Review: THE SECOND DEATH - DIE SÜNDER WERDEN BRENNEN - Maria ist wütend

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Fakten:
The Second Death - Die Sünder werden brennen (La segunda muerte)
AR, 2012. Regie & Buch: Santiago Fernández Calvete. Mit: Agustina Lecouna, Guillermo Arengo, Mauricio Dayub, Tomás Lizzio, Luz Kerz, Maria Laura Cali, Germán de Silva, Sandra Gugliotta u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die junge Polizistin Alba untersucht in einer entlegenen, argentinischen Kleinstadt einen mysteriösen Todesfall. Ein Mann ist mitten auf einer Landstrasse verbrannt. Die Ursache ist unbekannt. Niemand unterstützt ihre Ermittlungen, jeder im Ort scheint das Ereigniss einfach vergessen zu wollen. Gerade jetzt erscheint ein Mann mit einem Jungen in der Stadt, der angeblich über hellseherische Fähigkeiten verfügt. Durch das Berühren von Fotos kann er in die Vergangenheit sehen. In der Familie des Toten kommt es zu weiteren Todesfällen, alle auf die gleiche Weise. Alba sieht keine andere Möglichkeit mehr, als auf den Jungen zurückzugreifen. Sie kommen der grausamen Vergangenheit des Orts auf die Spur.


      
                                       
                                        
Meinung:
Der Argentinier Santiago Fernández Calvete liefert mit dem Mystery-Thriller "The Second Death" sein Regiedebüt ab und schrieb gleichzeitig das Script. Dafür zeigt er sich in gewissen Punkten schon erstaunlich souverän und nicht nur deshalb dürfte dieses Werk bei Freunden des übernatürlichen Spannungsfilms sicher eine Menge Zuspruch finden.


Der Junge mit dem Durchblick
Calvete erzählt in kühlen, enorm trostlosen Bildern einen spirituell-religiös schwangeren Suspensethriller, was relativ schnell kippen kann. In der Vergangenheit fielen etliche Genrefilme mit religiösem Background, genau deshalb, eher negativ auf. Wenn zuviel aus dem Religionsunterricht oder Gottedienst irgendwie verhackstückelt in einen (meist) pseudo-apokalyptischen Heuler gestopft, gerne und viel aus irgendwelchen Prophezeiungen und Bibelstellen zitiert und sakrale Klänge zum überdeutlichen Untermauern auf
das Trommelfell losgelassen wird, besteht da oft dezentens Nervpotenzial. Calvete (in den Credits nur als Santiago Fernández gelistet) übertreibt es, fast möchte man Gottlob sagen, nicht mit diesem (man möge mir den Ausdruck verzeihen) Hokus-Pokus, sondern baut es recht ansprechend in die Geschichte ein. Der religiöse Aspekt der Handlung ist natürlich (ab einem gewisssen Punkt) allgegenwärtig, nur nicht daumendick auf's Brot geschmiert. Seinen Namen hat "The Second Death" ("La segunda muerte") übrigens nicht rein zufällig oder weil es so schmissig klingt. Er bezieht sich tatsächlich auf eine Stelle in der Bibel, aus der Offenbarung 21.8. Mehr sollte dazu nicht gesagt werden, wer sich unbedingt selbst spoilern will, kann ja in die Nachttischschublade greifen und nachlesen.


In der Kirche ist die Hölle los
So, nachdem wir der Versuchung widerstehen konnten oder verwundert sind, wem wir jetzt nun wieder unseren Lieblingsschmöker ausgeliehen haben bzw. welcher Tischbein neulich statische Nachhilfe benötigt hat, weiter im Text, beginnend mit den Schönheitsfehlern: "The Second Death" ist einerseits wunderbar atmosphärisch, andererseits auch ein wenig zu überstilisiert...in seiner Reduzierung. Hä? Genau. Gibt es auch. Seine Bilder hat Calvete eindeutig nicht mit dem Color-Waschmittel gewaschen, das grenzt manchmal sogar an einen Schwarzweißfilm. Wenn da nicht gelegentlich ein ganz mattes Grün von einem Busch oder Baum durchschimmern würde, kaum ein Unterschied. Das macht zwar die bedrückende, bedrohlich-ruhige Grundstimmung aus, für meinen Geschmack aber etwas zu viel. Zumindest auf die Dauer. Der dezent wummernde, nicht zu aufdringliche Score passt da schon besser, gerade wegen der eher subtilen Wirkung. Die Off-Kommentare der Protagonistin sind auch nicht immer unglaublich passend. Der Stil ist schon in Ordnung, geht manchmal leider etwas auf den Zeiger.


Durchaus gelungen ist die Inszenierung,  wir sprechen hier halt von Schönheitsfehlern. Dazu muss etwas ja erstmal schön sein. Das ist "The Second Death". Die Story ist nicht super- originell, im Vergleich zu ähnlich gelagerten Filmen doch weit über dem Durchschnitt. Da werden schon leicht falsche Fährten gelegt, diverse Elemente gemixt und das Resultat kann sich absolut sehen lassen. Manche Szenen sind schön schaurig, das Tempo gedrosselt, gerade dadurch ist der Film oft effizient-unbehaglich und geheimnisvoll genug, um 90 interessante Minuten zu schaffen. Am Ende fehlt nur der entscheidende Kick. Diese Extra-Würze auf einen mehr als soliden, handwerklich guten Mystery-Thriller, bei dem Fans nicht viel falsch machen können. Merke: Wenn in diesem Landessprache Spanisch ist (und sie es bis zu uns schaffen), ist der Genrefreund zufrieden. Und immer wieder überrascht, wieviel Potenzial abseits von Hollywood schlummert, das erst entdeckt werden muss.

6,5 von 10 retrokognitiven Hellseher-Kids

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