Review: REGRESSION - Unter der Kontrolle einer satanischen Sekte

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Fakten:
Regression
CA/ES/US, 2015. Regie und Buch: Alejandro Amenábar. Mit: Ethan Hawke, Emma Watson, David Thewlis, Aaron Ashmore, Devon Bostick, Dale Dickey, Aaron Abrams, Lothaire Bluteau u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab 26. Februar 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Im Jahr 1990 ermittelt der Detective Bruce Kenner im Fall der 17-Jährigen Angela Grey. Das Mädchen gibt an, von einer satanischen Sekte entführt und missbraucht worden zu sein. Unter den Mitgliedern der Sekte soll sich zudem auch noch ihr eigener Vater befunden haben. Je weiter sich der Detective in den düsteren Fall hineinsteigert, desto tiefer verstrickt er sich nach und nach in ein undurchsichtiges Netz aus zweifelhaften Aussagen, grässlichen Albträumen, trügerischer Paranoia und rätselhaften Spuren.





Meinung:
In den 80er-Jahren kam es in den USA dazu, dass immer mehr Berichte und Fälle satanischer Missbräuche oder grausamer Rituale durch Sekten an die Öffentlichkeit gelangten. Auch wenn es oftmals nahezu unmöglich schien, konkrete Schuldige auszumachen oder belastende Beweise zu finden, existiert dieses dunkle Kapitel der Gesellschaft bis heute. Wer beispielsweise auf gängigen Video-Plattformen das Stichwort "Satanismus" eingibt, wird schnell auf zahlreiche Dokumentationen stoßen, die durch ihre erschreckende Schilderung realer Vorfälle das Blut in den Adern stärker gefrieren lassen als viele Horrorfilme.


Immer schön Händchen halten, dann wird alles gut.
Diese Hintergründe nutzt der spanische Regisseur Alejandro Amenábar für seinen düsteren Psycho-Thriller "Regression". Inspiriert durch wahre Ereignisse erzählt Amenábar, der das Drehbuch ebenfalls selbst schrieb, von einem Kriminalfall, in dem ein Detective nach der Aussage eines Mädchens ermittelt, die von einer satanischen Sekte gefangen genommen und missbraucht wurde. Zusätzliche Drastik erhält der Fall dadurch, dass angeblich ihr eigener Vater unter den Mitgliedern gewesen und sie missbraucht haben soll. Die Ermittlungen inszeniert der Regisseur dabei nach gängigem Schema und ziemlich geradlinig, auch optisch ist der Streifen durch die düstere Ausleuchtung an typische Thriller angelegt, wie es sie in diesem Stil seit David Finchers Meisterwerk "Sieben" unzählig gegeben hat. Der unheilvolle Aufhänger, dass hier okkulte Rituale und Satanismus im Ziel der Ermittlungen stehen, verleihen dem Werk allerdings vom Auftakt an eine durchaus bedrohliche Stimmung und über allen Szenen hängt diese gewisse Stimmung der Ungewissheit, als würde das unsichtbare Böse irgendwo im Verborgenen lauern.


Hab ich die Herdplatte ausgemacht?
"Regression" steuert dabei zunehmend in verschiedene Richtungen und lässt sich nie eindeutig auf ein Genre festlegen. Der anfängliche Krimi-Plot wird immer wieder mit Horror-Elementen durchsetzt und der Fokus auf den Fall bewegt sich nach und nach hin zu einer persönlichen Charakterstudie im Psycho-Thriller-Gewand, bei der die Grenzen zwischen rationalem Denken, grausigen Albträumen sowie wirrer Paranoia sehr stark verschwimmen. Könnte man zuerst annehmen, das Verhältnis zwischen Detective und Opfer, also Ethan Hawke und Emma Watson, steht im Vordergrund, rückt alleinig Ethan Hawke als verbissener Spurensucher in den Fokus des Geschehens. In einer Szene fragen ihn die Kollegen, ob er nicht mal zum Bowling mitkommen wolle, um sich von dem Fall lösen zu können. So ein Detective ist die von Hawke wie gewohnt gut gespielte Figur allerdings nicht und so verstrickt er sich immer mehr in die Ermittlungen. "Regression" gerät alles in allem mehr zu einer vernebelten Auseinandersetzung mit den Mechanismen von Verbrechen an sich und ruft dazu auf, deutlicher nach dem sprichwörtlichen Teufel in den Details zu suchen.


Dass der Streifen langsam auf einen Twist am Ende zuläuft, ist für den einigermaßen aufmerksamen Zuschauer nicht schwer zu erraten und für viele dürfte sich die nicht allzu originelle oder überraschende Auflösung im Finale als lahme Finte entpuppen, die dem Film nicht nur viel von seiner ungewissen Ausstrahlungskraft raubt, sondern ihn beinahe vollständig entmystifizert und dabei auch noch Gefahr läuft, Einzelschicksale realer Fälle zu trivialisieren sowie über einen Haufen zu kehren. "Regression" ist somit ein in Ansätzen mitreißender Thriller mit düsterer Atmosphäre, der aufgrund seiner unentschiedenen Erzählweise aber nie richtig zu fesseln weiß, zu viele altbekannte Elemente enthält und mit einer faden Auflösung enttäuscht, die den gesamten Film rückwirkend seiner Atmosphäre und Aussagekraft beraubt.


5,5 von 10 Küsse auf dem Friedhof vor dem Grab der eigenen Mutter


von Pat


Review: THE PUNISHER - Rechtsprechung mit der groben Kelle

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Fakten:
The Punisher
USA, 1989. Regie: Mark Goldblatt. Buch: Boaz Yakin. Mit: Dolph Lundgren, Louis Gossett Jr., Jeroen Krabbé, Kim Miyori, Sam Leary, Barry Otto, Bryan Marshall u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Vor fünf Jahren töteten Gangster die Familie von Polizist Frank Castle. Seitdem nimmt er das Gesetz in die eigenen Hände. Als Punisher hat er bereits 125 Kriminelle ausgeschaltet, von der Justiz gejagt, von der Unterwelt gefürchtet. Mafiaboss steht eigentlich ganz oben auf seiner Abschussliste. Doch als die Yakuza dessen Organisation übernehmen will und als Druckmittel die Kinder der Italiener entführt, kann Castle das nicht einfach so durchgehen lassen. Notgedrungen kämpfen sie Seite an Seite.

               
                                                                 
Meinung:
-„Selbst Rache kenn eine Grenze!“
-„Dann habe ich meine noch nicht gefunden!“

Lange bevor durch „X-Men – Der Film“ die bis heute unermüdliche, große MARVEL-Blockbusterinvasion auf die Kinoleinwände startete, durfte einer der düstersten Comic-(Anti)-Helden sein Spielfilmdebüt feiern. Regisseur Mark Goldblatt – bis auf dieses Werk und das vorangegangenen Kuriositäten-Kabinett „Dead Heat“ eigentlich nur als Schnittmeister bei unzähligen, bekannten Filmen aktiv – ist verantwortlich für den ersten, filmischen Auftritt des Punishers. Ein Mann, dessen einzige Superkraft sein unbändiges Bedürfnis nach Vergeltung ist. Der nach dem Mord an seiner Familie untergetaucht ist und nun nach dem guten, alten Auge-um-Auge-Prinzip handelt. Wer sich dem organisierten Verbrechen anschließt, hat seine Daseinsberechtigung verwehrt, wird ohne lästige Anklagen, Ermittlungen und Justizverfahren direkt seinem Schöpfer übergeben.


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Strafe muss sein...
2004 und 2008 durften Thomas Jane und Ray Stevenson erneut in die Rolle des hasserfüllten Scharfrichters schlüpfen, zur Premiere gibt sich Dolph Lundgren mit ungewohnt schwarzem Haupthaar und blassem Teint die Ehre. Bei der Kombination von Charakterdarsteller Lundgren, Selbstjustizkino und der generell ethisch korrekten Ton des 80er-Jahre-B-Actionfilms dürfte relativ schnell klar sein, auf was es sich einzustellen gilt. Kein Film des geschliffenen Dialogs oder tiefsinniger Figurenzeichnung, hier türmen sich die Leichenberge und die moralisch eigensinnige Einstellung fast aller Beteiligten wird maximal erwähnt, in Frage gestellt eher nicht. Ein primitives Schlachtengetümmel, in dem auf jeden Fall immer irgendwas passiert, was vornehmlich im Zusammenhang mit Schuss- und Stichwaffen steht. Mehr kann und darf nicht erwartet werden, muss und vor allem kann manchmal auch einfach reichen. Trotz dieser von vornherein klar definierten Erwartungshaltung (und eventueller Vorfreude) an schlichtes, stumpfes Haudruff-Kino jenseits der guten Kinderstube springt bei Goldblatt’s „The Punisher“ nie recht der Funke über. Selbst für seine Möglichkeiten ist alles Dargebotenen eher bescheidener Natur.


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Achtung, er wird sauer...
Wenn ein Film sich schon einzig und allein über seine Action auszeichnen will, sollte die auch überzeugen. Es ist keine Frage der Quantität, mehr der Qualität. Wäre die nur halb so hoch wie der Bodycount, alles in trockenen Tüchern. Der bis auf seine nicht zu ignorierende Physis erschreckend ausdruckslose Lundgren (als Figur kein Bisschen farbiger als seine ungesunde Gesichtsfarbe) mäht sich durch größtenteils gesichtslose Schurken wie auf dem Schießstand, ohne das eine dieser Szenen richtig Druck erzeugen könnte. Das hat was von Dienst nach Vorschrift, 08/15 mit Masse statt Klasse. Von Regieazubi Goldblatt ohne handwerkliche Finesse grob abgefilmt, immerhin mit einem stattlichen Härtegrat versehen, der „The Punisher“ in Deutschland lange vom freien Verkauf ausschloss. Nach heutigem Standard natürlich nicht mehr außergewöhnlich, somit jetzt zurecht wieder auf dem Markt. Verglichen mit der zynischen Gewaltorgie eines „Punisher: War Zone“ ist das alle noch harmlos. Auch wenn man das nicht gutheißen muss, irgendwie fehlt es diesem Punisher genau an solchen Merkmalen.


Er ist weder spektakulär, noch besonders diskussionswürdig. Weder aufregend, noch richtig sarkastisch und selbst der (definitiv vorhandene) unfreiwillige Humor wird eher zur Kenntnis genommen als für Unterhaltung zu sorgen. Dolphi, der nackt in der Kanalisation hockt oder mit dem Motorrad durch die selbige knattert wirkt schon massiv albern. Das wertet den Film jedoch nicht entscheidend auf. Zu Gute halten lässt sich ihm sein Bemühen um einen hohen Actionpegel, mehr lässt sich schwer als positiv anrechnen. Ein schwer angestaubter Krawallbruder der späten 80er, der heute kaum noch für Aufsehen sorgen kann. 

4 von 10 ferngesteuerten Whiskey-Flaschen

Review: BLOOD FEAST – Die Geburtsstunde des Splatterfilms

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Fakten:
Blood Feast
US, 1963. Regie: Herschell Gordon Lewis. Buch: Allison Louise Downe. Mit: Mal Arnold, William Kerwin, Connie Mason, Lyn Bolton, Scott H. Hall, Christy Foushee, Ashlyn Martin u.a. Länge: 67 Minuten. FSK: Ungeprüft. Nicht im freien Handel erhältlich.


Story:
Fuad Ramses ist der Besitzer eines Catering-Services, welcher auf ägyptische Spezialitäten ausgelegt ist. Hinter der Fassade des Mannes verbirgt sich allerdings ein geisteskranker Psychopath, der sich das Ziel gesetzt hat, eine ägyptische Göttin wieder auferstehen lassen. Hierfür tötet er junge Frauen, denen er Körperteile abtrennt oder Organe entnimmt, um diese für ein Ritual zu kochen. Als er für die Tochter einer Kundin ein ägyptisches Dinner organisieren soll, sieht er seine Chance gekommen, das Ritual endlich zu vervollständigen.





Meinung:
Im Laufe der Filmgeschichte hat sich das Genre des Horrorfilms in vielfältige Subgenres unterteilt. Eines davon ist der Splatterfilm, der zunächst als verpönt galt und weitestgehend abgelehnt wurde. Diese besonders explizite Gattung zeigt das Abtrennen von Körperteilen und Vergießen von Blut in besonders exzessiven Dimensionen. Spätestens in den 80er-Jahren hat das Splatter-Kino allerdings auch langsam im Mainstream Anklang gefunden. Vertreter wie "Braindead", "Tanz der Teufel" oder "Dawn of the Dead" genießen heutzutage einen gewissen Kultstatus und sind unlängst fester Bestandteil der Popkultur geworden.


Die
Gleich wird lecker gekocht!
Geburtsstunde des Splatterfilms lässt sich hingegen auf das Jahr 1963 zurückverfolgen, in dem Regisseur Herschell Gordon Lewis seinen billigen Low-Budget-Schocker "Blood Feast" veröffentlichte. Oberfläclich betrachtet ist der Streifen ein Reinfall auf diversen Ebenen, der für viele mittlerweile nur noch als unfreiwillig komischer Trashfilm funktioniert. Die Inszenierung ist in vielen Momenten wirklich dilettantisch, Szenenübergänge wirken abgehakt, es gibt Tag- und Nachtwechsel innerhalb einer Szene und während der sehr kurzen Laufzeit von gerade einmal 67 Minuten bleibt wenig Zeit für eine ansatzweise packende Dramaturgie. Dazu kommen Schauspieler, von denen man meint, sie wären wegen vielen Eigenschaften gecastet worden, nur nicht wegen ihrer Schauspielkünste. Die Dialoge wirken lachhaft und werden ebenso unbeholfen vorgetragen. Und doch hat dieser Film eine ganz eigenartige Faszination und besondere Ausstrahlung, die erahnen, wenn nicht sogar komplett verstehen lässt, weshalb er auf krude Weise ein Meilenstein wurde. Die Geschichte ist denkbar simpel: Ein geisteskranker Besitzer eines ägyptischen Catering-Services ermordet junge, schöne Frauen und erleichtert sie um ihre Körperteile oder Organe, um ein Ritual durchzuführen, mit dem er eine ägyptische Göttin wiederauferstehen lassen will. Auch wenn der Handlungsverlauf auf das absolute Slasher-Grundgerüst heruntergenagt wurde, versprüht bereits diese Komponente, in der man den Plot mit etwas ägyptischer Mythologie sowie okkulten Ritualmorden unterfüttert hat, eine ungemein krude und seltsame Aura.


Hinzu kommen die Mordszenen, die von einem abnormalen Sound-Design mitsamt herausragendem Score und bestialischen Grausamkeiten begleitet werden. Auch wenn der eigentliche Gewaltakt aufgrund des kaum vorhandenen Budgets nie wirklich explizit gezeigt wird, sondern eher die direkten Folgen in Form matschiger Sauereien, strahlen diese eine wirklich verstörende Atmosphäre aus und haben sichtbare Spuren in nachfolgenden Vertretern des (Sub-)Genres wie beispielsweise den Gialli von Dario Argento hinterlassen. Für die Hauptrolle des gestörten Serienkillers hat man mit Mal Arnold zudem einen echten Besetzungscoup gelandet, denn dieser sticht aus den ansonsten blassen oder hölzernen Leistungen der übrigen Darsteller durch seine wahnhafte Performance wirklich heraus. Letztendlich ist es diese dreiste Unbekümmertheit und das krude Missachten filmtechnischer Konventionen, durch das sich "Blood Feast" seinen Status als eigenwilliger Meilenstein sowie Geburtsstunde des Splatterfilms verdient hat. Der Film mag objektiv auf vielen Ebenen ungenügend erscheinen, doch gerade die unangepasste Machart, mit den verstörenden Zwischentönen, der bizarren Mythologie und den derben Gewalteinlagen machen aus ihm ein faszinierendes Relikt, das für jeden eine kleine Entdeckung darstellen dürfte, der sich gerne und leidenschaftlich mit dem Horror-Genre auseinandersetzt.


7 von 10 im Ofen gebackene Beine


von Pat

Unsere TV-Tipps der aktuellen Woche

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Unsere TV-Tipps von 25. bis 31.Januar 2016

Montag, 25. Januar:
Space Cowboys (Komödie) – 20:15 – kabel eins
A Serious Man (Drama) – 20:15 – eins festival
Auf kurze Distanz (Thriller) – 23:15 – Servus TV

Dienstag, 26. Januar:
Wie das Leben so spielt (Drama) – 20:15 – Super RTL
Inside Man (Thriller) – 20:15 – RTL Nitro
Die Fälscher (Drama) – 00:20 – ZDF

Mittwoch, 27. Januar:
Lore (Drama) – 20:15 – ARTE
Tödliche Entscheidungen (Thriller) – 22:15 – Eins Plus
Letters from Iwo Jima (Kriegsfilm) – 23:30 – kabel eins

Donnerstag, 28. Januar:
Last Samurai (Drama) – 23:10 – kabel eins
Ausgelöscht (Action) – 00:10 – Tele 5
Gorky Park (Thriller) – 01:55 - ARD

Freitag, 29. Januar:
Lord of War (Drama) – 22:20 – RTL2
Matrix (Sci-Fi) – 22:30 – Pro7
Fearless (Action) – 01:15 – Pro7

Samstag, 30. Januar:
Angeklagt (Drama) – 22:00 – zdf_neo
Fletcher’s Visionen (Thriller) – 22:25 – RTL2
Die Hand an der Wiege (Thriller) – 23:45 – zdf_neo

Sonntag, 31. Januar:
Unterwegs nach Cold Mountain(Drama) – 20:15 – ARTE
Zeiten des Aufruhrs (Drama) – 20:15 - sixx
Michael Clayton (Drama) – 23:35 - ARD

Review: RASHOMON - DAS LUSTWÄLDCHEN - Filme für die Ewigkeit aus Japan

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Fakten:
Rashomon - Das Lustwäldchen (Rashomon)
J. 1950. Regie: Akira Kurosawa. Buch: Shinobu Hashimoto, Akira Kurosawa, Akutagawa Ryunosuke (Vorlage). Mit: Toshiro Mifune, Machiko Kyo, Masayuki Mori, Kichijiro Ueda, Takashi Shimura, Minoru Chiaki, Noriko Honma, Daisuke Kato, ua. Länge: 86 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Ein berüchtigter Bandit lebt im Wald der Dämonen und ist schon nach einer Sichtung hin und weg von der Frau eines Samurai. Kurze Zeit später ist der Samurai tot, die Frau vergewaltigt und nicht aufzufinden und ein Holzfäller als Zeuge vor Gericht. Doch bald schon stellt sich heraus, dass niemand der Zeugen so recht die Wahrheit erzählen mag.






Meinung:
Als Akira Kurosawa im Jahr 1950 seinen Film „Rashomon“ veröffentlichte, wurden er und der Hauptdarsteller Toshiro Mifune mit einem Schlag in der ganzen Welt berühmt. Außer in Japan ironischerweise, denn dort erfuhr Kurosawa wie so oft wenig Beachtung und Anerkennung. Das ist schade, tut aber nichts zur Sache, da der japanische Meister der Nachwelt dreißig Filme hinterließ, die dem Publikum nicht mehr genommen werden können. „Rashomon“ ist gewissermaßen ein Phänomen, ein Film, nachdem mittlerweile ein Bonmot aus dem Boden gestanzt wurde. Als Rashomon-Effekt bezeichnet man nun den Umstand der kognitiven Verzerrung, also der subjektiven Einfärbung von erlebten Sachverhalten. Denn genau darum geht es in diesem Werk.






Am Anfang prasselt der Regen gnaden- und endlos auf die Erde nieder. An einem bereits halb zerfallenen Tor treffen sich drei Menschen (ein Bürger, ein Mönch und ein Holzfäller). Schließlich nutzt Kurosawa diese Figuren, um drei erzählerische Ebenen zu entfalten. Die Rahmenhandlung findet an besagtem Tor statt, die Erzählungen der drei Figuren werden in einer Gerichtsverhandlung gezeigt, in der der Zuschauer der Richter ist und von den Zeugenberichten einmal mehr in eine neue Ebene geführt werden - den fraglichen Geschehnissen im Wald der Dämonen. Über die Geschichte selbst sollte hier jedoch wenig Text verloren werden, da es elementar wichtig erscheint, dass die Geschichte sich für den Zuschauer bei einer Erstsichtung frei entfalten kann. Besonders (vor allem im Erscheinungsjahr) ist hier jedoch, dass der Film mehrere Versionen einer Geschichte erzählt, jeweils abgeänderte Fassungen, die von Figuren selbst erzählt werden und der Zuschauer letzten Endes zu entscheiden hat, wem er Glauben schenken soll. „Film ist die Wahrheit 24 mal in der Sekunde“ hat der König des selbstreflexiven Films Jean-Luc Godard berühmterweise mal gesagt. Zehn Jahr zuvor beweist Kurosawa dem Publikum bereits das Gegenteil. Nichts an diesem Film muss der Wahrheit entsprechen. Wahrscheinlich ist, dass drei Viertel des Werkes das auch nicht tun. 





Der arme Baum...
Kurosawa nutzt überaus geschickt die visuellen Möglichkeiten des Mediums und gestaltet seine dreilagige Geschichte überraschend flüssig, leicht identifizierbar und übersichtlich, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kommt. Das wurde bedeutend später in der Filmgeschichte schon bedeutend schlechter gelöst. Zudem beeinflusste er damit ganz offensichtlich das allmählich aufkeimende New Wave-Kino und weltbekannte Filmemacher wie Steven Spielberg, Martin Scorsese oder Robert Altman. Tatsächlich lassen sich an „Rashomon“ einige interessante Formalien behandeln; so zum Beispiel der Einsatz visueller Stile in seiner Regiearbeit. Man achte einmal auf die Linienführung in den verschiedenen Episoden. Die Rahmenhandlung ist dominiert von vertikalen Linien, der endlose Regen ist da nur der Anfang. Die Gerichtsverhandlung wird ausschließlich in horizontalen Linien erzählt (was die Ausgeglichenheit und Gerechtigkeit des Gerichts suggerieren soll) und die pikanten Geschichten im Wald, von denen man nicht weiß, welche Version wahrhaftig ist, sind durchsetzt von Diagonalen, Horizontalen und Vertikalen. Sie sind quasi ein schönes Durcheinander. Das ist große Regie-Arbeit, so was lässt einen nostalgisch werden ob der beeindruckenden Zeit so vieler kreativer Spitzenkünstler, die es im heutigen Filmsystem alles andere als einfach hätten. 






Vor Gericht, aber glücklich
Natürlich aber ist „Rashomon“ mitnichten auf seine visuelle Ebene zu reduzieren. Tatsächlich ist der knapp anderthalbstündige Film ein ungemein vielschichtiger Film geworden, der wahrlich intelligent daherkommt, viel erzählt aber noch mehr erfahrbar macht und quasi als Parabel angesehen werden kann. Die Gerechtigkeit ist eines der großen Themen des Films. Die Frage nach ihr, die Frage, ob sie existiert. Ob Menschen überhaupt im Stande sind, sie zu erkennen und zu vollstrecken. Oder ob sie eine übergeordnete Instanz dafür benötigen - einen Gott, sofern er uns noch nicht verlassen hat. Immer wieder schaut der Bandit (Mifune) mit einer Mischung aus Wut und Sehnsucht in den Himmel. Auf der Suche. (Die Legende besagt, Kurosawa sei der erste gewesen, der in die Sonne gefilmt habe.) Hand in Hand mit der Thematik geht der zweite Komplex des Films, der als Glauben zusammenzufassen ist. Optimismus trifft auf Realismus, der Glauben wird mit Zweifeln konfrontiert (bzw. von ihm bedingt) und Hoffnung trifft auf Enttäuschung trifft auf Hoffnung. Der dritte thematische Stamm des Films behandelt die japanische Kultur selbst und verbindet somit traditionelle Kultur mit modern-westlicher Filmsprache. Die bittere Erbarmungslosigkeit, mit der Kurosawa schließlich den japanischen Ehrenkodex auseinandernimmt und seiner Zerbrechlichkeit preisgibt, hat etwas sehr Orientierungsloses. Japanisches Nachkriegskino eben.






Mit „Rashomon“ hat Akira Kurosawa der Welt eines von vielen inszenatorischen Meisterstücken erbracht. Der Regisseur Robert Altman selbst sagte zu dem Werk, dass an ihm nichts und alles wahr sei, was den Film zu einem Gedicht mache. Tatsächlich ist der Film jedoch auch auf die visuelle Ebene äußerst interessant zu betrachten, nimmt der Postmoderne viel vorweg und erzählt eine Geschichte, deren vage Unbestimmtheit durchaus dazu führt, pessimistisch zu wirken. Und dennoch findet sie am Ende symbolisch zum Ziel, mündet in einem ruhigen Plädoyer für Menschlichkeit, Verantwortung und Respekt, bis auch der Regen verschwindet. Ein großartiger Film, der noch eine weitere Frage stellt, auf die es wohl keine Antwort gibt. Wie verstehen Japaner diesen Film wohl?





8 von 10 unzuverlässigen Erzählern

Review: CREED - ROCKY`S LEGACY - Rocky 2.0

1 Kommentar:


Fakten:
Creed – Rocky`s Legacy (Creed)
US, 2015. Regie: Ryan Coogler. Buch: Ryan Coogler & Aaron Covington. Mit: Sylvester Stallone, Michael B. Jordan, Tessa Thompson, Wood Harris, Tony Bellew, Phylicia Rashasd u.a. Länge: 133 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Adonis ist der uneheliche Sohn des Boxweltmeisters Apollo Creed und obwohl dieser vor seiner Geburt gestorben ist, hat der junge Adonis eine Leidenschaft fürs Boxen im Blut. Er wagt den entscheidenden Schritt, kündigt seinen Job und verlässt seine Ziehmutter um nach Philadelphia zu ziehen und dort Profiboxer zu werden. Auf der Suche nach einem Trainer wendet er sich an Rocky Balboa, den ehemaligen Rivalen und späteren Freund seines Vaters.




Meinung:
Als 2013 die Ankündigung kam, dass man das Rocky-Franchise im Lauf der kommenden Jahre um einen weiteren Eintrag ergänzen wolle, überraschte das wohl so gut wie niemanden. Der Remake- und Fortsetzungswahn Hollywoods hat in den letzten Jahren seinen Höhepunkt erreicht und keine auch nur halbwegs profitable Filmreihe scheint davor sicher zu sein. Aus Sicht der Produzenten spricht da auch überhaupt nichts dagegen, unabhängig von der Qualität des Werkes lockt allein schon der Name genügend Fans in die Kinos um einen mehr als erfolgreichen Film zu garantieren, ein finanzieller Flop scheint ein Ding der Unmöglichkeit. So begeisterte George Miller zuletzt mit seiner Neuauflage von „Mad Max“ und auch J. J. Abrams konnte mit „Star Wars: The Force Awakens“ die Magie der originalen Trilogie wieder aufleben lassen. Doch das sind aus qualitativer Sicht nur Ausnahmen, der Großteil beweist, dass Fanservice und aufdringliche Marketingstrategien oftmals wichtiger als der eigentliche Film sind und kreative Ansätze im Rausch der eingespülten Millionen schlichtweg untergehen. Auch „Creed“ schafft es nicht diese gewohnten Strukturen aufzubrechen.


Alt vs. Neu!
Der mittlerweile schon siebte Teil des Franchises reiht sich nahtlos in die Reihe seiner Vorgänger mit ein. Neuartige Elemente sucht man dabei vergebens, „Creed“ orientiert sich zu jedem Zeitpunkt an den gängigen Mechanismen des Boxerfilms und konstruiert die klassische Rocky-Geschichte konsequent nach. Betrachtet man die Zufriedenheit der Fans ist diese Vorgehensweise durchaus legitim, doch genau dann muss sich der Film auch an seinen Vorbildern messen und dabei werden seine Schwächen nur zu deutlich. Das beginnt schon beim Protagonisten Adonis, der zwar eine nachvollziehbare Motivation erhält, emotional aufgrund seiner geringen Fallhöhe aber schlichtweg nicht funktioniert. Seine Liebesbeziehung wirkt standardisiert und platt wenn man sie mit der wunderbar unbeholfenen Annäherung zwischen Rocky und Adrian vergleicht und auch der Endkampf kann, obgleich er der am besten choreografierte und inszenierte Showdown der Reihe ist, nie wirklich mitreißen, weil emotional einfach zu wenig dahintersteckt. Inszenatorisch macht Coogler einen ordentlich Job (auch wenn er wohl manchmal dem Irrtum erlag mit „Creed“ ein Musikvideo zu inszenieren) und schafft es durchaus einen Grundstein für kommende Filme zu schaffen, doch für sich genommen ist „Creed“ nicht mehr als ein weiterer mittelmäßiger Eintrag ins Buch der Boxerfilme.  


Es ist die Ideenlosigkeit, die „Creed“ letzten Endes in die Belanglosigkeit stürzt, jedes Versatzstück scheint bekannt, der Weg des Films von Beginn an vorgezeichnet. Was Ryan Coogler uns hier präsentiert ist ein Best-of der bisherigen Rockyfilme, stark darauf ausgelegt durch die Sympathien für einen gebrechlichen Sylvester Stallone Bonuspunkte zu sammeln und den Rest durch oberflächliche Nostalgie und billigem Pathos zu generieren. Dass diese Formel bei Fans der Reihe greift, scheint daher keine große Überraschung zu sein, denn gerade in ihren Reihen werden Veränderungen grundsätzlich mit großen Zweifel betrachtet. Die allgemeine Begeisterung für diesen Film lässt sich wohl nur auf niedrige Erwartungshaltung zurückführen, denn auf rein filmischer Ebene ist „Creed“ sicherlich nicht mehr als Standartware.


5 von 10 Schläge ins Gesicht

Review: RAUM - Wenn die Welt zu einem fremden Ort wird

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Fakten:
Raum (Room)
CA, IE. 2015. Regie: Lenny Abrahmson. Buch: Emma Donoghue. Mit: Brie Larson, Jacob Tremblay, Joan Allen, Sean Bridgers, William H. Macy u.a. Länge: 117 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 17. März 2016 im Kino.


Story:
Ma ist eine junge Frau, die vor sieben Jahren als Teenagerin entführt und seitdem in einem winzigen Schuppen eingesperrt ist. Von ihrem Entführer wird sie regelmäßig vergewaltigt, dabei entstand auch ihr fünfjähriger Sohn Jack, der mit ihr in diesem Raum lebt und die Welt außerhalb noch nie kennengelernt hat. Als die Flucht gelingt, müssen sich beide an die fremde Welt gewöhnen.




Meinung:
Lenny Abrahmson ist zwar kein Unbekannter mehr, die große Anerkennung blieb dem Iren aber bisher verwehrt. Sein letztjähriger Film „Frank“ wurde zwar durchaus positiv aufgenommen, das große Publikum erreichte er trotz bekannter Namen in der Besetzung (Michael Fassbender, Domhnall Gleeson, Maggie Gyllenhaal) aber nicht. Mit „Raum“ dürfte sich das jedoch schlagartig ändern, Oscarnominierungen in vier der wichtigsten Kategorien dürften den Film und damit auch seinen Regisseur zum entscheidenden Schritt auf die große Bühne verhelfen, man darf also über neue Projekte gespannt bleiben.


Viel Platz ist nicht!
„Raum“ ist sicherlich kein Film, den man nebenbei und unaufmerksam schauen sollte, er fordert seine Zuschauer, packt sie, schockt sie, lässt sie auch Tage nach der Sichtung nicht los. Das liegt am Inhalt, eine Geschichte, die man fast nicht glauben kann, vor allem nicht glauben möchte und die deswegen auch erbarmungslos zuschlägt. Das liegt aber auch an der Inszenierung, die schmerzlich passiv von den Geschehnissen berichtet, nichts verschönert und vor allem nie versucht den Betrachter emotional zu manipulieren. Es sind vielschichtige Emotionen, die den Zuschauer mitreißen, nicht zuletzt weil sie unheimlich echt und greifbar wirken, zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar sind und deswegen auch enorme Sympathien für die geplagten Protagonisten erzeugen. Die Verbindung zwischen Figur und Zuschauer funktioniert letztlich auch deshalb so gut, weil die Darsteller alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel nutzen um eine unglaublich kraftvolle und authentische Performance zu liefern. Das gilt für Brie Larson, die für ihre Darbietung erst kürzlich mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde und völlig zurecht zu den Favoritinnen für den Oscar zählt. Das gilt aber auch für Jacob Tremblay, der für sein Alter erschreckend gut spielt und wohl zu den vielversprechendsten Jungschauspielern gehört.


Basteln mit Eierschalen!
Abrahamson hat mit „Raum“ aber nicht nur ein mit kraftvollen Emotionen angefülltes Drama geschaffen, sondern liefert auch eine glaubhafte Reflexion über die Folgen von sozialer Abgrenzung und die anschließende Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Im titelgebenden Raum eingesperrt ist für den fünfjährigen Jack alles nur ein Spiel, seine Mutter nutzt den Fernseher notgedrungen als Erklärungsversuch für die Welt außerhalb und erklärt ihm, dass nichts davon wirklich existiert und die Welt außerhalb des Raumes endet. Wie will man einem Jungen, einem kleinen Kind, sonst erklären, dass er einen winzigen Raum nicht verlassen darf? Wirklich interessant wird es dann, wenn er auf die Welt trifft und alles hinterfragen muss, was er bisher wusste. Eindrücklich zeigt der Film, wie er sich langsam, aber immer besser, in der echten Welt zurechtfindet und damit seiner Mutter auch irgendwann vorauseilt. Denn die hat nach anfänglicher Euphorie deutlich mehr Probleme mit der Wiedereingliederung als ihr Sohn und ringt mit komplexen menschlichen Emotionen. Während ihr Sohn die Welt Schritt für Schritt kennenlernen kann, treffen bei Ma Wunschvorstellungen und glückliche Erinnerungen auf die grausame Realität und sorgen dafür, dass sie ihre komplette Existenz hinterfragen muss.


„Room“ gehört schon jetzt zu den besten Filmen des Jahres, ein frühes Highlight, das die Messlatte fürs Kinojahr 2016 sehr hochlegt. Von der Inszenierung über das Drehbuch bis hin zu den Darstellern ist Lenny Abrahamson ein vielschichtiger und kraftvoller Film gelungen, der seine Zuschauer auch noch Tage nach der Sichtung beschäftigen wird. Ein überaus gelungenes Werk, das jeder gesehen haben sollte.


8 von 10  Nervenzusammenbrüche

Review: POLTERGEIST II & III - Der Fluch der Serie

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http://womenwriteaboutcomics.com/wp-content/uploads/2014/10/poltergeist-2-poster.jpg

Fakten:
Poltergeist II – Die andere Seite (Poltergeist II: The Other Side)
USA, 1986. Regie: Brian Gibson. Buch: Michael Grais, Mark Victor. Mit: JoBeth Williams, Craig T. Nelson, Heather O´Rourke, Oliver Robins, Zelda Rubinstein, Will Sampson, Julian Beck u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nach den Vorkommnissen in Cuesta Verde ist die Familie Freeling bei der Großmutter untergekommen. Der Fluch holt sie ein, in Form eines schauderhaften Predigers. Der Albtraum beginnt erneut, da kann nur noch Manitu helfen…

                                                                                        
Meinung:
Ohne Tobe Hooper und Steven Spielberg geht der Spuk weiter. Obwohl der Fernseher wohlweißlich aus dem Kreis der Familie Freeling verbannt wurde, das Böse kann auch anders. Diesmal besonders repräsentiert durch einen extrem gespenstisch auftretenden Prediger von der anderen Seite, der einem zugegeben nur mit seine Physis schon schlaflose Nächte garantieren kann. Makabrer Beigeschmack dabei: Darsteller Julian Beck war beim Dreh schon schwer vom Krebs gezeichnet und erlebte den Release vom Film auch nicht mehr. Der Fluch der „Poltergeist“-Serie fand ein neues Opfer, nur diesmal sehr offensichtlich, bald schon berechnend. Wenn Beck nicht so ausgemergelt von seiner heimtückischen Krankheit gewesen wäre, wer weiß wie er sonst gewirkt hätte.


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Der nette Onkel aus dem Jenseits
Bis auf die unmittelbare Präsenz des Grauens mit ihrem hageren Gesicht gibt es nicht viel Neues beim handzahmen Polterabend. Schon das Original von 1982 war nicht mehr als eine reine Geisterbahnfahrt ohne echte Kollateralschäden (zumindest im Film), aber verkaufte das hervorragend. Am Ende war man – wie auf dem besten Rummel aller Zeiten – froh, dass die ganze Familie da unbeschadet rausgekommen ist und man nun entspannt dem Heimweg antreten kann. Das funktionierte trotz eindeutige Tendenz in die Richtung exzellent. Das typischen Spielberg-Kino ohne große (oder zumindest schockierende, unvorhersehbare) Verluste gepaart mit grandiosen Effekten und ikonischen Momenten des Horrorfilms, einmalige Mischung. Teil 2 wirkt arg gezwungen, von vorne bis hinten und kommt zudem nur ganz behutsam aus der Hüfte. Positiv: Fast der gesamte Cast des Originals (naja, bis auf Dominique Dunne, aber das wäre echt gruselig) ist mit an Bord, die Bemühung kann man dem Film kaum absprechen, auch wenn die Klasse sichtlich fehlt. Der heimliche Star – Medium-Gnom Zelda Rubinstein – wuselt gar nur selten durchs Bild und wird stattdessen ersetzt durch den allwissenden Schamanen, der hauptsächliche kluge Ratschläge gibt und mit dieser Überdosis an alberner Indianer-Folklore fast etwas rassistisch rüberkommt.


„Poltergeist II – Die andere Seite“ kopiert mehr schlecht als recht und ist deutlich zusammengewürfelt, hat aber auch seine Höhepunkte. Top und Flop Schulter an Schulter. Einige Szenen, in denen besonders die klassischen Effekte ihre Muskeln spielen lassen, sind toll. Die durchdrehende Zahnspange macht den Anfang. Das Highlight: Bei Craig T. Nelson ist  deutlich der Wurm drin. Feinstes Overacting – Nicolas Cage würde blass vor Neid werden – und dann kotzt er sogar noch eine Clive-Barker-Kreatur aus, sagenhafte Momentaufnahme. Das und der arme Tropf Julian Beck macht den Film partiell echt reizvoll, allgemein ist das recht dürftig. Nicht schlecht umgesetzt, eher lasch im Vorfeld konzipiert. Der Eyecatcher ist dann auch (wahrscheinlich) unfreiwilliger Natur: Was JoBeth Williams hier (selbst für 80er-Verhältnisse) an Klamotten auftragen muss, echter Gänsehaut-Faktor. Allein der weiße Strickpulli mit bunten Männekieken drauf war schon damals mutig. Wahrhaftig von der anderen Seite.

5 von 10 Anrufen aus dem Jenseits

                                                                                     
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Fakten:
Poltergeist III – Die dunkle Seite des Bösen (Poltergeist III)
USA, 1988. Regie: Gary Sherman. Buch: Gary Sherman, Brian Taggert. Mit: Tom Skerritt, Nancy Allen, Heather O’Rourke, Zelda Rubinstein, Lara Flynn Boyle, Kipley Wentz, Richard Fire, Nathan Davis u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Carol Anne ist seit einiger Zeit zu Besuch bei ihrer Tante Pat und ihrem neuen Mann Bruce, die in einem von ihrem Onkel errichteten, hochmodernen Wolkenkratzer leben. Der Geist von Reverend Kane hat sie dort aufgespürt. Das übernatürlich begabte Mädchen soll ihn und seine Anhänger „ins Licht“ führen. Über die zahlreichen Spiegel im Gebäude versucht Kane, Carol Anne auf die dunkle Seite zu locken. Medium Tangina spürt die Präsenz des Bösen und eilt zu Hilfe.

                                                                         
Meinung:
Beim dritten und letzten Teil der „Poltergeist“-Reihe (das Remake aus dem letzten Jahr ausgenommen) wird der Serie versucht durch ein brandneues Szenario frischen Wind einzuhauchen. Weg aus der Beschaulichkeit der Vororte in einen hochmodernen Turm aus Glas und Stahl, mitten in Chicago. Der schützende Schoß der Familie wurde direkt aufgelöst, Carol Anne ist nun bei der bisher spuklosen Verwandtschaft, die der merkwürdigen Vergangenheit des kleinen Mädchens mit logischer Skepsis begegnet. Somit nicht nur ein Szenenwechsel, auch die Cast-Karten werden neu gemischt. Statt JoBeth Williams und Craig T. Nelson übernehmen nun Nancy Allen und Tom Skerritt den schwierigen Erziehungsauftrag, dazu gibt Lara Flynn Boyle als große Cousine ihr Spielfilmdebüt. Gute Voraussetzungen, um nicht schon wieder das Original mehr oder weniger zu wiederholen und neben dem deutlich düsterer angelegten Grundton ist das auch einer der wenigen, positiven Aspekte von „Poltergeist III – Die dunkle Seite des Bösen“. Wirklich gelungen ist das Ganze weniger.


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Backe, backe Kuchen...
Die Idee mit einer dämonischen Parallelwelt hinter den Spiegeln – von denen es in einem 80er-Jahre-Hightechklotz wie diesem mehr als genug gibt – ist gar nicht schlecht, bis auf einige recht müde Jumpscares weiß man daraus aber nicht viel zu machen. Atmosphärisch ähnlich steril wie das Setting, mit (im Vergleich zu den Vorgängern) eher bescheidenen Effekten und keiner einzigen Szene, die sich nachhaltig im Gedächtnis festsetzen dürfte. Der Ton wird merklich rauer, mit der braven Ende-gut-alles-gut-Methodik wird endlich mal gebrochen, daraus resultiert nur grundsätzlich keine größere Spannung. Im direkten Duell mit anderen Horrorfilmen seiner Zeit ist auch die dunkle Seite des Bösen noch relativ artig gehalten, geht nicht mehr ganz in die Richtung einer aufwändigen Studio-Geisterbahn, richtig bösartig ist das trotzdem noch lange nicht. Es fehlt deutlich am richtigen Schwung, an der effektvollen Inszenierung,die besonders Teil 1 und zumindest ansatzweise Teil 2 noch auszeichneten. Auch das erneute Auftauchen von Schreckgespenst Reverend Kane hat an Effet verloren, da Julian Beck inzwischen wirklich nicht mehr unter den Lebenden weilte und sein Ersatzmann Nathan Davis unter Make-Up vergraben werden muss, um eine ähnlich befremdliches Äußeres vorzugaukeln. Man kann ja nicht immer direkt aus dem Hospiz casten.


Damit wären wir auch wieder beim Fluch der Reihe gelandet. Diesmal erwischte es ausgerechnet die erst zwölfjährige Heather O’Rourke, die noch während der Postproduktion an den Komplikationen einer Operation verstarb. Eine filmhistorisch einmalige, tragische „Pechsträhne“, die – so widerlich das klingen mag – natürlich auch zur Legendbildung rund um die Filme beitrug. Hätte man kaum besser planen können. Damit hatte es sich endgültig ausgepoltert und die Geister durften endlich in ihre Gräber zurückkehren. Wie so oft mit einem unrühmlichen Finale, das immerhin über einen leicht neuen Ansatz verfügt. 

4 von 10 Rissen im Spiegel