2014. USA. Regie und Buch: Andrew Niccol. Mit: Ethan
Hawke, Zoe Kravitz, January Jones, Jake Abel, Bruce Greenwood, Alma Sisneros,
Kristen Rakes, Dylan Kenin u.a. Länge: 104 Minuten. FSK: freigegeben ab 12
Jahren. Ab dem 09. Juni 2015 auf DVD und Blu-Ray erhältlich.
Story:
Major Thomas Egan ist ein Drohnenpilot, der mit dem
Drücken auf einen Knopf mehrere Menschen zerfetzen kann. Unzufrieden mit seinem
Beruf, verfällt er dem Alkohol, ignoriert seine Frau und macht aber ansonsten
nichts. Alki und stiller Ehemann ist er nämlich auch schon am Anfang
des Filmes.
Meinung:
Bei den gemeinen Tweets in der Sendung von Jimmy
Kimmel heißt es, Ethan Hawke sei wie ein Typ, der eigentlich gar kein Filmstar
werden sollte, aber es irgendwie geschafft hat und dies alle mit einem bloßen
„Ok“ akzeptiert hätten. Irgendwie hat das was. Und so nichtst er sich auch
durch diesen Film, der schon die dritte Zusammenarbeit mit Andrew Niccol
darstellt, welcher die Welt mal mit Gattaca und Lord of War bedrückt aber
bereichert hat. Das kommt einem angesichts dieses Filmes jedoch unendlich weit
weg vor. Der Film ist leider genau wie der Trailer, der ein wenig zu
selbstsicher und nichtssagend daherkommt und so die Sicht auf tiefergreifende
Untersuchungen komplett verbaut.
Thomas führt Krieg vom Bürostuhl aus
Ein wenig bezeichnend ist irgendwie, dass der Niccol sich schon in der
allerersten Szene verrennt. Gezeigt wird die Arbeit von Major Thomas Egan,
einem Drohnenpiloten, der in einem kleinen Container außerhalb von Las Vegas
mittels Fernsteuerungen und Fingerzucken die unbemannten Flieger steuert und
deren Waffen kontrolliert. Vegas selbst dient dabei als Symbol für die Staaten
und die Drohnenpiloten an sich: Letztendlich zocken sie auch nur. Mit Leben in
zigtausend Kilometern Entfernung, die eine Bedrohung für das Leben ehrenvoller
Amerikaner darstellen, weil sie männlich und im „Militäralter“ sind. Das ist
bittere Realität und dennoch inszeniert Niccol die Szene, als wäre sie aus
einer Traumwelt herausgegriffen. Das ist sehr unpassend, wird aber Sekunden
später noch von einem Soundtrack übertroffen, den man nur als morbide
bezeichnen kann und welcher einen Humor in den Film einweist, der einem sauer
aufstößt, nach dieser Szene allerdings immerhin auch wieder verschwindet. Der
Film zeigt gleich am Anfang, dass er gar nicht reif genug ist, um mit
dieser ernsten und hochaktuellen Thematik umzugehen.
Held, Feigling, Mörder?
Das merkt man auch und vor allem daran, dass der Film die Chance verspielt,
tiefergreifend in die Thematik einzutauchen. Stattdessen scheint es dem
Regisseur daran zu liegen, den Zuschauer von seiner eigenen Meinung zu
überzeugen. Das ist legitim, wurde aber auch schon eleganter gelöst. Hier
bemächtigt sich Niccol nämlich der Holzhammer-Methode und wiederholt und
wiederholt, bis es auch der letzte Zuschauer verstanden hat und dann wiederholt
er es noch mal. Zudem überdramatisiert er einige Dinge derart, dass es fast
schon unangenehm ist. Teils werden lächerliche Kniffe und Tricks angewandt, die
den einzigen Sinn und Zweck der Manipulation des Zuschauers haben. Damit wird
es nicht nur anstrengend, sondern auch unehrlich. Und diese Unehrlichkeit im
Umgang mit Fakten, Geschichte, Politik und Krieg ist nicht nur schädlich,
sondern der Todesstoß für einen Film, der sich bei aller Ignoranz auch noch
(zu) ernst nimmt. Ab und zu kann man sie jedoch ausmachen, die Spitzen, die
zeigen, dass der Film gut gemeint ist und die Perversion des War on Terror
offenlegen. Diese sind aber derart rar gesät und von kürzester Dauer, sodass
der manipulative Schwachsinn leider die Oberhand behält.
Der Krieg als Team-Meeting
Und so geht der Film auch zu keiner einzigen Sekunde auf Lösungen oder einfach
nur Vorschläge ein. Die Kritik des Filmes besteht darin, durch Übertreibung und
Seifenopfer-Manier zu sagen, dass das Drohnen-System doof ist. Was man anders
machen könnte oder sollte, wo man Ansätze anbringen kann, all das wird vom Film
nicht einmal beachtet, weshalb er unfassbar porös und bedeutungslos ist und zum
Ende des Tages schon niemanden mehr juckt. Die Piloten sind die einzigen Opfer
im Film, weil sie Leute per Fernsteuerung töten müssen und das nicht wenigstens
aus dem Flugzeug machen dürfen. Und der Protest der Piloten? Der besteht aus
Sarkasmus und Alkoholkonsum, wodurch sich die Fronten verhärten und eine Lösung
in noch weitere Ferne rutscht. Aber auch das interessiert Good Kill nicht. Um
das verrottete System geht es nicht. Um die Paranoia und das
selbstverständliche Töten von fremden Menschen geht es nicht. Auch darum, dass
McCarthys Erbe leicht transformiert scheinbar weiterlebt geht es nicht.
Stattdessen verplempert Niccol die Laufzeit mit einem Nebenstrang, der das des
Piloten Familienleben zeigt und ein blanker Witz ist, so formelhaft, stolpernd
und ungeduldig wird all das hier abgehandelt.
Andrew Niccol wollte einen bedeutenden Film über ein aktuelles und kontroverses
Thema drehen und ist dabei in allen Belängen gescheitert. Herausgekommen ist
ein seltsamer Brei, dessen einzige Konstante seine gezwungene Dramatik ist. Die
Thematik wird in den ersten Minuten komplett verwurstet und der Film ruht sich
dann die nächsten 50 Minuten auf seiner eigenen Haut aus, sodass nach der
ersten Hälfte des Filmes lediglich ein paar dramatische Blicke von Ethan Hawke
begutachtet werden können. Die gab es aber auch am Anfang schon. Nicht halb so
cool, nicht halb so spannend, nicht halb so aussagekräftig, wie Niccols Arbeit
es gern wäre.
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