The Sea of Trees
US. 2015. Regie: Gus Van Sant. Buch:
Chris Sparling. Mit: Matthew McConaughey, Ken Watanabe, Naomi Watts, Anna
Friedman, Katie Aselton, Jordan Gavaris u.a. Länge: 110 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Der Amerikaner Arthur
Brennan ist in seinem Leben an einem Punkt angekommen, wo er den
sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Er ist in einer
Sackgasse, aus der er als einzigen Ausweg nur noch den Selbstmord sieht. Dafür
hat sich Arthur einen ganz besonderen Ort ausgesucht: Im japanischen Aokigahara,
dem sogenannten Suicide Forest oder Sea of Trees, einem am Fuße des Fuji
gelegenen 35 km² großen Waldes, der nahezu bar jeden tierischen Lebens ist,
will er seiner Existenz ein Ende setzen.Doch der Versuch kommt nicht zur
Vollendung, denn Arthur trifft in diesem seltsam aus der Zeit gefallenen Raum
auf Takumi Nakamura , der – anderen Motiven folgend – das gleiche Ziel hat.
Statt weiterhin den Freitod zu verfolgen, suchen sie ein neues Leben und dazu
einen Weg heraus aus dem dichten Wald. Der Selbstmord-Trip wird so wider
Erwarten zu einem Überlebenskampf.
Meinung:
Gus Van Sant hat sich in seiner Laufbahn als Regisseur nicht immer
beliebt gemacht. Zwar zeichnet er sich für den vielerorts frenetisch gefeierten
Good Will Hunting verantwortlich,
doch auch Katastrophen wie das Psycho-Remake
oder umstrittene Skandalfilme wie Elephant
lassen sich in seiner Filmografie finden. Auch The Sea of Trees konnte in jüngerer Vergangenheit besonders dadurch
auf sich Aufmerksam machen, dass er geradezu vernichtend schlechte Rezensionen
von Zuschauern und Kritikern auf sich zog. Voreilig abschreiben sollte man den
Film jedoch keinesfalls, denn tatsächlich werden die mitunter fast schon
beleidigenden Meinungen dem Werk kaum gerecht. Im Gegensatz zu vielen anderen
Ergüssen des kontemporären Kinos verfolgt Gus Van Sant zumindest eine
ambitionierte Idee und so ist er in seinem Scheitern allemal interessant.
Ein Hoffnungsschimmer? |
Dabei beginnt der Film, gemessen
an der von Kritikern evozierten Erwartungshaltung, durchaus gelungen und auch
die nächste Überraschung bleibt nicht aus. Tatsächlich kann The Sea of Trees das Niveau lange Zeit
halten und obgleich immer wieder kleinere Unzulänglichkeiten Einzug halten, so
weiß das Drama dennoch zu berühren. Das liegt einerseits natürlich an der Wahl
der Darsteller. Matthew McConaughey, Ken Watanabe und Naomi Watts agieren gewohnt professionell und obwohl ihre Leistung
sicherlich ein gutes Stück unter ihrem bestmöglichen Niveau angesiedelt ist, so
wissen sie definitiv zu überzeugen. Zum anderen wird der Schauplatz des
Geschehen selbst wohl zur größten Stärke des Films. Der Aokigahara
(umgangssprachlich auch Selbstmord-Wald genannt) entwickelt sich in seiner
zwiespältigen Wirkung zwischen meditativer Ruhe und bedrückender Todessehnsucht
zum optimalen Resonanzkörper für eine Geschichte über Schuld, Trauer und
Selbsthass. Zusehends scheint der Wald ein Eigenleben zu bekommen und so
fungiert er als Erweiterung von McConaugheys Innenleben um dessen Zwiespalt zu
visualisieren. Der Kampf gegen die Natur ist letztlich nur der Kampf gegen das
eigene Ich. Abseits dieser atmosphärischen Wirkung fällt es deshalb nur gering
ins Gewicht, dass die zweigeteilte Erzählstruktur ebenso wie manch aufgesetzte
Emotion nur sehr bedingt funktioniert.
Wirklich problematisch wird
hingegen das Ende, denn Gus Van Sant gibt sich mit einem schlichten Drama nicht
zufrieden und versucht seinem Film zu tragödienhaften Ausmaß zu verhelfen. Das
wirkt jedoch dermaßen überzogen, dass es bereits in unfreiwillige Komik mündet
und große Teile des vorangegangenen Films zerstört. Mit dem Holzhammer bringt
er das bisher entstandene Konstrukt zum Einsturz und bedeckt die Trümmer mit
aufdringlicher Symbolik und fast schon esoterischem Kitsch. Schade, denn The Sea of Trees hatte gleichsam
gelungene Ideen wie auch einen fähigen Regisseur diese umzusetzen. Wer nun
genau für den katastrophalen Schlussakkord verantwortlich ist, bleibt ungewiss
– vielleicht war der Film ja auch schon von vornherein zum Scheitern
verurteilt.
4 von 10 Brotkrumen
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