Specials: WES CRAVEN - Ein Nachruf

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In Wes Cravens Kino lauert der Schrecken hinter den geläufigen Alltagspanoramen: Ob im ruralen Idyll, welches durch die Vergewaltigung zweier Mädchen gnadenlos entweiht wird, im Jugendzimmer, in dem der vernarbte Traummann mit dem Eintritt des Schlafes die Scherenhand wetzt, oder an der Highschool, die einen harschen Lehrplanwechsel zu verbuchen hat: Anstatt Algebra gibt es postmodernes Schlitzkunst. Dass es zu all dem phantastischen Blutvergießen, dem physischen wie psychischen Terror, den schweißtreibenden Angstzuständen kommt, begründet Wes Craven immer wieder mit der verrohten Natur des Menschen, was sein Kino auch als eine radikale Spiegelung der Abgründe in uns allen fungieren lässt. Wie groß die Lücke ist, die Wes Craven in der Filmwelt hinterlässt, wird mit seinem gestrigen Tod in Zukunft wohl noch deutlicher vor Augen geführt, wenn wir mal wieder Zeuge davon werden, wie junge, aufstrebende Regisseure versuchen, die Rape & Revenge-Topoi einer politischen Dimension unterzuordnen, sich aber doch nur am aufgestellten Fleisch laben - oder selbstgefällig in Meta-Purzelbäumen verzetteln. Wes Craven war einer der Filmemacher, die nicht nur die Mechanik des Horror-Genres bis zum letzten Zahnrädchen verstanden haben und es deswegen auch nach Lust und Laune umprogrammieren respektive chiffrieren konnten; Wes Craven war ein Künstler, der auf dem Boden geblieben ist, der sich nicht mit großen, affektierten Reden ins rechte Licht setzen musste, sondern unentwegt Taten zum Ausdruck kommen lassen hat. Wenngleich sein Output nicht vollends im blütenreinen Weiß erstrahlen mag, die wegweisende Sprache seiner Meilensteine wird nie verstummen. 

von souli

Review: STRAIGHT OUTTA COMPTON – Vom Ghetto in die Charts

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Fakten:
Straight Outta Compton
USA. 2015. Regie: F. Gary Gray.
Buch: Alan Wenkins, Andrea Berloff, S. Leigh Savidge, Jonathan Herman. Mit: O'Shea Jackson Jr., Corey Hawkins, Jason Mitchell, Neil Brown Jr., Aldis Hodge, Carra Patterson, Alexandra Shipp, Paul Giamatti, Elena Goode, Keith Powers, Joshua Brockington, Sheldon A. Smith, Cleavon McClendon, Aeriél Miranda, Lisa Renee Pitts, Angela Elayne Gibbs u.a. Länge: 147 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 14. Januar 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Mitte der 80er Jahre ist Compton, gelegen am Stadtrand von L.A., einer der gefährlichsten Orte der USA. Die Hauptstadt der Gangs mit der höchsten Kriminalitätsrate des Landes prägt fünf junge Männer nachhaltig. Sie beginnen, ihre bitteren Erfahrungen in radikal ehrlicher Musik zu verarbeiten. In ihren Texten rebellieren sie gegen den brutalen Alltag, die Polizeiwillkür und ihre scheinbar aussichtslose Lage. Mit dem Album Straight Outta Compton geben N.W.A. (Niggaz Wit Attitudes) einer unterdrückten Generation eine explosive Stimme und einen neuen Sound, die das Land und die gesamte Musikindustrie bis heute nachhaltig aufmischen.





Meinung:
Ihre Songs lassen sich heute wunderbar als grimmige Zeitkapseln rezipieren: Vielleicht nicht das, was man gemeinhin als komplex bezeichnen würde, aber mit entsprechender Wut im Bauch auf jene Missstände aufmerksam machen, die die Hip-Hop-Combo N.W.A. in ihren aktiven Jahren wirklich bewegt hat. Wer sich etwas mit der Geschichte des Gangsta-Rap vertraut gemacht hat, der kommt um die Niggaz Wit Attitudes und ihren famosen Aufstieg natürlich nicht herum; und den perfekten Filmstoff hat das Leben auch schon parat gelegt: Eine Handvoll Ghettokids spielt sich an die Spitze, drückt der Szene nachhaltig ihren markanten Stempel auf, muss dann aber auch im Erfolgstaumel erkennen, dass der Kapitalismus nicht vor der in Compton gegründeten Loyalität untereinander haltmacht. Und als Zeitporträt, das nicht nur „der gefährlichsten Band der Welt“ detailliert Aufmerksamkeit zukommen lassen möchte, sondern auch das lokale Lebensgefühl im suburbanen Gegenentwurf zum Westküstensehnsuchtsort thematisiert, darf man „Straight Outta Compton“ als durchaus authentisch werten. Dass F. Gary Grays Biopic allerdings einem ungemein konventionellen Narrativ unterlegen ist, macht dann auch schnell die üblichen Genre-Mankos sichtbar: Egal, wie stark sich Dr. Dre und Ice Cube im Hintergrund der Produktion auch dafür eingesetzt haben mögen, dass die Geschichte von N.W.A. hier akkurat rekonstruiert wird, als Zuschauer findet man emotional keine Ankerstellen, weil sich alles aus einem Topoi speist, die Filmbiografien schon seit drei Ewigkeiten so öde und uninspiriert machen: Nur verbürgtes Nacherzählen, anstatt ein eigendynamisches Erfahrbarmachen.


5 von 10 erschütternden Diagnosen


von souli




Meinung:
Natürlich handelt es sich bei „Straight Outta Compton“ um ein Baby von den Geldmagneten Dr. Dre und Ice Cube, die sich selbst und dem verstorbenen Eazy-E ein Denkmal setzen wollen. Einen triftigen Grund für die Verfilmung gibt es nicht wirklich, aber der Erfolg scheint den Köpfen hinter dem Werk Recht zu geben. Aber dennoch muss man irgendwie abwägen, ob der Film wirklich so toll ist, wie alle Welt zu behaupten scheint. Folgt man dem Geschehen etwas anteilnahmelos, mag man sicher dazu neigen, den Film abzunicken und durchzuwinken. Schließlich sieht das alles top aus, stört nie das Auge und folgt schematisch den altbekannten Wegen und Pfaden der „Rise-and-Fall“-Lehre. Setzt man sich jedoch etwas näher mit dem Film auseinander, fallen mehrere Sachen auf. Erstens existieren nur noch Erinnerungen an Dre, Cube und Eazy-E, aber NWA hatte fünf Mitglieder, die hier komplett rechts und links liegen gelassen werden. Wirtschaftliches Kalkül natürlich. Wie das bei der Langfassung des Films ist, lässt sich nur spekulieren. Das hinterlässt durchaus einen faden Beigeschmack nach der Sichtung, fällt aber während der Vorstellung nicht weiter auf. Was da jedoch auffällt, ist die Tatsache, dass der Film es reihenweise verpasst, die mitunter politischen Aussagen der Hip-Hop-Formation ernst zunehmen und in den Film zu integrieren. Der Rassismus wird hier beinahe wie ein Relikt aus den 80ern dargestellt, als das rot-blaue Licht der Polizeiautos immer wieder die Nacht der Nachbarschaft erleuchtete. Am Ende ist aber alles gut, weil man weiß, dass der Beat-Doktor noch den ein oder anderen Star formen wird. Ermüdend ist der Film selten, wirklich unter den Durchschnitt rutscht er wie andere Vertreter des Rap-Biopics zu keiner Zeit, aber überraschen tut er nicht und man muss doch deutlich sagen, dass er thematisch und inhaltlich weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt.


5,5 von 10 fetten Beats


von Smooli

Unsere TV-Tipps der aktuellen Woche

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Unsere TV-Tipps vom 31. August bis 6. September 2015

Montag, 31. August:
Spider-Man 2 (Action) – 20:15 – kabel eins
Fight Club (Satire) - 23:05 – kabel eins
Die Blechtrommel – Director’s Cut (Drama) - 23:30 - NDR

Dienstag, 01. September:
Mäusejagd (Komödie) – 20:15 – Super RTL
Perfect World (Drama) - 20:15 – Tele 5
Ladykillers (Komödie) – 22:15 – Super RTL

Mittwoch, 02. September:
The International (Action) – 20:15 – kabel eins
A Serious Man (Drama) - 22:25 - 3Sat
Freier Fall (Drama) – 22:45 - ARD

Donnerstag, 03. September:
The Matrix (Sci-Fi) -22:30 – Vox
Fremde Schatten (Thriller) – 23:25 – 3Sat
Manderlay (Drama) – 01:55 – ARD

Freitag, 04. September:
Spuren des Bösen (Drama) – 20:15 – ARTE
OSS 117 – Der Spion, der sich liebte (Komödie) – 01:15 - ARD
OSS 117 -Er selbst ist sich genug (Komödie) – 02:45 – ARD

Samstag, 05. September:
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 1 (Fantasy) – 20:15 – RTL
Tropa de Elite (Thriller) - 23:15 – zdf_neo
Jeepers Creepers (Horror) – 04:00 – Pro7

Sonntag, 06. September:
Das wilde Schaf (Komödie) – 20:15 – ARTE
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2 (Fantasy) – 20:15 – RTL
Pain & Gain (Satire) – 01:10 – Pro7

Review: ARMEE IM SCHATTEN - Das bittere Grau des Widerstands

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Fakten:
Armee im Schatten (L’armée des ombres)
FR, IT, 1969. Regie: Jean-Pierre Melville. Buch: Jean-Pierre Melville, Joseph Kessel (Vorlage). Mit: Lino Ventura, Paul Meurisse, Jean-Pierre Cassel, Simone Signoret, Claude Mann, Paul Crauchet, Christian Barbier, Serge Reggiani, André Dewavrin u.a. Länge: 145 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
1942 wird der Résistance-Kämpfer Philippe Gerbier von den deutschen Besatzern inhaftiert, doch ihm gelingt die Flucht. Als sein Verbündeter Felix einige Zeit später in die Hände der Nazis fällt, setzen er und sein Kameraden alle Hebel in Bewegung, um ihn vor der Folter-Haft der Gestapo zu befreien. Dabei geraten sie selbst in größte Gefahr und in das Visier des übermächtigen Gegners.


                                                                                     

Meinung:
Wie kaum ein Zweiter beherrschte Jean-Pierre Melville den Drahtseilakt zwischen Arthaus- und Genrekino. Seine Filme wandeln unnachahmlich auf dem schmalen Grat von hohem Anspruch und erstklassiger Spannung, womit er mehrfach beweisen konnte, dass sich diese Eigenschaften nicht zwangsläufig im Wege stehen müssen. So auch bei „Armee im Schatten“, der selbst in der qualitativ wahnsinnigen Vita von Melville noch eine Ausnahmeerscheinung darstellt, (nicht nur) aus ganz persönlichen Gründen.


Wo gehobelt wird,...
Melville – Jahrgang 1917 – war ein junger Mann, als sein Heimatland von Nazi-Deutschland überfallen, besetzt und sich über Jahre im Würgegriff des faschistischen Regimes befand. Er selbst war nicht nur ein unmittelbar betroffener Zeitzeuge, sondern aktives Mitglied der Résistance, die unter Einsatz ihres Lebens sich gegen den übermächtigen Feind stemmte. Diese Erfahrungen verarbeitet er bei „Armee der Schatten“, wobei es sich natürlich formal um eine Romanverfilmung von Joseph Kessel handelt. Unverkennbar ist dennoch der persönliche Bezug von Melville zu der Thematik, allein durch etliche Details und besonders den sehr authentischen, ungeschönten wie schmerzhaften Blick in die individuellen Einzelschicksale, die dieser Krieg im Hintergrund erfordert, die aber im Blick auf das große Ganze keine Rücksicht erfahren können…zumindest, wenn das Wohl des Einzelnen die Sache im Gesamten in Gefahr bringt. Dann, was die größte Stärke dieses ohnehin bärenstarken Films ist, wird diese perverse Diskrepanz offen gelegt, die sich allgemein wie ein roter Faden durch die Werke von Jean-Pierre Melville zieht. Loyalität und interne Moral sind wichtig, sogar unabdingbar, doch wenn eine Grenze überschritten wurde, ob freiwillig oder unverschuldet, greift nur eine Konsequenz. Ein heftiger Zwiespalt, der in den von ihm geschilderten Fällen jedoch eine absoluten Logik zu Grunde liegt, und dadurch wird erst so deutlich, wie unglaublich präzise und klug er über menschliche Abgründe balanciert und seine Figuren auch nicht davor schützt, den tiefen Fall zu erleben.


Den rechten Arm heben wäre einfacher, aber wer will das?
Die Résistance kämpfte für Freiheit und Gerechtigkeit, gegen ein sadistisches und menschenverachtendes System, muss sich gleichzeitig dadurch schützen, im Ernstfall ähnlich skrupellos zu handeln, wenn es die Situation erfordert. Melville thematisiert eher den internen Konflikt und die damit verbundenen Gewissensbisse, als den aktiven Kampf gegen den direkten Feind, davon bekommen wir genau genommen nichts zu sehen, erleben nur die Folgen. Die Faschisten bilden im Prinzip nur den Rahmen und sind als omnipräsente Bedrohung vorhanden, alle zwischenmenschlichen und dadurch wichtigen Aspekte spielen sich ausschließlich innerhalb des Widerstands ab. Dort wird schon früh klar, das Opfer unabdingbar sind, wenn man für etwas Großes kämpft. Jedem wird eingebläut sich an die Regeln zu halten, wer dazu nicht in der Lage ist, riskiert nicht nur sein eigenes Leben, er riskiert den Erfolg einer Nation. Das mag sehr pathetisch, ehrenhaft klingen, genau an dem Punkt kommt die ehrliche Inszenierung von Melville ins Spiel: Trotz seiner Vergangenheit versucht er niemals, das Geschehen deutlich zu glorifizieren, zu rechtfertigen oder entschuldigen. Es gibt in dem aufreibenden Kampf kaum leichte Entscheidungen, keine Helden mit blütenreinen Westen und erst recht nicht einem unbeschwerten Gewissen, sie schwächeln, brechen ein und bleiben Menschen, mit allen Fehlern und Emotionen, die nicht immer falsch sind, nur manchmal nicht der Sache entsprechend.


Was das zur Folge hat und in wie weit man sich da noch von dem hässlichen Feind unterscheidet, es ist nur noch an dem Ziel wirklich erkennbar, kaum von der Vorgehensweise. Bitter, aber absolut richtig und deshalb unwahrscheinlich niederschmetternd. Melville geht einen unbequemen Weg, der statt Schwarz und Weiß in tristem Grau gezeichnet ist, damit allerdings genau den Kern der Sache trifft und ein unglaublich drastisches Ende findet, das einem jede Illusion raubt. Nur die Geschichte hat gezeigt, dass nicht alles umsonst war. 

9 von 10 Rauchbomben

Review: 90210 - SHARK ATTACK IN BEVERLY HILLS & GEFESSELT- LIEBE.EHRE.GEHORSAM. – Im Fahrwasser von “Sharknado” und “Fifty Shades of Grey”

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Fakten:
90210 – Shark Attack in Beverly Hills
USA. 2014.
Regie: David DeCoteau. Buch: Charlie Meadows. Mit: Donna Wilkes, Jeffrey Decker, Braden Bacha, Jud Birza, Stephanie Shemanski, Nikki BreAnne Wells, u.a. Länge: 72 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Bei einem Schulausflug bleiben die Schüler mit einer Milf-Lehrerin in einem Haus und geben sich dem hin, was amerikanische Schüler anderswo anscheinend alles so treiben. Irgendwann wird aber deutlich, dass einer der Schüler verflucht ist und sich einen Hai-Kopf wachsen lassen kann.
Ohne Scheiß. 




Meinung:
Hai-Trash-Filme gibt es heutzutage in Hülle und Fülle und dennoch ist es hin und wieder überraschend, was für Kram den Weg in die deutschen DVD-Regale (bzw. in diesem Fall Grabbeltische) findet. Und natürlich finden sich auch bei „90210: Shark Attack in Beverly Hills“ die üblichen Trash-Billigfilm-Baustellen. Legendär schlechte Animationen, grotesk überzogene Kleinigkeiten, null Gespür für Timing, Bild, Ton, Humor oder Charakterentwicklung (was kein Fremdwort ist, auch wenn manche Filmemacher das wohl gerne so hätten). Von den Darstellern und ihren abgefahren nervigen Figuren muss man gar nicht erst anfangen. Aber abgesehen davon wie dumm, schlecht und kräftezehrend die Gaudi hier mit all den kleinen und riesigen Fehlern ist, lässt der Film dann doch relativ kalt. Zumindest solange, bis die titelgebenden Hai-Angriffe kommen. Die sind nämlich, das muss man dem Werk lassen, vollends überraschend. Aus dem ganz einfachen Grund, dass in diesem Film nicht eine Szene am Meer spielt und die ersten 45 von 70 Minuten kein Hai zu sehen ist. Nun mag man argumentiere, dass das in „Der weiße Hai“ von Steven Spielberg auch nicht viel anders gewesen sei, aber da war wenigstens das Wasser omnipräsent! Hier nicht. Hier ist man nicht am Wasser. Die Haie werden aber auch nicht „Sharknado“-mäßig auf das Land geschossen. Stattdessen ist es eine Art Inside-Job. Das ist natürlich so bescheuert, dass man nicht wissen möchte, was für Substanzen während der Stoffentwicklung geraucht wurden, aber irgendwie schafft der Film es, Sympathien zu wecken. Und sei es nur Mitleid. Denn hin und wieder blitzen kleinste Ideen auf, die so etwas wie Substanz haben. Ideen, die durch ihre grottige Ausführung zwar zunichte gemacht werden, trotzdem aber Ideen bleiben. Und das kann ja nichts Schlechtes sein. Wer also wirklich zu viel Zeit hat und einen wirklich sehr schlechten Film sehen möchte, der einen auf den letzten Metern irgendwie zum Lachen bringt, der darf zugreifen.


2,5 von 10 Hai-Köpfen


von Smooli


Fakten:
Gefesselt – Liebe. Ehre. Gehorsam (Deadly Virtues: Love. Honour. Obey.)
UK, NL. 2014. Regie: Ate de Jong. Buch: Mark Rogers. Mit: Edward Akrout, Matt Barber, Megan Maczko, Helen Bradbury u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Ab 3. September 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Das Ehepaar Tom und Alison hat gerade Sex, als Aaron in ihr Haus einbricht und die beiden attackiert. Alison kommt wieder zu sich, gefesselt und mit den Armen an die Küchendecke geknüpft. Tom wurde von Aaron im Bad gefesselt. Aaron beginnt ein langsames, aber fieses und immer gewalttätigeres Spiel mit den beiden. Im Lauf der Zeit wird deutlich, dass auch Alison und Tom dunkle Geheimnisse bewahren.




Meinung:
"Freunde des Home Invasion Films konnten sich über Nachschub in den letzten Jahren kaum beschweren, um „Gefesselt – Liebe.Ehre.Gehorsam“ sollten sie jedoch einen ganz großen Bogen machen. Da funktioniert schon von Anfang an gar nichts. Während z.B. ein „Home Sweet Home“ sich viel Zeit ließ und dadurch ein unbequemes Bedrohungsszenario aufbaute, poltert hier der ungebetene Gast nach wenigen Sekunden in das Schlafzimmer des gerade zärtlich den Beischlaf vollziehenden Pärchens und das Elend nimmt seinen Lauf. Sie hängt bald mächtig in den Seilen, er geht in die Wanne und der lachhafte Psychopath droht auch noch an, sich das ganze Wochenende dort einnisten zu wollen. Na toll, selten hat man sich mehr auf einen Montag gefreut. Nicht etwa, weil die nun praktizierten Demütigungen und Qualen so intensiv wären, sie sind einem einfach scheißegal. Den Peiniger kann man kaum ernst nehmen, sein dusseliges „Motiv“ oder wie man das nennen kann erst recht nicht, aber der Oberhammer kommt ja noch. Der Film arbeitet auf eine Pointe hin, die dem Fass den Boden ausschlägt.


Wer „I Spit on your Grave“ oder jeden anderen Rape & Revenge Film frauenfeindlich oder moralisch bedenklich findet, der sollte sich mal den hier angucken. Diese Filme erfüllen halt ein erprobtes Muster, gestehen den Frauen zumindest am Ende Stärke und Selbstbewusstsein zu, was sich dieser Unfall rausnimmt geht auf keine Kuhhaut. Frauen sind so hilflos, dumm und bekommen alleine nichts auf die Kette, die müssen manchmal ein Wochenende zu ihrem Glück drangsaliert werden. Mensch, da war der alte Dildo-Schlecker und Schlüpfer-Schnüffler doch eigentlich ganz nett, ein kostenloser Paartherapeut…und er hat sogar Frühstück gemacht. Ob er wohl seine Nummer dagelassen hat…? Mal gucken, wem der nette Herr als nächstes hilft. Man fasst es einfach nicht…


1,5 von 10 abgeschnittenen Fingern


von JackoXL

Review: DER UMLEGER & WARTE, BIS ES DUNKEL WIRD - Das doppelte Sackgesicht

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Fakten:
Der Umleger (The Town That Dreaded Sundown)
USA, 1976. Regie: Charles B. Pierce. Buch: Earl E. Smith. Mit: Ben Johnson, Andrew Prine, Dawn Wells, Jimmy Clem, Jim Citty, Charles B. Pierce, Robert Aquino, Cindy Butler, Christine Ellsworth, Earl E. Smith u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 3.9. 2015 DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Im Jahr 1946 wird die Kleinstadt Texarkana von einem unbekannten Killer heimgesucht, genannt „Das Phantom“. Der maskierte Mann tötet Pärchen, scheinbar wahllos, die Polizei tappt im Dunkeln. Der erfahrene Texas Ranger Morales wird zur Hilfe herbeigezogen, doch selbst er findet keine ernsthafte Spur. Dabei tickt die Uhr, denn der Killer tötet zuverlässig in einem Rhythmus. Texarkana wird zur Geisterstadt, sobald die Sonne untergeht…





Meinung:
„Der Umleger“ (da hat sich die deutsche Namensschmiede selbst übertroffen, dabei ist „The Town That Dreaded Sundown“ ein ganz wunderbarer Titel) ist- um gleich mit der Tür ins Haus zufallen – bestimmt kein wirklich guter Film. Damals und erst recht nicht heute. Aber er besitzt einige markante Merkmale, manche davon fast zufällig, und kann zumindest theoretisch als einer der ersten US-Slasher bezeichnet werden. Zwei Jahre bevor John Carpenter mit „Halloween – Die Nacht des Grauens“ das dem Giallo entlehnte Subgenre jenseits des großen Teichs salonfähig gemacht hat („Black Christmas“ aus dem Jahr 1974 ausgenommen, aber das war auch eine kanadische Produktion).


Ein Sack, sie alle zu knechten...
Wie gesagt, theoretisch, denn „Der Umleger“ (!!!) bedient nicht die später etablierten Sehgewohnheiten, weiß manchmal selbst nicht genau, wo er denn hin will oder was er könnte, aber ist trotzdem als kleine Blaupause für spätere, wegweisende Genrefilme zu betrachten. Ungewöhnlich ist allein der reale Hintergrund, der nicht wie so oft als lose Inspiration dient, sondern tatsächlich als klare Grundlage für den Film dient. Das Phantom von Texarkana gab es wirklich. Der bis heute unbekannte Killer tötete damals mehrere Menschen und versetzte die kleine Gemeinde in Angst und Schrecken. Regisseur Charles B. Pierce hält sich weitestgehend an Fakten, zumindest in den Eckpfeilern. Jedes dargestellte Opfer gab es, die Verbrechen liefen mehr oder weniger so ab, nur manche künstlerische Freiheit im Ablauf hat er sich rausgenommen (was für einen der absurdesten Momenten sorgt, die zweckentfremdete Posaune). Dementsprechend wird nicht auf die später gängige Perspektive der potenziellen Opfer gesetzt, man arbeitet aus einem semi-dokumentarischen Blickwinkel. Der dazugehörige Erzähler erinnert leicht an eine Folge von „Aktenzeichen XY…ungelöst“, der die jeweilige Szenerie und die neu eingeführten Person kurz erklärt. Im Fokus steht die Arbeit der Ermittler, was wiederum das Ambiente einer Krimiserie hat. Daher sind die Berührungspunkte mit dem „modernen“ Slasher bald gering, aber unverkennbar.


Wenn „Der Umleger“ sich auf die Aktivitäten seines Übeltäters konzentriert, erkennt man unweigerlich spätere Werke. Das prägnante Röcheln des Killers wurde deutlich von John Carpenter für seinen Michael Myers übernommen, sein schönes Sackgesicht schmückte auch einen Jason Vorhees, bevor er die Hockey-Maske fand. Genau dann, sobald das Phantom zur Tat schreitet, zeigt der Film kurzzeitig eine gewisse Stärke, die nur nicht ausgiebig genutzt wird. Pierce versteht es durchaus, seinen Killer bedrohlich in Szene zu setzen und für kurzzeitige Highlights zu sorgen, selbst wenn sie im Gesamten bald untergehen wie die blutrote Sonne über Texarkana. Das gespenstische Setting einer in Schockstarre verfallenen Stadt wird oft nur angedeutet, die völlig deplatzierten Humorversuche sind arg kontraproduktiv (dabei schlüpft der Regisseur selbst in die Rolle des Klassenkaspers) und der Spannungsbogen ist meist kerzengrade statt sich entwickelnd. Man sollte dem Film aber anrechnen, dass er sein Potenzial noch nicht ganz erkannte. Seine leicht schrullige Vorgehensweise hat schon wieder einen deutlichen Reiz, sein Beharren auf faktischer Korrektheit sorgt für ein ungewohntes (heute würde man sagen mutiges) Ende und gerade das macht „Der Umleger“ zu einem kleinen Exoten seines Genres, das vorher in der Form eigentlich gar nicht existierte. Nicht gut, aber selten. Und daher schon wieder interessant, zumindest filmhistorisch.

5 von 10 Sonnenuntergängen

                                                                        

Fakten:
Warte, bis es dunkel wird (The Town That Dreaded Sundown)
USA, 2014. Regie: Alfonso Gomez-Rejon. Buch: Roberto Aguirre-Sacasa, Earl E. Smith (Vorlage). Mit: Addison Timlin, Veronica Cartwright, Anthony Anderson, Travis Tope, Gary Cole, Joshua Leonard, Andy Abele, Edward Herrmann, Ed Lauter, Denis O’Hare u.a. Länge: 83 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 3.9. 2015 DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
1946 sorgte der Phantom-Killer in Texarkana für etliche Morde und eine Massenpanik. 1976 entstand daraus ein Film, der seitdem jedes Jahr an Halloween dort gezeigt wird. Jetzt, im Jahr 2013, wird die Stadt von ihrer Vergangenheit eingeholt. Jemand imitiert scheinbar die Morde, Teenager Jamie kann dem Täter knapp entkommen. Wie damals kommt die Polizei trotz massiver Unterstützung nicht weiter, Jamie forscht selbst nach. Doch der Killer kennt die Vorgeschichte scheinbar ziemlich gut…


                                                                                   

Meinung:
Für die meisten Filme sollte ein Remake gesetzlich verboten werden, für Exemplare wie „Der Umleger“ explizit nicht. Da schlummerte massig Potenzial und die neue Version von Alfonso Gomez-Rejon hat sogar eine prima Idee: Nicht schlicht die Vorlage neu erzählen. Man nehme die realen Geschehnisse von 1946 sowie die Verfilmung von 1976 als Grundlage und macht daraus eine Art Remake/Fortsetzung, die Meta-geschwängert sich daraus seine eigene Geschichte spinnt. Eine erfrischende Variante zu den sonst üblichen Neuverwurstungen, die genau solange funktioniert, bis der Überraschungseffekt verflogen ist.


When Retro goes wrong...
Nach dem innovativen Ansatz kommt lange wenig, aber immerhin ein halbwegs brauchbarer Slasher, der mit seinen wenigen Gewaltspitzen sogar großzügig an die FSK: 16-Tür klopft. Vor 20 Jahren wäre das noch eiskalt im Giftschrank gelandet, heute juckt das nicht mehr großartig. Wie zu erwarten ist „Warte, bis es dunkel wird“ eine moderne Interpretation des angestaubten Originals, diesmal deutlich als kurzweiliger Meuchelmörder-Film ausgelegt. Ist an und für sich okay, wobei der spannende Ansatz mit Bezügen auf die Vorlage auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Hier und da wird „Der Umleger“ gewürdigt, kleine Parallelmontagen sorgen bei Kennern für ein kleines Schmunzeln, aber im Endeffekt kopiert dieser Film dessen besten Momente. Die Rahmenhandlung wird entsprechend angepasst, ist flotter und zeitgemäßer, solide inszeniert, aber auch jetzt kein Brüller. Bis kurz vor Schluss eine recht gefällige und leider nicht ansatzweise so doppelbödige Angelegenheit wie man nach den ersten Minuten erwarten könnte, aber immerhin. Böse wird es im Finale, wenn sich „Warte, bis es dunkel wird“ vollkommen unnötig mit runtergelassener Hose präsentiert. Hier wird (wahrscheinlich sogar bewusst) einem viel späteren Genrevertreter ein dummer Tribut gezollt, bei dem man nur noch mit den Augen rollen kann. Dieser bekloppte Schlussspurt ist nicht nur dämlich, er zeigt sogar, warum das Original trotz etlicher Fehler immer noch brauchbar(er) ist. Der war auf seine Art straight, präsentierte keine blödsinnige Pointe, hielt sich an grobe Fakten. Auf die Gefahr hin, dass es nicht jedem gefällt. „Warte, bis es dunkel wird“ versucht sich an einem cleveren Ansatz, verläuft sich immer mehr im Standard und endet unrühmlich. Verschenkt, leider…dabei wäre es relativ einfach gewesen.

4,5 von 10 unbeschrankten Bahnübergängen