Review: CORIOLANUS - Shakespeares Sprache trifft unsere Bilder



Fakten:
Coriolanus
UK. 2011. Regie: Ralph Fiennes. Buch: John Logan. Mit: Ralph Fiennes, Gerard Butler, Briaan Cox, Vanessa Redgrave, James Nesbitt, Jessica Chastain, Paul Jesson u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Rom, heute. Der Feldherr Caius Marcius erringt einen großen Sieg gegen die Volsker und ihren Anführer Aufidius, woraufhin er als Kriegsheld zum Konsul gewählt werden soll. Doch die Plebeier haben die herablassende Art des nun Coriolanus genannten Patriziers Caius Marcius während der letzten Getreidenot gegenüber dem einfachen Volk nicht vergessen. Der Konflikt zwischen Plebeiern und Patriziern eskaliert, Coriolanus wird verbannt – verbündet sich mit seinem Feind Aufidius und marschiert auf Rom, um sich blutig seine Macht zurück zu holen.




Meinung:
Gleich mit seinem Regiedebüt hat Ralph Fiennes einen Film geschaffen, der wohl noch am freundlichsten mit „schwer zugänglich“ beschrieben werden könnte. Aber der Reihe nach. „Coriolanus“ basiert auf dem gleichnamigen Tragödie von Williams Shakespeare über den römischen Kriegsheld und Tribun Caius Marcius Coriolanus, der etwa 500 v. Chr. in Rom lebte. Fiennes Film spielt zwar auch in Rom, allerdings gute 2500 Jahre später, im Hier und Jetzt. Allerdings lässt der Regisseur dabei die Originaldialoge aus dem Shakespeare-Drama bestehen, was letztlich für so einige Verwirrung sorgt.


„Lass mich dich umschlingen mit kräft’gen Armen wie als Bräutigam mit freud’gem Herzen wie am Hochzeitstag.“

Nach seiner Verbannung arrangiert er sich mit dem Feind
Die Sprache des Films, ja, das ist das eigentlich Besondere. Denn Fiennes verwendet die Originaltexte von William Shakespeares Drama für seine moderne Adaption. Dieser Ansatz ist sicher ehrenwert, allerdings erfordert er stets höchste Konzentration, damit der Zuschauer den geschwollenen Dialogen folgen kann. Sonst wird er es schwer haben, der eigentlich recht einfachen Geschichte über Verrat und Ehre zu folgen. Über weite Strecken funktioniert das einfach nicht. Moderne Bilder, die Häuserschluchten Roms, für das bei den Dreharbeiten Belgrad verwendet wurde, automatische Sturmwaffen, modernes Aussehen und Kleidung, das alles beißt sich einfach zu sehr mit der viel zu alt und verstaubt wirkenden Sprache. Es wirkt einfach merkwürdig, wenn über Schwerter gesprochen wird, alle Soldaten aber ihre Maschinengewehre im Anschlag halten. Naja, zumindest braucht es seine Zeit, bis man sich als Zuschauer an den Stil gewöhnt hat. Doch besonders nach dem ersten Drittel wird es so langsam besser.


Sohn Caius Marcius liegt seiner Mutter zu Füßen
Der schmutzige aber moderne Stil wird von Fiennes ohne größere Mängel inszeniert, besonders die Kampfszenen in den Häuserschlachten strotzen vor roher Gewalt, Blut und toller Action. Und ebenso solide baut er die Geschichte auf. Womit der Film aber am meisten punkten kann, das sind die Darsteller. Ob Regisseur Ralph Fiennes in der titelgebenden Hauptrolle, Jessica Chastain als dessen Ehefrau, Gerard Butler als Todfeind Aufidius, Brian Cox und vor allem James Nesbitt und Vanessa Redgrave als dominante Mutter spielen hervorragend. Die Gesichter, ihre Präsenz, ihre Gesten sind raumfüllend. Mal wild und brutal, mal ruhig und besonnen. Manchmal wirkt die geschwollene Sprache perfekt zu den Bildern, vor allem wenn zu den für manche sicherlich übertriebenen Gesichtsausdrücken die Verse Shakespeares herausgeschrien werden. Doch leider gibt es auch immer wieder Momente, in denen diese Sätze einfach falsch scheinen, nicht passen wollen und so, wie beim Zitat zum Beginn, dem guten Spiel der Schauspieler nicht gerecht werden wollen.


Letztlich hat Fiennes versucht, die Zeitlosigkeit des antiken Stoffs und der Shakespearschen Adaption zu zeigen. Und er wollte wohl mit den modernen Bildern die veralteten Texte besser verständlich und vielleicht für heutige Generationen zugänglicher machen. Das ist ihm aber trotz guter Schauspieler und guter Kulissen nur halb gelungen. Die alte Sprache ist vielleicht, vor allem in den eher ruhigen, politischen Szenen, einfach zu dominant und ein zu großes Hindernis.


5,5 von 10 kapitulierende Sprachwissenschaftler

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