Fakten:
Stolz und Vorurteil und Zombies
(Pride and Prejudice and Zombies)
USA, UK. 2016. Regie & Buch:
Burr Steers. Mit: Lily James,
Matt Smith, Sam Riley, Bella Heathcote, Charles Dance, Lena Heady, Jack Huston,
Douglas Booth u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren.
Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
England, 1811: Das Land ist im
Begriff, von einer neuen Zombie-Welle überrannt zu werden. Für Mrs. Bennet
besteht jedoch das größere Problem darin, ihre fünf heiratsfähigen Töchter
unter die Haube zu bringen. Eine davon ist Liz, die wie der Rest ihrer
Schwestern die Kampfkunst der Shaolin beherrscht und eine leidenschaftliche
Kämpferin ist. Neben den Zombies ist ihre größte Herausforderung wiederum, der
seltsamen Anziehung zu dem Kämpfer Mr. Darcy und dem Charme des manipulativen
Mr. Wickham zu widerstehen. Liz und Darcy müssen erst persönliche Vorurteile überwinden,
bevor sie im Kampf gegen die Zombies die wahre Liebe füreinander entdecken.
Meinung:
Die Geschichte ist unveränderbar.
Dieser simplen Tatsache würde wohl jeder zustimmen. Glücklicherweise gibt es
jedoch die Kunst, denn im Kino kann jeder seine eigene Geschichte schreiben und
erträumen – oder die bestehende ganz einfach verändern. Nachdem wir
mittlerweile eine Vielzahl an schemenhaften Zombiefilmen in angeblich naher,
aber dennoch sehr ungreifbarer Zukunft gesehen, verschiebt Regisseur und Autor Burr Steers die beliebten Untoten
kurzerhand in ein historisches Setting. Durch diese Verlagerung ins England des
19. Jahrhunderts fallen einige typische Stilelemente weg, allen voran die
Kapitalismus- und Gesellschaftskritik, die in dystopischen Zwischenwelten mal
mehr, mal weniger präsent ist. Doch einen Zombiefilm im klassischen Sinn
bekommt man mit Stolz und Vorurteil und
Zombies ohnehin nicht geboten.
Unterm Kleid lauert mehr als eine Überraschung |
In gewisser Weiße ist der Name
bereits Programm. Steers Film, der
sich selbst wohl am ehesten als historische Zombieromanze sieht, besteht zu
gleichen Teil aus Stolz, Vorurteil und Zombies. Da ist es nicht weiter
erstaunlich, dass er sich vordergründig stark durch Jane Austens romantische Gefühlswelten artikuliert und dann,
ähnlich wie beim Titel selbst, eine Portion Zombies anfügt. Diese
Musterbeispiele von klischeehaften Untoten fühlen sich im fertigen Werk ebenso
fehl am Platz an, wie der ungelenke Titelzusatz bereits vermuten lässt. Ohnehin
wird den Zombies nur wenig Fläche eingeräumt und hauptsächlich werden sie dafür
genutzt die Handlung voranzutreiben. Eine Handlung, die sich primär über
zwischenmenschliche Gefühle erzählt, aber zu fahrig und undurchdacht präsentiert
wird um von selbst zu diesen Momenten zu kommen. Zombieblut als dramaturgisches
Schmiermittel sozusagen. Überhaupt scheint sich Burr Steers bei der Adaption im Unklaren darüber gewesen zu sein,
was er mit seinem Film eigentlich erzählen, ja was genau dieser überhaupt sein
will. Es schlagen zwei Herzen in der Brust des bemühten, aber selten gelungenen
Drehbuchs. Zum einen die greifbaren Gefühlswelten und die kühle Romantik,
welche Austens Vorlage beinahe
zwangsweise mit sich bringt und zum anderen eine gewisse Ironie, das
(unbewusst) verspielte und trashige, wenn sich die Figuren elegant durch
Zombiehorden schnetzeln. Vereinen lassen sich diese beiden Blickwinkel jedoch
so gut wie nie, dafür hätte es wohl eine fähigere und lautere Stimme seitens
der Regie gebraucht, die sich auch inszenatorisch eindeutig festgelegt und
nicht so unscheinbar und unspektakulär wie Steers
gearbeitet hätte.
Zweifelsohne, und das ist wohl
das Traurigste, hätte Stolz und
Vorurteil und Zombies das Potential zu einem echten Kultfilm gehabt. Die
zugrundeliegende Idee darf man guten Gewissens als vielversprechend bezeichnen,
nur scheitert diese signifikant an der mangelhaften Umsetzung und dem fehlenden
Wagemut des Regisseurs. Zu keinem Zeitpunkt kann sich der Film für eine
Richtung entscheiden und so verkommen fast alle kreativen Elemente (allen voran
natürlich die Zombies) zu einem reinen Gimmick inmitten einer banalen
Liebesgeschichte ganz im Zeichen der omnipräsenten Vorlage. Da ist es zumindest
ein geringer Lichtblick, dass so manche Darsteller etwas bemühter agieren als
der restliche Film.
4 von 10 abgetrennten Köpfen
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