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Review: FRAU ELLA – Zusammen mit Matthias Schweighöfer nach Paris

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Fakten:
Frau Ella
BRD. 2013. Regie: Markus Goller. Buch: Dirk Ahner, Florian Beckerhoff (Vorlage). Mit: Matthias Schweighöfer, Ruth Maria Kubitschek, August Diehl, Anna Bederke, Anatole Taubman, Luc Feit, Anna Thalbach u.a. Länge: 105 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Ab 28. März 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Taxifahrer Sascha baut, nachdem er erfahren hat, dass seine Freudin schwanger ist, einen Autounfall und landet im Krankenhaus. Dort lernt er Frau Ella kennen. Die weit über 80-jährige Frau, steht eine komplizierte wie unnötige OP bevor. Kurzerhand entführt Sascha Frau Ella, was er jedoch schnell bereut, immerhin sucht wenig später die Polizei nach ihm.





Meinung:
Drehen wir die Uhren einmal um gut zehn Jahre zurück. Damals, als man in Matthias Schweighöfer noch ein aufstrebendes Talent der deutschen Kinolandschaft sehen wollte, der durch seine Auftritte in Filmen wie „Kammerflimmern“, „Soloalbum“ und „Die Freunde der Freunde“ mit seinem Spiel zu gefallen wusste. Erklingt heute der Name Matthias Schweighöfer – am besten noch in Kombination mit Til Schweiger – reißt der geneigte Cineast schon mal gerne verschreckt die Augenbrauen gen Himmelskuppel, was vermuten lässt, dass sich dieser elitäre Zirkel ostentativ gegen jede Produktion, die mit einem der beiden Namen wirbt, stemmt. In einigen Fällen mag das schon so sein und die vehement kursierenden Antipathien gegen das Kino dieser Fasson durch lauffeuerartige Mundpropaganda entstanden. Es ist allerdings auch ein Leichtes, seine Animosität gegen Matthias Schweighöfer zu richten UND argumentativ zu belegen. Filme wie „Rubbeldiekatz“, „What a Man“, „Kokowääh 2“ und „Schlussmacher“ durften zwar kommerzielle Erfolge feiern, sind für den Rezensenten, der öfter als zweimal im Monat den DVD-Player betätigt, beinahe unerträgliche Stangenware. Und „Frau Ella“ fügt sich nahtlos in diese Reihe ein.


"Guten Tag, dürfen wir mit Ihnen über Gott sprechen?"
Dabei ist „Frau Ella“ aber kein reinrassiger Matthias Schweighöfer-Film, der Anklamer hingegen tritt hier „nur“ in Personalunion des Hauptdarstellers und Produzenten auf, während der Regieposten von Markus Goller bezogen wird, der schon in „Friendship!“ das Vergnügen hatte, mit Matthias Schweighöfer zusammenarbeiten zu dürfte. „Frau Ella“, der auf dem gleichnamigen Roman von Florian Beckerhoffs basiert, trägt jedoch nicht die autonome Handschrift Gollers, wie auch immer die aussehen würde, sondern verschreibt sich ganz der Stilistik vorheriger Produktionen von Matthias Schweighöfer. Interessant ist in erster Linie aber die Besetzung, die mit zwei prominenten Namen neben Schweighöfer aufwartet: Die Fernsehfilm-Koryphäe im literarischen Esoterikwahn Ruth Maria Kubitschek und „Inglourious Basterds“-Highlight August Diehl. Während Matthias Schweighöfer also die Rolle spielt, die er seit gefühlt fünf Jahren gibt, nur dieses Mal eben auf Sascha getauft, ist die 83-jährige Ruth Maria Kubitschek eine typisch niedliche Omi, die ihrer ersten und einzigen Liebe hinterher weint. Mehr gibt die Charakterzeichnung her, denn im Kosmos eines Schweighöfers lebt die stumpfe Stereotypisierung aller Beteiligten. August Diehl, der sowieso immer ein Charmebolzen ist, gibt als Nostalgiker Klaus immer noch die beste Figur ab, hängt aber ebenfalls schrecklich in den Seilen.


Im Großen und Ganzen, verlässt sich „Frau Ella“ genau auf die abgestandene Dramaturgie, die schon in Filmen wie „What a Man“ und „Schlussmacher“ zu großem Gähnen geführt hat. Wie der Film ausgeht, ist nach fünfzehn Minuten vollkommen klar, dass hier in einem so rigorosen Ausmaß die Kitschkeule geschwungen wird und jedem Protagonisten mal deftig vor den Schädel bollert, war ebenso absehbar. Schlimm an „Frau Ella“ ist, wie er die eigentlich emotionale Thematik im generationsübergreifenden Geflecht, nämlich die Suche nach Frau Ellas großer Liebe und das Finden vom Sinn des Lebens für ihre beiden Begleiter, verschiebt und den Fokus furchtbar selbstzweckhaft auf eben diese beiden desorientierten Begleiter lenkt und die alte Dame zum zunehmend belanglosen Beiwerk degradiert. „Frau Ella“ ist dazu noch so weltfremd in der Psychologie des Saschas und im Umgang mit der gesamten Charakterdynamik, dass der nächsten Schritt des Trios nie der ist, der am ehrlichsten respekte nachvollziehbarsten währt, sondern immer der, der dem Publikum ein verträumtes Seufzen entlocken würde: „Nee, was sind die doch alle niedlich.“ Am Ende erfolgen die forcierten Entwicklungen, die erfolgen müssen, damit man mit ruhigem Gewissen nach Hause gehen kann und sich bloß keine Gedanken über das Gesehene machen muss: Kino ohne Ecken und Kanten, ohne Mut, ohne echten Gefühle. Hier lebt die kalkulierte Massenkompatibilität. Aber wundert das noch jemanden?


3 von 10 Sonnenuntergängen am Meer


von souli

Review: SOUL KITCHEN - Die Seele isst mit

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http://www.uni-leipzig.de/nettv/filmriss/wp-content/uploads//soul-kitchen.jpg
                                                                                  

Fakten:
Soul Kitchen
BRD, 2009. Regie: Fatih Akin. Buch: Fatih Akin, Adam Bousdoukos. Mit: Adam Bousdoukos, Moritz Belibtreu, Anna Bederke, Pheline Roggan, Birol Ünel, Dorka Gryllus, Wotan Wilke Möhring, Lucas Gregorowicz, Demir Gökgöl, Cem Akin, Marc Hosemann, Udo Kier, Monica Bleibtreu u.a. Länge: 99 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Mehr schlecht als recht betreibt Zinos in Hamburg das Restaurant "Soul Kitchen", welches nur mit reichlich gutem Willen als solches bezeichnet werden kann. In lieblosem Ambiente werden den wenigen Stammgästen auf Sperrmüllmöbeln billige Frikadellen und zu Tode frittierter Tiefkühlfisch vom wenig motivierten Personal serviert. Mehr als die nicht vorhandene Qualität seines Ladens beschäftigt Zinos derzeit die Tatsache, dass seine Freundin Nadine beruflich nach Shanghai zieht. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Zinos verpflichtet den jähzornigen, aber hochtalentierten Koch Shayn, der die armeelige Speisekarte gehörig umkrempelt. Dann steht auch noch Zinos Bruder Illias vor der Tür, der für den regelmässigen Knast-Freigang eine feste Anstellung braucht. Schliesslich tritt auch noch sein alter Schulkamerad Thomas an ihn heran. Der windige Immobielenhai will unbedingt sein Grundstück erwerben. Zinos möchte eigentlich nur noch irgendjemanden die Geschäftführung für seine Totgeburt aufdrücken, um zu Nadine nach Shanghai reisen zu können, aber plötzlich brummt der Laden.


                                                                                      
                                                                                     


Meinung:
Mit unendlich viel Charme gesegnet erzählt Fatih Akin in seinem reinen Feel-Good-Movie "Soul Kitchen" eine Geschichte voller sympathischer Loser in der grossen Hansestadt. Allen voran Zinos (der auch am Script beteiligte Adam Bousdoukos, authentisch, leider manchmal etwas schwer zu verstehen), der Betreiber eines nicht mal mittelmässigen "Restaurants" namens "Soul Kitchen". Klingt nach viel Liebe und Seele, ist dabei nur altes Fritten-Fett und warmes Astra. Durch allerlei Zufälle und unfreiwillig-glückliche Spontan-Entscheidungen wird aus dem Loch eine Goldgrube, nur wer schnell und unüberlegt zum grossen Glück kommt, verliert es in der Regel noch schneller. Siehe hier.


Das letzte Abendmahl?
Der muffige, trotzdem (oder gerade deshalb?) liebenswerte Stallgeruch von Möchtegern-Gastronomen, Gaunern und den bösen Schleimern mit dem dicken Geldbeutel wird sicher an vielen Stellen sehr überspitzt, dennoch irgendwie gut beobachtet rübergebracht. Wie in jeder guten Satire schlummert darin viel Wahrheit, auch wenn ich Akin gar nicht mal unterstellen will, dass "Soul Kitchen" eine Satire im klassischen Sinn sein soll. Ganz bestimmt sogar nicht. Nur eins will sein Film: Unterhalten, ein Lächeln auf's Gesicht zaubern, einfach für einen relaxten Ausflug in ein Millieu einladen, in dem Herzblut über dem Verstand und (bisweilen) auch der Realität steht. Diese Mischung passt nicht immer, aber oft genug hervorragend.

 


Eine Küche ist kein Ponyhof
Natürlich ist das zum bersten überkonstruiert, nur muss eine Komödie sich daran messen lassen? Nicht zwingend, besonders wenn da so viel Liebe zum Detail drinsteckt. Jede Figur ist eine Karikatur, manche mehr, manche weniger. Nur im Kern trifft Akin oft das, auf was sich jede Karikatur im Idealfall stützen sollte: Die Realität. Und gewisse Albernheiten mal hin der her, denn manchmal geht "Soul Kitchen" mit leicht plattem Klamauk einfach zu weit, da gibt es so viele tolle Momente, schrullige Charaktere (ganz besonders: Birol Ünel als durchgeknallt-genialer Küchenchef und Demir Gögköl als verschrobener Schiffsbau-Opa) und dem Witz wie dem Herz am rechten Fleck. Unterlegt von einem genial zusammengestellten Soundtrack kommt aus der "Soul Kitchen" ein schmackhaftes Gericht mit Leib und Seele, das, wie seine Figuren, manchmal etwas überhastet handelt, dem deshalb daraus aber kaum ein Strick gedreht werden sollte. 


Richtig sympathisch, extrem locker im Abgang und mit sichtlich Freude gemacht. Keine Sterne-Küche, aber bestimmt ein Stammlokal.


7,5 von 10 Baumrinden-Aphrodisiaka