Fakten:
Pans Labyrinth (El laberinto del
fauno)
ES, MEX, USA, 2006. Regie &
Buch: Guillermo del Toro. Mit: Ivana Baquero, Sergi López, Maribel Verdú, Doug
Jones, Ariadna Gil, Álex Angulo, Manolo Solo, César Vea, Roger Casamajor, Ivan Massagué
u.a. Länge: 119 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray
erhältlich.
Story:
Spanien, 1944: Die kleine Ofelia
reißt mit ihrer hochschwangeren Mutter zu deren neuen Ehemann, einem General
des faschistischen Franco-Regimes, der mit seinen Männer sich in den Bergen
versteckende Rebellen jagt. Neben dem Grauen und Leid erlebt Orfelia dort
märchenhaftes: Eines Nachts führt sie eine Elfe durch ein Labyrinth zu einem
Fabelwesen, dem Pan. Dieser offenbart dem Mädchen, dass sie die Reinkarnation
der Prinzessin des geheimen, unterirdischen Königreiches ist. Um wieder dorthin
zurückkehren zu können, muss sie bis zum nächsten Vollmond drei gefährliche
Aufgaben erfüllen.
Meinung:
Nachdem der Mexikaner Guillermo del
Toro durch die Hollywoodproduktionen „Blade 2“ und „Hellboy“ sich auch auf dem
Mainstreammarkt einen respektablen Namen gemacht hatte, konnte er mit
verhältnismäßig viel Aufwand an die Realisierung eines Herzensprojekts gehen.
„Pans Labyrinth“, einen Film einerseits über das düstere Kapitel der
faschistischen Herrschaft des Franco-Regimes in Spanien, andererseits über das
fantastische Abenteuer eines kleinen Mädchens, dem die Flucht in ein
zauberhaftes, geheimnisvolles Königreich in Aussicht gestellt wird.
Der Augang von diesem Elend? |
Guter Freund oder verführerischer Feind? |
Obwohl del Toro für
Hollywoodverhältnisse auch hier nur mit einem „schmalen“ Budget um die 13
Millionen US-Dollar hantieren musste, gelingt ihm die Umsetzung seiner
fantasievollen Elemente auf höchstem Niveau. Das CGI hält mit weitaus größeren
Produktionen spielend mit und wird vor allem nur unterstützend benutzt. Wann
immer sich mit realen Masken, Kostümen und Sets arbeiten lässt, greift del Toro
darauf zurück und stellt damit die Konkurrenz beeindruckend in den Schatten.
Kreativ, detailliert, mit einer faszinierenden Mischung aus leichter Morbidität
und träumerischer Schönheit. Auch diese Welt ist nicht frei von Gefahr und Tod,
doch mit Mut und einem guten Herzen lässt sich hier das Böse bezwingen. Es wird
das noch belohnt, was in der finsteren Realität kaum noch eine Chance zu haben
scheint. Seiner zum Teil schonungslos bebilderten Haupthandlung stellt del Toro
diese hoffnungsvollen Ausreißer gegenüber, ohne das man sich urplötzlich in
einen Disneyfilm geschleudert fühlt. Im Prinzip erlebt Orfelia bei ihren drei
Prüfungen auf die tatsächlichen Ereignisse übertragbare Situationen, womit sie
als Metapher verstanden werden können. Somit bietet „Pans Labyrinth“ weit mehr
als reinen Eskapismus und eine märchenhafte Geschichte, eingebettet in einen
bedrückenden und spannenden Nachkriegsfilm. Neben der ohnehin mitreißenden,
anrührenden-schmerzhaften Story und seiner formalen Klasse liegt die große
Qualität von del Toros Parabel in seiner vielseitig auslegbaren Deutungsweise.
Bewusst lässt der Regisseur seinem
Film einen gewissen Spielraum, in wie weit man für sich selbst die Ereignisse
interpretieren mag. Passieren Orfelia diese Dinge wahrhaftig? Trifft sie die
Elfen und den Faun in dem Labyrinth, meistert sie ihre Abenteuer tatsächlich
und ist sie wirklich die lange vermisste Prinzessin, die am Ende in ihr
wundervolles Königreich zurückkehren kann? Oder erleben wir nur den Einblick in
einen geschundenen, kindlichen Geist, der um die furchtbare Situation zu
verarbeiten einen psychologischen Schutzmechanismus hervorruft? Der die Kraft
der Fantasie nutzt, um dem Schrecken zu entfliehen, die Hoffnung aufrecht zu
erhalten, dass alles sich zum Guten wenden wird und am Ende die Erlösung in
Form einer besseren, warmen, gerechten Existenz wartet? Beides bleibt im Rahmen des
Möglichen. Dementsprechend lässt sich auch das Ende in völlig verschiedene Richtung
deuten und auch die Gefühle, die es hervorruft. Zwischen tieftraurig und Balsam
für das Herz liegt nur die persönliche Sicht der Dinge. Guillermo del Toro
überlässt es dem Zuschauer quasi selbst, mit welchen Emotionen, mit welchem
Ende er ihn aus seinem Film entlässt. Und zwar voll und ganz. Das ist so schön,
nicht im Geringsten bevormundend und absolut selten, eine wahre Glanzleistung.
Wie der gesamte Film.
8,5 von 10 magischen Kreidestücken
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