Fakten:
Flucht aus L.A. (Escape from L.A.)
USA, 1996. Regie: John Carpenter.
Buch: John Carpenter, Debra Hill, Kurt Russell. Mit: Kurt Russell, Stacy Keach,
Steve Buscemi, George Corraface, Cliff Robertson, A.J. Langer, Peter Fonda, Pam
Grier, Valeria Golino, Michelle Forbes, Bruce Campbell u.a. Länge: 97 Minuten.
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Nach einem verheerenden Erdbeben im
Jahr 2000 wurde Los Angeles vom Festland abgeschnitten und dient nun als
Hochsicherheitsgefängnis für das totalitäre Regime der USA. Nun, 2013, steht
die Welt am Rande eines Krieges. Ausgerechnet jetzt hat sich die Tochter des
US-Präsident auf die Seite der Rebellen geschlagen und mit einer
Satellitensteuerung in L.A. untergetaucht, mit der sich die Welt in Sekundenbruchteilen
kontrollieren ließe. Die Zeit drängt und mal wieder bleibt der Regierung keine
Wahl: Erneut zwingen sie Outlaw Snake Plissken zu einem Himmelfahrtskommando in
den Moloch. Mit einem tödlichen Virus infiziert hat er nur 10 Stunden Zeit die
Steuerungseinheit wiederzubeschaffen, damit er das rettende Gegengift bekommt.
Meinung:
Snake Plissken ist wieder da,
gerechnet hatten damit wohl nur die Wenigsten. 15 Jahre nachdem ihn John
Carpenter in „Die Klapperschlange“ durch das Sodom und Gomorra des ehemaligen
New York City jagte und damit nicht nur einen Klassiker des
Science-Fiction-Kinos schuf, sondern gleichzeitig diesen Charakter zur
Kultfigur stilisierte. Nebenbei auch der große Durchbruch seines Darstellers
Kurt Russell. In „Flucht aus L.A.“ kehrt der wortkarge Augenklappenträger aus
dem Vorruhestand zurück, um erneut unfreiwilligen seiner verhassten Regierung „dienen
zu dürfen“.
Neue Stadt, alte Probleme, dumm gelaufen. |
Bruce Campbell als Mickey Rourke. |
Statt New York dient nun eben Los
Angeles als Freilaufgehege für das kriminelle Gesindel, welches in seiner
anarchischen Gesellschaft eigentlich mehr Freiheiten genießt als das Volk
abseits der Mauern in der strengen, nach selbstgerecht-faschistoider Moral
gesäuberten Militärdiktatur. Wieder gilt es zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt
ein dringend benötigtes Gut zurück zu beschaffen und natürlich kommt dafür nur
der dauernd totgesagte Staatsfeind Nr.1 in Frage. Obwohl „Flucht aus L.A.“ klar
ein Sequel ist, erinnert es in der Tat mehr an eine Neuauflage mit abgeändertem
Setting. Neues fällt Carpenter, Russell und der ebenfalls am Skript tätigen
Debra Hill dabei kaum ein, wenn nur in Details, die mit dem Standortwechsel zu
tun haben, im Prinzip so aber auch schon im Erstling zu sehen waren. Jetzt wie damals
werden einst schillernde Stadtteile zur abscheulichsten Brutstätte des
Wahnsinns. In New York war der Broadway geschmückt von aufgespießten Köpfen, die
Kanalisation bevölkert von Kannibalen, in Beverly Hills jagen nun von plastischer
Chirurgie grotesk Entstellte nach frischen Körperteilen. Mit Sicherheit noch
die beste Idee des gesamten Films, inklusive eines Auftritts vom fast bis zur
Unkenntlichkeit „verschönten“ Bruce Campbell als Ober-Schnippler. Dieser
bizarre Moment sowie einige ironische Anspielungen und sarkastische Spitzen
können leider weder über die vorherrschende Einfallslosigkeit, dem allgemein
stimmungsraubenden Stilbruch und die stellenweise fast albern wirkende
Inszenierung hinwegtäuschen.
Aus Snake ist ein schöner Schmetterling geworden. |
Selbst am Ende wird sich so
haarklein am Original orientiert, dass es ungefähr den Effekt hat wie die Gags
von Otto Waalkes: Früher war das geil, aber immer die gleiche Pointe ist
witzlos. „Flucht aus L.A.“ ist bezeichnend für den Abstieg des einstiegen
Genies John Carpenter. Er war mal der Zeit voraus und als er nur noch mit ihr
gehen wollte, kam nicht mehr viel bei rum. An einigen Stellen ist das gerade
noch leidlich unterhaltsam, im Gesamten und besonders im Vergleich mit dem
sensationellen Original eigentlich nah an einer Frechheit. Über solche Filme freuen
sich die Fans nicht, sie fühlen sie veräppelt. Das wollte Carpenter sicher
nicht, aber er wollte die letzten zwanzig Jahre bestimmt auch nur gute Filme
machen, das Ergebnis ist traurige Realität.
4 von 10 (nicht!) perfekten
(CGI)Wellen
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