Review: NO MAN'S LAND - TATORT 911 & ROOKIE - DER ANFÄNGER - Charlie und die Autoknacker




Fakten:
No Man’s Land – Tatort 911 (No Man’s Land)
USA, 1987. Regie: Peter Werner. Buch: Dick Wolf. Mit: D.B. Sweeney, Charlie Sheen, Lara Harris, Randy Quaid, Bill Duke, R.D. Call, Arlen Dean Snyder, M. Emmet Walsh, Al Shannon u.a. Länge: 102 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Der junge Cop Benjy Taylor wird soll einer Bande von Autodieben das Handwerk legen, die vermutlich bereits einen verdeckten Ermittler auf dem Gewissen haben. Als Mechaniker wird er in die Werkstatt eingeschleust, von der sie mutmaßlich operieren. Schnell freundet er sich mit dem Besitzer Ted an, einem charismatischen, jungen Mann aus gutem Hause. Benjy wird in die Raubzüge involviert, ein Beweis für den Mord fehlt ihm aber noch. Langsam verfällt er nicht nur dem Charme seines neuen Freundes, sondern auch dem Adrenalin und ganz besonders Ann, der attraktiven Schwester von Ted…

                                                                                              


Meinung:
„Du bist so lange das was ich sage, bis ich sage, dass du es nicht mehr bist!“

Grundsolider 80er Jahre Thriller, der mit der Zeit gewaltig in Vergessenheit geraten ist. Richtig verwunderlich ist das nicht, wirklich was Besonderes wird einem auch nicht geboten, verdient deshalb nicht unbedingt, denn grundsätzlich verkauft sich „No Man’s Land – Tatort 911“ (der deutsche Zusatztitel ist mal wieder sensationell und absolut sinnlos obendrein) völlig zufriedenstellend. Für einen Film im Sportwagenmilieu (Porsche bevorzugt, die Jungs wissen deutsche Wertarbeit noch zu schätzen) werden die Pferdestärken sehr überschaubar aus dem Stall gelassen, halsbrecherische Rennszenen werden nur selten geboten. Wenn, dann wird das allerdings chic inszeniert und mit „unauffälligem“ Product-Placement Marke Hollywood abgeschlossen. Für Flitzer-Freunde daher nur wegen den schnieken Karossen mit leichtem Ständer-Potenzial, ein Auto-Porno wie „The Fast and the Furious“ kann man sich von der Stoßstange wischen anstatt damit zu wedeln.


Noch ein Half Man, aber ohne Leberschaden.
Als reinrassiger Undercover-Thriller dafür mit allen nötigen Ingredienzien ausgestattet. 80er-Kurzzeit-Fast-Star D.B. Sweeney passt mit seinem naturgegebenen, naiven Dackelblick recht vernünftig auf die Rolle des jungen Cop-Greenhorns, der von seinem verbissenen Vorgesetzten (Allzweckwaffe Randy Quaid) auf den ebenfalls (fast) frisch aus dem Ei geschlüpften Charlie Sheen angesetzt wird. Dieser hat als Knabe reicher Eltern es zwar nicht zwingend nötig, aber irgendein Hobby braucht der Mensch und wenn es eben das Stehlen kostspieliger Karren ist. Sheen sieht zwar aus wie gerade aus der Highschool entlassen und in die Sakkos von Don Johnson gesteckt, macht aber als milchgesichtiger Kaltblüter und verführerischer Teufel eine richtig gute Figur, besonders zum Ende hin, wenn mal wieder das alte Undercover-Problem auftritt: Eigentlich mag man sich doch. Inzwischen. Aus der erzwungenen Sympathie ist eine echte Busenfreundschaft geworden, der Busen der Ganoven-Schwester (Lana Harris) ist auch nicht zu verachten und generell lässt sich der Kick des Verbotenen nicht leugnen. Moral und Gesetz, manchmal echt lästig, wo es gerade anfängt Spaß zu machen. Das kennt man, das erwartet man, das ist sicher kein Film der großen Überraschung oder Individualität, was auch nicht immer zwingend von Nöten sein muss.


An manchen Stellen kommt sogar kurzes Neo-Noir-Feeling auf, wenn der Film mal seine durchaus finstere Seite deutlich nach Außen kehrt, der düster-fiebrige Synthesizerscore von Basil Poledouris ist durchgehend große Klasse. Es mangelt vielleicht an echten, markanten Highlights, was dem Unterhaltungswert und sich konstant aufbauenden Spannungsbogen nur einen geringen Abbruch tut. Für die Ewigkeit ist das nicht – was man ja an seinem Stellenwert heute sieht -, als eingeschränkt empfehlenswerte Einwegveranstaltung dafür allemal, da keine groben Fehler gemacht werden.

P.S.: Ein gewisser Brad Pitt huscht als Kellner mit grauenvollem Nackenspoiler kurz durchs Bild.

6 von 10 falschen Fahrgestellnummern



Fakten:
Rookie – Der Anfänger (The Rookie)
USA, 1990. Regie: Clint Eastwood. Buch: Boaz Yakin, Scott Spiegel. Mit: Clint Eastwood, Charlie Sheen, Raul Julia, Sonia Braga, Tom Skerritt, Lara Flynn Boyle, Pepe Serna, Xander Berkeley u.a. Länge: 116 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Bei der Verhaftung einer professionellen Bande von Autodieben wird der Partner des raubeinigen Cops Nick Pulovski getötet. Der Täter kann entkommen und Pulovski offiziell von dem Fall abgezogen. Als neuer Partner wird ihm der frisch zum Detektiv beförderte Ackerman zugeteilt, worauf der alte Hase zunächst wenig wert legt. Natürlich sucht er weiterhin nach dem Mörder seines Partners, gerät dabei jedoch selbst in Lebensgefahr. Zeit für den Rookie zu beweisen, was in ihm steckt…

                                                                              


Meinung:
„Rookie – Der Anfänger“ oder der Wendepunkt in Clint Eastwood’s Regiekarriere. Offensichtlich hat er danach begriffen, dass die Zeiten sich geändert haben und er doch langsam zu alt für diesen Scheiß wird. Zwei Jahre später folgte sein gefeiertes Spätwestern-Meisterwerk „Erbarmungslos“, in dem er sich und das Genre in Würde gealtert präsentierte, dieses zum Thema seines Films machte. Davon ist hier noch keine Spur, obwohl Opa Clint natürlich schon als sichtlich ergrauter Silberrücken durch die Gegend brummelt.



"Schauen wir das Spiel oder'n Porno?"
Sein letzter, waschechter Rüpel-Film. So kernig, maskulin und voller Machismo, da stellt sich das Bier von selbst kalt und der Dreitagebart wächst in knapp zwei Stunden. Scheinbar unsicher, ob er nun lieber „Dirty Harry VI“ oder ein Rip-Off von „Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis“ drehen will, inszeniert sich Eastwood zum x-ten Mal als stoisch-harten Knochen, dem der alte Partner einfach so vor der Nase weggeknallt wird. Statt jetzt als Lone Ranger in den Rachefeldzug zu reiten, muss er sich mit einem neuen, jungen Anhängsel herumärgern, der noch nicht mal ein Dutzend Leute umgelegt hat, dafür noch dolle traumatisiert ist, weil ihm als Kind das Brüderchen runtergefallen ist. Na toll. Egal, Old Dirty Clint erzieht sich den gutsituierten Schlipsträger mit der frommen Kinderstube (nach heutigem Stand: Ausgerechnet Charlie Sheen) mit stiefväterlicher Härte zum ganzen Kerl (-„Ab heute zittern die Anderen. –„Das ist eine ganz neue Seite an dir.“ –„Daran wirst du dich gewöhnen müssen!“), der am Ende endlich gelernt hat, dass Warnschüsse nur was für Mädchen sind und der Kopf definitiv nicht kugelsicher. Yeah, die Welt ist um ein Weichei ärmer, die Gefängnisse platzen eh aus allen Nähten.


Heute wirkt das schon bald antiquiert und auf eine unfreiwillige Art sympathisch, wie selbstsicher und selbstverständlich Eastwood das guten alten Auge-um-Auge-Prinzip hochjubelt, Fragen nach Moral, Ethik oder Vernunft bewusst komplett ignoriert und einen verkniffenen Reißbrett-Reißer zum Besten gibt, der nur ganz am Rande mal versucht, etwas Ironie und Witz einfließen zu lassen. Dann aber eher, um seine Helden noch cooler und abgezockter dastehen zu lassen („Wenn du eine Garantie willst, kauf dir einen Toaster!“), gezwinkert wird hier nicht, nur nachgeladen. Das hat bald parodistische Züge wenn man nicht merken würde, wie (unerklärlich) ernst sich der Film nimmt, statt wirklich einen auf Riggs und Murtaugh zu machen. Das würde ihm wesentlich besser zu Gesicht stehen, so gibt er sich selbst manchmal der Lächerlichkeit preis und offenbart das erzkonservative Gedankengut eines Clint Eastwood, das er in den Folgejahren hinter sehr reifen Filmen verstecken konnte. Trotzdem oder gerade deshalb kann man als Zuschauer „Rookie – Der Anfänger“ aber schon wieder lächelnd durchwinken, das hat was von mit Whiskey die Zähne putzen. Ist echt nicht zu empfehlen, aber ab und zu erfüllt das eben einen ungesunden Zweck. Auf uns Männer, prost.

5 von 10 Kopfschüssen

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