Review: DIE LAST DER TRÄUME - Werner Herzog, "Fitzcarraldo" und unmenschliche Strapazen



Fakten:
Die Last der Träume (Burden of Dreams)
USA, BRD. 1982. Regie: Les Blank, Maureen Gosling. Mit: Werner Herzog, Klaus Kinski, Claudia Cardinale, Mick Jagger, Jason Robards u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Der amerikanische Regisseur Les Blank begleitete den Dreh von Werner Herzogs Filmklassiker „Fitzcarraldo“ mit seiner Kamera. Er und das Publikum werden Zeuge von Dreharbeiten voller Schwierigkeiten, Anstrengungen und Chaos.




Meinung:
Werner Herzog ist am Ende seiner Kräfte; jene Euphorie, jene Lebendigkeit und jeder Produktionseifer liegen begraben unter dem meterhohen Schlamm des Dschungels, erdrückt von der Last der Träume, eingeholt von der bitteren Realität. Physisch und psychisch bereits an seine Grenze gestoßen und das Ende der Dreharbeiten noch in den unsortierten Sternen stehend, kann er die Erotik des Urwaldes, die Klaus Kinski in jeder Pflanze, jedem Baumstamm und jeder Stromschnelle erkennen möchte, nicht mehr vorfinden. Er ist gefangen in der Obszönität, der Überlegenheit, dem erdrückenden Durcheinander der übermächtigen Natur: „Die Bäume sind voll Elend und die Vögel sind voll Elend. Ich glaube nicht, dass sie singen, sie schreien nur vor Schmerz.“ Herzog hat sich verschätzt, sich von der äußerlichen Romantik des noch unberührten Regenwaldes leiten lassen, bis Tränen und Schweiß nicht mehr zu unterscheiden waren.


„Es ist ein Land, das Gott, wenn es ihn überhaupt gibt, im Zorn erschaffen hat.“


Noch ist kein Ende in Sicht. Armer Werner
Werner Herzog sieht sein großes Scheitern bevor, glaubt nicht mehr an die vollständige Realisierung. Die Unruhen am Set werden immer extremer, Werner Herzog und seiner Crew wird vorgeworfen, die Eingeborenen auszunehmen und die Frauen vergewaltigt zu haben, nachts werden mitwirkende Indianer von Unbekannten mit Pfeilen durchbohrt, die Kosten der Dreharbeiten häufen sich immer weiter an, und Klaus Kinski bemerkte, dass er durch all die enormen Hindernisse nicht mehr im Mittelpunkt der Dinge stand – Die Tobsuchtsanfälle, ausgelöst durch Lappalien, häuften sich stetig. Es ist wohl nur schwer zu begreifen, was sich in einem Künstler abspielen muss, wenn er bemerkt, dass seine waghalsige, aber so brillante Vision, die bereits so viele Mühen gekostet hat, so viel Anstrengungen und Qualen, ein unerreichbares Unterfangen darstellt.


Heute wissen wir, das alles doch zu einem Abschluss gefunden hat und „Fitzcarraldo“ zu den wesentlichen Meisterwerke des deutschen Nachkriegskinos zählt; paralysierend, metaphorisch, unbändig, ein Mammutwerk, deren Strapazen man in jeder Sekunde anerkannt. Doch Herzog gibt sich schon im Vorfeld zurückhaltend, nicht wissend, ob sein Projekt jemals eine Uraufführung erfahren darf: „Ich sollte keine Filme mehr machen, ich sollte geradewegs ins Irrenhaus gehen. Vieles an dieser Arbeit ist einfach geisteskrank und nichts was ein ausgewachsener Mann sein ganzes Leben lang tun sollte. Und ich meine, selbst wenn ich dieses Schiff über den Berg bekomme und irgendwie den Film zuendebringe, kann mich die ganze Welt dazu beglückwünschen und es großartig finden. Aber niemand auf dieser Erde wird mich dazu bringen glücklich über all dies zu sein, nicht bis an Ende meiner Tage...


8 von 10 verzweifelnden Regisseuren


von souli

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