Fakten:
Das Stendhal Syndrom (La sindrome
de Stendhal)
IT, 1996. Regie: Dario Argento.
Buch: Dario Argento, Franco Ferrini, Graziella Magherini (Vorlage). Mit: Asia
Argento, Thomas Kretschmann, Marco Leonardi, Luigi Diberti, Paolo Bonacelli,
Julien Lambroschini, John Quentin, Franco Diogene u.a. Länge: 120 Minuten. FSK:
Keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Während des Besuches einer
Kunstgalerie in Florenz fällt Anna durch die Eindrücke der Gemälde in einen Trancezustand.
Von einer kurzzeitigen Amnesie befallen geleitet sie ein Fremder zu ihrem
Hotel. Dort wird sie sich erst bewusst, dass sie eine Polizistin ist, die auf
der Spur eines Serienvergewaltiger- und Mörders ist. Genau dieser taucht nun in
ihrem Zimmer auf…
Meinung:
„Du musst mir helfen ihn los zu
werden!“
Das Schaffen des Dario Argento
lässt sich grob in zwei Kapitel einteilen: Von seinem Regiedebüt „Das Geheimnis
der schwarzen Handschuhe“ (1970) bis „Terror in der Oper“ (1987) gab es keine
(international veröffentlichte) Aussetzer, danach wenig Brauchbares. Sein
erster Spielfilm der 90er, „Trauma“, wurde dem deutschen Titel sehr gerecht.
Bei „Das Stendhal Syndrom“ bewegt sich Argento schon wieder einen deutlichen
Schritt in die richtige Richtung, was leider kein Dauerzustand bleiben sollte. Während
sich Argento bereits bei „Trauma“ grundsätzlich von dem erprobten Gerüst des
Giallo und Horrorfilms ansatzweise entfernte, an dem Übergang hin zum surrealen
Psychothriller aber gnadenlos scheiterte, gelingt ihm dieser Spagat nun
deutlich besser, um Längen. Wenn man grobmotorische Schnitzer und einige
unglückliche Details komplett ausklammert, „Das Stendhal Syndrom“ passt fast nahtlos
in seine Episode 1.
Hilfe, der Busen blutet... |
Kretsche geht ein Licht auf... |
„Das Stendhal Syndrom“ ist lange
Zeit eher ein interessanter, mitunter holperiger Mischmasch, den man kaum
einordnen kann und will, bis er etwas zu früh seine Intention offenbart. Die
ist allerdings nicht dumm, nur zu wenig fundiert wie fokussiert. An Hitchcock-Niveau
gescheitert, als Versuch und durchaus interessierter Variable aller Ehren wert,
genau durch seine manchmal krude, nicht unbedingt logische, aber immer reizvolle, spannende Variation mit
harter und sexueller (Identität spielender) Note. Selbst Töchterlein Daria
Argento kann halbwegs überzeugen, wenn das mal nichts ist. Die zwischen
unerprobt und albern einzustufenden CGI-Einlagen hätte man sich aber lieber
erspart, visuell gewinnt der Film keine Preise. Schade, denn wenn sich Kunst
und Realität verschmelzen, hat auch dieses Werk seine Momente, da stören die
angestaubten Effekte keinesfalls. „Das Stendhal Syndrom“ würde in der ersten
Ära Argento nur eine kleinere Rolle spielen, in der Pre-OPERA-Phase aber ein deutlicher
Lichtblick. Wenn die gesamten 2 Stunden so rund laufen würden wie der
Endspurt - oder das Ganze auf eine
kompaktere, effektivere Version getrimmt -, eventuell ein Argento auf
Augenhöhe. So knapp drunter aufgrund sichtlicher Macken, der Rest kann sich mehr
als oft behauptet.
6,5 von 10 blutenden Lippen.
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