Fakten:
Big Bad Wolves
ISR, 2013. Regie & Buch: Aharon
Keshales, Navot Papushado. Mit: Lior Ashkenazi, Tzahi Grad, Rotem Keinan, Dov Glickman, Menashe Noy , Dvir Benedek , Nati Kluger, Kais Nashif, Ami Weinberg
u.a. Länge: 106 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray
erhältlich.
Story:
Ein Serientäter entführt,
vergewaltigt und enthauptet kleine Mädchen. Polizist Miki und seine Kollegen nehmen
einen Verdächtigen, den unscheinbaren Lehrer Dror, äußerst heftig in die
Mangel. Das hat Folgen: Ein Video des illegalen Verhörs landet im Internet,
Miki wird suspendiert. Nun an keine Vorschriften mehr gebunden, will er ein
Geständnis von Dror. Dabei kommt er dem Vater eines Opfers in die Quere, der
den selben Plan hat. Gemeinsam verschleppen sie Dror in den Keller des Vaters,
gut ausgestattet mit allerhand nützlichem Werkzeug. Nur Beweise für die Schuld
des Mannes haben sie nicht.
Meinung:
„Verrückte haben keine Angst vor
Waffen…Verrückte haben Angst vor Verrückten.“
Vor vier Jahren gelang den beiden
Israelis Aharon Keshales und Navot Papushado mit „Rabies – A Big Slasher
Massacre“ ein Überraschungs- und Achtungserfolg, zumindest in Genrekreisen. Auf
den ersten Blick schien ihr Low-Budget-Backwood-Slasher nur eine Kopie gängiger
US-Vorbilder, offenbarte sich dann letztlich zu einem gewitzten, ironischen
Beitrag, den man so nicht unbedingt auf dem Zettel hatte. Mit dieser Verve
machen die beiden Filmemacher auch bei ihrem jüngsten Werk „Big Bad Wolves“
weiter, was allein beim Blick auf die Thematik sehr risikofreudig, wenn nicht
sogar zum Scheitern verurteilt erscheinen mag. Das so anzugehen erfordert Mut
wie Können und dass sich dieser zum größten Teil auszahlt, macht ihre Namen auch
weiterhin äußerst interessant.
Die Polizei, dein Freund und Folterknecht. |
Wie beim Kinderarzt: Jetzt kommt der Reflexhammer. |
Keshales und Pupashado vergreifen
sich bei ihren pechschwarzen Humorattacken nicht an wehrlosen Opfer und gehen
geschickt der größten Stolperfalle aus dem Weg. Die abscheuliche
Verbrechensserie wird nicht verharmlost, was gleichzeitig auch das Handeln
aller Beteiligten zumindest nachvollziehbar gestaltet. Über geschändete,
ermordete Kinder wird sich nicht amüsiert. Nur wer selbst Dreck am Stecken hat,
wird nicht in Schutz genommen. Mit zynischen, ätzenden Pointen und Dialogen
geizen sie nicht, auch vor der nicht unbedingt toleranten Einstellung Israels
zu gewissen Bevölkerungsgruppen wird bewusst kein Halt gemacht. Wie schon bei „Rabies
– A Big Slasher Massacre“ greifen sich die beiden Regisseure ein angesagtes
Genre – hier eben den in Mode gekommenen „Torture-Porn“ – und drehen ihn nach
ihrer Fasson durch den Wolf. Folgen einigen Regeln, ignorieren dafür andere und
überraschen durch ihre selbstbewusste Art, sich nicht zu sehr in Klischees und
Erwartungshaltungen zu verlieren. Dafür muss ihnen großer Respekt gezollt
werden, von der sauberen Inszenierung ganz zu schweigen, die locker auf dem
Niveau gestandener US-Produktionen steht. Das ist abgewichst, das ist straight,
nur am Ende kann das tolle Konstrukt nicht ganz stabil stehen. Es mangelt nicht
am Stil, nicht an der grundlegenden Herangehensweise wie Umsetzung, es ist viel
einfacher: Der Schlusspunkt ist leider weder überraschend, noch wird das
entscheidende i-Tüpfelchen gesetzt.
Ausgerechnet auf den letzten Meter
enttäuscht „Big Bad Wolves“, allerdings nicht mit einem Frontalzusammenstoß.
Das aufgebaute Niveau kann schlicht nicht gehalten werden und gerade weil alles
vorher so schmissig aufgetischt wurde, erwartet man einfach mehr, als
schlussendlich geboten wird. Auch damit haben sich Keshales & Pupashado
wieder über Erwartungshaltungen hinweggesetzt, diesmal allerdings im negativen
Sinne. Doch die Fallhöhe ist lange nicht so krass wie bei dem bereits
angesprochenen „Prisoners“. Der hatte alle Chancen auf Höchstwertungen und
krachte auf ganz ordentliches Niveau, „Big Bad Wolves“ ist immer noch ein kleiner
Geheimtipp, nur er hätte ein richtig großer sein können. Wie auch immer, Tipp
bleibt Tipp.
6,5 von 10 verschmorten Brusthaaren
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