Alexander Payne ist wahrlich einer
der interessantesten Regisseure der letzten 15 Jahre, auch wenn er nur wenige
Filme in dieser Zeit auf die Kinoleinwände losließ. Dafür merkt man jedem
einzelnen von ihnen die absolute Hingabe, die Herzensangelegenheit an. Kein
Auftragsregisseur, kein Mann für den prallen Geldbeutel, einfach ein
engagierter, motivierter, womöglich (rein aufgrund seines filmischen Outputs
interpretiert) sogar leicht kauziger Kerl, der offensichtlich das Herz am
rechten Fleck hat. Nah an seinen Figuren, ihren Schicksalen. Mit der
notwendigen Portion Humor, Satire, aber – und das ist entscheidend – ohne Häme.
Er veräppelt niemanden, kitzelt nur aus den Tücken, den kleinen und großen
Schlaglöchern des Alltags, von theoretisch banal („Election“) bis
niederschmetternd („The Descendants – Familien und andere Angelegenheiten“) diese
oft nicht zu beschreibende Essenz aus Komik und Tragik. Wie das Leben so oft,
nicht schwarz oder weiß. Zart-Bitter.
Früher war das alles knackiger. |
Warren schaut in eine perspektivlose Zukunft... |
Auch ohne die
Selbstverständlichkeit des Protagonisten als seine eigene zu betrachten,
versteht es der Regisseur sie unmissverständlich, hervorragend auf den
Zuschauer zu übertragen. Das letzte Ticken der Dienstuhr, das (Akten)Lebenswerk
auf dem Müll, die Marotten des eigentlich geliebten Partners als plötzlich
unerträglicher Schleifstein, der einen langsam zermürbt. Als Schmidt sich ein
Ziel, einen Ausweg aus dieser hässlich-schönen Hölle wünscht, bekommt er es auf
die undankbarste Weise serviert. Alles fällt in sich zusammen, jede Konstante,
das Nichts ist allgegenwärtiger und in seiner Endgültigkeit präsenter denn je.
Was tut man nun? Man lässt das Schlachtschiff zu Wasser, segelt auf die letzte,
sinnergebende Mission…und findet, ganz anders als erwartet, darin die
Bestätigung für das eigene Dasein. Klingt das anstrengend? Durchaus. Ist es
das? Niemals. Alexander Payne kreiert ein herzliches, melancholisches und ein
zu nicht geringem Anteil urkomische Roadmovie, das ganz behutsam zwischen Spaß und
Ernst wechselt, spielend leichtfüßig, sich nie in auf einer Spur festfährt.
Manchmal hat es den Anschein, doch genau im richtigen Moment wird das Ruder nie
ruckartig herumgerissen, um diesen fließenden, scheinbar einfachen Pfad zu
treffen, der eigentlich unglaublich schwierig ist.
...oder auch mal dumm aus der Wäsche. |
Der schönste, wichtigste Moment
wird eh am Ende gesetzt. Als die Odyssee schon als unbefriedigender Erfahrungsbericht
abgestempelt ist, der müde Warren droht wieder in sein Loch zu fallen, werden
ihm die Augen geöffnet. Obwohl klar vorhersehbar, das ist schön. Treffend. Und einfach
ehrlich, richtig. Am Ende ist es der ganze Film. Womit wir am Anfang
wären…Alexander Payne. Nicht immer Gold, aber nie Blech. Das hier ist Gold.
8 von 10 Briefen nach Tansania
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen