Review: DIE TEUFLISCHEN - Zwei Frauen überlebt kein Mann

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Fakten:
Die Teuflischen (Les Diaboliques)
FR, 1955. Regie: Henri-Georges Clouzot. Buch: Henri-Georges Clouzot, Jérome Géronimi, Frédéric Grendel, René Masson. Mit: Simone Signoret, Véra Clouzot, Paul Meurisse, Charles Vanel, Jean Brochard, Thérèse Dorny, Michel Serrault, Georges Charmant, Robert Dalban u.a. Länge: 112 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Michel Delasalle, Direktor eines Internats, terrorisiert, quält und erniedrigt seine Ehefrau Christine wie seine Geliebte Nicole, die an der Schule als Lehrerin arbeitet. Die Affäre von Michel und Nicole ist kein Geheimnis, die beiden Frauen sind sogar gut befreundet. Als ihr Martyrium unerträglich wird, beschliessen sie, dem ein Ende zu setzen. Sie hecken einen perfekten Mordplan aus. Das gelingt ihnen, doch was dann geschieht, war nicht vorherzusehen und lässt sie an ihrem Verstand  zweifeln.



                                                                    
Meinung:
Zwei Jahre nach seinem adrenalin-getränkten Meisterwerk "Lohn der Angst" legte Henri-Georges Clouzot mit "Die Teuflischen" einen Psychothriller nach, der qualitativ in einer ähnlichen Liga spielt und seiner Zeit weit voraus wirkt. Ein sicherlich wegweisendes Werk des Genres, welches Alfred Hitchcock angeblich dazu beflügelte, sein Opus magnum "Psycho" zu erschaffen. Allein dafür müssten wir Clouzot unendlich dankbar sein. Unabhängig davon aber auch. "Die Teuflischen" ist Spannungs-Kino aller erster Güte, brillant inszeniert, clever, böse und sehr nachhaltig wirkend.


Der ist wohl hin...
Der despotische, sadistische Widerling Michel misshandelt seine Frau Christine und seine Geliebte Nicole gleichermassen physisch wie psychisch, was die Damen zu einem mörderischen Komplott anstachelt. Tatsächlich wirkt es nicht einmal unglaubwürdig, dass Christine und Nicole, trotz offen ausgelebten Co-Existenz an Michels Seite, sich nahe stehen, denn letztendlich stehen sie nicht in Konkurrenz um dessen Zuneigung oder gar Liebe. Sie sind Leidensgenossinnen, beides Opfer eines Tyrannen, die sich endlich von ihm befreien wollen. Schon die Planung des angestrebten Befreiungsschlags ist hochspannend und fesselnd, doch seine wahre Sogkraft entwickelt "Die Teuflischen" erst im Anschluss. Irrsinnig geschickt treibt Clouzot die Spannung voran, dreht an der Suspense-Schraube, wie es nur wenige konnten und bis heute können. Sein Film hat kein Gramm Fett zuviel, 112 Minuten steigert sich das Werk, setzt immer neue Punkte an, um das Publikum mitfiebern und rätseln zu lassen und offenbart sich nicht zu früh. Sicherlich wird der mitdenkende Zuschauer nicht erst in aller letzter Sekunde mit der perfiden Auflösung konfrontiert, das mildert den Effekt jedoch nicht. Die finalen Minuten sind zum Zunge schnalzen, zeitloses Kino auf höchstem Niveau. Wenn Clouzot Christine durch den dunklen, bedrohlichen Flur schleichen lässt, sie in panischer Angst auf die Wahrheit zustolpern lässt, ist das so unfassbar perfekt inszeniert, der Wahnsinn.


Den Teufelsweibern wird es mulmig
Handwerklich stimmt hier ohnehin alles, von Beginn an. Unheilvolle schwarz-weiß Bilder, ein gekonntes Spiel mit Licht und Schatten, ein Händchen für Timing, Stimmung und besonders die Führung der Darsteller ist exellent. Das Hauptdarstellertrio ist optimal besetzt. Paul Meurisse gibt das hassenswerte Arschloch mit abstossender Hingabe, die Show gehört aber natürlich den Ladys. Die Gegensätzlichkeit ihrer Charakter verkörpern sie jederzeit glaubwürdig und auf den Punkt. Simone Signoret ist Nicole, die taffe, abgebrühte Geliebte, die treibende Kraft des Plans, die nicht eine Sekunde an dem Vorhaben zweifelt, jegliche Ethik oder Moral ausblendet und selbst unter Druck einen unterkühlten Kopf behält. Véra Clouzot, die Ehefrau des Regisseurs, ist die zerbrechliche, gewissensgeplagte Christine, die mehr oder weniger von ihrer dominaten Freundin zu ihrem "Glück" gezwungen werden muss. Speziell Véra Clouzot spielt einfach großartig, sehr tragisch, dass sie es nur auf drei Filmrollen brachte (neben dem hier noch "Lohn der Angst" und "Spione am Werk", alles Filme ihres Gatten) und 1960 im Alter von gerademal 43 Jahren verstarb.


"Die Teuflischen" ist nicht mal ansatzweise angestaubt, was bei einem bald 60 Jahre alten Film keine Selbstverständlichkeit ist, im Gegenteil. Er wirkt so frisch, eher im positiven Sinne klassisch und beeindruckt gerade dadurch, für seine Zeit so aufzufahren, dass sich viele heutige Thriller beschämt in der Ecke verkriechen sollten. Darf so was Meisterwerk genannt werden? Nein...MUSS!

9 von 10 tödlichen Dreiern

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