Review: HALLOWEEN 3 & 4: Der gescheiterte Versuch und die Rückkehr zum Altbewerten



                                                                        

Fakten:
Halloween 3 – Die Nacht der Entscheidung (Halloween III: Season of the Witch)
USA, 1982. Regie & Buch: Tommy Lee Wallace. Mit: Tom Atkins, Stacey Nelkin, Dan O'Herlihy, Michael Currie, Ralph Strait, Jadeen Barbor u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Wenige Tage vor Halloween wird ein unter Schock stehender und sich in Todesangst befindender Mann in ein Krankenhaus eingeliefert. Noch in der selben Nacht wird er ermordet, der Täter setzt sich anschließend selbst vor der Klinik in Brand. Der behandelnde Arzt Daniel Challis will gemeinsam mit der Tochter des Opfers die Umstände der mysteriösen Tat aufklären. Die Spur führt sie zu einer ländlich gelegenen Spielzeugfabrik, die zu Halloween eine riesige Marketing-Kampagne mit ihren Masken plant.

                                                                           

Meinung:
Halloween 3, das oft verpönte Kuckucksei des beliebten Franchise. Dabei schwebte John Carpenter und Debra Hill ein wahrlich interessantes Idee vor, die wahrscheinlich hauptsächlich am ungünstigen Timing scheiterte. Die Story um Michael Myers war nach Halloween II – Das Grauen kehrt zurück für sie offiziell beendet. Anstatt ihn (wie es später dann doch kommen sollte) immer wieder auferstehen zu lassen, sollte nun jedes Jahr pünktlich zum Fest ein weiterer Halloween-Film erscheinen, der eine eigene, in sich geschlossene und unabhängige Geschichte erzählen würde. Gar kein dummer Gedanke per se, nur leider waren die Fans damit nicht einverstanden. Ein Halloween oder Michael Myers kam für viele bereits jetzt schon nicht in die Tüte. Auch dem Umstand geschuldet, dass im gleichen Jahr die Konkurrenz in Form von Jason Vorhees in seinem ebenfalls dritten Teil durch den Gewinn der berühmten Hockeymaske erst zur wahren Ikone aufstieg. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt für eine Umstrukturierung, die zu einer Bauchlandung führte, das Konzept postwendend beerdigte und zu einer 6jährigen Pause führte, bevor man dem Publikum das gab, was es immer sehen wollte.


Die werden sich noch wundern...
Die gescheiterte Mutprobe ist sicherlich der Hauptgrund für den allgemein schlechten Ruf von Halloween 3, wobei der Film auch losgelöst davon bestimmt nicht der ganz große Knaller ist. Regisseur und Autor Tommy Lee Wallace lässt sich ohne Frage äußerst positiv anrechnen, dass er sich inszenatorisch deutlicher am Original orientiert als alle weiteren Fortsetzungen, obwohl sein Film ja praktisch nichts mit ihm zu tun hat. Unterlegt von einem minimalistisch Carpenter-Score stapeln sich nicht die Slasher-Leichenberge. Stattdessen versucht er den Zuschauer durch behutsamen Spannungsaufbau und die Magie des großen Unbekannten bei der Stange zu halten. In seinen besten Momenten erinnert Halloween 3 tatsächlich an ein typisches Carpenter-Werk, ohne jemals die Qualität seiner ganz großen Arbeiten dieser Zeit (also jedem Film bis dahin) zu erreichen. Dafür entpuppt sich die angenehm geduldig erzählte Story - trotz einem gewissen, paranoid-unbehaglichen Infiltration-Flairs und eines extrem bösen Grundgedankens – als eher kruder Quatsch, der wohl besser in einem kürzeren Format aufgehoben wäre. Als eine ausgedehnte Tales from the Crypt-Episode würde das wesentlich besser funktionieren. Letztlich sollte es ja auch so was ähnliches sein,  nur dann lieber auf 45-50 Minuten stutzen und noch eine weitere Geschichte folgen lassen, dann wird da ein Schuh draus.


Durchaus bedauerlich, dass Halloween 3 nicht so funktionierte wie angedacht, hier griffen zu viele Negativ-Faktoren ineinander. Er ist formell gut vorgetragen, hat nur mit einer zu dünnen Geschichte für die 95 Minuten Laufzeit zu kämpfen, verprellte das Publikum und verpennte den Trend, der aktuell in eine ganz andere Richtung ging. Auch heute ist das nicht mehr als eine manchmal sehr boshafte, manchmal etwas alberne Böse-Nacht-Geschichte zur Geisterstunde, was aber auch seine Daseinsberechtigung hat.

5,5 von 10 Problemen bei der Endfertigung

                                                              

Fakten:
Halloween 4 – Michael Myers kehrt zurück (Halloween 4: The Return of Michael Myers)
USA, 1988. Regie: Dwight H. Little. Buch: Alan B. McElroy. Mit: Donald Pleasence, Ellie Cornell, Danielle Harris, George P. Wilbur, Beau Starr, Sasha Jenson, Kathleen Kinmont u.a. Länge: 88 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
10 Jahre nach dem Halloween-Massaker entkommt der eigentlich komatöse Michael Myers bei seiner Verlegung aus der Haft. Pünktlich zu Halloween kehrt er zurück nach Haddonfield. Das Ziel: Die kleine Tochter seiner inzwischen verstorbenen Schwester, die letzte verbliebene Blutsverwandte. Auch Dr. Loomis macht sich bereit für eine weitere Nacht des Schreckens.

                                                                                                                      


Meinung:
Nachdem gescheiterten Versuch das Halloween-Franchise mit dem dritten Teil als eine von der Figur Michael Myers unabhängige Marke zu etablieren dauerte es relativ lange, bis der stumme, bleichgesichtige Maskenmann doch noch sein überfälliges Comeback geben durfte. John Carpenter hatte mit diesem Film – bis auf die geistige Vorlage und natürlich seinen unverwechselbares Score – nichts mehr direkt zu tun, was dem kommerziellen Erfolg keinesfalls schadete. Halloween 4 – Michael Myers kehrt zurück war Ende der 80er Jahre genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort und gab den Fans das, auf das sie 7 Jahre lang warten mussten. Michael und sein inzwischen innerlich wie äußerlich schwer gezeichnete Jagdhund Dr. Loomis (Donald Pleasence) sind heimgekommen.


Famielenbesuch kann echt anstrengend werden...
Unter der Regie des B-Movie & TV-Jobbers Dwight H. Little entsteht ein typischer 80er-Slasher, der nach kurzer Einleitungsphase den Bodycount minütlich in die Höhe schraubt und (natürlich) nicht an dem lauernden Bedrohungsszenario interessiert ist, das Carpenter’s Klassiker bis heute zu einem Meisterwerk des Genres macht. Das war auch schon im zweiten Teil so, der sich allerdings atmosphärisch noch dichter an der Vorlage orientierte und den Vorteil genoss, als direkt anschließender, quasi ausgedehnter „letzter Akt“ von Halloween – Die Nacht des Grauens zu fungieren, in dem es naturgemäß etwas straffer zur Sache geht. Halloween 4 – Michael Myers kehrt zurück fehlt es selbstverständlich an der Raffinesse wie der erzählerischen und inszenatorischen Eleganz des Originals, das ist aber auch nicht der realistische Maßstab. Als kurzweiliger Schlitzer-Film ist zweckdienlich und ordentlich vorgetragen, kann natürlich noch von dem alten Glanz teilweise zehren. Besonders Donald Pleasence weiß mit seiner Routine die Figur des Dr. Loomis, an dem die letzten Jahre nicht spurlos vorübergegangen sind, treffend wiederzubeleben.


Der damals schon desillusionierte, aber immer noch irgendwie standhafte Psychiater ist zum verbitterten, entstellten Greis geworden, den Außenstehende mehr denn je als senilen Spinner wahrnehmen. Die sonderbare, schicksalhafte Beziehung zwischen ihm und seiner Nemesis Michael Myers ist bedeutsamer, tragischer als das übliche Jäger-und-Gejagter-Spiel des Genres. Im Prinzip hält Pleasence den Laden komplett zusammen und gibt dem Film dieses spezielle Feeling, was ihn trotz seiner durchschnittlichen Vorgehensweise immer noch das gewisse Etwas verleiht, inklusive einer fiesen Schlusspointe. Das ist kein Hit, dennoch ein anständiger Fanservice und der letzte Halloween-Film – bis zu den Rob Zombie-Reboots – der sich noch relativ bedenkenlos anschauen lässt. Zudem die erste Rolle von Danielle Harris, der sie ihre gesamte Karriere als die schnuckelige, ungekrönte Prinzessin des B-Horror-Films verdankt. 

5,5 von 10 Besuchen vom bösen Onkel

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen