Review: PANIK IM NEEDLE PARK - Liebe an der Nadel

                                                                



Fakten:Panik im Needle Park (The Panic in Needle Park)
USA, 1971. Regie: Jerry Schatzberg. Buch: Joan Didion, John Gregory Dunne. Mit: Al Pacino, Kitty Winn, Alan Vint, Richard Bright, Kiel Martin, Michael McClanathan, Warren Finnerty, Marcia Jean Kurtz, Raul Julia, Paul Sorvino u.a. Länge: 105 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.

 

Story:
Ausreißerin Helen lernt den Kleindealer Bobby kennen. Das Paar lebt in den Tag hinein und hält sich mit Deals und anderen krummen Touren über Wasser. Als beide jedoch selbst an der Nadel hängen bleiben, geht ihr Leben ganz schnell den Bach runter.
                                                                   
Meinung:
Mit seinem zweiten Spielfilm "Panik im Needle Park" gelang Al Pacino zwar noch nicht direkt der ganz große Durchbruch, aber indirekt. Francis Ford Coppola wurde so auf den gelernten Theatermimen aufmerksam und setzte sich (gegen den Willen der Paramount Studios) für ihn ein bei der Besetzung des Michael Corleone in "Der Pate". Der Rest ist Geschichte.
Drogen, wo man auch hinschaut.
Das Coppola sich von Pacino so beeindruckt zeigte, ist nachvollziehbar. Bereits hier sticht er durch sein enorm physisches Spiel und seine gottgegebene Leinwandpräsenz haushoch hervor. Talent und Charisma deuteten sich nicht nur an, es erschlägt einen bald. In der Rolle des flippigen, selbstbewussten Schmalspur-Ganoven Bobby darf Pacino viel zeigen, von aufbrausend bis ruhig, ganz seinem Darstellertyp entsprechend. Als Partnerin steht ihm Kitty Winn zur Seite, die sich kaum hinter seiner Leistung verstecken braucht. Merkwürdig, dass ihre Karriere nie wirklich in Schwung kam. Als naiv-unbedarfte Streunerin, der genau diese unüberlegte Weltanschauung zum Verhängnis wird, überzeugt sie einwandfrei. Den Hauptdarstellern und der sehr authentischen Milieuschilderung ist es zu verdanken, dass "Panik im Needle Park" - trotz einem sicher nicht optimal ausgearbeiteten Skript - einen positiven Gesamteindruck hinterlässt. Alles wirkt sehr lebensecht, nah am Puls der Zeit und es wird ein Bild von Umgebung und Lebensumständen in der Drogenszene von New York gezeigt, das einen sehr genauen Eindruck vermittelt. Das die Geschichte an einigen Stellen leicht sprunghaft erscheint und sich viele Abläufe ständig widerholen könnte als Kritikpunkt ausgelegt werden, doch im Endeffekt trifft Jerry Schatzberg damit die Nadel auf den Kopf.

"Schatz, Frühstück..."
Ohne mit dem erhobenen Zeigefinger penetrant zu nerven, beschreibt er genau dadurch den undurchbrechbaren Strudel aus Sucht, Beschaffungskriminalität und die allgemeine Ziellosigkeit seiner Figuren. Von der Hand in den Mund oder eher von einem Schuss zum nächsten. Zukunftsplanungen haben sie, die genauso vage, unrealistisch und planlos wie ihr gesamten Leben sind. Das sie diese niemals realisieren können, dürfte jedem klar sein...außer ihnen selbst. Bezeichnend für diese ausweglose Monotonie - und damit der perfekt gewählte Schlusspunkt - ist die letzte Szene. Bewusst identisch gefilmt wie eine vorher gezeigte Einstellung, und damit demonstrierend, das alles von vorne losgeht. Immer und immer wieder. Es spielt keine Rolle was geschehen ist, es zählt nur das hier und jetzt. Wo das enden wird, keine Frage. Nur diese Frage können sich die Protagonisten schon lange nicht mehr reflektiert stellen. So enthält das halbwegs versöhnliche Ende noch einen bitteren Nachgeschmack, ohne in Depression zu ersaufen. Das ist insgesamt die Stärke dieses kleinen, oft unerwähnten Films: Ein ernstes Thema klug, aber nicht überdramatisiert oder zu erschlagend zu verkaufen. Unterhaltsam und dennoch nicht verharmlosend. Gelungen und sollte deshalb mehr Aufmerksamkeit erhalten.
7 von 10 Nadelstichen.   

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