SPIDER-MAN: HOMECOMING - Der beste Spidey seit 13 Jahren


Fakten:
Spider-Man: Homecoming
USA. 2017. Regie: Jon Watts. Buch: John Francis Daley, Jonathan M. Goldstein, Erik Sommers, Steve Ditko. Mit: Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr., Marisa Tomei, Jon Favreau, Zendaya, Jacob Batalon, Laura Harrier, Tony Revolori, Bokeem Woodbine, Donald Glover, Gwyneth Paltrow, Tyne Daly, Abraham Attah, Hannibal Buress, Kenneth Choi, Chris Evans, Mike Starr, Logan Marshall-Green u.a. Länge: 133 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 13. Juli im Kino.


Story:
Immer noch euphorisch von dem packenden Kampf mit den Avengers kehrt Peter in seine Heimat zurück, wo er mit seiner Tante May und unter dem wachsamen Auge seines neuen Mentors Tony Stark lebt. Es fällt ihm jedoch nicht leicht, sich im Alltag zurechtzufinden - vielmehr will er beweisen, dass er mehr ist als nur der sympathische Spider-Man aus der Nachbarschaft. Als aber The Vulture als neuer Gegenspieler auftaucht, gerät plötzlich alles, was Peter im Leben wichtig ist, in große Gefahr.




Meinung:
Jahrelang haben Fans gehofft, dass Spider-Man es irgendwann ins Marvel Cinematic Universe schaffen wird. Doch schien dies ob der Rechte am Charakter stets sehr unwahrscheinlich. Nachdem Sony mit The Amazing Spider-Man 2 sein bestes Stück aber ein zweites Mal gegen die Wand gefahren und einen Großteil der Fans gegen sich aufgebracht hatte, ließ sich das Studio auf einen Deal mit Marvel ein. So kam es, dass wir im letzten Jahr in Captain America: Civil War einen ersten Blick auf den MCU Spider-Man werfen durften. Ein Blick, der bei vielen ausreichte, um die Vorfreude auf den neuen Standalone-Film ins unermessliche steigen zu lassen. Dieses Jahr ist es endlich soweit. Mit Spider-Man: Homecoming kommt der mittlerweile sechste Film über den Spinnenmann am 13.07.2017 in die deutschen Kinos. Und das Warten der Fans hat sich definitiv gelohnt, denn Homecoming ist nicht nur der beste Spider-Man Film seit 13 Jahren, sondern auch einer der besten Filme des MCU – und da kann auch die inflationäre Trailer Politik von Sony nichts dran ändern.


Doch was genau macht Homecoming anders? Nun die offensichtlichste Änderung ist, dass uns nicht zum dritten Mal gezeigt wird, wie Peter Parker von einer radioaktiven Spinne gebissen wird. Dennoch kann man dem Film den Charakter einer Origin-Story nicht ganz absprechen. Wir sehen hier nicht den Ursprung seiner Kräfte, wohl aber seine Verwandlung von der Spinne aus der Nachbarschaft zum großen Helden. Dabei umschiffen die Autoren gekonnt die immer gleiche Origin-Story, um uns indirekt eine neue Form der Entstehungsgeschichte zu erzählen. Dem Film kommt auch zu Gute, dass er – ähnlich wie Ant-Man – in einem eigenen kleinen Mikrokosmos spielt. Sicher macht der Film schon in den ersten Minuten deutlich, dass er Teil des MCU ist und auch die Auftritte von Tony Stark (zum Glück recht kurz gehalten) sind nicht zu leugnen, doch dreht sich die Mehrheit des Films um Peter, sein Leben in der Highschool und die kleinen Verbrechen, die er in seiner Nachbarschaft bekämpfen muss. Dank dieser minimalistischen Herangehensweise und der neuen Art eine Origin-Story zu erzählen, fühlt sich Homecoming sehr unabhängig und frisch an und ist damit genau das, was das MCU zur Zeit braucht.


Frisch und hoch motiviert ist auch der Mann unter der Maske. Tom Holland hat gegenüber den beiden anderen Spider-Man Darstellern einen klaren Vorteil: Er sieht aus wie ein Highschool-Schüler. Auch wenn Holland beim Dreh bereits 20 Jahre alt war, kauft man ihm den 16 Jährigen Schüler sofort ab. Das liegt aber nicht nur an seiner Optik, sondern auch an seinem unbedarften und naiven Schauspiel. Er verkörpert dabei alles was Peter und auch Spider-Man ausmacht, transportiert sowohl den Humor als auch die Emotionen mit Leichtigkeit und trägt damit den Film ohne Probleme auf seinen Schultern. Dennoch findet er Unterstützung durch einen beachtlichen Cast. Neben den üblichen Verdächtigen (Marisa Tomei, Robert Downey Jr. und Jon Favreau) und einigen tollen Neuzugängen (Donald Glover, Tony Revolori, Jacob Batalon...) beeindruckt vor Allem Keaton als Adrian Toomes/The Vulture. Er miemt einen der bis dato interessantesten Bösewichte des MCU, was insbesondere einer Enthüllung zu verdanken ist, die an dieser Stelle natürlich nicht vorweg genommen werden soll.


Dank diesem tollen Cast funktioniert auch der Humor des Films zu jeder Zeit. Ähnlich wie bei Guardians of the Galaxy fügt sich dieser auch ganz natürlich in den Film ein. Wenn man Jon Watts vorherige Filme schaut, die wahrscheinlich nur eingefleischten Cineasten bekannt sind, zeigt man sich schwer beeindruckt ob des tollen komödiantischen Timings, das er an den Tag legt. Zwar hat der Regisseur in Filmen wie Clown und Cop Car einen eigenen Stil entwickelt, dieser ist aber doch recht weit von dem entfernt, was wir von einem Spider-Man Film erwarten würden. Umso beachtlicher, dass er es nicht nur schafft die witzigen Dialogzeilen gekonnt einzufangen, sondern vor allem auch den visuellen Humor des Films so hervorragend zu meistern. Ähnlich verhält es sich mit der Action, die er insbesondere beim Flugzeug Showdown mit einer kaum auszuhaltenden Spannung kombiniert. Einzig auf emotionaler Ebene weiß der Film einen nicht so recht zu packen. Zwar wartet er mit einigen Überraschungen auf, doch sind diese zumeist wirklich nur überraschend und spannend, selten aber emotional.


Fazit: Spider-Man: Homecoming ist nicht nur der beste Spider-Man Film seit 13 Jahren, sondern auch einer der besten Beiträge des MCU. Jon Watts gelingt es mit einem motivierten und talentierten Cast den Witz und die Action der Comics auf die Leinwand zu bringen. Einzig auf emotionaler Ebene, weiß Homecoming nicht vollends zu überzeugen.

7,5 von 10 brachial verstellten Stimmen

Eine Kritik von Tobias Bangemann

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