Fakten:
Die Wolken von Sils Maria (Clouds of Sils Maria)
FR, CH, BRD, USA, 2014. Regie & Buch: Olivier Assayas.
Mit: Juliette Binoche, Kristen Stewart, Chloë Grace Moretz, Lars Eidinger,
Johnny Flynn, Angela Winkler, Hanns Zischler u.a. Länge: 120 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 6 Jahren. Ab 27. August 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich..
Story:
Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere erhält die international
gefeierte Schauspielerin Maria Enders (Juliette Binoche) das Angebot, in der
Wiederaufführung eines Theaterstücks zu spielen, mit dem ihr vor 20 Jahren der
Durchbruch gelang. Damals hatte sie die Rolle der Sigrid übernommen, eine
verführerische junge Frau, die auf ihre Vorgesetzte Helena eine ganz besondere
Faszination ausübt und sie schließlich in den Selbstmord treibt. Anders als vor
20 Jahren soll Maria Enders diesmal jedoch nicht Sigrid sondern die ältere
Helena spielen, so der Wunsch von Regisseur Klaus Diesterweg (Lars Eidinger).
Gemeinsam mit ihrer Assistentin Valentine (Kristen Stewart) fährt sie nach Sils
Maria, um dort, in der Abgeschiedenheit der Alpen, das Stück zu proben. Als
Sigrid ist Jo-Ann Ellis (Chloë Grace Moretz) vorgesehen, ein junges Starlet aus
Hollywood mit Neigung zum Skandal. Eine charmante, aber nicht ganz
durchsichtige junge Frau - und ein beunruhigendes Spiegelbild ihrer selbst, dem
sich Maria nun gegenüber sieht.
Meinung:
Meta, vielleicht das Unwort der letzten Filmjahre. Mitte der
90er wurde der Twist unverzichtbar und seitdem mehrfach überreizt, nun ist
clever = meta. Nur können die wenigsten Filme sich wirklich mit diesem Attribut
brüsten. Ausgerechnet ein auf den ersten Blick eigentlich unscheinbarer Titel
wie „Die Wolken von Sils Maria“ ist so clever, reflektiert und vielschichtig,
kann sich mit Fug und Recht als einer der Meta-Filme des Jahres bezeichnen,
ohne dabei irgendwie gezwungen zu wirken und alles nur auf diese Ebene zu
stützen.
Noch ist die Stimmung äußerst heiter. |
Das traumhafte Panorama können sie nicht recht genießen. |
So beschrieben klingt das bald nach Mindfuck-Material aus
dem Hause David Lynch, Lars von Trier’s „Antichrist“ oder zu Letzt Denis
Villeneuve’s „Enemy“, mit diesen Werken hat „Die Wolken von Sils Maria“ dann
aber nur minimale Überschneidungspunkte. Eigene Interpretation ist auch hier
erfordert und zweifelsfrei erwünscht, doch nicht für das Verständnis der
Geschichte, ihrer Thematik von unabdingbarer Relevanz. Dieser Film wirft einen
ehrlichen, ungeschönten Blick hinter die Kulisse der Filmbranche, in dem der
Ruhm vergangener Tage kaum noch etwas wert ist. Speziell als Frau in dem
Geschäft öffnen einem Alter und Erfahrungen keine Türen, sie schlagen sie dir
vor der Nase zu. Maria hat dies längst am eigenen Leib erfahren. Das Business
ist schnelllebiger und unbarmherziger denn je, das World Wide Web kann dich
schnell nach oben bringen oder gnadenlos zerreißen, schafft in Windeseile Stars
oder beerdigt sie. „Die Wolken von Sils Maria“ ist eine Gegenüberstellung der
Generationen und setzt eine Frau in den Mittelpunkt des Geschehens, die sich
nicht mit den aktuellen Gepflogenheiten und Ansichten arrangieren kann und
will. Sie klammert sich an das, was sie mal war und immer noch glaubt zu sein
und erkennt erst durch die direkte Konfrontation mit dieser von ihr
verabscheuten, neuen Zeit und ihrem jüngsten Starlet (von Moretz unverkennbar
mit der Lindsay-Lohan-Schablone dargestellt), wie nah sie der Person gekommen
ist, die sie einst in ihrem ersten Erfolg selbst noch verführte. Die Zeiten
haben sich geändert, sie ist nicht mehr die Sigrid, sie ist die Helena. Was sie
niemals sein wollte. Abgestoßen und dennoch fasziniert.
Olivier Assayas hat ein fantastisches Skript verfasst, das
eine deutliche Abneigung gegen das moderne Hollywood-Kino und dessen Methoden
dem Zuschauer ins Gesicht schreit. Doch statt in Polemik, Zynismus und giftiger
Satire zu enden, erschafft er ein authentisches, differenziert ausgearbeitetes
Psychogramm, mit dem er seinen Hauptdarstellerinnen eine ebenso sensible,
nuancierte Darbietung abverlangt. Das Juliette Binoche dazu in der Lage ist,
stellt keine große Überraschung dar. Ihre Leistung dürfte zu den besten des
gesamten Jahres zählen. Chloë Grace Moretz ist auch schon lange kein Geheimtipp
mehr, doch gerade eine Kristin Stewart offenbart, dass sie mehr kann als
ausdruckslos mit halboffenem Mund durch die Gegend zu starren. Sie kann mit
Binoche auf Augenhöhe spielen, ihr manchmal beinah die Show stehlen. Könnte ein
echter Befreiungsschlag von ihrem Image werden, an dem sie bis dahin nicht
unschuldig war, beachtet man so manch indiskutable Leistung der Vergangenheit.
„Die Wolken von Sils Maria“ wird bestimmt nicht die breite
Masse in die Kinos locken, was nichts mit seiner hohen Qualität zu tun hat.
Eher im Gegenteil. Sollte ihm das gelingen, würde das seine eigene Aussage praktisch
widerlegen.
8 von 10 Wolkenphänomenen
Ja, der ist auf jeden Fall noch auf meiner Kinoliste für dieses sich dem Ende entgegen neigende Kinojahr.
AntwortenLöschenDann viel Freude, dieses Jahr gab es wenig bessere Filme.
Löschenes gibt mit sicherheit viel schlechtere filme
AntwortenLöschenaber so richtig gut fand ich den film leider nicht
trotz überzeugender schauspielerischer einzelleistungen
da alles auf mehreren ebenen auserzählt wird verflüchtigt sich das META ziemlich schnell
die m.e. schlechte synchro trägt auch nicht eben zum besseren gesamteindruck bei
einzig die landschaft bleibt unantastbar überwältigend
für alles andere gilt
weniger wäre mehr gewesen